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Freimaurerei, Freimaurerlogen, Freimaurer






Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei
mit besonderer Rücksicht auf die Mythologieen und Mysterien des Alterthums
von Dr. Jos. Schauberg, Zürich 1861

B a n d II. - Vorrede



Lenau sagt im Savonarola *) vom Weihnachtsgottesdienste zu Rom:

Die Ceremonie wird als Fratze
Gedankenlos nur ausgekramt;
Ein Affe, sie mit Kopf und Tatze
Tiefsinnige Geberden ahmt.
Und die Gemeinde geistverlassen
Und herzverödet, drängt und gafft.

Dass die maurerischen Ceremonien und Symbole nicht gleichfalls ein bloses Fratzen- und Affenspiel vor der geistverlassenen und herzverödeten, drängenden und gaffenden Gemeinde sein und werden möchten, war meine unausgesetzte Aufgabe, so lange ich als Maurer reden, schreiben und wirken konnte und geredet, geschrieben und gewirkt habe, und in dieser Absicht namentlich strebte ich durch jahrelange, unermüdliche Studien den einstens in den Ceremonien und Symbolen der Maurerei lebenden Sinn und Geist zu ergründen und vielleicht wiederzuerwecken. Lenau fügte seiner Klage tröstend bei:

Doch sollt ihr nicht dem Kummer glauben.
Kein Wort des Heilands wird verwehn:
Gott lässt sich seine Welt nicht rauben,
Und seine Kirche wird erstehn.

Ob euren modernden Gebeinen
Wird dann hinwandern eine Schaar
Von Priestern, wahren, frommen, reinen
Und würdig dienen am Altar.




    *)Stuttgart und Tübingen 1849, S. 44.



Die Herzen werden sich versöhnen
Einst unter einem Freudenzelt,
Und die Natur wird sich verschönen,
In Liebe athmen wird die Welt.

Die Herzen werden sich verbünden,
Sich bringen jeden Gottesgruss,
Von Brust in Brust hinübermünden
Wird, Gott entströmt, ein Freudenfluss.

Und finden werden sie gemeinsam
Den Weg, das Leben und das Licht.

Was ich in dieser erhebenden Hoffnung gesucht und gefunden, glaubte ich, als nur das Licht und die Wahrheit erstrebend, zum Frommen Aller veröffentlichen zu dürfen, unbekümmert um das Wehe und die Leiden, welche Dem drohen, der die Todten in ihrer trägen Ruhe zu stören und aus dem langen Staube aufzu rütteln wagt. Mit vom Schmerze zerrissenen Herzen muss und darf ich klagen, dass mein durchaus reines und uneigennütziges Bestreben, indem ich die Herausgabe einer vergleichenden Symbolik der Freimaurerei unternahm und dafür auch die nichtmaurerische Gelehrtenwelt anzuregen versuchte, als ein vorgeblicher Bruch des Geheimnisses und des darauf abgelegten Eides nur mit Undank und Verfolgung gelohnt wurde. Obwohl von den maurerischen Gebräuchen und Ritualen längst in allen Ländern unendlich mehr gedruckt ist, als in rein wissenschaftlicher Absicht in meinem Werke berührt und mitgetheilt wird, - obwohl in den Logen die Gebräuche und Rituale leider gewöhnlich ohne alle und jede geistvolle Deutung geübt werden und für Jeden blos der Geist darin liegt, den er selbst hineinzulegen vermag, - obwohl zugleich Alle stündlich und täglich in den mannichfachsten Beziehungen das sog. unverbrüchliche Geheimniss theils unter sich selbst, theils gegen Fremde brechen: sollte ich dennoch einVerräther sein, weil ich Gedrucktes und anderwärts Erfahrenes öffentlich besprach. Eine verblendete und irregeleitete Mehrheit schrie, wie einst der Papst, zu dem Augustinermönche Mariano über Savónarola ausgerufen:





Gehe hin und schlage diesen Schwärmer
Mit des Verstandes blankem Schwert,
Schaff' mir vom Leib den wilden Lärmer,
Der mir an meinem Mantel zerrt!

