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Freimaurerei, Freimaurerlogen, Freimaurer






Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei
mit besonderer Rücksicht auf die Mythologieen und Mysterien des Alterthums
von Dr. Jos. Schauberg, Zürich 1861

B a n d II. - Kapitel XLVIII



Die Fünfzahl und das Fünfeck mit dem Buchstaben G darin sind bei den Maurern dem Gesellengrade eigenthümlich, indem der Schritt des Gesellen fünffach ist und fünf Altersjahre dem Gesellen beigelegt werden, der fünfeckige flammende Stern aber mit dem Buchstaben G darin unverkennbar das Hauptsymbol des Gesellengrades sein soll, - bei ihm an die Stelle des flammenden, aufwärts gerichteten gleichseitigen Dreiecks mit der Inschrift: "Et tenebrae eam non comprehenderunt!" das flammende aus drei verschränkten Dreiecken zusammengesetzte oder hervorgegangene Fünfeck tritt. Die Dreizahl und das Dreieck sind das Grundsymbol des Lehrlings- und die Fünfzahl und das Fünfeck dasjenige des Gesellengrades. Der fünffache Schritt des Gesellen erscheint zugleich, was wesentlich zu beachten ist in zwei Abstufungen, in zwei Theilen von je drei und zwei Schritten; die maurerische Fünfzahl ist daher keine Grundzahl, sondern eine zusammengesetzte, die Vereinigung und Vermählung der Drei mit der Zwei, wodurch wir sogleich mitten in die Zahlensymbolik des Alterthums hineingeführt werden. Die Drei galt dem Alterthum als die männliche und schöpferische göttliche Zahl,





als der symbolische Schöpfer und Gott, weshalb sie oder (und) ein ihr entsprechendes Symbol, wie das gleichseitige Dreieck, ein dreifacher Phallus, ein Dreizack, ein Dreifuss, drei Gesichter, drei Augen, drei Arme u. s. w. fast allen schöpferischen männlichen, ja selbst den schöpferischen weiblichen Gottheiten beigelegt werden, 1) wie dem Osiris, Brahma, Vischnu, Çiva, - Zeus, Poseidon, Dionysos, - Thôrr , - der Minerva u. s. w. Wie Bachofen sagt, wird die Eins zur Drei durch ihren Eintritt in den Stoff, durch ihre Vereinigung mit dem Stoffe, der Zwei, dessen belebendes und bewegendes Prineip, den Lebensgeist und das Lebensfeuer sie fortan bildet; die Drei ist die in dem Stoffe, der Zwei, schaffende und gestaltende Kraft, der Geist, die Einheit. Osiris hat als Attribut ein dreifaches Zeugungsglied, - Çiva, Zeus, Poseidon 2) und Thôrr den Dreizack, - Vischnu und Viva und Minerva das Dreieck, - Brahma drei Häupter und drei Arme, - Zeus zu Dodona, Apollo zu Delphi und Dionysos einen Dreifuss. 3) Zu Argos in Griechenland stand noch spät der dreiäugige Zeus, Zeus Triopas, ein Schnitzbild, welches ein drittes Auge auf der Stirn hatte und die vorhellenische oder pelasgische Zusammenfassung der nachher unter drei Götter vertheilten drei Weltreiche des Himmels, der Erde und des Meeres versinnlichte; 4) dieser Zeus Triopas ist der spätere Zeus als blosser Beherrscher des Himmels mit seinen beiden Brüdern Poseidon, als dem Beherrscher des Meeres, und Aïdes, als dem Beherrscher des Todtenreiches. 5) In dem gleichen Sinne wie der pelasgische Zeus wurde auch die Hekate, d. h. die fernwirkende, eine Mondsgöttin, dreigestaltig oder dreiköpfig abgebildet, als die im Himmel, auf Erden und auf dem Meere wirksame Göttin des nächtlichen Gestirns und zugleich mit Bezug auf die dreifache Gestalt des Mondes, auf die drei Mondsphasen. Mit Hinsicht auf die drei Mondsphasen wird die ägyptische Monds-




    1) Bachofen, Gräbersymbolik, S. 249 ff.
    2) Welker, griech. Götterlehre, I. S. 628 ff. und 640 oben.
    3) Schwartz, Ursprung der Mythol., S. 225.
    4) Döllinger, Judenthum und Heidenthum, S. 59.
    5) Welker, a. a. O., I. S. 161 ff.



göttin Bubastis, die griechische Artemis und lateinische Diana die Diva triformis, die dreigestaltige Göttin genannt. 1) Die Bubastis, eine andere Gestalt der Isis, ist zugleich die Geburtsgöttin Eileithyia, welcher nach Eusebius der dritte Tag in jedem Mondswandel geheiligt war. 2) Wegen der drei Mondsphasen erhielten die Statuen der dreigestaltigen Mondsgüttinnen in Aegypten auch zuweilen drei Häupter. Zu Athen stand die Athena Tritomenis den drei Monatsdekaden vor und sollte am dritten Tage des Monats geboren sein, woher sie auch genannt sein könnte, 3) wenn man den Beinamen nicht mit Welker, Preller 4) und Anderen von , dem Wasser, der Urfluth, dem Flusse Triton ableiten will. Die auf den parthischen Agathokles-Münzen erscheinende fackeltragende dreiköpfige Göttin bezieht sich gleichfalls auf die Verehrung der sogenannten persischen Artemis in Baktrien und sollte die drei Mondsphasen symbolisiren, welche im Zendavesta neben dem Monde selbständig verehrt werden. 5) Mit den in drei Reichen herrschenden Göttern oder drei Göttern hängt es bei den Griechen auch zusammen, dass es für ein vollkommenes Opfer () galt, drei männliche dreijährige Thiere () zusammen zu opfern: einen Widder, Stier und Eber, oder zwei Schafe und einen Stier, - oder ein Schwein, einen Bock und Widder, - oder einen Stier, ein Schwein und Ziege u. s. w.; 6) ähnlich glaubt man auch noch heute, die Gottheit dreimal anrufen zu müssen, um sie ganz und vollständig angerufen zu haben. - Auch gehört es dahin, dass in ausserordentlich vielen, namentlich auch schweizerischen Sagen, die verwünschten Jungfrauen nur durch einen dreifachen Kuss, als Symbol der hingebenden Treue und Liebe ihres Befreiers, erlöset werden können. Ueber die er-




    1) Prichard, ägypt. Mythologie, S. 117 und 122.
    2) Prichard, a. a. O., S. 120.
    3) Welker, a. a. O., I. S. 305 ff. und S. 555 ff.
    4) Preller, griech. Mythologie, I. S. 126.
    5) Lassen, indische Alterthumskunde, II. S. 65; Windischmann, Mithra, S. 65.
    6) Bachofen, Gräbersymbolik, S. 249 Anm. 2.



erlösende Macht des dreifachen Kusses mögen bei Rochholz, Schweizersagen, z. B. Nr. 167, 170 b und d, 181 a nachgesehen werden. Um sich sodann zu überzeugen, welche Fülle von Ableitungen die Wörter tres und tertius in den romanischen Sprachen gewähren, vergl. Fuchs, die romanischen Sprachen in ihrem Verhältnisse zum Lateinischen, Halle 1849, S. 158 und 63. In Indien führt besonders Viva den Dreizack, triçûla, und wird deshalb Tricûlin, Dreizackführer geheissen,1) auch mit drei Köpfen, z. B. in den Felsentempeln von Ellora und Elephanta abgebildet; 2) ebenso mit drei Augen und mit drei oder vielmehr sechs Armen. Lassen bezieht die Dreifachheit des Viva auf die göttliche Dreieinheit, Trimurti, der Schöpfung (Brahma), Erhaltung (Vischnu) und Zerstörung (Çiva selbst). Müller, Glauben, Wissen und Kunst der alten Hindus, deutet S. 434 und 565 den Dreizack des Çiva und des Vischnu auf die Beherrschung der drei Welten der Sonne, des Mondes und der Erde, oder des Himmels, der Erde und der Unterwelt. Beide Deutungen sind an sich zulässig und richtig und zwar ist diejenige von Müller historisch die ältere und ursprüngliche, diejenige von Lassen die jüngere und höhere, die rein speculative, da die Lehre von der Trimurti eine spätere brahmanische Speculation zur Bekämpfung und Vereinigung des einseitigen Çiva und Vischnudienstes ist, woraus es sich zugleich erklärt, dass der höchste und zusammenfassende Gott Brahma, der Gott der blossen Speculation der Brahmanen, eigentlich gar keinen Volkscultus hat, neben Çiva und Vischnu vom Volke eigentlich nicht verehrt wird. Im spätern speculativen Sinne der Brahmanen bezeichnen die Dreizahl, das Dreieck, der Dreizack, die Fünfzahl und das Fünfeck gleichmässig den Schöpfer und die Schöpfung, die dreifach wirkende Gottheit und die dreifach wirkenden Götter, Gott in dem All, die Weltseele in der Welt, den Unsichtbaren in dem Sichtbaren, den Ewigen in der Zeit, den Unendlichen in der Endlichkeit. Bei den Indern gehen daher aus dem gleichseitigen Dreiecke der grossen Götter-




    1) Lassen, a. a. O., II. S. 845 ff. und S. 929.
    2) Lassen, a. a. O., II. S. 846 Anm. 2 und S. 1089.



mutter Bhavani die drei grossen Dejota's: Brahma, Vischnu und Çiva hervor. 1) Auch das Dreieck der Athene oder Minerva 2) muss als das Symbol der Schöpfung betrachtet werden, womit es mythologisch zusammenstimmt, dass Fulgentius der Minerva einen siebenfältigen Schild beilegt, auf welchem sie den Prometheus zu dem Himmel emporhebt, d. h. die Minerva ist die Beherrscherin der sieben Planetensphären. 3) Bei den Indern wird die Dreieinheit von Brahma, Vischnu und Çiva durch einen Kreis in einem Dreiecke symbolisirt. Auch gehört hierher die sogenannte Triquetra, welche auf sizilischen Münzen nicht selten ist und auf einem numidischen Denkmale als Symbol des Baal-Chon sich findet. Es ist ein Kopf, an dem drei im Kniee gebogene Beine sich befinden, die von der Linken zur Rechten herumzuschlagen und in fortwährendem Laufe sich fortzubewegen scheinen, ohne Zweifel ein Symbol des Baal als Zeit- und Jahresgottes und seiner diesfalsigen Trimurti. In dem arithmetischen und geometrischen System der Pythagoräer war die Dreizahl und das Dreieck als Minerva in der Art personificirt, dass diese Philosophen das gleichseitige Dreieck, eingetheilt in sechs rechtwinkelige Dreiecke oder Elemente, Athene Tritogeneia nannten. 4) Zwei in einander geschobene gleichseitige Dreiecke, das Dreieck des Çiva und dasjenige des Vischnu als die Symbole des schöpferischen Feuers und Wassers, bilden auch einen maurerischen flammenden Stern oder das Hexagon, das salomonische Siegel, den Schild Davids als Symbol des Schöpfers und der Schöpfung, des Geistes und des Stoffes, des Himmels und der Erde, der Sonne und des Mondes, auch des unendlichen Raumes und der unendliehen Zeit, welches Symbol aus dem Oriente stammt und als Zeichen, als Hieroglyphe namentlich auch bei den Aegyptern und nach ihnen bei den Essäern gebräuchlich war und noch heute bei den Katholiken zur Monstranz gebraucht wird. Den Essäern war das gleichseitige Dreieck




    1) Creuzer, Symbolik, II. S. 667.
    2) Preller, römische Mythologie, S. 260.
    3) Lasaulx, Studien des klassischen Alterthums, S. 333.
    4) Creuzer, Symbolik, II. S. 706.



auch Symbol der Dreieinigkeit und ist von ihnen in diesem Sinne gewiss der ägyptischen Symbolik entlehnt. Nach Plutarch wurde nämlich bei den Aegyptern das gleichseitige Dreieck so gedeutet, dass die eine Seite des Dreiecks auf das männliche und die andere Seite desselben auf das weibliche göttliche Wesen und die Grundlinie auf den Erzeugten bezogen wurde. 1) Das Körper gewordene gleichseitige Dreieck ist der einfachste regelmässige und deshalb vollkommenste Körper, in welcher Eigenschaft es ebenso zum Symbole des Kosmos dient, wie das Quadrat und der Cubus. Das aus drei verschränkten Dreiecken bestehende Fünfeck wird dadurch auch zum Symbole des dreifach herrschenden und thätigen Gottes, - des dreigetheilten und dreieinigen dreifach thätigen Gottes, des Brahma, Vischnu und Viva, - des Osiris, der Isis und des Horus u. s. w. Nach der heidnischen und besonders indischen Symbolik wurden auch in der alten christlichen Kirche die Dreieinigkeit, die drei göttlichen Personen nicht selten durch drei zusammengewachsene Angesichter dargestellt. 2) Der Dreizack des Viva una noch mehr des Vischnu und des Poseidon als des zeugenden Himmels- und Erdmeeres, Himmels- und Erdwassers sind durchaus gleichbedeutend mit dem dreifachen Zeugungsgliede des Osiris, da der Lingam oder Phallus gleichfalls ein bekanntes Symbol des Çiva war und nur eine andere Form des ihm zugehörigen Stieres Nandi, des dem Osiris geheiligten Apisstieres ist. Der Phallus und der Stier, der parsische Urstier (gâus hudhao, gosurun) und der Urmensch (gayo-maratha, nâ asava, 3) womit sich zugleich die heiligen Kühe als Symbole der grossen Mutter Erde, der Isis berühren, sind das gleiche Symbol des Schöpfers und der Schöpfung, des Zeugers und der Zeugung. Die dreiständigen oder dreifach ausgezackten Blätter der den Göttern heiligen Pflanzen 4) müssen in dem gleichen oder doch ähnlichen Sinne betrachtet und zunächst auf den dreigezackten zeu-




    1) Krause, Kunsturkunden, I. 1. S. 455 Anm. a.
    2) Mone, Zeitschrift für die Gesch. des Oberrheins, III. S. 7.
    3) Windischmann, Mithra, S. 73 ff.
    4) Kuhn, die Herabkunft des Feuers, S. 237 ff.



genden Blitz bezogen werden, obwohl der dreigezackte Blitz selbst wieder nur ein Symbol des dreiweltlichen und zugleich dreieinigen Gottes der Schöpfung, der Erhaltung und Zerstörung ist, So ist auch der ältere oder ursprängliehe Stab, der Zauberstab, die Wünschelruthe des griechischen Hermes dreisprossig oder dreiblätterig, , gleich dem dreiblätterigen Klee, . Der dreisprossige oder dreigezackte Stab, , des Götterboten Hermes ist von dieser Seite der Dreizack des Çiva, Vischnu, Poseidon und Thôrr der dreigezackte Blitz, der Gott Agni selbst, der freundliche Mittler (wie Mithra) zwischen den Göttern und den Menschen, zwischen Himmel und Erde, als in dem Blitze herabsteigend und in der Opferflamme wieder aufsteigend. Agni ist gleich dem griechischen Hermes , der Bote Gottes oder des Zeus, der Engel, angelus. 1) Jedoch der Feuerstab, der dreifache Blitz des Hermes, der Blitzträger Hermes ist auch erzeugend, das dreifache Zeugungsglied des Osiris, der Stier Nandi und Apis, da der Blitz die befruchtenden Gewitter bringt. 2) Dass Hermes mit seinem dreizachigen Stabe, von welchen Zacken die eine die Handhabe bildet und beiden andern, oben gabelförmig auslaufenden zu einem verschiedenartig gestalteten Knoten zusammengeschürzt sind , auch die Seelen der Verstorbenen leitet und treibt oder Psuchopompos ist, beruht auf der uralten Anschauung, dass der Wolkenhimmel der Wohnort der Seelen und der Verstorbenen sei, welchen Wohnort der Blitz den Verstorbenen öffnet. Dieses erinnert zugleich an den Hammer Thôrrs, womit er Baldurs Scheiterhaufen einweiht, - an den etruskischen Seelenführer mit dem Hammer, - an die Steinbeile oder Steinhämmer in den keltischen Gräbern und an die Statue mit Hammer und Beil in dem Erdhügel zu Pouilly sur Saone. 3) Die Flügel des Hermesstabes leitet Kuhn von den Flügeln des blitzetragenden Vogels ab. Endlich gehört es in den hier berührten Vorstellungs-




    1) Kuhn, a. a. O., S. 238; Welker, griech. Götterlehre, II. S. 444; Haug, die Gâthâs, II. S. 100.
    2) Vergl. Preller, griech. Mythol., I. S. 259 und 260.
    3) Eckermann, a. a. O., III. 2. S. 55 ff.



kreis, dass der ägyptische König bei vielen, nicht mehr näher zu bestimmenden Handlungen und Vorkommnissen einen nur ihm eigenthümlichen Schurz in Form eines Dreiecks trug. 1)

Die Zwei, die Dyas, wurde als die weibliche göttliche Zahl, als der leidende Stoff, die empfangende und gebärende Urmaterie, oder Urwasser, der untergeordnete Urraum, die Urnacht und das Chaos betrachtet und die Schöpfung entsteht, wird, indem die Drei oder eigentlicher die Monas, der Ur-Eine, die Urgottheit, der Urgeist, und das Dreieck, der Schöpfer, der Feuergeist, die Materie, das Werdende schaffend, beseelend und gestaltend erfasst, - indem Zeus mit Hera oder Demeter, Osiris mit der Isis u. s. w., der Himmel mit der Erde sich liebend verbindet. 2) Das Gewordene, die Schöpfung, der Sohn der Drei und der Zwei ist die Fünfzahl () mit dem Fünfecke. Die Dreizahl und die Zweizahl sind nicht entfernt als etwas Reales oder Wirkliches gedacht, sondern sind blosse Symbole oder Bilder für den Urgeist und die Urmaterie oder den unbegrenzten und ungeordneten Raum, welchen der Urgeist und das Urlicht erleuchten, begrenzen, gestalten, bilden und ordnen soll. Die Monas oder der Ureine () wird als Dreiheit, Trias symbolisirt, weil er als Dreiheit die Zweiheit wieder zur Einheit zurückführt, oder schaffend und herrschend die Einheit und die Zweiheit in sich fasst. Der Urgeist ist also die Monas und die Tirias als der Schöpfer und Beherrscher der Dyas, - er ist der Unendliche und Endliche, die Ewigkeit und die Zeit, der Unsichtbare und Sichtbare, der Ausserweltliche und Innenweltliche, der Vater und der Sohn, der in der Vielheit sich ewig Gleiche und Eine, - der Unbewegliche und Unveränderliche und doch Alles Bewegende und Verändernde, der Unerschaffene und dennoch von Ewigkeit Schaffende. Der Urgeist, die Monas und die Trias, ist der allmächtige Baumeister, Bildner und Weber, welcher in dem Urraum seit anfangsloser Zeit die Welt und die Menschheit erbauet, indem er sprach: Es




    1) Weiss, Kostümkunde, Stuttgart 1860, S. 47.
    2) Bachofen, Gräbersymbolik, S. 29 und S. 259 ff.



werde Licht, es werde, es sei. Der Urgeist ist der Urlogos, das Urwort und die Urthat, weshalb bei den Indern die Gemahlin des Brahma die Sarasvati, wörtlich die Wasserbegabte, weil sie aus dem Wasser als Urstoff hervortrat, oder Vâk, die Rede, ist; 1) die weise Saraswati ist die Vâk selbst, d. h. die Schöpfung ist das Wort, die Sprache, die Rede und die Weisheit, die ewige Harmonie und der Gesang, das Spiel Gottes. 2)

Der Buchstabe G in dem flammenden fünfeckigen Sterne, welchen wir von ableiten, wird von den Maurern gewöhnlich auf die Geometrie als die fünfte der sieben freien Künste gedeutet. In den französischen maurerischen Schriften, z. B. bei Ragon, cours philosophique et interprétatif des initiations anciennes et modernes p. 129, wird dabei noch hervorgehoben, dass der Buchstabe G im Alphabete der fünfte Consonant sei, was jedoch jetzt blos zufällig und gewiss nicht symbolisch ist. Im phönicisch-ägyptischen Alphabete, welches Böttger das kanaanitische nennt, ist der Buchstabe Gimel mit dem ursprünglichen Bilde eines Joches, das griechische Gamma, das lateinische G und auch C, das deutsche G, in der Gesammtreihenfolge der dritte Buchstabe und der zweite Consonant. Wäre aber der Buchstabe G auf den God der Britten und den Gott der deutschen Sprache zu beziehen, will ihn Ritter, Vorhalle europäischer Völkergeschichten, S. 30 ff. und S. 188, mit dem ältern Buddh oder Boda der Inder in Verbindung bringen, denn dieser soll der God der Britten, Gott der deutschen Sprache, der Goito Syr der Skythen ( nach Herodot IV, 59), Vod-her der Wenden, Bogh der Sklaven, Odin der Sachsen und Skandinavier, Wodan der Germanen und Khoda der Perser sein und der englische Wednes-day, Wodanstag, Odinstag, Dies Mercurii, Mittwoch gleichstehen dem Tage des Buddha, des Friedensgottes, im Kalender der Brahmanen und Buddhisten u. s. w.; selbst der Bodensee soll als See des Wodan oder Buddha, mit dem bottnischen Meere dahin ge-




    1) Benfey bei Ersch und Gruber, Encykl., II. Bd. XVII. S. 176 a.
    2) Vergl. auch Wollheim, Mythologie des alten Indien, S. 81; Lassen, III. S, 422.



hören; ebenso wäre der Glaube der Völker an die Wiedergeburt buddhistisch. - Wir können jetzt den flammenden Stern überhaupt als das Symbol des von der Maurerei gesuchten und gehofften irdischen und ewigen Lichtes, als den leuchtenden Stern alles Himmelslichtes, als den im Osten aufgegangenen Stern des Christenthums, der christlichen Liebe und Wahrheit, als den niemals erlöschenden Gottesstern und das göttliche Licht deuten. 1) So lange die Logen Vereine wirklicher Bauleute, theoretisch-praktische Bauschulen gewesen, hatten die Bauleute und Maurer sich natürlich hauptsächlich und zuerst mit der Geometrie zu beschäftigen. Nach der sogenannten ältesten englischen Lehrlingslection ist die Geometrie die Kunst zu messen, und es wird in Antw. 81 erläuternd beigefügt: "wodurch die Aegypter ihre Ländereien wieder ausfindig machten, nämlich eben so grosse Stücke derselben, als sie vor der Ueberschwemmung des Nilstromes gehabt hatten, welcher ihr Land oft unter Wasser setzte; wo sie dann in die Gebirge flohen, bis das Wasser abgelaufen war; und das verursachte unter ihnen beständige Streitigkeiten über ihre Ländereien. Denn jeder glaubte, er werde verkürzt, und erhielte nicht sein Recht, bis Euklid die Geometrie erfand und Jedem das Seine zumass, und ihnen Grundrisse von Jedermanns Besitzungen gab, worauf die Grösse Dessen, was Jedem gehörte, genau angegeben war; dann waren sie Alle zufrieden gestellt; und eben diese Regel (Verfahren) ist dann bei allen Völkern bis auf den heutigen Tag beibehalten worden." 2) - Die englische Lehrlingslection deutet hier, freilich sehr ungeschickt und ungeschichtlich, die geschichtliche Thatsache an, dass die ägyptischen Priester neben andern Wissenschaften auch die Geometrie zunächst ausgebildet haben und dass dann dieselbe von ihnen, besonders durch ihre Schüler Thales von Milet und Pythagoras den Griechen überliefert worden sei, unter welchen letzteren um 300 v. Chr. zur Zeit des Königs Ptolemäus Soter Euklides als der gründlichste und berühmteste Lehrer und Schriftsteller der Mathematik und Geometrie blühte.




