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DER TAROT

die kabbalistische Methode der Zukunftserforschung als Schlüssel zum Okkultismus

von ERNST KURTZAHN
(Daïtyanus)
Zweite unveränderte Auflage 1925

Erster Teil.

Theoretischer und symbolischer Tarot.

II. Kapitel.
Tarot und Kabbala.

Seite 38


c) Die "großen Arkana"

Bei der Besprechung der "kleinen Arkana" haben wir gesehen, daß die Anwendung des göttlichen unaussprechlichen Namens Jod-He-Vau-He durch sie nach einem bestimmten Schlüssel stattfand. Auch bei den "großen Arkana" findet die Anwendung dieses Schlüssels in einer etwas erweiterten Form statt, wie wir gleich sehen werden.

Der Hauptunterschied zwischen den "kleinen" und den "großen" Arkana ist der, daß bei den letzteren Figuren und Zahlen vereinigt sind, hingegen bei den ersteren getrennt.

Es gibt 22 "große Arkana", aber eins derselben trägt eine Null, so daß es eigentlich nur 21 große Arkana gibt.

Wir sahen bei den kleinen Arkana die Anwendung der "Sequenzen" (1-2, 3; 4-5, 6 usw., nehmen wir sie auch hier zur Hilfe:
die Zahl 1 entspricht Jod und ist aktiv
die Zahl 2 entspricht He und ist passiv
die Zahl 3 entspricht Vau und ist neutral
die Zahl 4 entspricht d. 2. He und bedeutet den Übergang.





Seite 39

Das vierte Arkanum also korrespondiert mit dem "Knappen"' und der "Zehn" der kleinen Arkana und wird nach unserm bekannten Schema zum Jod der nächsten Serie.

Nennen wir diese Serien hier "Dreiungen". Wir haben es hier irn ganzen mit nicht weniger als sieben Dreiungen zu tun, was einleuchten wird, wenn man bedenkt, daß wir 7 mal 3 gleich 21 große Arkana (plus der Nullkarte = 22) besitzen.

Außerdem haben wir es noch mit einem neuen Begriff zu tun, dem der "Siebenheit". Ein Blick auf die nachstehenden Skizzen zeigt, daß zwei Dreiungen zusammen eine Siebenheit bildet (da die Zahl 4 als Übergang nur einmal numerisch zählt).

Die beiden ersten "Dreiungen", 1 und 2, und damit auch die erste Siebenheit sind, wobei selbstverständlich wieder der göttliche Name Jod-He-Vau-He Anwendung, findet:

  

A und B zusammen bilden die erste Siebenheit I, Arkana 1 - 7 (die arabischen Zahlen bezeichnen hierbei die Nummern der großen Arkana, 1 = Aleph, "der Gaukler", 2 = Beth, "die hohe Priesterin"' usw.).

Die nächsten beiden Dreiungen C und D bilden zusammen die zweite Siebenheit II, Arkana 7 - 13.

  

Wir sind nun bereits bei dem großen Arkanum "dreizehn" angelangt. Diese Karte, die die sogenannte, viel berufene Unglückszahl 13 trägt 1), ist gleichzeitig die Todeskarte, das "Mem", die Mutter; der dreizehnte Buchstabe des hebräischen Alphabets bedeutet gleichzeitig bezeichnenderweise, dem Mystiker ohne weiteres verständlich: "das Weib . . ." Das 13. Arkana bildet (wie das 7.) einen Übergang, und




    1) Daß 13 allgemein als Unglückszahl angesehen wird, ist nach Ansicht des Verfassers nur auf ihre Tarotbedeutung zurückzuführen. - Der Verfasser!



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zwar den zu einer neuen, der dritten Siebenheit III, gebildet aus den beiden Dreiungen E und F.

  

Die III. Siebenheit wird gebildet von den Arkana 13 bis 19.

Wir haben nun im ganzen drei Siebenheiten, die ihrerseits wieder in innigstem Zusammenhang mit den Hieroglyphen des heiligen Namens stehen.

  1. Siebenheit, positiv 1), bedeutet das Jod
  2. Siebenheit, negativ, bedeutet das He
  3. Siebenheit, neutral, bedeutet das Vau

Man beachte aber den Umstand, daß jede Siebenheit einen Ausdruck enthält, der zu der ihr vorangehenden Siebenheit gehört.

