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Freimaurerei, Freimaurerlogen, Freimaurer






Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei
mit besonderer Rücksicht auf die Mythologieen und Mysterien des Alterthums
von Dr. Jos. Schauberg, Zürich 1861

B a n d II. - Kapitel XLIX



Die in dem ganzen Alterthume sowie in der Maurerei unendlich viel gebrauchten Fünf- und Siebenzahlen sind





wesentlich die planetarischen, gleichsam die Weltzahlen, je nachdem die Zahlen nur auf die fünf Planeten Saturn, Jupiter, Mars, Venus und Merkur ohne die Sonne und den Mond, oder auf die sieben Planeten mit der Sonne und dem Monde bezogen werden. Die vollkommene Weltzahl ist natürlich nur die Siebenzahl, sie ist die Urschöpfung, der alle übrigen Schöpfungen nur nachgebildet sind und nachgebildet werden können, - sie ist nach Cicero's Bemerkung rerum omnium fere nodus, der indische Manus oder Brahma, welcher aus den sieben feinen Körperelementen sieben unermesslich starker Geister, Puruschas (der fünf Elemente und des Selbstgefühls und der grossen Seele), das Weltall mit Allem, was darin ist, schafft. 1) Brahma trägt in der Fülle seines göttlichen Wesens insgesammt die Urformen alles lebendigen Daseins, die der Welten und der denselben zur Hut bestellten, später geschaffenen geistigen Mächte, wie auch die des Lebens der Menschen, zusammt mit dem Wissen darum. Er liess in der Siebenzahl die grosse Seele, die Bewusstheit und die fünf Urformen des Leidens und Thuns hervorgehen. Diese sieben Bewegungen durchdringen das gesammte Weltall im Kleinsten und Grössten; in die Offenbarlichkeit aber treten sechs davon ein, die Bewusstheit nämlich und die fünf Urformen des Leidens und Thuns, die in der sichtbaren Welt erscheinend sich abspiegeln an den Organen, von denen die fünf Sinne leidend empfangen, die fünf Werkzeuge aber, als nämlich die Stimme, die Hände, die Füsse, das der Ausleerung und das der Zeugung wirksam sind, und denen die fünf werkthätigen Kräfte des Naturlebens entsprechen. 2) Diese kosmogonische Lehre der Inder ist bei den Maurern zu der Lehre geworden, dass sieben oder mehr Brüder eine vollkommene Loge ausmachen, welche maurerische Lehre durchaus unverständlich. und unerklärlich ist, ohne die von den Ariern und den Semiten (den Babyloniern) zunächst und hauptsächlich ausgegangene Ansicht des Alterthums von den fünf oder sieben Planeten.




    1) W. Humboldt, über die Bhagavad-Gítá, Berlin 1826, S. 29.
    2) Stuhr, die chinesische Reichsreligion und die Systeme der indischen Philosophie, Berlin 1835, S. 48 und 49.



Von den sieben Planeten, welche den Maurern auch die sieben Stufen des Altars und die sieben, beziehungsweise fünf Altersjahre, Reisen und Schritte sowie die sieben Ordensgesundheiten 1) gegeben haben, stammen ferner:

1. Bei dem Zendvolke zunächst wohl nach dem Vorbilde der sieben obersten göttlichen Diener und Berather des Baal, 2) weshalb dieser Sonnenkönig Baal auf einem palmyrenischen Altare mit einem siebenstrahligen Lichtkranze um das Haupt dargestellt ist, - die sieben obersten Götter des Lichts oder Amehaspands, im Zend améschacpenta, d. i. nach Haug 3) die unsterblichen Heiligen oder nach Müller 4) die stets wachen Heiligen, mit Ormuzd, Ahuramazda, d. i. nach Müller dem geistigen Wesen, als dem obersten Lichtgotte an der Spitze, welchen Lichtgöttern und deren Lichtreiche sieben Götter der Finsterniss, sieben Erzteufel (in der Zendsprache Daêvas, im Neupersischen dêvs, das indische dêya, das griech. und das lateinische deus, Gott) unter der Leitung des Ahrimann entgegenstehen. Die sieben Lichtgötter und die sieben Götter der Finsterniss sind blosse Personificationen der dem göttlichen Wesen beigelegten guten oder bösen Eigenschaften, der sieben Haupttugenden und der sieben Hauptlasten, indem sich entgegenstehen Gutherz und Schlechtherz, der Alleshervorbringende und der Zerstörer, der Unsterblichmachende und der Verheerer, der wahrste Wahrhaftige und der Unwahre, der Lügner, die beste Reinheit und die Unreinheil u, s. w. 5) Zufolge Kruger, die Assyrier und lranier, Frankfurt a. M. 1856, S. 414, wären die Amschaspands und Daêvas zugleich als Zodiakalgötter, als die sechs guten und schlimmen Monate des Jahres anzusehen. 6) Auch die heutigen und die weisse Farbe vor-




    1) Vergl. Nr. 5, Freimaurerzeitung für 1859.
    2) Lajard, recherches sur le culte du cyprès pyramidal, Paris 1854, p. 14, Anm. 8.
    3) Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Bd. IX,
    4) Ebendaselbst, Bd. VI. S. 69.
    5) Röth, Geschichte unserer abendländ. Philosophie, I. S. 400.
    6) Nach Rhode, die heilige Sage des Zendvolkes, S. 174 und 179, bezeichneten die Amchaspands ursprünglich höchst währschein-



züglich liebenden Jezidi, die Teufelsanbeter oder Verehrer des Ahriman, bei Mosul im alten Assyrien, welche gewiss mit der Religion Zoroasters zusammenhängen und daher das Feuer, die Sonne und das Wasser besonders heilig halten, verehren sieben Erzengel, 1) welche mit den jüdischen und christlichen ziemlich dem Namen nach übereinstimmen. Die Jezidi tragen ihren Namen wohl von den alten persischen Izeds oder göttlichen Wesen, den Engeln. Sie taufen und beschneiden womöglich innerhalb sieben Tagen nach der Geburt. Wie die Siebenzahl das himmlische und höllische Reich bei dem Zendvolke beherrschte, so auch beherrschte es den ganzen persischen Staatsorganismus und das persische Staatsleben. 2) Das persische Volk zerfiel z. B. in sieben Stämme, Stände oder Abtheilungen, in sieben, Statthalterschaften und hatte sieben Grosse oder Stammfürsten, welche die sieben Perser genannt wurden; 3) vermuthlich hatte der König auch sieben Minister, wie überhaupt sieben Begleiter, sieben Diener und Dienerinnen, sieben Gesandte, sieben Oberste der Verschnittenen vorkommen, namentlich aber der parsische Priester (Zaota), welcher die heiligen Texte recitirt und auch die heiligen Handlungen vornimmt, sieben Diener haben sollte. 4) Ebenso hatte das persische Reich sie-




lich die sieben Planeten, denen in den sieben Erzdêvs Ahriman sieben Kometen entgegensetzte.
    1) Meissner, Layard's populärer Bericht über die Ausgrabungen zu Niniveh, Leipzig 1852, S. 129.
    2) Heeren, Ideen über die Politik, den Verkehr und den Handel der alten Welt, 2te Auflage, Göttingen 1805, Theil I. S. 526, Anm.
    3) Auch die Ungarn oder vielmehr nach ihrer eigenen Benennung die Magyaren haben sieben Stammheerführer, sieben Magyaren, Hetumoyer in der Volkssprache. Sehe Eckermann, Lehrbuch der Religionsgeschichte und Mythologie, IV. S. 158. Ebenso hatten die Kumanen in Russland, welche sich vergeblich der Einwanderung der Magyaren zu widersetzen suchten, sieben Heerführer. Von sieben durch die sieben Heerführer der erobernden Magyaren auf sieben Bergen und an sieben Flüssen erbauten Burgen soll Siebenbürgen seinen Namen haben. Als die Ungarn unter ihren sieben Heerführern auszogen, gossen diese ihr Blut in ein Gefäss, worauf dieselben den Eid der Treue gegen einander ablegten (Eckermann. S. 202).
    4) Spiegel, Avesta, II. Einleitung, S. XVIII.