Savonarola wurde auf dem Scheiterhaufen verbrannt, aber mit seiner Asche konnte der zerfetzte Papstmantel nicht wieder hergestellt werden und bald werden diese Fetzen nach allen vier Weltgegenden durch die freien Lüfte getragen werden. Meinen Richtern verzeihe ich, denn sie wussten nicht, was sie thaten, und werden früher oder später ihren Irrthum und ihr Unrecht erkennen. Der feierliche Eid des Stillschweigens aber, welcher auch jetzt noch allerdings von jedem Neuaufzunehmenden geleistet und von ihm bei jeder Beförderung in einen höhern Grad wiederholt werden muss, und den ich verletzt haben soll, ist ein völlig widersinniges und gar nicht mehr zu erfüllendes Ueberbleibsel früherer Zeiten und besonders jener Zeiten, in denen in England die Maurerei zum Deckmantel politischer Pläne und Verschwörungen missbraucht wurde. Dieser politische Eid schloss nach dem ältern englischen Lehrlingsfragstücke mit den ächt englischen Matrosenworten:

"Alles dieses schwöre ich mit dem festen und unerschütterlichen Entschluss, es zu halten ohne allen Wankelmuth, inneren Vorbehalt, oder was immer für eine selbstersonnene Ausflucht; unter keiner geringern Strafe, als dass mir mein Hals durchschnitten, meine Zunge bei der Wurzel ausgerissen und diese vergraben werde im Sande des Meeres bei niedrigem Wasserstande, ein Cabeltau weit vom Ufer, wo Ebbe und Fluth zweimal in 24 Stunden darüber geht. So helfe mir Gott und erhalte mich standhaft in dieser meiner Lehrlingsverpflichtung 1)."

In Uebereinstimmung mit diesem, im 17. Jahrhundert in




    1) Krause, Kunsturkunden, I. 1. S. 162 und 63.



England aufgebrachten Eide stand es, dass man das uralte Halszeichen, einen mit der rechten Hand von der linken Schulter zur rechten und von hier abwärts zu beschreibenden rechten Winkel als Symbol des zu erstrebenden rechten Handelns und Wandelns, nunmehr auf das an dem Verräther zu vollziehende Halsabschneiden deutete, wie es in England und in Frankreich leider noch dermalen geschieht. Auch ist in England und in Frankreich jene Eidesformel im Wesentlichen nicht blos beibehalten, sondern in England theilweise selbst verschärft worden, wofür auf "das Freimaurerthum in seinen 7 Graden", Leipzig 1857, S. 7, 16, 60 u. s. w., sowie auf Ragon, rituel de l'apprenti maçon, Paris 1860 S. 54 unten und S. 61, verwiesen wird. Wenn anders das von einem englischen königlichen Bogenmaurer (Royal-Arch-Mason) angeblich nach den Archiven der englischen Grossloge verfasste Freimaurerthum Glauben verdient, wird dem Neuaufzunehmenden nach dem jetzigen Rituale bei seiner Einführung in die Loge und vor dem abgelegten eigentlichen Eide auch noch der weihende Stich also gegeben (S. 12): "Ungefähr auf der Mitte der Schwelle drückt ihm der jüngere Aufseher die Spitze des Zirkels auf die linke 1) Brust und fragt ihn: "Fühlen Sie etwas, Candidat?" Antw.: "Eine Marter fühle ich." Der jüngere Aufseher: "So wie dieser Stich eine Marter für Ihr Fleisch ist, so mag Ihr Herz und Gewissen ewig gemartert werden, wenn Sie je die Geheimnisse des Freimaurerthums zu enthüllen versuchen sollten." - In Deutschland und in der Schweiz dagegen ist die englische Eidesformel seit längerer Zeit bedeutend verändert und gemildert: allein bei einem jetzt nur auf Selbstveredlung, Freundschaft und Wohlthun berechneten Vereine möchte jeder derartige Eid überflüssig, wenn nicht thöricht erscheinen, wesshalb auch Krause, a. a. O., I. 2 S. 337 ffg., sich mit allem Nachdrucke dagegen erklärt hat, wie




    1) Dem aufzunehmenden Gesellen wird die Spitze dann auf die rechte Brust, und dem Meister werden die beiden Zirkelspitzen auf die linke und die rechte Brust gedrückt.