    1) Fallou, S. 216.
    2) Krause, Kunsturkunden, I. 1. S. 205 ff.



Schon sehr frühzeitig d. h. Jahrtausende vor Chr. müssen die ägyptischen Priester, durch die besonderen Verhältnisse ihres Landes dazu veranlasst, eine grosse Menge geometrischer Kenntnisse und Erfahrungen sich angeeignet und zur förmlichen Wissenschaft gestaltet haben, indem sie ohne dieselben unmöglich ihre riesenhaften Bauwerke, Pyramiden, Tempel, Paläste und Kanäle hätten ausführen und ihre Landkarten und Grundrisse über die einzelnen Provinzen, Städte und Dörfer, öffentlichen Gebäude und über die Grenzen des Grundbesitzes hätten anfertigen können. In den bekannten, für die Masse der Alten so wichtigen Fragmenten des Heron von Alexandrien, welche bei Fenneberg, Untersuchungen über die Längen-, Feld und Wegemasse der Völker des Alterthums, Berlin 1859, S. 42 ff., im griechischen Originaltexte und in Uebersetzung mitgetheilt sind, kommt folgende auch von Lepsius, Hieroglyphenschrift am Tempel zu Edfu, S. 102 aus der Pariser Handschrift 1670 () angeführte, und bei Uhlemann, ägyptische Alterthumskunde, II. S. 84, berührte Stelle vor (§. 1 des zweiten Fragmentes):

"Zuerst beschäftigte sich die Feldmesskunst, wie uns die alte Erzählung lehrt, mit der Feldvermessung und Vertheilung, woher auch der Name kommt. Die Erfindung des Messens ist bei den Aegyptern gemacht worden wegen des Austretens des Niles. Viele Aecker nämlich, welche vor seinem Austreten sichtbar waren, machte er durch das Austreten unsichtbar, viele wurden nach dem Austreten erst sichtbar, und es war nicht mehr möglich, dass ein Jeder seine eigenen wieder erkannte. Deswegen erfanden die Aegypter dieses Vermessen des von dem Nile zurückgelassenen Landes. Man bedient sich zum Messen einer jeden Seite des Ackers theils des genannten Ackers, theils der Ruthe, theils auch der Elle, theils auch anderer Masse. Da die Sache den Menschen nützlich war, so wurde sie, einmal entstanden, weiter geführt, so dass das Gebiet des Messens und Vertheilens sich auch auf andere Körper erstreckte." 1)




    1) Diese Stelle mit dem ganzen zweiten klassischen heronischen



Die heronischen Fragmente oder Tafeln, jedoch nur die zwei ersten derselben, wurden zuerst von den Benediktinern ,durch Montfaucon in den Analectis graecis sive variis opusculis hactenus non editis, Paris 1681, veröffentlicht und nach Montfaucon hat dieselben dann Jomard im Anfang zu seiner Exposition du Systéme métrique des anciens Égyptiens wieder abdrucken lassen. Alle drei heronischen Fragmente finden sich in dem grossen Werke von Letronne, Recherches critiques ete. sur les fragments d'Héron, publiées par Vincent, Paris 1851, und sonst nirgends, weshalb dieselben jetzt Fenneberg auf die Anregung von Boeck hat nach Letronne abdrucken lassen und erläutert. Aus Heron hat also das englische Lehrlingsfragestück seine ähnliche Nachricht nicht geschöpft, jedoch könnte sie auf den verwandten Berichten von Herodot II, 109, - Strabo XVI, 1098, - Clemens Alex. Stromm. I. 16, p. 361, - Diodor, Tatian, Servius und Andern beruhen. Herodot fügt seinem Berichte über das übliche Vermessen der von dem Nile überschwemmten Grundstücke die Bemerkung bei, dass seines Erachtens daraus die Geometrie sich bei den Aegyptern entwickelt habe und von ihnen auf die Griechen übergegangen sei.

Seitdem die Masonen aus wirklichen Bauleuten zu blos symbolischen geworden sind, mithin seit dem Anfange des 18. Jahrhunderts, sind sie auch nur noch symbolische oder sittliche Messkünstler, Geometer. Die Geometrie, der Buchstabe G in dem flammenden Sterne, ist dem symbolischen und heutigen Maurer die Kunst, seinen Gedanken, Worten und Werken das gehörige Mass zu ertheilen, - die Kunst recht zu denken, zu reden und zu handeln, - die Kunst das Leben und die Zeit richtig zu theilen und zu gebrauchen, - der Lebensmassstab und die Lebenskunst. Die Geometrie ist jetzt die Kunst, das menschliche Leben zu messen und zu theilen, - die Kunst des




Fragmente rührt vermuthlich von demjenigen der drei Heron her, welcher unter Ptolemaeus II. Euergetes (147 - 115), also zur Zeit der Erwerbung des pergamenischen Reiches, zu Alexandrien blühte. Vergl. Fenneberg, a. a. O., S. 76 und 82, 131. Er war besonders wegen seiner Kenntnisse in der Mechanik berühmt.



Menschen, im rechten Masse, im rechten Winkel zu denken, zu reden und zu handeln, die schwerste aller Künste, die menschliche Kunst. Die Maurerei ist die sittliche Messkunst, der sittliche Massstab, das sittliche Gesetz und Leben. Die Messwerkzeuge, der Zirkel, das Winkelmass, die Bleiwage, der 24zöllige Massstab u. s. w., welche einst der wirkliche Maurer zum Bearbeiten der Steine und zur Ausführung der Bauwerke bedurfte, sind nunmehr die Symbole des sittlichen Lebens, welches der Mensch in sich selbst und in der Menschheit schafft und bauet. Der cubische Stein, an welchem der Maurergeselle arbeitet, ist er selbst, indem er aus seinen Gedanken, Worten und Werken alles Rohe und Unregelmässige ausscheidet und dieselben in das rechte Mass bringet, damit der regelmässige, wohlbehauene Stein eingefügt werden könne in den grossen Bau der Menschheit, in den unsichtbaren Tempel des Lichtes und des Geistes. Die Maurerei ist ein geistiger Tempelbau, die Wiederaufführung des zerstörten salomonischen Tempels der Menschheit und der Gottheit, die Zurückführung der Menschheit durch ein gemessenes und gesetzliches Leben zur Gottheit, zum Himmel. Die Maurerei ist die auf das menschliche Leben angewandte Geometrie, die Symbolisirung der Geometrie. Schon die ältesten Masonen fassten die Geometrie zugleich als Symbolik des menschlichen Lebens und Strebens, betrachteten die Bauwerke als Verherrlichung und Verwirklichung des Geistes, erkannten den Zusammenhang des äusseren und des inneren Lebens, der Natur und des Geistes, und darauf beruht der eigenthümliche Charakter, der geistige und symbolische Zauber, welche über alle maurerischen Urkunden und Schriften der frühern und frühesten Zeit mehr oder weniger ausgegossen sind. Ganz unvermerkt durchdringen sich die wirkliche und die nur symbolische Maurerei; die Messwerkzeuge sind Werkzeuge der Bauleute und Symbole der Menschen; der Maurer will auch ein Mensch sein.

Wie die Dreizahl des Lehrlings sich zur Fünfzahl des Gesellen steigert, in der Fünfzahl das volle Leben erhält, vollendet sich wieder die Fünfzahl des Gesellen in der Siebenzahl des Meisters und die drei ersten unge-





raden Zahlen sind somit die Grundzahlen der ganzen Schöpfung und der Menschheit, - die Zahlen, in welchen die ewige und unveränderliche Monas oder Einheit in die Welt der Erscheinungen eintritt, - in der Schöpfung und in der Menschheit sich verwirklicht und offenbaret, - die Zahlen, in welchen der ewige und allmächtige Baumeister in der Endlichkeit und Veränderlichkeit die Welt und die Menschheit bauet. Das szufitische Buch Gülschen Ras, Rosenbeet des Geheimnisses aus dem Jahre 1339 v. Chr. sagt:

In Zahlen aller Art kreist nur der Einer.

Die Drei und die Fünf sind die Schöpfungszahlen, die Zahlen des Schöpfers und der Schöpfung und die Sieben, die sieben Planeten und ihre Harmonie und Ordnung sind das ewige Gesetz, nach welchem die ganze Schöpfung sich bewegt, welches alles Geschaffene beherrscht und zur irdischen Einheit, zum Kosmos verbindet. 1) Vom rein menschlichen und maurerischen Standpunkte aus erscheint die Zahl Drei als die Zahl des Werdens, als die Schöpfungszahl, als der Anfang, - die Fünf als die Zahl des Bestehens und Lebens, als die Mitte und die Sieben als die Zahl des Vergehens und der Auflösung, als das irdische. Ende und der himmlische Anfang, als das Erringen des Lebens durch den Tod. In der Stunde der Geburt, in der Kammer des stillen Nachdenkens erblickt daher bedeutungsvoll der Aufzunehmende schon die Bilder des Todes und diese rufen ihm zu: "Du hast dich dem Tode soeben unterzogen; das Leben war befleckt, aber der Tod hat das Leben wieder gut gemacht." Ja alles irdische Werden und Leben ist nur der Anfang des irdischen Todes, nur der Weg zum Tode und erst im Tode beginnt dasewige Leben. Die Drei geht durch Fünf und Sieben zum ewigen Lichte ein, alles Irdische und Geschaffene, die Drei und Fünf in der Sieben, auf der Wanderung durch die sieben Planetensphären zu Gott und in den Himmel abstreifend. Die Mahnung an den Tod wiederholen dem Aufzunehmenden nochmals die Elemente, aus denen sein,




    1) Bachofen, Gräbersymbolik, S. 246 ff.



Leib geworden und in die er sich wieder auflösen muss; geboren werden heisst, in die Elemente eintreten, einen irdischen Leib erhalten und annehmen, und sterben heisst, die Elemente den Elementen, den Staub der Erde zurückgeben, in die fünf Elemente nach dem Ausdrucke der lnder zurückgehen 1) und nach der Sprache der Maurer deponere aliena. Den ewigen Kreislauf und Umschwung zwischen Leben und Tod, Werden und Vergehen verkünden auch die beiden Säulen und die aufgehende Sonne und der untergehende Mond; die Fünf, die Schöpfung und das Leben, schwingt sich ewig um zwischen Drei und Sieben, Geburt und Tod, Wiege und Grab, Licht und Finsterniss, Morgen und Abend, Tag und Nacht, Anfang und Ende mit dem Wiederanfang und dem ewigen Morgen. Mit den Mysterien des Alterthums theilt die Maurerer die erhabene Aufgabe, den Menschen durch die Hoffnung und den Glauben an die Unsterblichkeit sterben zu lernen, ihn zu ermahnen, im Tode das Leben und das ewige Licht zu erringen, das Leben dort oben durch das Leben hienieden zu verdienen, durch das hier gesuchte und gefundene Licht sich selbst durch die Nacht des Grabes und des Todes hinüberzuleuchten.

Nach den Ritualen sollen eine Meisterloge, d. h. die Wiederauferstehungsloge des Hiram, den ewigen Osten fünfzehn Lichter erleuchten, welche der Ceremonienmeister auch pünktlich anzündet, aber die erleuchteten Brüder vor lauter Dunkelheit weder sehen noch zählen. Diese 15 Lichter erhält man nun schon einfach dadurch, dass man die 3, 5 und 7 Altersjahre des Lehrlings, des Gesellen und des Meisters zusammenzählt, weshalb diese 15 Lichter Polak, die Tapis, S. 38 und 39, die Zahl der höchsten und letzten Vollendung, der Vollendung in der Ewigkeit sind, was allerdings ein sehr schöner Gedanke der Unsterblichkeit, des ewigen Lichtes, welches die 15 Lichter der Wiederauferstehungsloge symbolisiren sollen, ist. Polak will in der Zahl 15, dieselbe hebräisch durch das (Jot), zehn, und das (Hoh), fünf, geschrieben, die Zahl des Jehovah, die heilige Gotteszahl und den abge-




    1) Zeitschrift d. d. m. Gesellschaft, Bd. Vl. S. 24.



kürzten Namen Gottes erblicken. Es wäre sonach die maurerische Fünfzehnzahl eine Art pythagoreischer Tetraktys. Zufolge Ahiman Rezon sind nach altem Maurerrechte zur Bildung einer gesetzlichen Grossloge die fünf Meister von fünf gerechten und vollkommenen Logen mit je zwei ersten Vorbstehern, also im Ganzen 15 Logenbeamte erforderlich. 1) Auch der Segen Gottes, welchen die Priester auf das Volk Israel legten, soll nach Polak aus 15 Worten in drei Absätzen von 3, 5 und 7 Worten bestanden haben; der Sinn dieses Segens sei gewesen: "Der Ewige segne und behüte dich; der Ewige lasse dir sein Antlitz leuchten und sei dir gnädig; der Ewige wende dir sein Antlitz zu und gebe dir den Frieden." 2) - Die 15 mosaischen Segensworte wären den 21 Worten des heiligsten Gebetes (Honover) der Parsen, wornach zugleich die heiligen Schriften der Parsen 21 Theile zählen, zu vergleichen. 3) Indessen dürften die 15 Lichter der Meisterloge nicht die Zusammenfassung oder Addition der Zahlen 3, 5 und 7 sein, sondern die Multiplication der Dreizahl des Lehrlings mit der Fünfzahl des Gesellen, ähnlich wie das Fünfeck aus drei Dreiecken zusammengeschlungen wird, der Schlag des Gesellen und des Meisters die Verdoppelung und Verdreifachung des Lehrlingsschlages ist. Die Zahlen 3, 5, 7 und 15 4) gehören innig zusammen und symbolisiren Gott (die Drei) als den Schöpfer und Bringer des irdischen Lebens und Todes, der Fünf und der Sieben, des irdischen und himmlischen Lichtes, der Drei und der Fünfzehn; das himmlische Licht (die Drei) erreicht der Mensch (die Fünf) durch die Auflösung im Tode (die Sieben) und durch die Wiederauferstehung von dem Tode (die Fünfzehn). Die Drei führt den Menschen in das irdische und himmlische Leben, in die Fünf und die Fünfzehn, in die Elemente und aus den Elementen; auf die Erde und von der Erde; das himmlische Licht und Leben, die Fünfzehn, ist die Verklärung und Vergöttlichung des Irdischen, der Fünf durch




    1) Krause, II. 2. S. 468.
    2) Polak, die Tapis, S. 38 und 39.
    3) Spiegel, Avesta, I. S. 13 und S. 286.
    4) Ueber die Zahlensymbolik vergl. auch Fallou, S. 217 ff.



die Drei unter dem Bilde der Multiplication, der Steigerung und Erhebung in sich, der Befreiung der göttlichen Seele von der irdischen Hülle und Fessel, von der Erde und dem Staube. Die Fünf ist das Symbol der Erde und die vergöttlichte, die durch die Gnade und Güte Gottes (die Drei) befreiete und erlöste Fünf, die Fünfzehn, ist das Symbol des Himmels, des ewigen Lichtes und Morgens, der Seligkeit. Der Initiirte, der Geselle, die Fünf, wird durch den Tod, die Sieben, von dem gütigen Gotte, der Trias, zur höchsten und göttlichen Vollendung, zur Wohnung Gottes aus und über dem Grabe, der Sieben, emporgehoben. Die Dreizahl ist die Zahl des Heiles und des Heilandes , und des , wie sich namentlich auch in dem Sprichworte: "Der Dritte hilft" kundgibt. 1) Den 15 Lichtern der Wiederauferstehungsloge des Hiram steht, ganz gleich das eumanische hölzerne Apollobild von 15 Fuss Höhe, welches Bachofen, a. a. O., Anm. 1, berührt; ein Vasenbild bei Gerhard enthält den Herakles, schiessend in einen Schwarm von 15 (stymphalischen) Vögeln. 2) Die Fünfzahl oder das Ei, das E war an die Wand des Lichtgottes Apollo zu Delphi geschrieben, wie es in den fünf Ecken des fünfeckigen Sternes an die Wand der Maurerloge geschrieben steht, zum Symbole, dass der Mensch, die fünf oder fünf vornehmsten Priester aus den fünf Priestergeschlechtern, welche das Orakel des Lichtgottes zu Delphi verwalteten, - die fünf idäischen Dactylen, - die fünf Epheben bei den drei Mysterieneiern des von Bachofen erörterten pamfilischen Grabbildes, - der fünfjährige Maurergeselle, in das ewige Licht einzugehen, zur Fünfzehn vergöttlicht zu werden




    1) Vergl. Bachofen, Gräbersymbolik, S. 254. Bachofen legt zwar oft, wie es auch die spätern Pythagoräer in Abweichung von Pythagoras selbst, namentlich schon der eigene Sohn des letztern, Telauges, gethan haben, in die Zahlen zu viel und zu tiefsinnige Symbolik, wird mystisch: aber das vernichtende Urtheil, welches in Nr. 27 des literarischen Contralblattes für 1860 über sein Werk gefällt worden ist, hat er gewiss nicht verdient. Wer keinen symbolischen und mythologischen Sinn und Glauben besitzt, vermag derartige Schriften nicht gerecht zu beurtheilen.
    2) Vergl. Welker, II. S. 757, Anm. 19.



hoffen. Plutarch in der Abhandlung: irrt sicherlich, trotz der ihm von Götte, das delphische Orakel, Leipzig 1889, S. 52, ertheilten Zustimmung, dass an der delphischen Tempelwand nicht das Zahlzeichen fünf, sondern (Du - Gott - bist) bedeutet habe, indem ja schon die fünf und die ganze apollinische FünfzahI das Gegentheil darthun. Uebrigens ist die Plutarch'sche Deutung blos eine Hypothese seines Lehrers Ammonius, eines Eklektikers aus der Zeit der Kaiser Nero und Vespasian; wäre die Hypothese des Ammonius begründet, würden die älteren Griechen selbst darüber berichtet haben. Auch spricht gegen die Wahrheit der Deutung des Ammonius und Plutarch besonders noch der darin sich verkündende Monotheismus, wie ihn die polytheistischen Erbauer und Ausschmücker von Delphi nicht gekannt haben. Die Auffassung und Symbolisirung der Fünfzahl durch Pythagoras und seine Schüler dient gleichfalls zur Erläuterung des oder (der Fünf) der delphischen Tempelwand, wie überhaupt Pythagoras sich die delphischen Sprüche, die Spruchweisheit der sieben Weisen, welche in Delphi zusammengekommen sein sollen, namentlich die Sprüche (erkenne dich selbst), (nicht allzu sehr oder allzu viel), (vollbringe das Ganze, thue nichts Halbes), (die Meisten, Alle sind schlecht), sich angeeignet hatte. 1) In der Abhandlung über das Orakel in der Encyklopädie von Ersch und Gruber ist mit Recht die Deutung des oder zu Delphi durch Ammonius nicht einmal erwähnt. Das drückt ein szufitisches Gedicht dahin aus:

Hör vom Abbas das herrliche Geständniss:
Das höchste aller Ding ist Selbsterkenntniss.