Denn die Sieben ist der letzte (7.) Ausdruck der ersten Siebenheit und gleichzeitig der erste der zweiten Siebenheit. Die Dreizehn so der letzte der zweiten und der erste der dritten Siebenheit.

Eine weitere Siebenheit zu bilden ist nicht mehr möglich, da nur noch drei Arkana übrig bleiben, wenn wir von der Nullkarte, dem Narren, absehen, nämlich die Karten: 19, 20 und 22.

Diese drei Arkana bilden die letzte, siebente Dreiung und gleichzeitig den Übergang wieder zwischen den großen und den kleinen Arkana.

Symbolisch ließe sich das gut darstellen durch das bekannte Bild der sich in den Schwanz beißenden Schlange, denn die Münzen oder Pentakel bildeten ja, wie früher gezeigt, den Übergang von den kleinen zu den großen Arkana.

Diese letzte 7. Dreiung korrespondiert aus diesem Grunde auch mit dem 4. Buchstaben des göttlichen Namens, dem (2.) He.

Die letzte numerierte Karte der großen Arkana, 22, "die Welt", enthält in ihrer tiefen Symbolik den ganzen Tarot wieder.

Die Entsprechungen der drei Siebenheiten sind diese:

  1. Die erste Siebenheit entspricht Gott oder der göttlichen Welt,
  2. die zweite Siebenheit entspricht dem Menschen,
  3. die dritte Siebenheit entspricht der Natur.

Die letzte Dreiung zeigt den Übergang von der Welt der Vor-




    1) Positiv und negativ werden in manchen Schriften über den Tarot auch durch Farbenbezeichnungen wiedergegeben, und zwar für positiv ( + ) "rot" und für negativ ( - ) "schwarz". - Anmerkung des Verfassers!



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sehung der schöpferischen Welt zu der sterblichen, der erschaffenen Welt an.

Geben wir hier nun zum besseren und leichteren Verständnis eine tabellarische Übersicht des vorstehend Gesagten.

  1. Die "Münzen"' einerseits und die "siebente Dreiung" andererseits bilden die Verbindung zwischen den "großen" und den "kleinen" Arkana. -

  2. Die Verbindung beruht auf der allgemeinen Verwandtschamit den vier Buchstaben Jod-He-Vau-He = Tetragrammaton.

  3. 3. Die erste Siebenheit, welche mit dem Jod gleichläuft, beherrscht alie Entsprechungen des Buchstabens Jod in den Gruppen der kleinen Arkana:
    1. Die vier Könige
    2. Die vier Asse
    3. Die vier Vieren
    4. Die vier Sieben.

  4. Jedes Element der Siebenheiten beherrscht verschiedene Ausdrücke:

    I. Siebenheit.
    Die Arkana 1 und 4, den König und 1, 4, 7 der Stäbe
    Die Arkana 2 und 5, den König und 1, 4, 7 der Kelche
    Die Arkana 3 und 6, den König und 1, 4, 7 der Schwerter
    Die Arkana 7, den König und 1, 4, 7 der Münzen

    Das erste Arkanum beherrscht vor allem die negativen Ausdrücke der Serien.
    Das 1. (+) positive
    Arkanum beherrscht
    )
    )
    )
    König oder Jod der Stäbe (+)
    König oder Vau der Schwerter (-)

    Das vierte Arkanum beherrscht besonders die negativen Ausdrücke der Serien.
    Das 4. (-) negative
    Arkanum beherrscht
    )
    )
    )
    König oder He der Stäbe (+)
    König oder 2. He der Münzen (-)
    und so fort bei den anderen Arkana der ersten Siebenheit:
    Arkanum 2 (+))
    )
    )
    As oder Jod der Kelche (+)
    As oder Vau der Schwerter (-)
    Arkanum 5 (-))
    )
    )
    As oder He der Pokale (+)
    As oder He der Münzen (-)
    Arkanum 3(+))
    )
    )
    "Vier" der Stäbe (+)
    "Vier" der Schwerter (-)
    Arkanum 6 (-))
    )
    )
    "Vier" der Kelche (+)
    "Vier" der Münzen (-)
    Arkanum 7 (neutral))
    )
    )
    Alle Übergangsausdrücke





Seite 42

    II. Siebenheit

    Diese Siebenheit, welche mit He gleichläuft, beherrscht alle Entsprechungen des He in den kleineren Arkana:

    Die vier Königinnen
    Die vier Zweien
    Die vier Fünfen
    Die vier Achten.