es vor ihm von Fessler geschehen war. Schon das Bedenken steht dem Eide entgegen, dass er abgenommen wird, ehe und bevor der Schwörende dessen Bedeutung kennt und man ihm entweder noch gar Nichts oder nur sehr Weniges mitgetheilt hat; einzig in der (niemals erfüllten und zu erfüllenden) Erwartung, der zu erfahrenden wichtigen Geheimnisse wird der geforderte Eid geschworen. Ferner kann man unmöglich zu versehweigen geloben, was seit Jahrzehnten in vielen aus- und inländischen Büchern von Jedem gedruckt zu lesen und nicht selten aus diesen Büchern nur abgeschrieben ist; wenn Jemand Das, was er aus solchen öffentlichen Büchern erfahren, weiter mittheilt, verräth er begreiflich Nichts aus der Loge. Vielen Logen und Tausenden von Brüdern fällt das Schweigen so ausserordentlich leicht, weil ihnen das Reden die schwerste königliche Kunst wäre. Nachdem nun die Maurer vollständig aufgehört haben, irgend welche politische, wissenschaftliche oder technische (Kunst-) Geheimnisse zu bewahren und zu besitzen, wollte bereits der um die Umgestaltung und Bessergestaltung der neueren Maurerei so verdiente Br. Fessler (Schriften III., S. 79-80) den früberen Maurereid blos zur historischen Kunde der Brüder gebracht wissen: "weil wir nicht mehr in der wirklichen Baukunst arbeitende freie Maurer, mithin auch nicht mehr in der Nothwendigkeit unserer würdigen Vorfahren sind, die besondern Vortheile und Handgriffe der Kunst geheim zu halten, oder, aus Furcht vor Entheiligung, Kerker und Scheiterhaufen zu verbergen. Unsere Gebräuche sind durch den Druck der Welt bekannt geworden: ihre Geheimhaltung kann also durch keinen Eid mehr versprochen worden. Das einzige Geheimniss, was noch in der Bruderschaft liegt, ist das Wesen und die Tendenz der Freimaurerei, und die Geschichte ihres Ursprungs und ihrer Fortschritte. Wer das Wesen und die Tendenz der Freimaurerei unter Leitung unserer Symbole in seinem Innersten gefunden hat, der kann es durch Aussprechung nicht entheiligen; denn er wird von Denen, die es





noch suchen, nicht verstanden. Wer durch eigene Forschungen zur Erkenntniss des Ursprungs und der Fortschritte der Freimaurerei gelangt ist, der kann zur Verschweigung seiner Entdeckungen durch keinen Eid verpflichtet werden." - Krause, I. 2, S. 348, bestätigt dieses mit den Worten: "Nie habe ich irgendwo ein Gelöbniss abgelegt, allgemein menschliche Wahrheiten zu verschweigen, und die Aussicht auf die Schmähungen und Verläumdungen der Unwissenheit und der Hehlsucht verpflichtet mich insbesondere, Gott und dem Gewissen allein zu gehorchen." - In dem gleichen Sinne mit Fessler und Krause hatte schon früher Kant, zerstreute Aufsätze, Frankfurt und Leipzig 1793, S.32, ganz unbedingt gelehrt, dass ein jeder Vertrag (und auch ein abgeforderter und gegebener Eid des Stillschweigens ist ein Vertrag) wodurch die freie Forschung und Aufklärung beschränkt und gehemmt werden solle, schlechterdings nichtig sei. Das maurerische Verbot des öffentlichen Forschens und Redens ist ganz gleichbedeutend mit dem allgemein getadelten und verworfenen Verbote der Brahmanen und der katholischen Priester, die heiligen Schriften, die Veden und die Bibel, zu lesen und zu erörtern; der Çudra, welcher dennoch die heilige Schriften liest, wird stumm werden 1), die christlichen Maurer dagegen werden stumm zur Strafe ihres Nichtlesens.

Das Entscheidendste dürfte aber hier sein, dass unter den Verhältnissen der Gegenwart der strenge Eid der Verschwiegenheit nur eine arge und unverzeihliche Täuschung der Neueintretenden ist, indem dadurch in diesen nothwendig die Erwartung auf die erst mitzutheilenden heiligen Geheimnisse geweckt und von Grad zu Grad höher gespannt wird, bis sie am Ende ihrer maurerischen Laufbahn und angekommen im letzten und innersten Grade schmerzlich enttäuscht erfahren, das einzige wahre Geheimniss der heutigen Freimaurerei bestehe darin, kein Geheimniss zu besitzen. Diejenigen, welche




    1) Dunker, Gesch. des Alterth., II. S. 83.