Die Selbsterkenntniss ist hier aber gleichbedeutend mit Erkenntniss Gottes, welche der Mensch nur in dem eigenen Innern seines Geistes und Herzens zu finden vermag. Daher haben die Muhammedaner die sinnvolle Sage, dass Abraham zuerst die Sterne, dann den Mond, und als dieser




    1) Röth, a. a. O., II. S. 490 ff.



unterging, die Sonne angebetet, und als auch die Sonne unterging, ausgerufen habe: "Ich liebe nicht die Untergehenden!", worauf er sich in das Innerste seines Herzens gekehrt, um dort den wahren Gott anzubeten. 1)

In Uebereinstimmung mit dem tieferen Sinne der Fünfzahl oder der Hoffnung des Menschen, der Fünf, auf die unsterbliche Fortdauer nach dem Tode umgeben bei den Mauern den fünfeckigen Stern Lichtstrahlen, die Himmelsflamme und es darf der maurerische flammende Stern mit dem Buchstaben G darin nunmehr auf den Lichtgott selbst, auf die Güte und Gnade Gottes, welche dem Menschen das ewige Leben schenkt, - auf die Himmelsglorie gedeutet und bezogen werden. Die Siebenzahl ist daher gleichmässig das Symbol des Todes und des Lebens, denn das Grab und der Himmel haben sieben Stufen. Den schon erwähnten siebenstufigen Grabdenkmalen, Pyramiden, sind besonders noch die römischen Septizonien anzureihen. Nach Stieglitz, die Baukunst der Alten, Leipzig 1796, S. 245, war das Septizonium ein grosses Gebäude zu Rom, welches sieben Reihen Säulen übereinander soll gehabt haben. Es war viereckig und in jedem Stockwerke waren die Säulen zurückgezogen, so dass vor denselben um das ganze Stockwerk herum, ein freier Gang sich befand. Inwendig sollen Säle gewesen sein, die Bestimmung der Gebäude ist nicht bekannt. Vielleicht war es nur ein Prachtgebäude, vielleicht aber auch ein Grabdenkmal, denn es stand noch ein anderes solches Gebäude in Rom, welches der Kaiser Septimius Severus anlegte und es zu seinem und seiner Familie Grabdenkmale bestimmte. Semper, der Stil, I. S. 377, bemerkt, dass solche Septizonien und Septa ein gewöhnliches römisches monumentales Motiv nach dem Vorbilde des Scheiterhaufens oder Rogus gewesen seien. Die Gebräuche der maurerischen Meisteraufnahme rufen dem Menschen nicht blos zu: "Memento mori!", sondern noch weit mehr: "Glaube und hoffe das ewige Leben, die Unsterblichkeit." Die Pythagoräer erklärten daher den Tod für eine zweite Genesung, was sie




    1) Tholuk, Blüthensammlung aus der morgenländischen Mystik, S. 204.



durch gewisse Symbole, worunter die bekannte war" andeuteten. Daher nannten sie auch den Tod das Geburtsfest () der Menschen, weil jetzt erst das wahre Leben und die wahre Gesundheit des Menschen ihren Anfang nehmen; jene frühere Geburt sei eine Geburt im Trüben und Finstern und befleckt mit allen irdischen Makeln. Aehnlich feiert die katholische Kirche in dem Tage des irdischen Todes eines Märtyrers zugleich den Tag seiner himmlischen Geburt, besonders bei Johannes dem Täufer. - Die indische Bhagavad-Gítá lehrt als einen Hauptsatz, dass die Körper der ihnen innewohnenden Seele endlich und veränderlich seien, wie die ewig strömenden Elemente, aus denen sie bestehen; die Seele aber sei ewig, unvernichtbar, fest und unveränderhöh. 1) Es wird darin z. B. gesagt:

Die Seel' ist unverletzlich stets im Körper Jedes, Bháratas,
Darum auch der Wesen Allzahl auch du nimmer doch bejammern musst.

Die Seelen Derer die das Leben in gereifter Wesenheit verlassen, erheben sich aufwärts zu den fleckenlosen Welten Jener, die das Höchste kennen. 2) Dem herrlichen Orte und der Gemeinschaft mit den Göttern entsprechend, nehmen auch die Seligen eine verklärte Gestalt, einen Geisterleib an. Der Mensch, die Seele soll hier und dort durch ihr Licht leuchten, Licht sein. Daher wird z. B. im Mahâbhârata der Vater des Königs Garâsandha geschildert als ein Mann, von dessen edlen Tugenden die Erde wie von den Strahlen der Sonne umfangen werde. 3) Auch in der deutschen Mythologie wird z. B. von der Schwanhilde erzählt, sie habe durch die Säle ihrer Mutter wie ein Sonnenstrahl geleuchtet, wovon sie auch wohl den Namen trägt, denn Schwanhilde bedeutet die Lichtfarbe. 4) Wenn es eines Beweises für die Unsterblichkeit der Seele bedarf, kann man ihn nach indischer Weise durch den Satz führen, dass des Menschen Geist sei und nichts ein-




    1) Humboldt, Bhagavad-Gítá, S. 4 und. 5.
    2) Humboldt, a. a. O., S. 41.
    3) Lassen, indische Alterthumskunde, I. S. 607.
    4) Menzel, Odin, S, 300.



mal Seiendes zu sein aufhöre, Sein nicht in Nichtsein übergehen könne. Auch die Materie, der Stoff vergeht ebenso wenig und wechselt - blos die Formen seines Daseins, ohne an sich auch nur den geringsten Theil zu verlieren. Was wir Vergehen, Sterben nennen, ist daher im Grunde kein Vergehen, sondern nur ein Umwandeln in eine andere und neue Gestalt. Der Tod des Menschen hat nichts Furchtbares und Trostloses, denn er ist nur eine Neugestaltung des Menschen, der Hinübergang in ein besseres und schöneres Leben. Der Tod ist nur der Uebergang aus dem irdischen zu dem ewigen Leben, ist nur ein Lebenswechsel, nur die Fortsetzung des Lebens oder die Pforte, der Verbindungsweg zwischen zwei verschiedenen Weisen des Daseins der Seele. In der indischen Trimurti steht daher der Zerstörer Çiva dem Schöpfer Brahma ganz gleich oder vielmehr Brahma ist selbst Çiva, indem er durch den Tod und die Auflösung das neue Leben schafft. Uebrigens muss der Mensch in Demuth sich bescheiden, Gott zu begreifen und zu wissen; er soll an ihn glauben. Deshalb ist in dem Schastah des indischen Brahma das Grübeln und Forschen über die göttlichen Dinge mit folgenden Worten ausdrücklich untersagt: "Forsche nicht nach über das Wesen und die Natur des Ewigen, noch über die Gesetze, wornach er regiert, beides ist eitel und, strafbar. Genug, dass du Tag für Tag und Nacht für Nacht seine Weisheit, seine Macht und Güte an seinen Werken schauest - das sei dir Heil!" Ein szufitischer Dichter bemerkte in einem im Jahr 1339 verfassten Gedichte:

Wem Gott nicht selbst sich selber offenbart hat,
Dem Logik nie die Räthsel je erklärt hat.
Wenn Philosoph im Forschen schier sich abmüht,
Als höchste Frucht die Möglichkeit er einsieht.
Was möglich ist, das hält er dann für wirklich,
Was wirklich ist, das dünkt ihm dann unmöglich.
Jetzt läuft getäuscht er um sich selbst im Kreis her,
Jetzt wird in eigner Schlusskett er Gefangener -
Da sein Verstand vom Sein ihn weit entfernt hält,
Sein Fuss, in Schlusskett' festgestrickt, zur Erd' fällt. -
Wer was Gott ist bespeculirt, der sündigt,
Wer was Cott gibt bespeculirt, der huldigt.





Aehnlich ruft Lenau dem Faust zu:

"Lass nicht den Flammenwunsch im Herzen lodern.
Der Schöpfung ihr Geheimniss abzufordern;
O wolle nicht mit Gott zusammen fallen,
So lang dein Loos auf Erden ist zu wallen.
Das Land der Sehnsucht ist die Erde nur;
Was Gott dir liebend in die Seele schwur,
Empfängst du erst im Lande der Verheissung,
Nach deiner Hülle fröhlicher Zerreissung!" -

Die Beschränktheit des menschlichen Denkens tritt besonders deutlich selbst in den Worten hervor, die ihm zur Bezeichnung seiner Begriffe dienen müssen. Die umgeschaffene Zeit, die unendliche Zeit und der unendliche Raum widersprechen sich, heben sich in sich auf, weil die Zeit erst durch und mit der Schöpfung entsteht, jede Zeit eine geschaffene ist, und wir zu dem Begriffe des unendlichen Raumes nur gelangen, indem wir ihn denkend begrenzen. Wir können den Begriff des Ewigen und Höchsten nur geben, indem wir ihn von allen Schranken und Banden des Raumes und der Zeit entkleiden, indem wir bei ihm alle Eigenschaften verneinen, welche das Geschaffene bezeichnen; er ist daher ohne Anfang und Ende, unerschaffen, unendlich, ewig, allmächtig, allwissend, allgütig, allbarmherzig, allweise, der Herr der Herren, der König der Könige, der Allvater u. s. w., - in ihm sind Geist, Wort und That nicht verschieden, sondern vom Uranfange dieselben, - er ist nicht blos, er war auch und wird sein. Das Pentagramm, von Goethe in einem Festgedichte das Fünfwinkelzeichen genannt, - der maurerische fünfeckige Stern mit der Fünfzahl ist ein uraltes Symbol, worüber im Vorgehenden schon Mehreres beigebracht wurde, was hier nunmehr als bekannt vorausgesetzt werden darf. Das Pentagramm, welches namentlich auch schon in sehr alten Zeiten bei den Indern und bei den Chinesen erscheint und jetzt noch gebräuchlich ist, ist wohl dem Abendlande aus Aegypten mit dem Sechsecke oder Hexagon besonders durch Vermittelung der Pythagoräer, Essäer und Therapeuten, - und sodann der Klosterbauleute, zumal der Benedictiner und Cistereienser zugekommen. Jedoch mögen zur Verbreitung des Fünf- und Sechsecks





als eines heiligen und mystischen Zeichens in dem Abendlande namentlich auch die Druiden beigetragen haben, da ihnen dieselben gleichfalls bekannt waren und von ihnen zufolge unserer und der gemeinen Meinung der Drudenfuss des deutschen Mittelalters seinen Namen trägt. Neuerlich hat sich zwar noch Diefenbach, Origines Europaeae, S. 319, gegen diese auch von Holzmann gebilligte Ableitung erklärt und behauptet, dass der Drudenfuss von der Valkyrie thrûdhr herstamme. Das Fünf- und das Sechseck hängen zugleich mit der Siebenzahl, mit der Planetenzahl, mit der Astronomie zusammen, was nicht übersehen werden darf. Umschreibt man z. B. das Sechseck mit einem Zirkel oder Kreise, entstehen in demselben sieben besondere Punkte, mit Hinzuziehung des mittleren, welche sieben Punkte, die heilige Siebenzahl bezeichnen. Das Pentagramm war den ägyptischen Priestern ein sehr altes Symbol und findet sich unzählige Mal in den ägyptischen Tempeln angebracht, weshalb auch Br. Oppel, Kemi oder Aegyptens Bedeutung für die Kulturentwickelung der Menschheit, Frankfurt a. M. 1859, S. 22, die Griechen dasselbe unbedingt in Aegypten holen und es Hygieia, bei den Römern Salus benennen lässt, weil sie ihm gesund machende, jeden bösen Zauber abhaltende Kräfte zugeschrieben haben. Auch Grotefend in Ersch und Gruber, Encyklopädie, I. Bd. XXVII. S. 485 b, womit sein Aufsatz über die Fünfzahl in Böttigers Amalthea, II. Seite 91 ff., zu vergleichen ist, hält Aegypten für das eigentliche Vaterland der mysteriösen Fünfzahl, indem in Aegypten nach Plutarch darauf die Lehre von den fünf Gattungen des Lebens gebaut war und dort Hermes der Isis die fünf Ergänzungstage des Jahres abgewann. Die Gallier und Germanen aber haben zufolge Grotefend die Fünfzahl unmittelbar aus Asien empfangen. Schon die Babylonier feierten, ganz wie die Aegypter ihre fünf Zusatztage am Ende des Jahres vor dem Aufgange des Rundssternes (vom 15. bis 20. Juli) als ein grosses Nilfest begingen, ein fünftägiges Fest vom 9. bis 14. Juli, das einige Aehnlichkeit mit den römischen Saturnalien hatte. Die Sklaven wählten sich nämlich an diesem Tage einen König, dem mit allerlei Possen gehuldigt wurde, und herrschten über ihre





Gebieter. Das Fest selbst führte den Namen der Sakeen. 1) Der Hundsstern geht natürlich in Babylonien eher auf als in Aegyten, im Uebrigen aber entspricht dieses fünftägige Fest am Ende des Jahres bis zum Aufgange des Sirius den ägyptischen Einschubtagen so genau, dass hierdurch der ursprüngliche Jahresanfang mit diesem Aufgange und die 360 Tage des übrigen Jahres wohl gesichert werden. Das Sternbild des Orion, das bekanntlich in der Nähe des Sirius steht, heisst auf ägyptisch (hieroglyphisch) Sek, auf armenisch Hayk und Böttcher (Arica p. 16) schliesst daraus, dass dieses Sternbild in einem dem Sanskrit näher stehenden Dialekte, der auch in Babylon (neben dem Semitischen) heimisch gewesen, sahki (zd. hakhi) gelautet und dass davon das Fest der Sakeen () den Namen erhalten haben möge. Am Ende des Festes errichtete man einen Scheiterhaufen und verbrannte darauf das Bildniss des Sonnengottes, des assyrischen Sardan, Sardanapal, Herakles; 2) das Fest war sonach das dramatische Gedächtnissfest des auf dem Scheiterhaufen sieh selbst verbrennenden Sonnen- und Jahresgottes, des endenden und des neuerstehenden Jahres. Die Parsen und das unter den Sassaniten wiederhergestellte persische Reich feierten in sechs Jahresfesten von je fünf Tagen die sechs göttlichen Schöpfungstage und zwar am Schlusse des Jahres nach dem letzten Monat Çpenta Armaiti in den fünf Tagen, welche den zwölf Monaten von 30 Tagen zugesetzt werden, die Erschaffung des Menschen als ein Fest aller Seelen. An diesen fünf Zusatztagen, also zu einer ungewöhnlichen und ausserordentlichen Zeit, sollten die Seelen der Verstorbenen wieder auf die Erde kommen und ihre Familien besuchen. Ahuramasda sollte an den fünf Zusatztagen des Jahres die Hölle ausleeren und die Seelen der Sünder, welche Busse thäten, aus der Wohnung der Drudscha erlösen und ihre eigenen und ihrer Nachkommen Verdienste ihnen anrechnen. Den Tag theilten die Parsen in fünf Zeiten, welche fünf Schutzgeistern untergeordnet wurden, wie auch jeder




    1) Knötel, Cheops der Pyramidenerbauer, Leipzig 1861, S. 106.
    2) Vergl. Eckermann, Lehrbuch der Religionsgeschichte und Mythol., I. S. 123 und 24.



Tag des Jahres seinen besondern Schutzgeist hatte. Nach Oppel sollen die Pythagoräer das Pentagramm, aus Silber gefertigt, als Erkennungszeichen bei sich getragen haben, welches Letztere auch Creuzer, Symbolik IV. Seite 541 Anm. 407 behauptet. Oppel und Creuzer folgen hierbei einer kaum zuverlässigen Angabe des Lucian, welcher noch beifügt, dass ohne jenes Erkenntnisszeichen oder Kleinod Niemand habe den Versammlungsort betreten dürfen und dass dasselbe beim Eintritte dem Archonten (ersten Vorsteher) habe mit den Worten vorgezeigt werden müssen: "Siehe das Zeichen meiner Arbeit und meines Strebens, lass mich dabei, du siehest einen Geweihten." Grävell, Betrachtungen S. 233, glaubt, das Sechseck habe ursprünglich den auf Gottes Auge und Geist zu deutenden flammenden Stern gebildet und erst später sei an dessen Stelle das Fünfeck, der Druden- oder eigentlich Druidenfuss, das Alpkreuz getreten. Mit Nicolai findet das pythagoreische Fünfeck Grävell auch in dem Baphomet der Tempelherrn und erklärt die dagegen von Hammer erhobenen Einwendungen für grundlos. Uebrigens hat Oppel keinerlei selbständige Forschungen gemacht und stellt sich S. 12 ff. als ein unbedingter Anhänger von Röth dar. Die ältesten Etrusker betrachtet er mit Röth als aus Aegypten ausgetriebene und nach Italien übergesiedelte Phönicier, indem die ägyptische Färbung hetrurischer Bildung weder in der Malerei, noch in der Baukunst und Religion zu verkennen sei. Die ältesten etruskischen Bildwerke in der Sammlung hetrurischer Alterthümer zu Volterra sollen den ägyptischen zum Verwechseln gleichen. Sogar die Chaldäer erklärt Oppel, a. a. O., S. 16, für blosse ägyptische Kolonisten. Obwohl wir hierüber anders denken, glauben wir dennoch, dass das Fünfeck und überhaupt alle architektonischen Symbole, also namentlich der Hammer, das Winkelmass, das rechtseitige und das rechtwinkelige Dreieck, der rohe und der cubische Stein u. s. w. phönicisch-ägyptischen Ursprunges oder bei den ältesten Architekten aufgekommen seien. Jedenfalls war lange vor den Zeiten des Pythagoras die praktische Mathe-




    1) Dunker, Geschichte des Alterthums, II. S. 360 und 361.



matik und ihre Anwendung auf die Baukunst, die Kenntnies besonders des rechten Winkels und des rechtwinkeligen Dreiecks, vorzüglich des im Verhältniss von 3, 4 und 5 construirten, bei den Aegyptern sehr ausgebildet, indem sie sonst ihre bis in das höchste Alterthum hinaufreichenden Riesenbauten nicht hätten aufführen können. Der sogenannte pythagoreische Lehrsatz, dass bei den rechtwinkeligen und mit seinen Seiten nach dem Verhäliniss von 3, 4 und 5 construirten Dreiecke das Quadrat der Hypotenuse gleich dem Quadrate der beiden Katheten sei, - der sogenannte magister matheseos ist eine alte ägyptische Lehre, 1) wie Plutarch de Isid. et Osir. cap. 56 ausführlich berichtet. 2) In diesem rechtwinkeligen Dreiecke, ähnlich wie in dem gleichseitigen Dreiecke, dachten sich die Aegypter die auf der Grundlinie senkrecht stehende Linie als den Mann, die Grundlinie als die Frau und die zwischen den Enden jener beiden Linien liegende als das von den beiden erzeugte (den Erzeugern gleiche, 4² + 3² = 5²) Kind.