    Jedes Element der zweiten Siebenheit beherrscht folgende Begriffe:

    Arkanum 7 (+))
    )
    )
    Königin oder Jod der Stäbe (+)
    Königin oder Vau der Schwerter (-)
    Arkanum 8 (+))
    )
    )
    Zwei der Stäbe (+)
    Zwei der Schwerter (-)
    Arkanum 9 (+))
    )
    )
    Fünf der Stäbe (+)
    Fünf der Schwerter (-)
    Arkanum 10 (-))
    )
    )
    Königin oder (1.) He der Kelche (+)
    Königin oder (2.) He der Münzen (-)
    Arkanum 11 (-))
    )
    )
    Zwei der Kelche (+)
    Zwei der Münzen (-)
    Arkanum 12 (-))
    )
    )
    Fünf der Pokale (+)
    Fünf der Münzen (-)
    Arkanum 13 ())
    )
    )
    Alle Achten () neutral

    III. Siebenheit.

    Die dritte und letzte Siebenheit korrespondiert mit der Hieroglyphe Vau und beherrscht:

    Die vier Ritter
    Die vier Dreien
    Die vier Sechsen
    Die vier Neunen.

    Jedes Element dieser Siebenheit herrscht nun über:

    Arkanum 13 (+))
    )
    )
    Ritter oder Jod der Stäbe (+)
    Ritter oder Vau der Schwerter (-)
    Arkanum 14 (+))
    )
    )
    Drei der Stäbe (+)
    Drei der Schwerter (-)
    Arkanum 15 (+))
    )
    )
    Sechs der Stäbe (+)
    Sechs der Schwerter (-)
    Arkanum 16 (-))
    )
    )
    Ritter oder (1.) He der Pokale (+)
    Königin oder (2.) He der Münzen (-)





Seite 43

    Arkanum 17 (-))
    )
    )
    Drei der Kelche (+)
    Drei der Münzen (-)
    Arkanum 18 (-))
    )
    )
    Sechs der Kelche (+)
    Sechs der Münzen (-)
    Arkanum 19 ( neutral))
    )
    )
    Alle Neunen - () = (neutral)

  1. Die Dreiung des Übergangs herrscht über:

    1. Die vier Knappen
    2. Die vier Zehnen.

    Jedes seiner Elemente regiert in:

    Arkanum 19 ( neutral und +))
    )
    )
    Knappe der Stäbe (+) oder Jod
    Knappe der Schwerter (-) oder Vau
    Arkanum 20 ( neutral und -))
    )
    )
    Knappe der Kelche (+) oder 1. He
    Knappe der Münzen (-) oder 2. He
    Arkanum 22 (da 0,
    der Narr, hier nicht zählt) (+)
    )
    )
    )
    Alle Zehnen () = neutral

  2. Die Zeichen + = positiv, - = negativ und = neutral bestimmen den genauen Wert jeder Karte. Jeder Ausdruck kann in zwei Hauptbedeutungen aufgefaßt werden, in positiver (+) oder negativer (-) Bedeutung.

    Zum Beispiel. Die Entsprechungen der ersten Siebenheit sind 1 und 4.

    1 ist das Positive (+)
    2 ist das Negative (-)

    Die 1 beherrscht zwei "kleine Arkana", und zwar den König der Szepter und den König der Schwerter.

    Der König der Szepter oder Stäbe ist positiv (+)
    Der König der Schwerter ist negativ (-).
    Der bestimmte Wert dieser Ausdrücke ist daher:
    1. König der Szepter:
      Positiv (+) des Positiven (+)
      oder: König der Szepter ++
    2. König der Schwerter:
      Negativ (-) des Positiven (+)
      also: König der Schwerter + -

    Dieselbe Regel wende man auf die anderen Ausdrücke an, indem man das folgende Zeichen des "großen Arkanums" mit dem, welches dem in Betracht kommenden Ausdrucke folgt, in Einklang bringt.