ben oberste königliche Richter. 1) Die Erde bestand nach dem Vendidad, Farg. XIX. 43, aus sieben Theilen oder Kerschvars; die siebentheilige oder siebenfache Erde (haptaihja) wird auch erwähnt in den Gâthâs, Kap. 32, V. 3. 2) Der prosaische, aber alte Jaçna haptanhaiti ist der aus sieben Kapiteln bestehende Jaçna, ein Theil des Zendavesta. 3) Der heilige Baum oder der Baum des Lebens wurde bei den Persern mit Blumen von je sieben Blumenblättern dargestellt, wie Layard eine solche Darstellung in Assyrien bei Nimrud aufgefunden und in seinem bekannten Werke über die Ausgrabungen zu Niniveh unter Fig. 30 mitgetheilt hat. 4) Von den Assyriern ging das Blumenblatt des Lebensbaums als eine der geschmackvollsten Verzierungen in die ionische Baukunst über, welche letztere eben nur die weiter entwickelte assyrisch-babylonische ist. 5) Die heiligen Schriften der Parsen, der Avesta, zählten dreimal sieben oder 21 Theile , Nosken. König Xerxes soll zu Susa im Hofe des Gartens des königlichen Palastes sieben Tage lang das ganze Volk vom Grössten bis zum Niedrigsten bewirthet haben. 6) Die medische Stadt Ekbatana war von siebenfachen, vermuthlieh nach den Farben der sieben Planeten verschieden gefärbten Mauern umgeben; von den Mauerringen soll je der innere den äussern an Höhe überragt haben und der letzte Mauerring, welcher vergoldete Zinnen hatte, die Königsburg und den Schatz geschützt haben. 7) Solche Königsstädte mit sieben Mauern, deren innerste oder siebente die königliche Burg umschloss, waren im Morgenlande




    1) Dunker, Geschichte des Alterthums, II. S. 479.
    2) Vergl. die Note von Haug bei Bunsen, Aegyptens Stelle in der Weltgeschichte, Va. S. 109; Haug, die Gâthâs des Zarathustra, I. Leipzig 1858, S. 162.
    3) Haug, a. a. O., II. (Leipzig 1860) S. 219.
    4) Vergl. auch Meissner, Layards populärer Bericht über die Ausgrabungen zu Niniveh, Leipzig 1852, S. 35.
    5) Vergl. auch Semper, der Stil, I, S. 383.
    6) Weiss, Kostümkunde, S. 292.
    7) Kruger, a. a. O., S. 57ff. und S.355; Dunker, Geschichte des Alterthums, II. (1855) S. 427 und 433 ff.; Weiss, Kostümkunde, S. 290.



überhaupt nicht selten. Der Tempel zu Siringham in Indien hat daher sieben in einander stehende Vorhöfe. Die sieben Vorhöfe, durch welche man hier und auch bei andern indischen und chinesischen Tempeln zu dem Heiligthum gelangt, sollen nur symbolisch ausdrücken, dass man durch die sieben Planetensphären in den Himmel eingehen müsse, 1) wie man in den Königsstädten durch sieben Ringmauern hindurch zum Könige, zu dem irdischen Gotte gelangt. Der chinesische Haupttempel hat nur fünf Vorhöfe, 2) wie immer die Zahlen 5 und 7 in einander übergehen. Selbst übrigens in Deutschland finden sich mythische Spuren von mit siebenfachen Mauern befestigten Burgen. Auf dem Christenberge in Hessen, welcher durch Natur und Kunst stark befestigt war, wohnte der Sage nach ein Riese mit seiner weissagenden Tochter. Karl der Grosse belagerte die Burg lange Zeit vergebens, als aber die Schaar der Krieger mit grünen Maibüschen vor die siebenfachen Befestigungswerke rückte, da glaubte die Seherin, dass nun Alles verloren sei, weshalb sie zu ihrem Vater sagte:

"Vater, gebt euch gefangen,
der grüne Wald kommt gegangen."

Auf Grund dieser Rede ist aus Karl dem Grossen oder einem noch frühern, volksmässigen Helden oder Halbgotte ein König Grünewald gemacht worden. 3) Dieses erinnert an die Verkündigung der Erscheinung in Shakspeare's Macbeth:

"Sei löwenkühn und stolz; nichts darfst du scheuen,
Wer tobt, wer knirscht, und ob Verräther dräuen:
Maebeth wird nie besiegt, bis einst hinan
Der grosse Birnams Wald zum Dunsinan
Feindlich emporsteigt."

worauf Macbeth erfreuet bemerkt:

"Das kann nimmer werden -
Wer wirbt den Wald? heisst Bäume von der Erden
Die Wurzel lösen? Wie der Spruch entzückt.




    1) Baehr, der salomonische Tempel, S. 284 und 285.
    2) Baehr, a. a. O., S. 154.
    3) Mühlhause, die Urreligion des deutschen Volkes, S. 257.



Aufruhr ist todt, bis Birnanns Waldung rückt
Bergan, und unser Macbeth hochgemuth
Lebt bis ans Ziel der Tage, zahlt Tribut
Nur der Natur und Zeit. -

Vergeblich warnten den Maebeth noch die acht Königsgeister mit dem Spiegel und zu spät beginnet er den Doppelsinn des bösen Feinds zu merken. - Auch die Resi.denz des Taikun, des grossen Monarchen zu Jeddo auf Japan ist mit sieben massiven Wällen umgeben. 1) Nach einer Schweizersage bei Rochholz (Nr. 478) wollte ein Wettinger Mönch in die Kirche zu Oberschneisingen, eine Glocke stiften, deren heimathlicher Klang zwei Stunden weit durch die sieben Mauern seiner Klausur vernehmbar sein sollte. - Im 7. Jahrhundert liess König Lalita Indra: Keçari in Orissa eine grosse und stark befestigte Residenzstadt mit sieben Quartieren und 32 Strassen erbauen, 2) in der Nähe des Tempels Lingarâja Bhuvaneçvara. Es darf als eine ziemlich allgemeine Ansicht des Morgenlandes betrachtet werden, dass der höchste Gott in oder über dem höchsten oder siebten Himmel wohne und zwar in einer festen Burg, in einem wohlverwahrten Schlosse, z. B. bei den Babyloniern und Phöniciern, bei den Neupersern und Arabern; Gott heisst daher . 3) Darnach hatte das Grabmal des Königs Kyros, des Gründers des persischen Reiches, zu Pasargadä einen Unterbau von sieben Stufen. 4) Am siebten Tage nach der Tödtung der falschen Smerdis bei Sonnenaufgang ward Dareios durch das Loos König der Perser. Auch nach jüngern jüdischen Vorstellungen hat Gott seinen Thron in dem siebten Himmel in einer unnahbaren Feuerburg. 5) Ueberhaupt war die Religion Zovoasters, der Licht- und Feuerdienst besonders in der babylonischen Gefangenschaft und unter der babylonischen und persischen Herrschaft von grossem Ein-




    1) Ausland für 1860, Nro. 8, S. 169 b.
    2) Lassen, a. a. O., IV. S. 11.
    3) Movers, die Phönicier, I. S. 270.
    4) Dunker, a. a. O., II. S. 526.
    5) Movers, die Phönicier, I. S. 258.