Dass die Pythagoräer das Pentagon Gesundheit, Hygiea, genannt haben, will Creuzer, Symbolik IV. S. 541, Anm. 407, in religiösem Sinne für Seelenheil verstehen, wie in diesem Sinne Gesundheit auch in der eleusinischen Lehre von Jasion und Aesculapius vorkomme. Das Seelenheil würde also wohl durch die Mysterienlehre, das Mysterienlicht gebracht werden und die pythagoreischen Eingeweihten wären Seelenärzte, Therapeuten gewesen. Der letzte Seelenarzt und Retter, , der Erlöser, würde aber Gott, das in dem flammenden Sterne sich verkündende göttliche Licht sein. Die in der Unterwelt über die Seelen der Verstorbenen, d. h. über ihre Reinigung entscheidenden Gottheiten, wornach die Seele entweder in den Himmel zurückkehren durfte oder wiedergeboren werden musste, waren Demeter, Persephone und Dionysos und sie hiessen auch die erlösenden Gottheiten () und namentlich Persephone,




    1) Vergl. Röth, Geschichte unserer abendländischen Philosophie, II. S. 318 ff.
    2) Bachofen, Gräbersymbolik, S. 251 und S. 259 ff.



die erlösende Jungfrau ( 1)) Eben so wird Dionysos der Erlöser (), der Heiland, der Erretter () genannt. Der Erlöser hatte jedoch ursprünglich blos die physikalische oder natürliche Bedeutung des von der Noth des Winters und allen Sorgen und Mühen desselben befreienden Frühlings, des wiederkehrenden oder wiedergeborenen Frühlings- oder Sonnengottes. In diesem Sinne wurde zu Athen im Monat März ein Fest des Dionysos gefeiert. 2) Jesus, wie Josua und der griechische Jason, Aison von , Heilung, bezeichnen alle wörtlich den Heiler 3) im körperlichen wie im geistigen Sinne, indem ja namentlich auch Jesus die Kranken heilt, selbst die Todten auferweckt, - ein wahrer Therapeute ist und wohl auch (ein jüdischer Essäer) war. So wäre also das göttliche Licht, der flammende Stern (l' étoile flamboyante), der die Seele von dem Erdenleiden und dem irdischen Tode erlösende und errettende Heiler und Heiland. - Wenn sodann Creuzer das pythagoreische Pentagon und die pythagoreischen Lehrsätze sich bis nach Gallien zu den Druiden fortpflanzen und verbreiten lässt, ist dieses die Kehrseite von Brosi, welcher die Pythagoräer zu den Schülern der Druiden macht. Nach Creuzer, a. a. O., II. S. 196 Anm. 170, finden sich Spuren des Pentagon auf Münzen von Pitane in Mysien, wo es an der Stelle der Hygiea steht, die auf andern Münzen dieser Stadt vorkommt; ingleichen auf Münzen von Velia Nuceria, auf Münzen der Ptolemäer und auf gallischen Münzen. Daraus, wie aus andern Nachrichten glaubt Creuzer schliessen zu dürfen, dass pythagoreische Lehren zu den Druiden nach Gallien fortgepflanzt worden seien und dass das Pentagon auf gallischen Münzen gleichfalls eine religiöse Bedeutung habe. Die Griechen in Massilia haben gewiss das Münzen und die Münzzeichen nach Gallien gebracht, vielleicht auch mehr oder weniger pythagoreische Philosophie unter den Druiden verbreitet. In Gallien oder auf den dortigen Münzen lernten die Deutschen das Pentagon zu-




    1) Röth, a. a. O., II. S. 713 und 715.
    2) Preller, griech. Mythol., I. S. 421
    3) Lasaulx, Studien, S. 256 Anm. 150.



erst kennen und nannten es daher sehr natürlich den Drudenfuss. Für den Einfluss der griechischen Bildung durch die in Gallien angesiedelten griechischen Colonisten, deren Hauptstadt Massilia war, auf die Druiden spricht vorzüglich und unbestreitbar der Umstand, dass die Druiden zur Schrift die griechischen Buchstaben angenommen hatten, 1) so dass, wenn sie der griechischen Buchstaben sich bedienten, sie auch griechische Schriften möglicher Weise lasen und studirten. Nach Caesar, de bell. gall., I. 29, sind in dem Lager der Helvetier zwar in keltischer Sprache, aber mit dem griechischen Alphabete geschriebene Verzeichnisse (ln castris Helvetiorum tabulae repertae sunt litteris Graecis confectae) der verschiedenen Völkerklassen, welche vom Hause zum Kriege ausgezogen waren, gefunden worden. Fr. Kraner in Berlin in seiner Ausbe der Commentare Caesars über den gallischen Krieg bemerkt zu dieser Stelle, dass aus dem Gebrauche des griechischen Alphabetes bei den Kelten Kenntniss der griechischen Sprache nicht gefolgert werden dürfe, zumal da hier nur von einem blossen Namensverzeichnisse die Rede sei. Diese Ansicht dürfte jedoch darum nicht zu billigen sein, weil die massilischen Griechen den Druiden die Schreibkunst gelehrt haben, was jedenfalls einen weiter gehenden wissenschaftlichen Verkehr voraussetzt. So scheint auch das Neujahrblatt der Brugger Bezirksgesellschaft für vaterländische Cultur für 1820, welches Helvetiens Urgeschichte behandelt, S. 20 die Sache aufzufassen. Dazu kommt, dass die Kelten von den massilischen Griechen sich auch die Kunst des Münzprägens angeeignet hatten und auf ihren Münzen sich gleichfalls der griechischen Buchstaben und Münzzeichen bedienten. Caesar sagt VI, 14: "cum (Druides) in reliquis fere rebus, publicis privatisque rationibus Graecis litteris utantur." Kraner wiederholt hier seine früher gemachte Bemerkung und fügt noch bei, man habe auch gemeint, dass es eigenthümliche Charaktere gewesen seien, welche die Römer für griechische hielten. Zu dieser Ansicht neigt sich auch Eckermann,




    1) Warnkönig, französische Staatsgeschichte, Basel 1846, S. 38 oben und S. 41 Anm. 3.



a. a. O., I. S. 14, indem er vermuthet, das Wort "graecis" sei von einem Abschreiber in den Text bei Caesar eingeschoben worden; zugleich behauptet Eckermann, dass die Druiden neben der Schrift, welcher sie sich in profanen Dingen bedienten, für ihre Mysterien noch eine besondere Geheimschrift gehabt haben. Dass selbst die keltischen Helvetier sehr frühe mit Massilia in Berührung gekommen seien, wird z. B. dadurch bewiesen, dass im Jahr 1848 in der Enge zu Bern in alten keltischen Reihengräbern auch eine altmassilische Silbermünze aus der Zeit von 400 - 460 v. Chr. aufgefunden worden ist. 1) Die eigentliche Kunst der Glasbereitung, d. h. der Anfertigung von Schmucksachen aus Glas, haben die gallischen und helvetischen Kelten durch Vermittelung der Massillioten oder theilweise vielleicht auch unmittelbar von den Phöniciern überkommen und erlernt.

Die Heiligkeit der Fünfzahl und ihr Gebrauch bei den Völkern des Alterthums ist schon früher berührt geworden, und wir fügen den schon gegebenen Beispielen noch bei: In Farg. III. des Vendidad werden auf Zarathustra's Befragen fünf Dinge aufgezählt, die dieser Erde am angenehmsten sind (§. 1 - 20); dann folgen fünf Dinge, die ihr am unangenehmsten sind (§. 21 - 37) und dann die fünf, welche vornehmlich die Zufriedenheit der Erde erregen (§. 38 bis zu Ende). Die Dinge, welche der Erde am angenehmsten, und die, welche ihr am unangenehmsten sind, werden auch im Minokhired aufgezählt (p. 105 ff.), jedoch ist ihre Zahl hier auf das Doppelte gebracht, weil das frühere Verzeichnisi nach Spiegel, Avesta, I. S. 78, in der spätern Zeit nicht mehr genügte. Nach dem Minokhired und nach dem Vendidad sind folgende fünf Dinge der Erde am angenehmsten:

  1. Jene Erde (Land) ist am frohesten, wo ein heiliger rechtsprechender Mann seine Wohnung aufschlägt;
  2. wo man Plätze für das Feuer einrichtet;
  3. wo grosses und kleines Vieh schläft (seinen Lagerplatz hat);



    1) Jahn, der Kanton Bern, S, 189.



  1. wo man unbebautes, unbearbeitetes Land wieder bearbeitet und bebaut;
  2. wo man die Höhlen der Karfesters (schädlichen, Thiere) ausgräbt.

Unter den fünf neuen guten Dingen, welche der Minokhired noch beifügt, erscheinen: wo die Guten über die Bösen Herr werden, und wo man die Früchte mit Yazatas und den Guten theilt, also Opfer darbringt und mildthätig ist.

Die von Con-fu-tse 1) verfassten heiligen Schriften der Sinesen zerfallen in fünf Theile und heissen der Y-king, Tsehu-king, Tschi-king, Li-king und Tschun-tsien. Der Inhalt derselben besteht in Lehren der Moral und der bürgerlichen Pflichten, in Gedichten und in Darstellung der älteren Geschichte Sina's. 2) Nach Confutsee sind das erste Gesetz der Monarchie die Vorschriften über die fünf Ordnungen, d. h. das Verhältniss der Unterthanen zum Herrscher, der Kinder zum Hausvater, der Gatten zu einander, der Jüngern zu den Aeltern und der Freunde zu einander. Die Fünfzahl beherrscht überhaupt das ganze chinesische Gesetz und Leben, ähnlich wie die Siebenzahl diejenigen des Zendvolkes, der Inder, der Germanen, der Juden u. s. w. Auf Japan besteht der höchste Reichsrath aus fünf Personen des höchsten Adels, neben welchem drei Prinzen von Geblüt eine Art höchstes Tribunal bilden. 3)

Aus Indien sind die fünf Gebote des Buddha schon mitgetheilt und mit den jüdischen verglichen worden (I. S. 177). Auch gab es in Indien einen Fünfstrom oder Fünffluss, Punjund, im Sanskrit Pank' anada, welcher sich mit dem Indus vereinigt. 4) Man spricht da-




    1) Zufolge Gfrörer, Urgeschichte des menschlichen Geschlechts, I. S. 256 und 257, lebte Confutsee von 551 - 479 v. Chr., womit Weber, die vedischen Nachrichten von den naxatra, Berlin 1860, S. 296, insofern übereinstimmt, dass Confucius 480 v. Chr. verstarb.
    2) Apostelgeschichte des Geistes, I. S. 166; Gfrörer, a. a. O., I. S. 271.
    3) Ausland für 1860, S. 311 b oben.
    4) Ersch undGruber, Encyklopädie, Sect. II. Bd. XVII. S 57; Dunker, Geschichte des Alterthums, II. S. 3 und 17.



her von einem Fünfstromlande oder der Pentapotamie, dem Punjaub, Penjab, Pandschab, wie es z. B. in Ungarn ähnlich eine Stadt Fünfkirchen gibt. Der indische Gott Amor, Kâmas genannt von kam, lieben, trägt einen Bogen von Zuckerrohr, dessen Sehne eine Reihe Bienen bildet zum Symbole des Stachels der Liebe, und einen Köcher angefüllt mit fünf Blumenpfeilen nach der Zahl der menschlichen Sinne. Die Zeitewigkeitsschlange Ananta, auch Seschen, Wasughi, Sangha genannt, wird auch mit fünf Häuptern, wie mit einem, mit vier und sieben Häuptern 1) dargestellt. Die Fünfzahl deutet auf den Menschen mit seinen fünf Sinnen, die Siebenzahl auf Gott mit seinen sieben Himmeln. Die fünf Geschosse des Kama, des Gottes der Liebe, welcher auch Madana (Betäuber), Manasidscha (Herzinwohner) und Kandarpa (Seelenbrenner) heisst, sollen namentlich bezeichnen, dass die Liebe alle (5) Sinne des Menschen besiege und betäube. Ein fünffaches, d. h. alle fünf Sinne erfreuendes Mahl ist nach den indischen Dichtern ein königliches. 2) Die indischen Hochzeiten dauern jetzt fünf Tage, was an die gleich zu erwähnenden fünf römischen Hochzeitsfackeln mahnt. Der Punsch, pank'a, in Indien seit alten Zeiten ein berauschendes Getränk und aus Indien nach Europa übergegangen, ist aus fünf Bestandtheilen zusammengesetzt und hat daher seinen Namen. - Ein verwandtes Getränk hatten die Griechen. Die 18 indischen heiligen Puranen (purana = alt) behandeln jedes fünf Gegenstände: 1) die Schöpfung; 2) die Zerstörung und Erneuerung der Welten; 3) die Genealogie der Götter und Heroen; 4) die Regierung des Manu und 5) diejenige seiner Nachkommen. Nach der Lehre des Râmânuga aus dem Anfange des 12. Jahrhunderts offenbart sich die höchste Gottheit (Vischnu) unter fünf Gestalten, in fünf Epiphanien, welchen die fünf Arten der ihr dargebrachten Verehrung entsprechen, von denen jede folgende eine höhere Stufe auf der Leiter der Vollkommenheit bezeichnet; nach diesen fünf Graden der Gottesverehrung sind auch die Belohnungen im künftigen Leben normirt. Am niedrigsten




    1) Müller, S. 598 und Taf. III. Fig. 147.
    2) Hirzel, Urwasi und der Held, S. 35.



unter den Arten der Gottesverehrung steht die Reinigung der Tempel, das Schmücken der Götterbilder und ähnliche Handlungen; den höchsten Platz nimmt natürlich der joga, die Versenkung in die Beschaulichkeit, ein. 1) Dem Brahmanen sind fünf tägliche Religionswerke zur Pflicht gemacht, welche zusammengefasst mahâjag-nas heissen, d. i. die Prinzipalverehrung, gleichsam die fünf Sacramente, wie sie Colebroke nannte. Diese sind: 1) Studium der Veden zur Ehre der Weisen, brahmajag'nas, auch ahuta (nicht geopfert) genannt; 2) Opfer nach Vorschrift zur Ehre der Götter, huta (Geopfertes) genannt; 3) Uebung der Todtenfeier (craddha, Gehorsam, von crat, altes Particip von cri, hören und dha, setzen - au-di-o, - welches zur Weiterformation der Wurzeln dient) zur Ehre der Manen, prâsita (gut gegessen) genannt; 4) Darbringung des Bali zur Ehre der Geister (prahuta, gut geopfert) und 5) Gastopfer zur Ehre der Menschen (brâhmja-huta genannt 2)). Die indischen Büsser setzen sich auch fünf Feuern aus, d. h. in der heissen Jahreszeit vier angezündeten Scheiterhaufen und der Sonne. 1) Der indische Tempel zu Branbanam hat fünf Vorhöfe, wie auch der chinesische Haupttempel solche fünf Vorhöfe hat. 4) Ein indisches Opfer, genannt agnishtoma, bestand aus an fünf Tagen im Feuer verrichteten Opfern. 5) Der im Anfange des 7. Jahrhunderts herrschende buddhistische König Cîlâditja berief alle fünf Jahre eine grosse Versammlung der Befreiung. 6) Fünf heilige Orte sind zum Reinigungsbade im Ganges, wo sich derselbe mit andern Strömen vereinigt (prajâgas); der heiligste dieser Zusammenflüsse ist bei Allahabad, wo sich der Ganges mit der Jamuna und nach der indischen Annahme mit der Sarasvati verbindet. Vielleicht hängt auch damit zusammen, dass Buddha, nachdem er sich aus der Velt in die Einsamkeit zurückgezogen hatte und über




    1) Lassen, indische Alterthumskunde, IV. S. 129 und 130.
    2) Ersch und Gruber, Encyklopädie, II. Bd. XVII. S. 186 a; Lassen, III. S. 502.
    3) Lassen, indische Alterthumskunde, I. S. 580.
    4) Baehr, der salomonische Tempel, S. 154 oben.
    5) Lassen, III. S. 652.
    6) Lassen, III. S. 676.



Alter, Krankheit, Tod und das priesterliche Leben nachzudenken anfing, zuerst fünf Schüler zählte. 1) Buddha wurde in Kambodja in Hinterindien dargestellt mit fünf Köpfen; der dortige König hatte fünf Frauen und 3000 bis 5000 Concubinen. Fünfhundert durch ihre Kenntnisse und Tugenden bewährte Rhixu oder Bettler bildeten nach dem Tode des Bhuddha die erste buddhistische Versammlung oder Synode. 2) Die zweite Synode der Buddhisten war aus 700 Bhixu zusammengesetzt und diese heisst daher die der 700, wie die erste die der 500. 3) Die dritte Synode unter König Açoka, welche die Synode der 1000 genannt wird, weil ihr 1000 Bhixu beiwohnten, soll in sieben Tagen einberufen und versammelt worden sein. 4) Der äussere glockenförmige goldene Behälter, in welchem zu Kandy auf Ceylon noch heute ein angeblicher Zahn des Buddha verwahrt wird, ist 5' hoch mit einem Durchmesser von 3'; er schliesst vier kleine goldene Behälter in sich und erst im fünften befindet sich der Zahn. Die auf dem höchsten Berge von Ceylon befindliche im Felsen abgedrückte Fussstapfe des Buddha, nach den Muhammedanern des Adam, ist 5' lang. 5) Das berühmte Grabmal Akbar's, des grossen muhammedanischen Herrschers, zu Secundra bei Agra besteht aus fünf quadratförmigen Stockwerken, und das letzte Stockwerk von weissem Marmor mit eilf Fenstern nach jeder der vier Seiten umschliesst in seiner Mitte das Cenotaph des Königs, gleichfalls von Marmor. 6) Akbar hat dieses Grabmal, welches 52 Jahre zu seiner Vollendung bedurfte, sich selbst errichtet. Das schönste noch heute erhaltene Denkmal muhammedanischer Baukunst in Indien befindet sich zu Agra selbst und ist das gleichfalls quadrat'sche oder eigentlich achteckige Grabdenkmal aus weissem Marmor, welches in der Mitte des 17. Jahrhunderts Shah Jehan, ein Nachfolger Akbar's auf dem Mo-




    1) Lassen, indische Alterthumskunde, II. S. 69.
    2) Lassen, a. a. O., II. S. 79.
    3) Lassen, II. S. 87.
    4) Lassen, II. S. 232.
    5) Görtz, Reise um die Welt, III. S. 326 und 327.
    6) Görtz, a. a. O., III. S. 491 ff.



gulthrone, seiner geliebten Gemahlin Moomtaz Mahal unter dem Namen Taje Mahal und demselben gegenüber in ganz gleicher Weise sich selbst errichtet hat. Jede der vier Hauptfronten dieser beiden Grabdenkmale hat drei, beziehungsweise fünf Nischen, nämlich eine hohe Nische in der Mitte, das Thor mit gegittertem Marmorwerk umfassend, daneben auf jeder Seite zwei Nischen.

Görtz, a. a. O., S. 503 sagt: "Zwei Dinge ausser Europa sind hoher Bewunderung werth, der Niagarafall und das Taje Mahal, aber jener lässt das Herz kalt, während dieses den unauslöschlichen Eindruck eines verlornen Paradieses in Dem hinterlässt, der geringe Hoffnung hat, es noch einmal in diesem Leben wieder zu erblicken." - In den buddhistischen Felsentempeln von Adjunta, nördlich von Ellora, finden sich in dem letzten Gemache der einzelnen 29 Tempel mitunter die fünf kolossalen Reliefs der fünf göttlichen Buddha's. 1) Wie der Zahn des Buddha in fünf Behältern verwahrt wird, wird im Pentamerome die Leiche Schneewittehens (dorten die Küchenmagd, la schiovatella) in sieben in einander gesteckte Glaskisten verschlossen; die Glaskisten wachsen mit dem scheintodt darin liegenden Mädchen. 2) - Ein indischer Provinzialvorsteher scheint um das Jahr 700 v. Chr. fünf Distriktsvorsteher unter sich gehabt zu haben, wie wohl daraus geschlossen werden darf, dass nach den Gesetzen Manu's VII, 118 - 121 ein Distriktsvorsteher mit dem Ertrage einer Oberfläche besoldet werden soll, wozu 12, und ein Provinzialvorsteher mit dem Ertrage einer Ackerfläche, wozu 5 Mal 12 Stiere erforderlich sind. In Japan haben noch dermalen je fünf Häuser oder wohl Familien einen besonderen Vorstand. 3) Die alten indischen Behörden der Heer- und der Städteverwaltung bestehen gewöhnlich aus fünf Mitgliedern . 4) Zur Aufnahme in die Religion der Sikhs (çikshâs, Schüler) genügen fünf Sikhs, denn Guru Govinda,




    1) Görtz, a. a. O., 600.
    2) Rochholz, Schweizersagen aus dem Aargau, II. S. 133.
    3) Heine, Reise um die Welt nach Japan, Leipzig 1859, II. S. 255 ff.
    4) Lassen, a. a. O., II. S. 685, 716 und 720.



ein um 1700 lebender Lehrer und Stifter dieser deistischen Religionssekte, soll sterbend gesagt haben: "Wo immer fünf Sikhs versammelt sind, werde ich unter ihnen sein."

Die Völkertafel der Genesis 10, 22 , worüber besonders die ausgezeichnete Abhandlung von Knobel zu vergleichen ist, gibt dem Noachiden Sem fünf Söhne: Elam, Assur, Arpachsad, Lud und Aram. 1) Zufolge Genesis 10, 7 hat auch Chus 5 Kinder: Seba, Hevila, Sabtha, Raema und Sabtecha. Die alten Philistäer, die Nachbarn und Feinde des Stammes Dan, hatten fünf Städtegebiete mit fünf Fürsten: Ekron, Gad, Asdod, Askalon und Gazal 2) weshalb dieselben zusammen Pentapolis von den Griechen genannt wurden. Ebenso wurde Cyrene, die provincia Cyrenaica in Africa, nach fünf Hauptstädten Pentapolis Cyrenaica genannt; Plinius his. nat. lib. V. cap. 6 sagt darüber: "Cyrenaica eadem Pentapolitana regio illustratur Ammonis oraculo, urbibus maxime quinque, Berenice, Arsinoë, Ptolemaide, Appollonia, ipsa Cyrene." 3) Die Asgar, ein semitischer oder Berberstamm im nördlichen innern Afrika in der Nähe von Rhat, bilden noch heute eine Kriegeraristokratie, welche aus fünf Familien bestehend, in 30 Unterabtheilungen oder "feia's" zerfällt. 4) Der Stamm der Amanakólen, der Königlichen, darf nicht mehr als zehn Familienhäupter zählen. Ferner wurde Pentapolis ein Ort jenseits des Ganges, 700 Stadien von der östlichen Mündung desselben, in dem nordöstlichen Winkel des Sinus Gangeticus genannt. Doris, der dorische Staat und Bund, hiess nach Herodot I, 144 gleichfalls Pentapolis, früher Hexapolis und gewöhnlich Tetrapolis, je nachdem zu dem dorischen Bunde 5, 6 oder auch nur 4 Städte gezählt wurden; Hauptort war stets Cytinium. - Im alten Carthago war eine Behörde von fünf Personen ()




    1) Siehe auch Gfrörer, Urgeschichte des menschlichen Gechlechts, I. S. 87 ff.
    2) Josua 13, 3 und Buch der Richter 3, 3.
    3) Ueber die Gründung von Cyrene auf Befehl des Orakels zu Delphi vergl. Götte, das delphisehe Orakel, S. 246 ff.
    4) Barth, Reisen und Entdeckungen in Nord- und Centralafrika, I. S. 250.



die höchste Behörde nach den Suffeten. - Zufolge Böttger, die Ursprünge unseres Alphabetes, Dresden 1860, S. 41 ff., ist auch das ursprüngliche phönicisch-ägyptische Alphabet, welches im Ganzen zwanzig Buchstaben zählte, nach der Zahl der menschlichen Finger aus zwei Zehnden und vier Gefünften zusammengesetzt. Dabei erinnert Böttger an den allgemeinen Gebrauch der Fünf- und Zehnzahl in der ganzen alten Welt, wofür er als Beispiele anführt: die Aegypter steuerten Fünftheile, die Hebräer Zehntheile als Abgabe; die Griechen sandten Geschwader zu zehn Schiffen aus, wählten Archonten auf zehn Jahre, hatten neben zwölf- auch zehngliederige Städtebündnisse u. s. w. Nach Bunsen, Aegyptens Stelle in der Weltgeschichte, V. S. 399, hatte das phönicische Alphabet ursprünglich nur 14 Zeichen und später sollen es nur 19 gewesen sein. - Auch die Muhammedaner haben fünf gesetzliche Zeiten des täglichen Gebetes, welche Zeiten von den Minarets herab ausgerufen werden. 1) Moses II. 22. 1 schreibt vor, dass wenn Jemand einen Ochsen oder ein Schaf stehle, und schlachte oder verkaufe, er fünf Ochsen für einen Ochsen und vier Schafe für ein Schaf geben solle. Ebenso müssen die Philister nach dem Ausspruche ihrer Priester bei Samuel I. 6, 4, als sie nach sieben Monaten die ihnen verderbenbringende Bundeslade zurücksenden wollen, ein Schuldopfer von fünf goldenen Mäusen u. s. w. als den Symbolen der über sie verhängten Plagen geben, mit der Bundeslade sollen durch ein Opfer auch die Landesplagen entfernt werden. - Alexandria hiess quinque vertex, die Fünfhügelstadt, wie Rom die Siebenhügelstadt, septemplex: Den fünf Hügeln entsprechen die fünf ersten Buchstaben des Alphabets, welche der neugegründeten Stadt Mauern und ihre fünf Quartiere tragen. 2) Wir haben also hier wieder das E von Delphi als höchste Zahl. - Auf den Monumenten des Museo Campana begegnet die Fünfzahl ebenfalls sehr häufig, z. B. fünf Krieger, fünf tanzende Figuren, fünf Pferdeköpfe, fünf ionische Säulen, fünf geflügelte Sphinxe, fünf Blumen und auch




    1) Zeitschrift d. d. m. Gesellschaft, XIII. S. 672.
    2) Bachofen, Gräbersymbolik, S. 416.