    Somit hätten wir den Wert einer jeden der 78 Tarotkarten festgelegt. Wir geben aber trotz der klaren Darlegung, um allen Mißverständnissen aus dem Wege zu gehen, nachstehend eine Übersicht der "allgemeinen Verwandtschaften".





Seite 44

  1. Allgemeine Verwandtschaften.

    1. zu Jod

      positiv (+) negativ (-)
      "Große Arkana"(
      (
      (
      Arkanum 1
      Arkanum 7
      Arkanum 13
      Arkanum 4
      Arkanum 10
      Arkanum 16

      "Kleine Arkana"(
      (
      (
      (
      (

      (
      (
      (
      (
      (
      König
      Ass
      4
      7



      König
      Ass
      4
      7
      )
      )
      )
      )
      )

      )
      )
      )
      )
      )
      der Szepter (Stäbe)





      der Schwerter
      )
      )
      )
      )
      )

      )
      )
      )
      )
      )
      König
      Ass
      4
      7



      König
      Ass
      4
      7
      )
      )
      )
      )
      )

      )
      )
      )
      )
      )
      der Pokale



      der Münzen

    2. Verwandtschaften zum (1.) He:

      positiv (+) negativ (-)
      "Große Arkana"(
      (
      (
      Arkanum 2
      Arkanum 8
      Arkanum 14
      Arkanum 5
      Arkanum 11
      Arkanum 17

      "Kleine Arkana"(
      (
      (
      (
      (

      (
      (
      (
      (
      (
      Königin
      Zwei
      Fünf
      Acht



      Königin
      Zwei
      Fünf
      Acht
      )
      )
      )
      )
      )

      )
      )
      )
      )
      )
      der Stäbe





      der Schwerter
      )
      )
      )
      )
      )

      )
      )
      )
      )
      )
      Königin
      Zwei
      Fünf
      Acht



      Königin
      Zwei
      Fünf
      Acht
      )
      )
      )
      )
      )

      )
      )
      )
      )
      )
      der Kelche



      der Münzen

    3. Verwandtschaften zum Vau:

      positiv (+) negativ (-)
      "Große Arkana"(
      (
      (
      Arkanum 3
      Arkanum 9
      Arkanum 15
      Arkanum 6
      Arkanum 12
      Arkanum 18

      "Kleine Arkana"(
      (
      (
      (
      (

      (
      (
      (
      (
      (
      Ritter
      Drei
      Sechs
      Neun



      Ritter
      Drei
      Sechs
      Neun
      )
      )
      )
      )
      )

      )
      )
      )
      )
      )
      der Schwerter





      der Stäbe
      )
      )
      )
      )
      )

      )
      )
      )
      )
      )
      Ritter
      Drei
      Sechs
      Neun



      Ritter
      Drei
      Sechs
      Neun
      )
      )
      )
      )
      )

      )
      )
      )
      )
      )
      der Münzen



      der Kelche





Seite 45

    1. Verwandtschaften zum (2.) He.

      positiv (+) negativ (-)
      Arkanum 19
      Knappe der Stäbe
      Knappe der Schwerter
      Arkanum 20
      Knappe der Kelche
      Knappe der Münzen

      In der Wage halten sich:

      Arkana 21 und 22,
      Zehn der Stäbe und Schwerter
      Zehn der Kelche und Münzen

Hierzu folgende Übersichtsfigur:

Figur 3: Verhältnis der "kleinen" Arkana zu den großen.

Betrachten wir vorstehende Figur, so sehen wir, daß der heilige Name Jod-He-Vau-He oder = Tetragrammaton die Figur beherrscht, und zwar jeder Buchstabe ein Viertel des Vierecks.

Die verschiedenen Gruppen: Stäbe, Kelche, Schwerter und Münzen zeigen die besonderen Beherrschungen eines jeden Arkanums genau an.





Seite 46

In derselben übersichtlichen Weise werden wir am Schluß der nun folgenden eingehenden Besprechung der einzelnen Karten der "großen Arkana" eine Übersichtsfigur über den ganzen Tarot geben, die gleichzeitig als Schlüssel gedacht ist.

Wir beginnen jetzt mit der Besprechung der:

1. Tarotkarte: "Der Gaukler".