dieses inhaltslose Geheimniss aufzudecken sieh erlauben und den Wahnglauben zerstören, durch welchen nur zu lange unter der Oberleitung der Grosslogen die Massen gebunden und gegängelt worden sind, sind keine Verräther, sondern die treuen und kühnen Freunde des Lichts und der freien Wahrheit. Der grosse Geist des 18. Jahrhunderts, welcher die Völker des ganzen Erdkreises aufgerüttelt und befreiet hat, ist spurlos über die Freimaurer dahingegangen und sie stehen heute noch in derselben Verfassung und geistigen Lage der Abhängigkeit und Unaufgeklärtheit, in welchen sie vor einem Jahrhundert standen, wenn sie nicht noch darunter gesunken sind. Diese höchst aufffallende geschichtliche Thatsache erklärt sich dennoch sehr leicht daraus, dass die Verfassung des Freimaurerbundes eine wesentlich aristokratische ist und mit den gewöhnlichen Mitteln der aristokratischen Herrschaften erhalten wird. Die festeste Stütze der maurerischen Aristokratie sind dabei die gebeugten Massen selbst in dem Gefühle und in dem Bewusstsein, Alles zu verlieren, wenn ihnen der falsche Schein der von ihnen verborgenen und verschwiegenen Geheimnisse geraubt würde.

Das Geheimthun der schweizerischen und der deutschen Logen und ihr Anfeinden der Oeffentlichkeit ist das gerade Gegentheil des Verfahrens der englischen, nordamerikanischen und französischen Maurerei, welche der unbeschränkten Oeffentlichkeit in der Literatur und selbst in öffentlichen Aufzügen u. s. w. seit langen Zeiten huldigen, wie namentlich die neuenglische Grossloge selbst einige Jahre nach ihrer Gründung im J. 1717 ihr Constitutionenbuch durch Anderson im öffentlichen Drucke herausgegeben hat. Unter Zustimmung und mit Aufmunterung der höchsten dortigen maurerischen Behörden veröffentlicht in diesem Augenblicke der nun 80jährige Br. Ragon zu Paris bei Collignon in 15 Heften 18 Rituale, d. h. die vollständigen Rituale der 33 französischen Grade, soweit dieselben wirklich bearbeitet und feierlich ertheilt werden, nebst den Ritualen der Trauerloge, der Aufnahme eines Luftons, der Ein-





führung eines Jungen Ehepaares, der Adoptions- oder Frauenlogen u. s. w. Ragon hatte mit Recht seinen Veröffentlichungen das Motto vorgesetzt:

"Faire connaitre la Maçonnerie, c'est la faire aimer."
Der schweizerische Streit gegen die Oeffentlichkeit gleicht somit dem Kampfe jenes bekannten spanischen Ritters gegen die Windmühlen. Die literarische Empfänglichkeit und Dankbarkeit der Maurer stand übrigens stets im schlechten Geruche, wie auch Goethe (III. S. 16) dieselben geisselt:

Will Einer in die Wüste pred'gen
Der mag sich von sich selbst erled'gen.
Spricht aber Einer zu seinen Brüdern,
Dem werden sie's oft schlecht erwiedern!

Dieser Klage reihte aber Goethe unmittelbar den Trost an:

Lass Neid und Missgunst sich verzehren,
Das Gute werden sie nicht wehren!
Denn Gott sei Dank! es ist ein alter Brauch:
So weit die Sonne scheint, so weit erwärmt sie auch.

Ebenso hat Goethe seine eigenen Logengedichte und Logenvorträge, z. B. seine Trauerrede auf Wieland, unbedenklich in der Cotta'schen Gesammtausgabe seiner Werke (VI. S. 3 ff. und XXVII. S. 422 ff.) abdrucken lassen, wie Andere vor und nach ihm bis herab auf Bischof Draeseke, Hottinger und Lewis auch öffentlich geschrieben haben. Selbst bildliche Darstellungen der Symbole und Gebräuche der Freimaurerei sind sehr häufig, besonders in England und Frankreich. Unter den diessfälligen Werken mag nur erwähnt werden:

Clavel, histoire pittoresque de la Francmaçonnerie avec 25 gravures représentant les réceptions et cérémonies maçonniques déerites dans le texte. Paris 1843.

In den Bildern zu dem Conversationslexikon sind gleichfalls solche Abbildungen gegeben.