Gegenstände anderer Art. - Die chinesischen Annalisten zählen fünf blonde und blauäugige Volksstämme des Orients. 1) - Die bengalischen Brahmanen oder die Gauda hatten fünf ursprünglich eingewanderte Geschlechter oder fünf Stammhäupter, welche bei Lassen, III. S. 718, namentlich aufgeführt werden und die mit dem heiligen Feuer und mit ihren Opfergeräthen zuerst in Bengalen eingewandert waren; König Adisûra liess für sie fünf Städte erbauen. Zur Stadt Agmir führen fünf hohe, starke und im schönen Style erbaute Thore. 2) - Bei den Parsen sind die noch vorhandenen, von Haug neuerlich ausgezeichnet übersetzten und erläuterten fünf Gâthâs fünf Sammlungen theils ganzer Lieder, theils einzelner Liederverse, die oft den Charakter von Sprüchen tragen. Den liturgischen Grund dieser fünffachen, an Umfang sehr ungleichen Abtheilungen der alten Lieder und Liederverse findet Haug, II. S. 220, darin, dass sie bestimmt waren, in den fünf Tageszeiten der Parsen hergesagt zu werden. - Zu Tschirakal im südwestlichen Vorderindien müssen noch jetzt fünf Radjas zugleich regieren, welche in fünf Höfen neben einander wohnen; 3) bei ihnen, bei den Malabaren und überhaupt im Dekhan und bei indischen Völkern findet sich auch das schon oben berührte Schwestersohns-Erbrecht, 4) welches Erbrecht wohl aus Asien, aus Indien nach Arabien und überhaupt nach Afrika getragen wurde und nicht umgekehrt, wie Graul anzunehmen geneigt ist. In Malabar bilden die Handwerker oder Kammâler fünf Häuser, 5) worunter der Zimmermann und Schreiner (Atschari) das erste Haus bildet und den Brahminen verglichen wird, auch geradezu Priester (Atschari) heisst, weil er jedes neue Haus einsegnet; dazu muss das ganze Haus und der ganze Hausrath der Brahminen und der Edelen im Sinne der alten Schastra's gefertigt sein. In einer im Jahre 1840 an die englische Re-




    1) Diefenbach, Origines Europaeae, S. 41 ff.
    2) Lassen, III. S. 959.
    3) Graul, Reise in Ostindien, I. S. 219.
    4) Vergl. darüber Graul, a. a. O., I. S. 320 Anm. 3 und Seite 231, 221 oben.
    5) Graul, I. S. 237.



gierung zu Madras von ihnen gemachten Eingabe erklären die Kammâlar oder Fünf-Gewerker, dass sich aus den fünf Vedas sowohl als aus ihren Schastras unwiderleglich ergebe, dass sie Nachkommen der fünf Rischis seien, die aus den fünf Gesichtern Brahma's entsprungen mit der Fähigkeit, in Eisen, Holz, Messing, Stein und Gold zu arbeiten, und dass sie in alter Zeit, selbst unter der Regierung der Kschatrija Könige, als Purôhita's (Hauspriester) heiligen Dienst verrichtet haben. 1) Noch bestimmter bezeichnen sic die Kammaler als die Kinder und Nachfolger des Visvakarma, des indischen Hiram 2) und himmlischen Baumeisters.

Die keltische Lyra hatte fünf Saiten wie auch der Finnen fünfsaitige Harfe der höchste Gott Wäinämöinen aus dem Haupthaare Kalevas (nach Platens Uebersetzung) bildet. Nach Leonbardi, rhätische Sitten und Gebräuche, St. Gallen 1844, S. 7, hat das Kind zu Castasegna fünf Pathen, mit denen der Vater dasselbe in die Kirche zur Taufe trägt. Die Rechtssatzung des Graubündner Münsterthales nennt fünf Ehescheidungsgründe. 3) Zufolge Diodor V, 32 wurden bei den Kelten Verbrecher fünf Jahre aufbewahrt, um bei einem vermuthlich alle fünf Jahre gefeierten Feste geopfert zu werden. 4) Nach altbritischer Vorstellung gibt es fünf Zonen auf der Erde, zwei sind kalt und eine heiss und unbewohnt, die vierte umschliesst die Bewohner des Paradieses und die fünfte Zone die Wohnsitze der sterblichen Menschen. Diese letzte zerfällt in drei Theile: Asien, Africa und Europa. Daraus folgert Eckermann, a. a. O., III. 1. S. 39, dass die Hölle in den beiden kalten und in der heissen Zone gewesen sei, welche von Menschen unbewohnt sind, während das Purgatorium in schauerlicher Tiefe innerhalb der Erde sich befindet, wozu an verschiedenen Orten der bewohnten Erde Eingänge sind. - Die gallischen Senatoren blieben fünf Jahre im




    1) Graul, a. a. O., III S. 353.
    2) Graul, III. S. 83.
    3) Leonhardi, a. a. O., S. 48.
    4) Ersch und Gruber, Encyklopädie, I. Bd. XXVII. S.496 a; Eckermann, a. a. O., III. 1. S. 39 unten.



Amte und traten alsdann in den Stand des Adels mit Beibekaltung des Titels Senatoren. 1) In einer Sage bei Rochholz, Schweizersagen Nro. 202, wirken fünf Finger voll Spinneweben zauberhaft. Auf einer zu Petinesca aufgefundenen bronzenen Anticaglie sind fünf keltische Disken eingegraben. 2)

Bei den Griechen sind die Fünfzahlen ausserordent lich häufig. Sie hatten ein Fünffingerkraut ( oder ), bei den Italiern quinquefolium und bei den Galliern , pompedulon, kymr. pumdalen, pumbys, pumnalen, brit. pempdeil, pempiz, pempez, 3) - Ströme mit fünf Mündungen (), Pflanzen mit fünf Blättern (), Strophen von fünf Versen (), einen Fünffuss (), fünf Ruderbänke (), fünf Spannen und fünf Stadien lang ( u. s. w. Auf den Pentameter, den fünffüssigen Vers darf wohl nicht erst aufmerksam gemacht werden. Ferner hatten die Griechen Pentadrachinen, Münzen im Gewichte von fünf Drachmen. PentathIon (bei den Römern Quinquertium) hiess die Verbindung von fünf Uebungen bei den Wettkämpfen der Männer: Springen, Werfen des Discus und des Wurfspiesses, Laufen und Ringen und Pankration (Verbindung des Ringens und des Faustkampfes 4). oder war ein Spiel der griechischen Mädchen, bei dem man fünf Steinchen, Scherben u. s. w. mit dem Rücken der umgekehrten Hand in die Höhe warf und sie mit der innern Fläche der schnell gewendeten Hand wieder auffing. ist ein Becher, gefüllt mit etwas Wein, Honig, Käse, Gerstengraupen und etwas Oel, welcher dem Sieger im skirischen Spiele zu Athen gereicht wurde. Die attischen Thesmophorien, welche zu Ehren der Demeter blos von den Frauen begangen wurden, wur-




    1) Eckermann, a. a. O., III. 1. S. 51 unten.
    2) Jahn, der Kanton Bern, S. 47.
    3) Diefenbach, Origines Europ., S. 395, Nro. 249, welcher höchst beachtenswerthe weitere Sprachnachweise über die Namen der Fünfzahl gibt, so wie zugleich über das Fünfblatt.
    4) Guhl und Koner, a. a. O., S. 247 ff.



den an fünf Tagen vom 9. bis zum 13. Panepsion gefeiert; zu Pallene dauerte die Thesmophorienfeier sieben Tage, an andern Orten blos drei Tage. 1) Der fünfte Monatstag galt auch bei den Griechen als ein böser, denn da wandeln die Erinyen umher; der siebte Monatstag wurde dagegen nach Hesiod als der Geburtstag des Apollo für günstig und glückbringend gehalten. 2) Bei den Griechen wie den Römern waren auch die fünfjährigen Zeiträume gebräuchlich und für das Staats- und Privatleben sehr einflussreich. Bei den Griechen hiess ein solcher fünfjähriger Zeitraum und namentlich waren die olympischen Spiele seit ihrer Erneuerung durch Iphitus und Lykurg ein pentaeterisches Fest, d. h. es wurde nach vierjährigen Perioden in jedem fünften Jahre im Hochsommer in der Vollmondswoche nach der Sonnenwende gefeiert und fiel bald in den Monat Parthenius zu Ende, bald in den Monat Apollonius zu Anfang des Jahres. Das Fest sollte in der Folge mindestens fünf Tage dauern, wurde aber vielleicht sogar auf sechs und sieben Tage ausgedehnt. 3) Da bei dem olympischen pentaeterischen Zeusfeste das gesammte griechische Volk zusammenkam, hiess das Fest auch (Versammlung des ganzen Volkes) und , certainen quinquennale, waren insofern bei den Griechen gleichbedeutend. Bei den Römern war an das quinquennium namentlich die grosse Ordnung der Censur geknüpft und zum Zwecke der Censur wurde das gesammte römische Volk je das fünfte Jahr (quinto quoque anno redeunte) versammelt. Da bei dieser Versammlung zugleich das Volk gereinigt und entsündigt, lustrirt wurde, - mit der Versammlung auch eine Lustration verbunden war, hiess das quinqennium auch lustrum. 4) Ueber das lustrum als Periode, als Zeitraum und Zeiteintheilung, Periode und Epoche hat besonders ausführlich Schultz, Grundlegung zu einer geschichtlichen Staatswissenschaft der Römer, Köln 1839,




    1) Preller, Demeter und Persephone, S. 339 ff.
    2) Schoemann, griech. Alterthümer, II. S. 329.
    3) Schoemann, a. a. O., II. S. 49.
    4) Funke, Realschullexikon, unter Lustrum.



S. 3 - 126 gehandelt. Schultz, S. 47 findet den historischen Grund des fünfjährigen Census, des Lustrums darin, dass in Italien, ja im südlichen Europa überhaupt, der Ackerbau auf einen fünfjährigen Cyklus der Bewirthschaftung (auf eine Fünffelderwirthschaft ähnlich der deutschen Dreifelderwirthschaft) basirt gewesen sei, wie nach dem Berichte von Reisenden noch jetzt namentlich in der Umgegend von Rom ein fünfjähriger Turnus in der Bestellung der Ackerfrüchte stattfinde; dieser fünfjährige Cyklus der Landbewirthschaftung habe die Verpachtungen und Abrechnungen über die Einnahmen und Ausgaben des Landbaues von je fünf zu fünf Jahren nöthig gemacht, woraus dann, da der Landbau die Grundlage des bürgerlichen Bestehens gewesen, die Lustralperioden und Epochen mit ihrem ganzen politischen Gewichte hervorgegangen zu sein scheinen. In der mosaischen Gesetzgebung erscheint in Uebereinstimmung mit der das Judenthum überhaupt beherrschenden Siebenzahl auch ein siebenjähriges Lustrum, indem namentlich alle sieben Jahre das ganze jüdische Volk sich bei dem Tempel vor Jehovah versammeln und die Vorlesung des göttlichen Gesetzes anhören soll. Auch das mosaische Erlassjahr scheint gleich dem römischen Census mit dem Ackerbau zusammenzuhängen und aus Rücksichten für denselben entsprungen zu sein. In dem zweiten Buche Mosis 23, 10 und 11 wird gesagt: "Sechs Jahre sollst du dein Land besäen und seine Früchte einsammeln. Aber im siebenten Jahre sollst du es ruhen und liegen lassen, dass die Armen unter deinem Volke davon essen; und was übrig bleibet, lass das Gewild auf dem Felde essen. Also sollst du es auch mit deinem Weinberge und mit deinen Oelbäumen thun." Offenbar ist hier der siebente Ruhetag der Woche zu einem Ruhejahr des Feldes gemacht, weshalb auch a. a. O. in V. 14 unmittelbar fortgefahren wird: "Sechs Tage sollst du deine Arbeit thun, aber am siebenten Tage sollst du ruhen, dass dein Ochs und Esel ruhen, und deiner Magd Sohn und der Fremdling sich erquicken mögen." - Zu Sparta gab es fünf jährlich neu gewählte Ephoren als die höchsten Leiter, Verwalter und Richter des Staates. Bei der Eleusinienfeier zu Andania in Messenien hatten Fünfmänner, ,





die ökonomischen Angelegenheiten des Festes zu besorgen und die obersten Leiter waren Zehnmänner. 1) In dem Tempel der Athena Kranaia bei den Elateern sowie zu Tegea wurde das Priesteramt immer fünf Jahre lang vor dem Eintritt in das Ephebenalter verwaltet. 2) Mit fünf Begleitern kamen nach Herodot 4, 32 bis 33 zwei hyperboreische Jungfrauen nach Delos, um der Eileithyia ihre Weihgeschenke darzabringen. 3) Den lokrischen Ajax begleitet ein zahmer Drache von fünf Ellen Länge wie ein Hund. 4) Der berühmte Kasten des Kvpselos, wahrscheinlich aus dem Anfange der Olympiadenrechnung stammend und aus Cedernholz in eliptischer Gestalt verfertigt, war mit mythologischen Darstellungen geschmückt, welche theils in Holz geschnitzt, theils mit Gold und Elfenbein eingelegt, in fünf über einander laufenden Streifen den Kasten rings umgaben. 5) Nach dem ersten Bade erhielt das neugeborene Kind am fünften oder am siebenten Tage dadurch die läuternde Weihe, dass die Hebamme mit demselben auf dem Arme mehrere Male den Hausaltar umschritt, weshalb dieser Tag als und die Handlung selbst als das Umlaufsfest, , bezeichnet wurde. Ein Festmahl versammelte an diesem Tage die Hausgenossen in der Wohnung, deren Thüren bei der Geburt eines Knaben durch einen Olivenkranz, bei der eines Mädchens mit Wolle geschmückt zu werden pflegten, ähnlich wie in der Schweiz und namentlich in dem Kantone Zürich noch dermalen die Geburt eines Knaben oder eines Mädchens den Verwandten und Freunden durch ein sauber gekleidetes Mädchen oder Frau mit einem verschiedenartig geschmückten Kranze an gezeigt wird. Dieser Feier folgte am zehnten Tage das Fest der Namengebung, die , durch welches zugleich die Anerkennung des Kindes von Seiten des Vaters als eheliches festgestellt wurde. Die Einweihung in die




    1) Sauppe, die Mysterieninschrift zu Andania, S 39 und 35.
    2) Welker, griech. Götterlehre, II. S. 294 Anm. 67.
    3) Welker, II. S. 350.
    4) Schwartz, Ursprung der Mythol., S. 40.
    5) Guhl und Koner, a. a. O., S. 145.
    6) Guhl und Koner, S. 214.



grossen Eleusinien scheint fünf Jahre nach dem Empfange der Weihe in die kleinern ertheilt worden zu sein. 1)

Die Fünfzahl war bei den Römern der Minerva heilig und deshalb dauert das Minervafest, ein Fest tuskischen Ursprungs, Quinquatrus genannt, fünf Tage. So ist ferner, da die Minerva gleich der griechischen Pallas eine jungfräuliche ist, der fünfte Tag im Monat ein unfruchtbarer, an welchem die Römer niemals eine Ehe abschlossen. 2) Nach Bodemeyer nimmt im römischen Rechte die Fünfzahl die bedeutendste Stelle ein; sie werde nicht allein für die Zeugen gefunden, sondern auch als eine der wichtigsten Verjährungsfristen; sie begegne sowohl in dem jus publicum, wie in dem jus privatum; sie ziehe sich durch das ganze Rechtsgebiet in so verschiedenen Beziehungen hindurch, dass man dieselbe die politische nennen möchte, was dann Bodemeyer, S. 39 ff., durch Nachweisungen zu begründen sucht. Die Römer hatten Quinqueviri und Quindecimviri, d. h. Behörden von 5 und von dreimal 5 oder 15 Männern. lnsbesondere waren seit Sulla 15 Priester, sacerdotes Sibyllini, interpretes Sibyllae, Quindecimviri zur Aufsicht, Durchforschung und Erklärung der für Roms Religion und ganze Geschichte so bedeutenden sibyllinischen Bücher. Fünf Männer oder Quinqueviri gab es zu Rom agro dividendo (für die Vertheilung der Ländereien 3)), - muris turribusque reficiendis (für die Ausbesserung der Stadtmauern und Stadtthürme, 4) - mensarii oder aerarii (für die Regulirung des Schuldenwesens 5), - qui scriberent leges de imperio consulari (zur Entwerfung der Gesetze über das Amt der Consuln 6), - minuendis publicis sumtibus (für Regulirung und Beschränkung der Abgaben, der Staatsausgaben 7). Auch gab es 15 oder 3 Mal 5 Flamines, welche 15 Flamines wenigstens einiger Massen




    1) Welker, II. S. 540.
    2) Bodemeyer, die Zahlen des römischen Rechts, Göttingen 1855, S. 41.
    3) Livus lib. VI. 21.
    4) Livius lib. XXV. 7.
    5) Livius lib. VII. 21.
    6) Livius lib. III. 9.
    7) Plinius epist. lib. II. ep. 1; cap. 9.



an die 15 Lichter der Meisterloge erinnern. Romulus hatte für den öffentlichen Cultus 60 Priester eingesetzt, welche 50 Jahre alt sein mussten. - Fünf Jahre lang musste man die sacra minora lernen, ehe man zu den sacra majora übergehen konnte. 1) Zwischen zwei zur Cultur bestimmten Grundstücken soll ein Grenzrain von fünf Fuss unbeackert liegen bleiben und der Eigenthümer soll rings um sein Gebäude einen Raum von 2½ Fuss unbebauet lassen. 2) Den Diis terrestribus wird auf der Erde, den Diis inferis in der Erde und den Diis superis über der Erde auf einem 2½ Fuss hohen Altare geopfert. Der Grundeigenthümer muss das Herüberhängen der Aeste des nachbarlichen Grundstückes, welche über 15 Fuss von der Erde von den Bäumen auslaufen, dulden und kann das Abhauen der überragenden Aeste bis auf die Höhe von 15 Fuss erzwingen oder im Falle beharrlicher Weigerung selbst vornehmen. 3) - Den allgemeinen Hochzeitsgebrauch (pompa) der Römer, eine neu verheirathete Jungfrau mit fünf Fackeln in das Haus des Mannes einzuführen (deductio in domum mariti) will Bodemeyer S. 55 daraus erklären, dass hier die fünf Fackeln die servianischen fünf Klassen des römischen Volkes repräsentiren, unter dessen Schutz ja die Ehe eingegangen werde; möglicher Weise lasse sich aber die Fünfzahl der Fackeln auch mit den fünf Göttern in Verbindung bringen, welche die Neuvermählten vor der Besteigung des torus um ihren Segen anzuflehen pflegten, nämlich die Virginensis dea, Prema dea, die dea Pertunda, die dea Venus und den deus Priapus. Es ist hier schon eine andere Deutung der fünf Hochzeitsfackeln gegeben worden, nämlich als das Symbol der Vereinigung der männlichen Dreizahl mit der weiblichen Zweizahl. Auch im deutschen Mittelalter noch war das sogenannte Heimzünden der Braut wenigstens bei Personen der höheren Stände Sitte. Als der Bayernherzog Georg mit der Polin Hedwig sich vermählte, wurden der Braut 24 farbige Kerzen nach der Zahl ihrer Altersjahre beim




    1) Bodemeyer, a. a. O., S. 62.
    2) Bodemeyer, S. 63.
    3) Seuffert, practisches Pandectenrecht, §. 123.



Kirchgange vorangetragen. 1) So viel Lebensjahre das Kind zählt, so viele Lichtlein stellt man ihm auf den Geburtstagkuchen; nur darf man diese nicht ausblasen, sondern lässt sie ruhig zu Ende brennen. 2) Die Christnacht oder vielmehr der Christtagsmorgen ist das wahre Lampen- und Lebensfest Christi bei den Katholiken, indem alsdann nicht nur Jedermann in der Christmette eine Wachskerze vor sich entzündet und brennt, sondern auch in allen Häusern beim ersten Erwachen der Kinder die Christbäume entzündet und den Kindern die Christgeschenke dargebracht werden. Sinniger könnte der beglückende Morgen des Geburtstages des Herrn nicht gefeiert werden und ähnlich wurde einst im alten Aegypten zu Sais und durch ganz Aegypten an dem Feste der Neith die Wiederauferstehung des zu Sais begrabenen Osiris begangen. 3) - Die wendisch-preussischen Hochzeitsjungfrauen müssen noch jetzt brennende Lichter tragen. Bei elsässischen Hochzeiten dauert der Tanz so lange, als eine eigens dazu aufgestellte Festkerze brennt. Sobald dieses Licht erlischt, ruft der Ceremonienmeister "Todt" und damit hat das neue Ehepaar nun zum letzten Mal mit Andern getanzt. Dieser Lichtausblaser, Puut de Lamp ût, reitet bei den wendisch-preussischen Hochzeiten mit einem Breithute auf einem Schimmel und Müllenhof hat darin die ursprüngliche Gestalt des Odhin erkannt. Die Hochzeitsfackeln sind die Symbole des Lebens und berühren sich mit den Weihnachts-, Jul- oder Sonnenwendlichtern, - mit den brennenden Kerzen der katholischen Konfirmanden, - mit dem Julblocke und mit der Osterkerze und noch mehr mit den leuchtenden Fackeln und Lichtern, welche in der Sage von Hero und Leander und in vielen ähnlichen Sagen die Geliebte dem zu ihr schwimmenden Geliebten brennt und deren Erlöschen dem kühnen Schwimmer Verderben und Tod bringt. 4) Auch gehört hierher das finnische Symbol, dass das Brautpaar einge-




    1) Rochholz, Schweizersagen, I. S. 350.
    2) Kuhn, norddeutsche Sagen, S. 431.
    3) Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, II. S. 176.
    4) Rochholz, Schweizersagen, I. S. 33 ff.




segnet wurde, während der Vater der Braut mit einem Stahle Feuer schlug; der geschlagene Feuerfunke, gleichsam ein Nothfeuer, ein neu entzündetes reines Feuer ist das Symbol des von den Brautleuten zu beginnenden neuen und reinen Lebens, wie in dem gleichen Sinne die Finnen den Todten auch Feuerstein und Stahl mit in den Sarg und das Grab gaben. 1) In den Piccolomini von Schiller sagt der Astrolog Seni von der heiligen Fünfzahl:

"Fünf ist
Des Menschen Seele. Wie der Mensch aus Gutem
Und Bösem ist gemischt, so ist die Fünfe
Die erste Zahl aus Grad und Ungerade."

Vorher bemerkt Seni:

"Eilf! Eine böse Zahl. Zwölf Stühle setzt!
Zwölf Zeichen hat der Thierkreis, Fünf und Sieben;
Die heil'gen Zahlen liegen in der Zwölfe."

Nicht bis fünf zählen zu können (nich bet fîwe tellen können), bezeichnet in den Fürstenthümern Göttingen und Grubenhagen und anderwärts die Dummheit. 2) Ein Kindervers, der dort namentlich als Erwiderung nicht bis fünf zählen zu können, oft gebraucht wird, lautet also: "Hunger un dost, Hitte un frost, Nits in'n lîwe, Dat sint fîwe." Die sieben Faulen, de sêben fulen, d. i. wohl die sieben Todten nennt zugleich das Volk die sogehannten Rathsarbeiter in den Städten. 3) In dem Panteisticum des Irländers Toland, welcher nach Br. Merzdorf (in Nr. 43 der Bauhütte für 1860) auf die Lehren der im J. 1717 zu London entstandenen neuen englischen Grossloge nicht ohne wesentlichen Einfluss gewesen sein soll, wird auf die Frage: "Was ist die Folge der Nachforschungen über die Ursachen der Dinge?" geantwortet:

"Stärke im Unglück, Mässigung im Glücke, Befreiung, Heiterkeit im Leben, Ruhe im Tode."

Daran schliesst sich die Antwort auf die Frage, was uns




    1) Eckermann, a. a. O., IV. 1. S. 205.
    2) Schambach, Wörterbuch der niederdeutschen Mundart, 269.
    3) Schambach, a. a. O., S. 188.



die Philosophie lehre, deren einziges Gesetz die Vernunft sei:

"Sowie das Laster sich selbst straft, so ist auch Tugend sich selbst Lohn."

und die Lehre, dass der höchste Wunsch des Weisen eine gesunde Seele in einem gesunden Körper sein solle. Die Fünfzahl ist hier nur die fortschreitende Dreizahl, von welchen Trilogien schon früher Beispiele gegeben sind und denen noch angefügt werden mögen:

Das w uns bringen gar viel Pein: die Weiber, Würfel und der Wein.
Nicht zu schnell, nicht zu hell und grell.
In Etwas leben, weben und schweben.
Mit Munde, Halme und Galme.
Halsen, küssen und grüssen.
Mök, Mok und Pfarrer Uol erhielten Rôtwil dein heiligen Stuol.
Dein Pferd, dein Schwert und dein Leib leihe nicht her.
Sengen, brennen und morden.
Sorgen und worgen, laufen und schnaufen mit Fleiss und Schweiss.
Stehler, Hehler und Befehler sind drei Diebe.
Trink und iss, Gottes nicht vergiss.
Wie jung, wie stark, wie mächtig: wir sind alle übernächtig.
Stôzen, streifen, stechen.
Verligen, versizen und verslâfen.
Scharren, schinden und schaben.
Ein Schlund, Schelm und Schüll.
Singen, sagen und sprechen.
Ueber Stauden, Stock und Stein.
Tod für Tod, Mass für Mass, Gleiches mit Gleichem.
Verschmitzt, verschlagen und verrucht.
Witzig, weis' und wolgelârt.
Sô wird ez verendet, verburget und verphändet.
Verwaset, verdornet und vergraset.
Ueber Bock, Block und Stock.
Oben filzin, unden hülzin, in der Mitte pilzin.
Alt, kalt, öd, blöd, flau und faul.
Pfeffer, Kappe und Kalk verdecken manchen Schalk.
Mund auf Mund, Mann an Mann, Hand in Hand.
Strô im Schuh, Spill im Sack, Hûr im Haus, gucken allwêg ins Blaue rauss.
Lâss schrôten, lâss riben, lâss malen.
Bad, Tisch und Bette mit einander theilen. 1)




    1) Aus Eiselein, die reimhaften, anklingenden und ablautartigen Formeln der hochdeutschen Sprache, Constanz 1841. Ueber die Drei- und die Neunzabl in dem Alter der Thiere vergl. J. Grimm, Reinhart Fuchs, Berlin 1834, S. IV. Anm. *



Dreigliedrig war auch der Gruss der Steinmetzgesellen, wodurch sich dieselben, wie die Maurer durch das heilige Wort, als rechte Gesellen zu erkennen geben mussten und der aus dem 15. Jahrhundert noch erhalten ist: "Got grüsse euch, got weise euch, got lone euch, euch obermeister, palier und euch hübschen gesellen!" 1) Bei den Auflagen, den gemeinschaftlichen Brudergelagen der Hufschmiede, eröffnete dieselben der Altgeselle durch einen dreifachen Hammerschlag. 2) Bei diesen Auflagen war auch, was uns sehr bemerkenswerth erscheint, das Klatschen nach dem Takt, besonders beim Singen üblich. 3) Der Fuchs der deutschen Thierfabel springt oft dreimal über 9füssige Mauern; mythisch werden dem Fuchse sogar neun Schwänze beigelegt. 4) Im Reinardus wird von der alten Salaura gesagt, dass sie mehr als 15 Eicheln gefressen habe und schlauer als neun Aebte sei. 5) - Bei den Bambarras, einem Negerstamme in Afrika, besteht die Namengebung darin, dass der Sänger den zukünftigen Namen dem Kinde dreimal zuschreit. 6) Bei den Buddhisten heisst, dem triratna, ratnatraja, den drei Schätzen ergeben sein, ergeben sein dem Buddha, dem dharma, dem Gesetze, und dem sangha, der Versammlung der Geistlichkeit; 7) diese drei Schätze werden auch die Kleinodien genannt, wie bekanntlich auch die Maurer drei bewegliche und drei unbewegliche Kleinodien (engl iewels oder Regalia, franz. Bijoux) haben, 8) welche leicht eine Entlehnung oder Nachahmung der buddhistischen sein könnten. Die drei beweglichen sind das Winkelmass, das Richtscheit und die Bleiwage, welche als die Symbole der Sittlichkeit, der Gleichheit und der Gradheit und Aufrichtigkeit durch das ganze Leben ge-




    1) Weimarisches Jahrbuch für deutsche Sprache, Literatur und Kunst, IV. S. 306 unten.
    2) Ebendaselbst, S. 313.
    3) Ebendaselbst, S. 325.
    4) Grimm, Reinhart Fuchs, S. XLI.
    5) Grimm, a. a. O., S. LXXVII.
    6) Th. Waitz, Anthropologie der Naturvölker, II. S. 123.
    7) Lassen, IV. S. 378 und III. S. 395 Anm. 1 und S. 514.
    8) Krause, Kunsturkunden, I. 2. S. 92 und 369; Lenning, Encyklopädie, unter Kleinode.



deutet werden und zugleich die Kleinodien oder der auszeichnende Schmuck des Meisters vom Stuhl und der beiden Aufseher sind. Weil diese Kleinodien von den drei ersten Beamten der Loge beweglich auf der Brust getragen werden, sollen sie die beweglichen heissen und als die unbeweglichen oder niemals aus den Augen zu verlierenden werden ihnen entgegengesetzt: das Reissbrett für den Meister; der rauhe Bruchstein für den angetretenen Lehrling, um daran zu hauen, und Zeichen und Einschnitte zu machen; und der vollkommene oder cubische Bruchstein für den erfahrenen Arbeiter, um darauf seine Kleinode zu prüfen und in Ordnung zu bringen. Die wahre Bedeutung der Kleinodien lernt man nur aus der buddhistischen Lehre kennen. Sie, d. h. das unerschütterliche Vertrauen zu Gott (Buddha, Adi-Buddha), zu seinem Gesetze und zu seiner Kirche mit einem dem entsprechenden gerechten, reinen und verdienstvollen Leben, sind das einzige Mittel, um den Menschen von den Fesseln. des irdischen Daseins und der Materie, von der Wiedergeburt zur Busse und Reinigung zu befreien und ihm die höchste Stufe der Erkenntniss, die Versenkung in die Gottheit (nirvâna) zu verschaffen; sie sind das Mittel, sich der ewigen Bewegung oder dem ewigen Kreislaufe (sansâra) der Materie und der Wiedergeburten zu entziehen und reines Licht und reiner Geist zu werden. Mit den drei buddhistischen Kleinodien berührt sich zugleich, dass die mit den Buddhisten verwandten und wohl selbst in Verbindung stehenden Gnostiker den Menschen aus Geist (), Seele () und Materie () zusammengesetzt sein liessen und je nach dem Vorherrschen eines dieser drei Grundstoffe die Menschen in drei Klassen: und oder eintheilten, womit wieder die drei guna oder die drei Klassen der Menschen bestimmenden Eigenschaften: sattva, Wesenheit, ragas, Leidenschaft, und tamas Finsterniss, der Sânkja-Philosophie des Kapila übereinstimmen. 1) Der Finsterniss und den Leidenschaften der Materie und des Herzens sich entwindend soll der Mensch als freier Geist () die Wesenheit (sattva), das Licht daß Licht erfassen.




    1) Lassen, III. S. 398 und 399.



An die drei buddhistischen guna erinnern sodann wieder die drei sonst schwer erklärlichen Zustände des aufzunehmenden Lehrlings als des Suchenden und Beharrenden und des Leidenden. Das Wahrscheinlichste ist wohl hier, dass die unzweifelhaft ältere indische Philosophie zunächst auf den Gnosticismus zu Alexandria durch des Handels wegen dahin gekommene Inder 1) und dann dieser auf die griechisch-römischen Baucorporationen eingewirkt habe; der Syrer Bardesanes, auch ein Gnostiker, verdankte seine Bekanntschaft mit dem Leben und mit den Lehren der Brahmanen und Samanäer oder Buddhisten 2) seinem Verkehre mit den an den Kaiser Antonius Pius gesandten indischen Botschaftern; aus diesen Quellen floss die genauere Bekanntschaft mit dem Brahmanenthum und der Religion Buddha's oder Çâkjamuni's, welche einige Kirchenväter, wie Clemens von Alexandria und Origines, an den Tag legen. Neben der Religion Çâkjamuni's und der Philosophie Kapila's hat übrigens auch der Zoroastrische Dualismus von Licht und Finsterniss, Gutem und Bösem auf den Gnosticismus und durch diesen auf die Baucorporationen eingewirkt; wie das ganze Lichtsuchen der Maurer nichts Anderes als die umgestaltete und fortgebildete Lehre Zoroasters ist. Dieser Dualismus ist auch dem Buddhismus nicht ganz unbekannt und namentlich ist in dem Mythus von der reinen oder unbefleckten Geburt des Buddha eigentlich nur die Menschwerdung des göttlichen Lichtes ausgedrückt, indem der in Gestalt eines fünffarbigen Strahles, oder nach der am besten beglaubigten Erzählung in einer glänzenden, einem jungen weissen Elephanten ähnlichen Gestalt in den Leib seiner jungfräulichen Mutter niedersteigende Buddha aus deren rechter Seite geboren wird. 3) Mit dem Buddhismus stimmt in der Hauptsache auch der Manichäismus überein und dieser weicht von jenem nur insofern ab, als ein darin noch dem Buddhismus fremder und der zoroastrischen Religion angehöriger




    1) Lassen, III. S. 404 und 405.
    2) Lassen, III. 356,
    3) Lassen, III. S. 409 und 411.



Bestandtheil aufgenommen ist. 1) Lassen, III. S. 441, spricht die gewiss begründete Vermuthung aus, dass eine Bekanntschaft mit dem Büsserleben der brahmanischen Einsiedler und mit dem Klosterleben der buddhistischen Mönche einen Einfluss auf die im dritten und vierten Jahrhundert zunächst von Aegypten ausgegangene Entstehung des Mönchthums bei den Christen ausgeübt habe.

Wenn der Kukuk (im Sanskrit Kokila) zu schreien anfängt, regnet es nach Hesiod, Tagewerke 456, ununterbrochen drei Tage oder beginnen die Frühlingsregen und der Frühling; der Kukuk ist nach Nikander der Frühlingsvogel. In einem alten deutschen MaiIiede heisst es:

"Der Kukuk mit seinem Schreien macht fröhlich Jedermann." 2)

Nach Bunsen, Gott in der Geschichte, I. S. 111, ist das alte Testament eine dreitheilige Schriftensammlung, ein jüdischer Dreikorb als Gesetz, als Propheten und als Schriften erbaulicher Geschichte, Dichtung und Betrachtung. - Nach Vorschrift der gemeinen deutschen Steinmetzordnung vom Jahr 1459 gehören zu einem gesetzlichen Maurerstrafgerichte ausser den am Orte der Klage arbeitenden Gesellen drei Meister. 3) Bei wichtigen Handwerksstreitigkeiten pflegte man früher die Handwerkserkenntnisse aus dreier Herren Länder einzuholen. 4) - Nach Virgil, Ecl. VIII, 73 ff., trug man das Bild der Götter bei den Opfern dreimal um ihren Altar und umwand diesen mit einer dreifachen Schnur von drei verschiedenen Farben:

Terna tibi haec primum triplici diversa colore
Licia circumdo, terque haec altaria circum
Effigiem duco. Numero deus impare gaudet.

Zufolge Ovid, metam. VII, 182 ff., geht die Zauberin Medea beim Vollmond aus dem Palaste, wendet sich drei-




    1) Lassen, III. S. 413 oben.
    2) Vergl.: "Der Kukuk in der Sage" im Ausland für 1860, Seite 946; Mannhardt, Angang des Kukuks im Frühling, in Haupt's Zeitschrift für das deutsche Alterthum, XII. S. 400 ff.
    3) Heldmann, a. a. O., S. 220 und 221 ; Findel, Geschichte der Freimaurerei, I. S. 87 unten.
    4) Fallou, a. a O., S. 26.



mal gegen die Sterne, besprengt dreimal ihr Haar und wiederholt dreimal ihre Zauberformeln. In Deutschland wirft man sich beim Vernehmen des ersten Schreies des Kukuks in einzelnen Gegenden zur Erde und wälzt sich dreimal auf dem Rücken, um sieh in diesem Jahre vor Rückenschmerzen zu bewahren oder aus ähnlichen abergläubigen Gründen. Der Todtentanz, eine Steinmetzarbeit, welche Herzog Georg der Bärtige im Jahr 1534 für sein neues Residenzschloss fertigen liess, besteht aus je drei Figuren auf neun Feldern, unverkennbar aus 3 + 3 + 3. 1) Bei den heidnischen Deutschen wurde der neugewählte König dreimal auf einem Schilde in der Volksversammlung herumgetragen; ebenso bei den Slaven und bis gegenwärtig bei den Ungarn. 2) Dreimal pflegte auch das Sistrum bei den Festen der Isis zu Ehren des erschlagenen und wieder gefundenen Osiris gerührt zu werden. 3) - Auf der uralten deutschen Sitte, keinen Gast länger als drei Tage gastfreundlich zu behalten, beruht die sächsische Landesverordnung vom Jahr 1482, I. 8, dass kein Kretschmar (Gastwirth) einen Müssiggänger über drei Nächte beherbergen solle.

Grimm, Rechtsalterthümer, S. 212, spricht die keineswegs ganz begründete Ansicht aus, dass in dem deutschen Rechte die Fünfzahl fast gar keine Anwendung finde, und führt als Beispiel derselben nur an, dass nach alemannischem Gesetze mit fünf Personen (quinque nominatis) geschworen werden solle, in den Weisthümern auch wohl fünf Urtheilsfinder genannt werden, man ferner nur auf fünf Schritte sich nähern solle u. s. w. Im alten Nürenberg gab es ein Fünffergericht (Quinqueviri) und man sagte, dass man vor der Fünffe sitze. 4) In den Fürstenthümern Göttingen und Grubenhagen sind die sesmaennere (sexviri) die sechs Beisitzer, welche die Gildengenossen aus ihrer Mitte erwählen, um mit den zwei Gildenmeistern die Angelegenheiten der Gilde zu besorgen und deren Vermögen zu




    1) Fallou, S. 220.
    2) Fallou, S. 318 und 435.
    3) Fallou, S. 408 und 434.
    4) Besoldi, thesaurus practicus, tom. II. unter "Fünffe."



verwalten. 1) Nach Schmeller, bayer. Wörterbuch, I. S. 538, dürfte der beliebte Spottausdruck Bauernfünfer vielleicht Bezug haben auf die ältern Schrannengerichte, bei welchen wenigstens "fünf erber man, oder fünf Biedermann, oder fünf geschworner gelewmter man" als geschworne Rechtsprecher sassen, die auf dem Lande aus Bauern genommen wurden. Zu Basel bildete sich im Anfange des 14. Jahrhunderts ein ganz neues Gericht, das hauptsächlich den Interessen des Handwerkstandes diente: die Fünfe über die Bauten, das Baugericht. 2) Der Rath hatte das Gericht aus baupolizeilichen Gründen eingesetzt und dasselbe bestand aus einem Ritter, zwei Bürgern und zwei Handwerkern. Die von den Fünfen ausgefallten Urtheile worden die Fünferbriefe genannt. An das Fünfergericht reiht sich das Zehner-, d. i. das Schultheissen- oder das Stadtgericht, dessen Mitglieder aber bald auf zwölf vermehrt wurden. 3) Ein lateinisches, Deutschland angehöriges Gedicht des Mittelalters, welches E. Sommer in Haupt's Zeitschrift für deutsches Alterthum, II. S. 523 ff., hat abdrucken lassen, zählt fünfzehn Zeichen des jüngsten Gerichtes auf. Nach dem Vorgange von Grossbasel hatte auch Kleinbasel ein Fünfergericht über die Bausachen. 4) Auch erhielt im Jahre 1373 Basel die sogen. fünf Heimlicher, d. i. eine Commission von fünf Mitgliedern des Grossen Raths, welche mit der Leitung der geheim zu haltenden Kriegs- und Rathsangelegenheiten beauftragt waren. 5) Ebenso oder mit ähnlichen Befugnissen erscheinen zu Strassburg und Basel XV Collegien. 6) Zu Metz sonderte die zahlreiche Genossenschaft altfreier Franken sich schon frühe in fünf paraiges, d. i. parentés, Parentelen, 7) Durch diese fünf paraiges kamen die Rechte der altfreien Gemeinde bei der Besetzung der Stadtbehör-




    1) Schambach, a. a. O., S. 190.
    2) Heusler, Verfassungsgeschichte der Stadt Basel, Basel 1860, S. 185 und 186.
    3) Heusler, a. a. O., S. 208.
    4) Heusler, S. 360.
    5) Heusler, S, 384.
    6) Heusler, S. 390.
    7) Heusler, S. 467.