Es gehört unter solchen Umständen in der That und Wahrheit eine grosse Kühnheit dazu, um auch gegenwärtig maurerische Geheimnisse zu behaupten, und eine noch grössere literarische Unwissenheit, um dieselben ernstlich glauben und in





dem Wahne sich beglückt und reich fühlen zu können. Diese Wahrnehmung hatte Charles de Bussy zu dem in seiner Allgegemeinheit freilich höehst ungerechten Ausspruche verleitet, dass der Freimaurerbund une réunion de dupes, ein Verein von Thoren sei. 1) Die freie und öffentliche Forschung, die freie maurerische Presse, die Wissenschaft kann und wird allein solchen Urtheilen und Vorwürfen ihren letzten Scheingrund nehmen. Die wissenschaftliche Prüfung und Oeffentlichkeit ist aber ganz vorzüglich und wesentlich auf die Rituale und Symbole auszudehnen, indem sie ja das täglich Geübte und Gebrauchte sind und daher um so nachtheiliger wirken und lasten, wenn sie entweder gar nicht oder ganz falsch verstanden werden und so, einer vernünftigen Fort- und Umbildung entbehren müssen. Der kaum glaubliche und doch gedruckt zu lesende Unsinn, welcher noch besonders im Helldunkel der englischen und französischen höhern Grade herrscht und getrieben wird, wird nicht eher aufhören, als bis er schonungslos und unermüdlich vor den Richterstuhl der öffentlichen Meinung gezogen wird. Nicht die höhern Grade an sich, aber die Thorheiten und Fehler der höhern wie der niedern Grade sollen mit allen Mitteln bekämpft werden. Das Gute wird und muss im Feuer des Lichtes nur schöner glänzen und strahlen, das Schlechte aber darin erkannt werden und zu Grunde gehen.

Endlich sollte bei der Beurtheilung der Sache doch gewiss auch einige Rücksicht darauf genommen werden, in welcher Absicht und in welcher Weise die öffentlichen Geheimnisse der Freimaurerei von einem Maurer besprochen werden. Jede eigennützige oder gar böse Absicht war mir bei der Abfassung und Veröffentlichung meines Werkes fremd; ich wollte nützen und brachte für diesen Zweck grosse Opfer an Zeit und Geld. Eben so ist ein Werk von 90 - 100 Druckbogen im Ganzen und mit rein wissenschaftlicher Richtung nicht der Gefahr ausgesetzt, in




    1) Berthold-Dupré, Isis ou l'Initiation maçonnique, Fribourg en Suisse 1859, S. I.



die Hände des grossen, blos neugierigen Publicums zu fallen, da solche Bücher ja oft kaum hinreichende gelehrte Leser finden. Habe ich in der wohlwollendsten Meinung geirrt, dann ist nach maurerisehen Grundsätzen der Fehler verzeihlich, nicht aber rücksichtslos strafbar. Ohne mich entfernt dem im Jahre 1291 verstorbenen szufitischen Dichter Musslihheddin Saadi 1) vergleichen zu wollen, möchte ich dennoch mein schwaches Werk mit den Worten schliessen, mit denen Saadi seinen berühmten Rosengarten (Gülistan im Persischen) schloss:

Ich hab' gesagt, wozu mein Geist mich hat getrieben,
Ich habe manche Stund an diesem Buch geschrieben.
Drum mag's gefallen da dem Leser oder nicht,
Genug - ich hab' erfüllt nun meine Botenpflicht. 2)

Derselbe Saadi sagte:

Den halte nicht für deinen Freund, der in dem Glück
Dein Freund zu sein sich rühmt und der sich Bruder heisst.
Der ist ein Freund nur, der in Noth und Missgeschick
Die Händ dir bietet und dem Unglück dich entreisst. 3)

Vor einem, der in hohen Würden steht,
Die Schmeichler sich zu Füssen werfen hin;
Doch hat des Schicksals Ungunst ihn gestürzt,
Wird alle Welt mit Füssen treten ihn. 4)

Der eine Meerbefahrer kehrt
Nach Haus mit Gold in jeder Hand,
Den andern wirft todt eines Tags
Die Meereswoge an den Strand.

Möchten die Worte des heiligen Bernhard:

Bonum est hic esse,  incedit cautius,
Nam homo vivit hic purius,  moritur fidentius,
Quiescit securius,  purgatur citius,
Cadit rarius,  praemiatur copiosius.
resurgit facilius,  

die Aufschrift der Maurerei und jeder einzelnen Loge bleiben dürfen!!!




    1) Tholuk, Blüthensammlung aus der morgenl. Mystik, S. 225.
    2) Dr. Phil. Wolff, Saadi's Rosengarten, aus dem Persischen, Stuttgart, 1841. S. 328.
    3) Wolff, S. 57.
    4) Wolff, S. 59.