den, namentlich der tredecim (eine keltische Zahl) jurati, li Trezes jureis de la paix, zur Erscheinung. Heusler glaubt, dass die paraiges vielleicht uralte, an jenen Orten angesiedelte grosse Parentelen seien; wir glauben, die ursprünglichste Gemeinde sei nach indo-germanischer Weise von fünf Familien gebildet worden, welche sich dann im Laufe der Zeiten zu fünf Parentelen, gleichsam fünf Stämmen oder doch Geschlechtern erweiterten. Die Stadt oder das Bisthum Metz hatte hiermit zusammenhängend auch fünf Abteien. Die fünf paraiges erhielten später die Bezeichnung nobles, d. h. bildeten das Patriciat im Gegensatze des (sechsten) paraige du commun, der einfachen Bürgergemeinde. Entfernt verwandt ist hiemit, dass die christlichen Basiliken 3, 5 und selbst 7 Schiffe oder neben dem Hauptschiff, Langhaus 2, 4 und 6 Nebenschiffe haben, was aber allerdings nicht symbolisch ist, sondern einfach aus der baulichen Construction hervorgeht. Eine fünf schiffige Basilika war z. B. schon die von Constantin erbaute Peterskirche zu Rom; 1) ebenso die Paulskirche (S. Paole) zu Rom, die etwas später unter Theodosius von 386 - 400 angelegt worden und im J. 1823 abgebrannt ist; ferner der im vorigen Jahrhundert neu aufgeführte Dom zu Ravenna; 2) die von der Helena, der Mutter des Kaisers Constantin, erbaute und noch erhaltene Basilika zu Bethlehem. 3) - England hat einen Lord Warden of the cinque Ports, d. h. Aufseher der fünf Häfen an der Ostküste Frankreich gegenüber, nämlich Hastings, Romney, Hythe. Dover und Sandwich, denen später noch Winchelsea und Rhe beigefügt wurden. Auf königlichen englischen Goldmünzen, und zwar auf dem Avers sowohl als auf dem Revers, findet sich eine fünfblätterige Rose angebracht. 4) In der Schweiz ist die Mitgliederzahl der Gerichts- und der Verwaltungsbehörden sehr häufig 5, oder auch 7, 9 und 12. Die friesischen Landrechte bestimmen, dass wer eines andern Haus bei Nacht in Brand steckt




    1) Lübke, Geschichte der Architektur, S. 179.
    2) Lübke, a. a. O., S. 182.
    3) Lübke, S. 184.
    4) Zweiter Bericht des historischen Vereins der Pfalz, S. 26.



und all sein Hab und Gut verbrennt, soll, wenn er geständig ist, jede Ecke seines Hauses und ausserdem die Herdstätte besonders, also fünffach büssen; wenn er aber leugnet, so soll er um die vier Ecken mit 4 barschienigen Kämpfen und um die Herdstätte mit dem fünften streiten, denn man soll Mord mit Mord kühlen. 1) Nach dem Sendrechte des westerlauwerschen Frieslands gab es fünf Gottesurtheile, worunter der gerichtliche Zweikampf. In einem angelsächsischen Gesetze Alfreds des Grossen ist dem Kläger gestattet, in fünf Kirchen, d. h. einen fünffachen Eid zu schwören, worauf sich der Beklagte durch einen Eid in zwölf Kirchen befreien kann. 2) Nach Schmid, schwäbisches Wörterbuch, S. 624 , hat man in Schwaben das Sprichwort: "Er will das Tuch an fünf Zipfeln," d. h. er verlangt zuviel, er will die Sache zu gewiss haben. Nach dem bischöflichen Rechte der Stadt Strassburg mussten die einzelnen Bürger fünf Tage lang Herrendienst leisten (in dominico opere operari). Die Röuste von Zürich führten, eine fünfblätterige weisse Rose im blauen Felde als Wappen.

Da das Pentalpha aus drei verschlungenen Dreiecken zusammengesetzt ist, also aus der dreifachen Dreizahl oder drei + drei besteht, galt es auch als Symbol der dem Gotte Frô heiligen Neunzahl. 3) Hierdurch stellt sich das pythagoreische Pentalpha auch dar als das Symbol der neun getreuen und der drei ungetreuen Gesellen, der neun Lebens- und der drei Todesmonate des Hiram und zuletzt des ganzen Jahreslaufes oder der Zwölfzahl. Auf das Letztere deutet es wohl oder könnte es doch deuten, dass von den Bauleuten, von den Bausymbolikern des Mittelalters das Pentalpha auch dargestellt wird in einem Kreise, wie z. B. nach Fallou, a. a. O., an einem Spitzgiebel des Thurmes über der Hauptkirche zu Hannover und an der Barfusserkirche zu Erfurt. Auch erscheint das Pentalpha gleichsam wieder aufgelöset in seine drei Drei-




    1) Unger, der gerichtliche Zweikampf, Göttingen 1847, S. 9.
    2) Unger, a. a. O., S. 21.
    3) Fallou, die Mysterien der Freimaurer, S. 443 (der angeblich zweiten Ausgabe).



ecke in drei selbständigen Dreiecken, umgeben von drei Kreisen, in der Spindel der künstlichen Windeltreppe zur Empore der südlichen Abseite in der Marienkirche zu Zwickau, wovon Fallou, Taf. II Fig. 5, eine Abbildung gegeben hat. In der Stiftskirche zu Budissin erscheint eine Fensterrose, gebildet aus fünf dreifachen oder dreigezackten Blättern mit einem Fünfecke in der Mitte (Fallou, Taf. II, Fig. 9), in einem doppelten Kreise. Diese Figur ist deshalb besonders beachtenswerth, weil sie die 15 oder dreimal fünf Lichter der Meisterloge zugleich in einem Steindenkmale enthält. Auch finden sich Fensterrosen von sechs dreigezackten blättern um ein mittleres Sechseck (Fallou, Taf. II, Fig. 7). Das Pentagon und Hexagon, das Fünf- und Sechseck, mit dem Dreiecke verbunden, werden also gleichmässig gebraucht. Die Figuren mit dem Sechsecke enthalten eine unverkennbare Beziehung zu der Zwölfzahl, mag man nun die sechs Blätter des Umkreises zu dem sechseckigen Mittelkreise, oder die Achtzehnzahl des Umkreises zu der Sechszahl des Mittelbildes hinzurechnen. Sehr häufig, z. B. in den Dorfkirchen um Rochlitz, kommen in einem Doppelkreise Rosen von drei dreigezackten Blättern um ein mittleres Dreieck vor (Fallou, Taf. II, Fig. 6), was also die Dreizahl, die Neunzahl und die Zwölfzahl in ihrem ewigen Kreislaufe und Umschwunge zugleich darstellt. Diese Steindenkmale belegen somit urkundlich und unwiderleglich, was hier über die Zahlen 3, 5, 9, 12 und 15 bemerkt worden ist, und zeigt den Zusammenhang und gegenseitigen Uebergang dieser Zahlen. Zu den von der Neunzahl zerstreut gegebenen Beispielen 1) mögen weiter beigefügt werden: Nach der Klingnauer Gerichtsordnung im Kanton Aargau soll "was über die neunte laubrissi ohne rechtliche ansprach sich erstrekhen thuet, niemandt kein recht mehr gehalten werden"; 2) im bassellandschaftlichen Schönhardswalde gibt es eine Alp Neunbrunnen 3) mit einer Felshöhle, in welcher neun Quellen sprudeln; Novempopulana war im 4. Jahrhundert eine




    1) Vergl. auch Grimm, Rechtsalterthümer, S. 215.
    2) Rochholz, Schweizersagen, I. S. 80 oben.
    3) Rochholz, I. S. 95.



Provinz Galliens welche das eigentliche Aquitania, das Land zwischen der Garonne und den Pyrenäen begriff; novendiale sc. sacrum hiess bei den Römern das Opfer, welches am neunten Tage nach dem Tode Jemandes pflegte dargebracht zu werden; wenn man feierliche Spiele dabei anstellte, hiessen diese ludi novendiales; - , Neunbrunnen, früher Kalliorroe war zu Athen ein berühmter Springbrunnen mit neun Quellen oder Röhren; die Nôn, Nônzeit, die None oder Neunzeit (hora nona diei) bezeichnete im deutschen Mittelalter die neunte Stunde des Tages, diesen vom Aufgang der Sonne, im Durchschnitt 6 Uhr Morgens nach unserer Rechnung, an genommen, also 3 Uhr nach Mittag, zu welcher Zeit Christus gestorben war; 1) in Rheinbayern gibt es einen Ort Neunkirchen und im Kanton Schaffhausen ein Neunkirch, im Thurgau ein Neunforn; bei Basel-Augst liegt ein Feld Neunthürmen; 2) der Neunen heisst der Alpberg und Felsstock in der Stockhornkette im Kanton Bern; der Neuntödter muss nach dem Volksglauben im Monat Juli an jedem Morgen neun Thiere tödten; 3) ein irisches Volkslied sagt: "Der Eiche Heil, dem irischen Baum und irischen Herzen dreimal drei;" 4) Hesiod schreibt der Krähe das Leben von neun Altern der Menschen zu; 5) Br. Leutbecher sagt in Nr. 44 der Bauhütte für 1860: "In den Ruinen der Tempelstadt Bhavaneswara in Vorderindien tragen Architrave neun sitzende Figuren, die Nava Graha oder neun Sterne, die sieben Planetengeister und die zwei aufsteigenden und absteigenden Knoten des bei Eclipsen vorkommenden Monddrachen, Ragn und Katu genannt;" dreimal neun Knaben und Jungfrauen singen bei den tarentinischen Spielen die Festgesänge für das Heil der Städte des römischen Reiches; der Bund der Alamannen wurde ursprünglich von neun Volksstämmen abgeschlossen, die sämmtlich als Suêvi (d. i. etwa Freie, Selbstständige) bezeichnet werden




    1) Schmeller, bayerisches Wörterbuch, II. S. 697.
    2) Rochholz, I. S. 250.
    3) Schambach, a. a. O., S. 144.
    4) Eckermann, a. a. O., III. 2. S. 85.
    5) Vergl. Wackernagel, Epea pteroenta, Basel 1860. S. 10.



können und welche nach der Behauptung von Grimm wenigstens theilweise schon in Asien diesen Namen getragen haben; diese neun Volksstämme hatten längere Zeit auch neun Häuptlinge, reges, reguli von den Römern geheissen; 1) zu Athen gab es neun Archonten; 2) Ovid hat wahrscheinlich bei der Feier der frommen Ceres in Cypern die römische im Auge, wenn die Matronen bei neunnächtlicher Entfernung von den Männern, mit Aehren bekränzt, die Erstlinge darbringen; 3) Platon gibt im Phädros unter den neun Stufen der Lebensstellungen die fünfte einem mantischen oder telestischen Leben; zu Delphi wurde jedes neunte Jahr das Fest der Hinaufführung der Semele aus dem Hades in den Himmel durch ihren Sohn Dionysos gefeiert, welcher Himmelseinführung auf Bildern des Mittelalters nachgebildet zu sein scheint, dass auch Christus seine Mutter Maria in den Himmel bringt; 4) nach Theocrit setzte man der sterblichen Semele drei Altäre, wenn dem Dionysos neun gesetzt wurden, gewiss in symbolischer Hinweisung auf die Zwölfzahl der Jahresmonate. 5) Die drei Altäre, welche der bei der Erzeugung des Dionysos im Blitze versterbenden Semele errichtet werden, entsprechen den drei Nymphen, welche nach der naxischen Sage das auf Naxos geborne Dionysoskind erziehen. In dem vordern und dem hintern Giebelfelde des delphischen Tempels standen sich die ursprünglich einen Frühlingsgötter, Apollo mit den neun Musen und Dionysos mit den vermuthlich verdreifachten drei Bakchen einander gegenüber. 6) - Die kräftigste Reinigung der Parsen, welche eine jede Befleckung, auch die schlimmste aufhebt, ist diejenige der neun Nächte, wobei in den Reinigungsplatz neun Löcher in die Erde gegraben und um dieselben zwölf Furchen gezogen werden. 7)




    1) Anzeiger für schweizerische Geschichte und Alterthümer für 1855, S. 41 ff.
    2) Welker, a. a. O., II. S. 458 ff.
    3) Welker, II. S. 211 oben.
    4) Welker, II. S. 583.
    5) Welker, II. S. 584.
    6) Welker, II. S. 610.
    7) Dunker, Geschichte des Alterthums, II. S. 400 und 401; Spiegel, Avesta II. Einleitung S. LXXXV ff.



Das Messer, womit der Reinigungspriester die zwölf Furchen zieht, wird noch heute an einen Stock mit neun Knoten gebunden. Nach Vollendung der Ceremonie enthält sich der Gereinigte, dessen Reinigung vorzüglich mit Kuhurin, mit fünfzehn Händen voll Erde und mit einem Runde vollzogen wird, noch neun Nächte lang der Gemeinschaft mit den Menschen; 1) Dunker bemerkt noch, dass der zu Reinigende fünfzehn Mal mit Erde, also wohl jedes Mal mit einer Hand voll Erde, abgerieben werde. Nach dem Shâh-nâme kämpfte Kereçâçpa mit dem von ihm bezwungenen und im Meere befindlich gewesenen Dämon Zairi-pâshna neun Tage und neun Nächte. 2) Nach dem Ardâc-Virâf-nâme konnte von Ardashér Babegan die neue persische Monarchie nur begründet werden durch die Hinrichtung von 90 EinzeInkönigen, die ihn nicht anerkennen wollten. Zur Wiederherstellung der durch die Eroberung Alexander's untergegangenen Schriften berief er hierauf alle Priester der mazdayacnischbn Religion 40,000 an der Zahl, welche durch eine Commission von 4000, resp. 400, resp. 40 und endlich von sieben Mitgliedern die verlorene Schriften des Avesta wiederherstellen und sammeln liessen. 3) - In dem 16. Jahrhundert baute der letzte unabhängige Monarch Orissa's einen neunstöckigen Palast, wovon noch zur Zeit Akbery's der grössere Theil erhalten war .4) In der Hauptstadt von Kamboga ruhten die Brücken auf Bogen, welche die Form von neunköpfigen Schlangen hatten; 5) über den Thoren waren grosse steinerne Statuen mit fünf Gesichtern aufgestellt; diese waren gegen Westen gerichtet und das mittlere mit Gold geschmückt. - Die den Barmanen in Hinterindien eigenthümlichen Stockaden sind aus den Stämmen der starken Tek-Bäume aufgeführte, viereckige, schanzenähnliche Gebäude, mit neun Ausgängen und mit Schiessscharten versehen. 6) An dem Hofe des




    1) Spiegel, a. a. O., S. XC.
    2) Spiegel, die traditionelle Literatur der Parsen, Wien 1860, S. 160.
    3) Spiegel, a. a. O., S. 121.
    4) Lassen, indische Alterthumskunde, IV. S. 59, Anm. 2.
    5) Lassen, IV. S. 399.
    6) Lassen, IV. S. 455 unten.



berühmten Königs Vikramâditja um die Zeit vor Christi Geburt lebten neun in den Wissenschaften und in der Dichtkunst ausgezeichnete Männer, welche die neun Juwelen seines Hofes genannt werden. 1) - Die Körper werden von den Indern neunthorige Städte genannt wegen. ihrer neun Oeffnungen: Ohren, Nasenlöcher u. s. f. 2) Auch sprechen die lnder von neun Welttheilen. 3) - Auf Celebes schickt der Alfurische Bräutigam noch heute seiner Auserwählten als erstes Geschenk, eingewickelt in ein Stück rothen bengalischen Kattuns (Laka), neun junge Pinang- oder Arengfrüchte, neun Früchte der Betelstaude mit einigen Schnüren länglichter goldener oder silberner Korallen (Manie-manie 4)). Die Farbensymbolik ist zugleich hier zu beachten und erscheint schon in den ägyptischen Hieroglyphen, worüber folgende Bemerkung des Aegyptologen Ampère im Auslande für 1849, S. 136 b. enthalten ist: "Ein ebenso merkwürdiges Studium ist das der Farbe der Hieroglyphen, die ohne gerade constant zu sein, doch hinreichend constant ist, um gewisse Regeln festzustellen, woran man, so viel ich weiss, noch nicht gedacht hat. So habe ich bemerkt, dass die Hieroglyphen, welche einen Theil des Körpers darstellen, roth sind, z. B. Arme, Beine u. s. w. Wirklich ist die Farbe der auf den Denkmalen abgebildeten Aegypter röthlich. Die feuerrothe Farbe wird Allem gegeben, was brennt; das Räucherwerk im Rauchgefäss ist roth dargestellt, so dass hier die Farbe selbst zur Hieroglyphe wird, und "rothes Räucherwerk" so viel als "brennendes Räucherwerk" ist. Schwarz ist die Farbe der Hieroglyphen, welche Aegypten bezeichnen, das "schwarze Land," das in der That sehr schwarz ist und seinen alten Namen "Chemi", die schwarze, verdient. Wenn das Zeichen der ägyptischen Länder schwarz ist, während dasjenige, welches den Namen anderer Länder begleitet, roth ist, so kommt diess daher, dass Aegypten ein fruchtbares Land ist, aus schwarzem Schlamm gebildet,




    1) Lassen, II. S 806 und III. S. 849.
    2) Rosenkranz, Prabodha-Chandrodaya, S. 156 Anm. 24.
    3) Rosenkranz, S. 163.
    4) Ausland für 1849, S. 273 a. unten.



während die umliegenden Länder mit glühendem Sand bedeckt sind. 1) Die Hieroglyphe des Wassers ist blau, denn in einem Lande, wo es keine Wolken gibt, wirft das Wasser, wenn es rein ist, immer einen azurblauen Himmel zurück. Das Gelbe ist die natürliche Farbe der Zeichen, die sich auf Licht beziehen. Diese Farbe ist manchmal durch das Roth ersetzt, was sich leicht begreifen lässt, wenn man die röthlichen Tinten eines ägyptischen Himmels gesehen hat. Einmal sah ich, dass die Hieroglyphe der Sonne weiss war, statt gelb, und in der That hatte die Weisse des Lichts unter nubischem Himmel mich mehr als einmal in Erstaunen gesetzt. Die Farbe, wie die Form kann auf die Bilderetymologie dieser sichtbaren Hieroglyphensprache, die zu den Augen spricht, hinweisen. Die Beispiele dieser Erklärungen des Sinns eines Zeichens wären ohne die Hülfe farbiger Bilder nicht leicht zu verstehen, und ich deute nur die Grundzüge einer besonderen Arbeit deswegen hier an, weil ich die meisten in den unterirdischen Sälen von Ibsambul gefunden habe."

Ueber das Löwensymbol äussert sich Ampère, a. a. O., S. 120 b, dahin: "Die Wahl dieses Thieres hatte ihren Grund in dem hieroglyphischen System. Der Löwe oder der Kopf des Löwen war eine Hieroglyphe, welche die Wachsamkeit ausdrückt, weil, wie man sagt, dies Thier mit offenen Augen schläft; darum sind meiner Ansicht nach häufig die Löwen an den Eingang der Monumente hingestellt (der Löwe scheint im alten Aegypten ein zur Wache der Pharaonen bestimmtes Hausthier gewesen zu sein, wie Ramses der Grosse gewöhnlich in Begleitung seines Löwen dargestellt wird). Zu Dakke (in Aegypten) sind auf beiden Seiten eines Thores, das wahrscheinlich in den Schatz führte, zwei Löwen ausgehauen. Diese Löwen sind die ausgehauenen Hieroglyphen, welche die Idee der Wachsamkeit darstellen, die die Schwelle hütet. Im britischen Museum ist man auf den ägyptischen Gedanken eingegangen, indem man an dem Eingang der Galerie, welche den Namen "ägyptischer Saal" führt, zwei




    1) Aus dem gleichen Grunde ist der ägyptische Typhon, die versengende Hitze der Wüste, roth.



Löwen aufstellte. Aber nicht blos in Aegypten sieht man die Löwen als Hüter der Thore aufgestellt. In Indien liegen am Eingange der Grotten von Ellora zwei Löwen; in China stehen sie aufrecht vor dem kleinen Tempel zu Macao. In Assyrien sah Layard zwei Löwen am Eingang eines von ihm entdeckten Denkmals. In Griechenland endlich hüten zwei Löwen das berühmte Thor von Mycene. Zwei Löwen standen vor einem Thore zu Ancyra, und wenn man bis ins Mittelalter herabsteigt findet man Löwen am Portal der Kirchen. Auf dem Siegel der Könige von England sieht man bis ins 15. Jahrhundert zwei Löwen an beiden Seiten des Throns, da im Mittelalter sich der Gebrauch gebildet hatte, am Thor der Kirche "inter leones" (zwischen den Löwen) Recht zu sprechen."

Mit der Farbensymbolik der Hieroglyphen verwandt ist die Farbensymbolik der Thierfabel und der Fuchs ist von der Farbe seiner Haare das rothe Thier (Rousel, Royel, Rouvel, der Rothe) und daher das rothe Thier und der rothe Mensch der Listige, der Falsche und Untreue, der Verräther Judas. 1) Darauf bezieht sich auch das Sprichwort:

Rothbart ein gut wart.

Die drei Gesellen, welche den Hiram treulos erschlagen, müssen als die rothen und typhonischen, als die teuflischen Gesellen, als die Füchse gedacht werden. Diese Füchse sind zugleich die Schliefenden und Schlüpfenden, die leise Schleichenden und die falschen Schlangen, 2) die heimlichen und schleichenden Diebe, die boshaften Lügner; die Füchse sind auch Wölfe und Hunde und umgekehrt. Die Wölfe gehen auch in das Kloster und werden Grauröcke oder Mönche, oder vielmehr die Mönche sind oft nur Wölfe in dem heiligen Gewande, - Füchse und Wölfe im Schafskleide; dem Gehen des grauen, des greisen Wolfes in das Kloster 3) liegt ebenso die Vorstellung nahe, dass der junge Sünder ein alter Betbruder und Heiliger werde; die Mönche sind Fuchsschwänzer (caudae vulpium). Aus der




    1) Grimm, Reinhart Fuchs, S. XXIX und XXX.
    2) Grimm, a. a. O., S. XXXI.
    3) Grimm, S. CXCI ff.



Fabel von Reinhart hat auch die deutsche Baukunst nicht selten Darstellungen entlehnt. Das Strassburger Münster hatte gegenüber der Kanzel, unter den Capitälern zweier Pfeiler, in Stein gehauene Thiergestalten, die offenbar zu der Fabel von Reinhart gehörten und nach Grimm, S. CCXVIII, nichts Anderes als das Todtenamt für den seheintodten Fuchs und den feierlichen Leichenzug darstellten.) Der (lateinische) Reinardus hat überhaupt insofern eine gewisse maurerische Bedeutung, als sich daraus die damals begonnenen Streitigkeiten zwischen den Benediktinern nach der alten Regel von Cluniaeum (Clugny) in Burgund, zwischen den Pflegern eines reinern Christenthums, und den Cistereiensern von Claraevallis (Clairvaux), den heuchlerischen Wölfen der Fabel, der päbstlichen Geistlichkeit und dem Pabstthum, mehr oder weniger erkennen lassen. 2) Uebrigens findet sich die Thierfabel auch bei den Negern und Th. Waitz, Anthropologie der Naturvölker, II. S. 180, vermuthet, dass dieselbe dort wie bei uns aus den Zeiten stamme, in welchen man den Thieren höhere Verstandeskräfte zugeschrieben.

In dem Tempel des Jupiter Ammon in der Siwah-Oase sind an dem Dache auf mit Sternen besäetem Grunde hintereinander fliegende Adler und Geier abgebildet mit ausgestreckten Flügeln, die alle, nach den noch vorhandenen Farbenspuren zu schliessen, ursprünglich roth uncl blau bemalt waren. 3) Die obige Farbensymbolik ist somit hier nicht überall anwendbar; der Adler jedoch ist roth mit Hinsicht auf den rothen Blitz und die Sonne, der Geier entweder mit Hinsicht auf den blauen Blitz oder den blauen Himmelsäther. Auf dem im Jahr 1711 zu Paris unter der Kathedrale an altheiliger Stelle aufgefundenen Denkmale der Nautae Parisiaci sind dem keltischen Donner- und Stiergotte, Taran, Taranis, Esus, - dem Donnerstiere drei Kraniche beigegeben, daher er die Aufschrift trägt Tarvos trigaranus von kymr. tarw, korn. tarow, taro, brit. tarv,




    1) Vergl. Krause, Kunsturkunden, II. 2. S. 237 Anm. und S. 267 ff.
    2) Grimm, a. a. O., S. CCLVI.
    3) Ausland für 1849, S. 490 a.



tarô, gadh. tarbh, altn. tarfr, gr. , lat. taurus, umbr. turuf, slav. tur, pers. tura, aramäisch taurô, tôra, Stier, - von tri, drei, und von neuklt. garan, gr. , germ. kran, lat. grus (nach Kuhn aus grans), litau. gérwe, slav. zeravly, Kranich. 1) Glück erinnert bei dem keltischen Taran an den Jupiter tonans und Grimm vergleicht ihn mit Thôrr. Ragon, cours philosophique et interprétatif des initations anciennes et modernes, p. 146 ff. und besonders 160 ff., indem er, im Allgemeinen mit Kauffmann und Cherpin, a. a. O., p. 167 ff., und mit dem Temple mystique, Paris 1854, I. S. 15, übereinstimmend, in Hiram das Symbol des jährlichen Sonnenund Naturlaufes erblickt, erklärt die Zeichen der Wage, des Scorpions und des Schützen im Thierkreise für die drei bösen Gesellen, welche den Hiram erschlagen, und die neun Meister, welche den vermissten Hiram aufsuchen und wiederfinden, deutet Ragon, S. 163, auf die neun Sternbilder Perseus, Phaeton, Orion, Cepheus, Hercules, Bootes, den Centauren, Schlangenträger und Scorpion, welche die in dem Sternbilde des Widders schwindende Sonne umgeben und bis zu ihrem Wiedererscheinen begleiten. Vielleicht darf es auch hierher bezogen werden, dass in den ältern englischen Lehrlingsfragestücken der Zunge die Länge von neun Zoll ertheilt wird. 2) In einem Volksmährchen erscheinen Füchse mit 2 - 9 Schwänzen, d. h. von doppelter bis zu neunfacher Fuchselist. Einen Menschen von ausserordentlichen Geistesgaben nannte man ehemals neunherzig, der übertraf an verstand und gemut die gewöhnlichen Menschen wohl um das Neunfache. 3) Die spätere Zeit hat diesen symbolischen Ausdruck in dem Geschlechtsnamen Neunherz festgehalten und zugleich, ihn ganz symbolisch auffassend, ein grausenhaftes Zaubermittel daraus abgeleitet: "Wer von neun Herzen noch ungeborner Knaben gegessen, konnte, welchen Diebstahl oder sonstiges Verbrechen er immer begehen mochte, dabei nicht er-




    1) Vergl. Diefenbach, Origines Europ., S. 423, Nro. 307, und S. 425, Nro. 309.
    2) Vergl. Krause, I. 2. S. 131 und 77.
    3) Wackernagel in Haupt's Zeitschrift für deutsches Alterthum. II. S. 541.



griffen werden, und wenn er dennoch durch einen Zufall in die Gewalt seiner Gegner gerathen sollte, sich unsichtbar machen und so seinen Banden sich wieder entziehen. Man sagt auch neungescheid und siebengescheid nach Schmeller, bayerisches Wörterbuch, II. S. 607, vielleicht in Bezug auf die ehemals in der Zahl 9 und 7 gewählten sachverständigen Schiedsrichter bei verschiedenen Gelegenheiten, so z. B. die Nenner beim Scheibenschiessen. - Im Russischen bezeichnet Dewyntêwis, neun Väter habend, ein Hurenkind, und die Schwarzwurz heisst dewesyl, Neunkraut. 1) Nach deutschem Rechtsgebrauche musste Derjenige welcher eine Leibeigene zur Frau hatte, neun Schritte von den Gerichtsschranken stehen bleiben. 2) Neun Thore hatte Walhalla; mit neun Riesenjungfrauen hatte Odhin den Himmelswächter Heimdal erzeugt. Bei den salischen Franken hatte der Angeklagte neun Tage zur Verantwortung (Fallou S. 436). Ein vor 60 Jahren in einem Hauskeller zu Wyl im Kanton Bern aufgefundenes und noch erhaltenes Basrelief-Bildwerk, auf einem Granitblocke, der zu einem alten Altare gedient zu haben scheint, welches Jahn, der Kanton Bern, S. 401 Anm., der frühern römischkeltischen Zeit zuschreibt und mit Haller für eine Darstellung des Sonnengottes Belenus hält, trägt abwärts vom Kopfe neun Ringe, die Jahn auf den Sonnendiskus, den Ring der Ewigkeit und die sieben Disken der sieben Planeten deutet. 3) Nach der Zendsage trägt der heilige Stier Saroseok neun Stämme der auswandernden Eranier über den Zaré Ferakhant (das persische Meer? 4)). König Numa soll das römische Volk in neun Zünfte oder Collegia eingetheilt haben, welche bei Heldmann, a. a. O., S. 59, einzeln aufgezählt werden.

Der maurerische Satz, dass wenigstens fünf Mitglieder erforderlich sind, um eine (unvollkommene Loge) zu bilden, wird von Gädicke, Freimaurerlexikon unter Fünf, aus den fünf Sinnen abgeleitet, indem die zu einer Loge




    1) Pott, Studien zur griech. Mythol., S. 322.
    2) Fallou, S. 317.
    3) Vergl. auch Wyss, Reise ins Berner Oberland, S. 259 Anm.**
    4) Knötel, Cheops, S. 119.



vereinigten Menschen gleichsam so vollendet im Ganzen sein sollen, als ein einzelner mit gesunden Sinnen begabter Mensch. Fessler in seinen Schriften über Freimaurerei, III. S. 87, sagt ebenso: "Die zu einer Loge versammelten Brüder sollen so innig vereinigt sein, dass sie gleichsam einen einzigen Menschen ausmachen. Der Mensch ist ein vollendetes Ganze, dem jedoch fünf verschiedene Sinne den Stoff zu seinen geistigen Wirkungen zuführen müssen." - Diese Sätze sind nur Umschreibungen und Erläuterungen der Antwort, welche in dem sogenannten ältesten englischen Lehrlingsfragstücke auf die 72. Frage: "Warum machen fünf eine Loge?" dahin ertheilt wird, "weil der Mensch mit fünf Sinnen begabt ist." 1) Ragon, cours philosophique et interprétatif des initations anciennes et modernes, p. 114, bringt die Fünfzahl des Gesellengrades mit der fünfjährigen Dauer des Unterrichtes bis zur Einweihung bei den Alten, besonders in der Schule des Pythagoras, in Verbindung und erinnert bei dieser Gelegenheit daran, dass das pythagoreische Pentagon eigentlich Decagon heissen sollte, da es fünf innere und fünf äussere Winkel habe, also zehn Winkel im Ganzen; der fünfeckige pythagoreische und maurerisehe Stern sei auch für den Orden der Ehrenlegion gewählt worden, "quand Napoléon pensa á décorer ses compagnons de gloire." In dem neuenglischen Systeme der Maurerei wird die Fünfzahl auch auf fünf Säulenordnungen gedeutet.2) Die französiBchen Maurer haben den Satz: Trois personnes gouvernent la loge, cinq la composent, sept la rendent juste et parfaite. Auf die Frage, weshalb sieben Personen eine gerechte und vollkommene Lage machen, wird geantwortet: Parce qu'il y a sept officiers principaux dans un atelier et aussi parce ce que ce nombre renferme en lui de grands et sublimes mystéres. Il rapelle les 7 jours que le sublime Architecte des mondes employa à la création de l'univers, les 7 sphères célestes auxquelles correspondet les 7 jours de la semaine, les 7 couleurs primitives et les




    1) Alpina für 1860, S. 145 ff.
    2) Vergl. Lenning, Encyklopädie, unter Fünf und unter Ordnungen.



7 tons harmoniques. - 1) Die sieben "allegorischen' Schritte des Meisters werden gedeutet. Force, travail, sciense, vertu, pureté, lumière, verité. 2) In der ältesten Gestalt des englischen Lehrlingsfragestückes bei Krause, I. 2. S. 43 und 409 ff., werden als die fünf maurerischen eigentlichen Punkte genannt: Fuss an Fuss, Knie an Knie, Hand an Hand, Herz an Herz und Ohr an Ohr (beziehungsweise Hand an den Rücken), was nun in den Meistergrad ausschliesslich übergegangen ist. Eben so werden fünf Säulenordnungen angegeben: die toskanische, dorische, ionische, corinthische und composita. Von den fünf besonderen Punkten wurden die nachfolgenden besondernErklärungen gegeben:

Erstens: Hand in Hand ist, dass ich allezeit meine Hand rühren will, einem Bruder zu dienen, soweit es in meiner Macht liegt.

Zweitens: Fuss an Fass ist, dass ich mich nie scheue, einen Schritt aus meinem Wege zu weichen, den ich gehe, wenn es darauf ankommt, meinem Bruder zu dienen.

Drittens: Knie an Knie ist, dass, wenn ich niederknie zum Gebet, ich nimmer vergessen soll, für meinen Bruder so gut, als für mich selbst zu beten.

Viertens: Brust an Brust ist, zu zeigen, dass ich meines Bruders Geheimnisse, wie meine eigenen bewahren will.

Fünftens: Die linke Hand den Rücken unterstützend ist, dass ich allezeit willig sein will, einen Bruder zu unterstützen, sofern es in meiner Macht liegt.

Mit diesen fünf Punkten werden Hiram und alle Meister aufgehoben, wenn sie das neue Meisterwort in das Ohr empfangen. Die fünf Punkte und die fünf Säulenordnungen werden auch mit den fünf Sinnen in Verbindung gebracht. Nach Krause, I. 2. S. 414, waren die fünf Punkte ursprünglich nur eine innige Begrüssung, vielleicht mit einem Kusse verbunden.

In der Kapelle des königlichen Collegiums zu Cambridge, welches der Eingeweihte oder Freimaurer John Wafel mit 60 Gesellen, mit seiner Loge erbaute, waren




    1) Temple mystique, Paris 1855, Nr. 2. p. 61.
    2) Temple mystique, Nr. 6, p. 120.



in symbolischer Hinweisung auf den Schritt, das Alter und die Stufen der drei Johannisgrade im südlichen Theile der Kapelle drei Stufen, an dem westlichen Theile fünf und in dem nördlichen Theile sieben angebracht. 1) Grävell, Betrachtungen über die Symbolik der Freimaurerei, S. 139, hat sich mit allem Rechte auf dieses unbestreitbare und als maurerisch allgemein anerkannte Baudenkmal berufen, um die Behauptung Krause's zu widerlegen, dass die maurerischen Grade des Lehrlings, Gesellen und Meisters erst eine entstellende Erfindung der neuen englischen Grossloge seien. Die Ansicht Krause's erscheint um so unbegründeter, als die alten wie die neuen englischen Maurer die drei Grade haben und folgeweise die letztern nicht erst mit dem neu-englischen Systeme im Jahr 1717 aufgekommen sein können.

Die Fünfzahl () brachte Pythagoras zunächst mit den fünf Elementen des Aethers, des Feuers, der Luft, des Wassers und der Erde in Verbindung, und nannte die Fünfzahl Vermählung () oder auch Aphrodite, weil alle Dinge, das All, aus den fünf Elementen () durch die Einwirkung des Geistes (des Aethers) auf die vier übrigen Elemente entstehen. Im Grunde nahm aber Pythagoras gleich Zoroaster doch nur vier Elemente an, welche durch das sogenannte fünfte Element, den Geist oder Aether, belebt und beseelt, geformt und gestaltet werden; 2) der Aether, der Geist ist nach Pythagoras das die Weltkugel in Umschwung Setzende (), das ewig Selbstbewegte und Bewegende, das ewige Leben. Die Weltseele ist der Aether, d. h.. ein ätherisches, licht- und feuerähnliches Wesen, das Licht, worauf im Alterthume alle Vorstellungen und Bilder der Gottheit hinauslaufen. Den fünf Elementen sollen sodann nach Pythagoras die fünf Sinne des Menschen entsprechen; offenbar das Sehen dem Feuer oder dem Lichte, das Hören dem Aether, das Riechen der Luft, das Schmecken dem Wasser, dem Flüssigen, das Tasten und Fühlen der Erde, dem




    1) Krause, a. a. O., I. 2. S. 282 und 33.
    2) Röth, Geschichte unserer abendländischen Philosophie, II. 840 ff.



Starren. Aegyptisch-pythagoreisch ist unverkennbar in dem sogenannten ältesten englischen Lehrlingsfragestücke die 72. Frage und Antwort:

Warum machen fünf eine Loge?
Weil jeder Mensch mit fünf Sinnen begabt ist.

Ebenso die 69. Frage und Antwort:

Welche Zahl macht eine Loge?
Drei, Fünf, Sieben und Eilf.

Die letztere Antwort beruht auf der Meinung des Alterthums und namentlich auch des Pythagoras, dass die ungeraden Zahlen die vollkommenen, die männlichen seien. So berichtet Festus: "Imparem numerum antiqui prosperiorem hominibus esse crediderunt." - Plinius nat. hist. 28, 5 sagt: "lmpares numeros ad omnia vehementiores credimus" und Virgilius Eclog. 8, 75. "Numero deus impare gaudet." 1) In Uebereinstimmung hiermit steht und ist gleichsam nur eine Uebersetzung davon die 15. Frage und Antwort eines noch ältern englischpn Lehrlingsfragestückes : 2)

Warum machen ungerade Zahlen eine Loge?
Weil alle ungeraden Zahlen dem Menschen glückbringend sind.

Schon durch diese wenigen Fragen und Antworten steht ganz unwiderleglich fest, dass die Verfasser der ältesten und ursprünglichen maurerischen Rituale und die Maurer selbst mit den Lehren und Ansichten des Alterthums und insonderheit des Pythagoras in solchem Masse vertraut gewesen seien, um diese sogar in die Rituale niederzulegen und als maurerische Sätze festzuhalten. Krause machte zu der 15. Frage und Antwort des älteren englischen Lehrlingsfragestückes die unzureichende Bemerkung: "Eine Spur astrologisch-cabalistischen Aberglaubens, der wohl aus dem 11. Jahrhunderte schon herrühren kann." - Alexander von Humboldt, Kosmos III. S. 11, hält es für möglich, dass die Hypothese von vier oder fünf stoffartig verschiedenen Elementen, welche seit dem Lehrgedichte des Empedokles an bis in die spätesten Zeiten allen




    1) Bodemeyer, die Zahlen des römischen Rechts, S. 3 ff.
    2) Krause, Kunsturkunden, I. 2. S. 37.



Naturphilosophemen beigemengt geblieben, ursprünglich indisch sei. Müller in der Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Bd. VI. S. 18, meint, wenn die griechische Tradition von den Reisen der ältesten Philosophen nach Indien 1) sich auf irgend eine Autorität stützte, würde eine solche Annahme viel für sich haben, besonders in Bezug auf die Fünfzahl der Elemente. Aehnlich wie Pythagoras bringen übrigens auch die Inder die fünf Elemente mit den fünf Sinnen in Zusammenhang, indem sie glauben, dass die Organe der sinnlichen Wahrnehmung aus denselben Substanzen bestehen wie die wahrgenommenen Dinge. Unter den fünf Sinnen bot sich den Indern das Licht (oder das Feuer) für das Sehen des Auges, Wasser für das Schmecken der Zunge, Luft für das Fühlen der Haut und Erde für das Riechen der Nase dar. Nun war aber noch ein fünftes Element für das Gehör nöthig. Am natürlichsten wäre es wohl gewesen, die Luft für das Medium des Hörens zu erklären. Die Inder hatten aber offenbar die Beobachtung gemacht, dass der Schall durch die dichtesten Gegenstände dringen könne, welche der Luft vollkommen undurchdringlich sind. Der Schall durchdringt nicht nur das Licht, sondern auch das Wasser und selbst die dichtesten Materien, z. B. das Gold, setzen ihm keinen Widerstand entgegen. Das fünfte Element der Inder, Akâça, hat daher die Eigenschaft des Tones, es ist einfach, alldurchdringend und ewig. Den Tod betrachten die Inder als eine Auflösung, als ein Zurückgehen des Menschen in die fünf Elemente; "zur Fünfheit gegangen" heisst gestorben. 2) Das Todtengericht erscheint daher als das Gericht der fünf Elemente oder bei den fünf Elementen, denn, wenn der indische Todtenrichter




    1) Vergl. darüber Lassen, a. a. O., III. S. 3 79 ff. Jedenfalls hat weder Lykorgos noch Pythagoras Indien besucht; auch von Demokritos ist es zu bezweifeln; nur Pyrrhon, der Gründer einer ältern skeptischen Schule, möchte in Indien gewesen sein, ohne dass sich jedoch in seinen Lehren eine Spur von indischen wahrnehmen liesse. Dagegen ist eine Einwirkung der indischen theologischen und philosophischen Ansichten auf die Ausbildung der Gnosis nicht nur möglieh, sondern auch wahrscheinlich.
    2) Müller in der Zeitschrift d. d. in. G., Bd. VI. S. 24.



Yama das Urtheil über die Seele des Verstorbenen spricht, ruft er zu Zeugen des Gerichtes Surya (die Sonne), Chandra (den Mond), Payana (den Wind), Agni (das Feuer), Akâça (den Aether), Prit' hivi (die Erde) und Varuna (das Wasser). Aehnlich schwuren die Griechen unter Anrufung der Elemente. 1) Die Inder nahmen auch fünf Organe des Handelns an: Mund, Hände, Füsse, Hintern und Geschlechtsorgane, sowie fünf (nach Andern zehn) vitale Functionen: Ein- und Ausathmen u. s. f. 2)

Die Lehrzeit der deutschen Steinmetzlehrlinge war seit den ältesten Zeiten auf fünf Jahre festgesetzt. 3) Fünffach ist der Schritt, der Schlag, das Reisen und das Alter des jetzigen Freimaurergesellen. Nach der deutschen gemeinen Steinmetzordnung 4) darf ein Meister nicht mehr als fünf Lehrlinge annehmen, vermuthlich weil er nicht mehr gehörig unterrichten und bilden könnte; hatte der Meister nur einen einzigen Bau, durfte er nicht mehr als drei Lehrlinge zugleich haben. Die Handwerksmaurer müssen drei Jahre lernen und zwei Jahre wandern, 5) können also nicht vor fünf Jahren Meister werden, wie die Steinmetzen nicht vor sieben Jahren, indem auch sie wenigstens zwei Jahre wandern sollen. Die englischen Steinmetzen brauchen zwar nicht zu wandern, müssen aber dagegen sieben Jahre lernen, wodurch sie den deutschen Steinmetzen doch gleichgestellt werden. 6) Gewöhnlich müssen die deutschen Steinmetzen sogar drei Jahre wandern und können somit nicht vor acht Jahren Meister sein.




    1) Prichard, ägypt. Mythol., S. 181.
    2) Rosenkranz, a. a. O., S. 157.
    3) Fallou, S. 40; Heldmann, S. 227 und 284 ff.
    4) Heldmann, S. 262 und 263.
    5) Fallou, S. 53.
    6) Fallou, S. 40.