flusse auf die jüdische Religion und bei den Juden sind aus den sieben Amchaspands die sieben Erzengel, nämlich Uriel, d. i. das Licht Gottes, Chasdiel, d. i. die Gnade Gottes u. s. w. geworden, bilden mithin die personifizirten Eigenschaften oder Kräfte Gottes. Ahriman wurde zum Satan und die parsischen Ferwers zu Schutzengeln, deren einem jeden Menschen einer beigegeben ist. Da die Sieben dem Mithra geheiligt war und noch heute ihn die Parsen im siebten Monate ihres Jahres, welches mit dem Frühlingsäquinoctum beginnt, in dem Miragân feiern, 1) hatten die persischen Mithrasmysterien gleich den ägyptischen sieben Grade und die Mitglieder des höchsten Grades hiessen Väter () d. h. wohl Väter des Lichtes, die im Lichte Weilenden, wie daher auch Djupiter, Jupiter genannt wird, denn piter ist pater, oder wie Zeus auch heisst. 2) Auf syrischen Basreliefs aus der Zeit der römischen Herrschaft wurde Mithra zwischen sieben Cypressen als den Symbolen der sieben Planeten dargestellt und ähnlich wird auch die syrische Göttin oder Venus abgebildet. 3) Das persische Symbol des Eingangs der Seele des Verstorbenen in den Himmel durch die sieben Planetensphären hindurch soll eine zu sieben verschiedenen Thüren führende Treppe oder Leiter gewesen sein. Die erste dieser Thüren war von Blei, die zweite von Zinn, die dritte von Erz, die vierte von Eisen, die fünfte von Bronçe, die sechste von Silber und die siebte von Gold. 4) Nach Origines wurde,




    1) Windischmann, Mithra, S. 57.
    2) Lassen, indische Alterthumskunde, I. S. 755; Creuzer, Symbolik, I. S. 754 ff.; Rhode, die heilige Sage des Zendvolkes, S. 289.
    3) Lajard, récherches sar le culte du cyprès pyramidal, Taf. VIII. Nr. 4. Die syrische Göttin sitzt in einem von vier Säulen getragenen Tempel, zu dessen Seiten zwei grössere Cypressen als die Symbole der Sonne und des Mondes stehen; hinter dem Gibeldache des Tempels stehen fünf kleinere Cypressen als Symbole der übrigen Planeten.
    4) Origine de la Maçonnerie Adonhiramite, Helyopolis 1787, S. 84, Anm. 33; Creuzer, Symbolik, I. S.756; Windischmann, Mithra, S. 71. Auch in den Mithramysterien war dieses Symbol gebräuchlich und Windischmann theilt darüber eine uns erhaltene, steile aus Celsus (zu Hadrians Zeit) mit.



bei den Aegyptern durch ein ähnliches Symbol das Herabsteigen der himmlischen Seelen in der Milchstrasse durch die sieben Planetensphären dargestellt, nämlich durch eine Leiter, die vom Himmel zur Erde reichte und in sieben Stufen, eine jede mit einem Thore, abgetheilt war; über den sieben Stufen und sieben Thoren befand sich an der bis zur Sphäre des Himmelsgewölbes reichenden Leiter ein achtes Thor, welches aus dem Himmel herausführte und das Menschenthor hiess. Es gab auch noch einen andern Pfad für das Hinaufsteigen der Seelen von der Erde zum Himmel, an dessen Ende sich ein anderes Thor befand, welches das Götterthor hiess. 1) Die Leiter, welche Jakob in dem bekannten Traume sah und die gleichfalls von der Erde bis zum Himmel reichte, war wohl diese ägyptische Leiter, welche die Menschenseelen aus dem Himmel auf die Erde herab und von da wieder in den Himmel zurückführte, welche somit nicht blos drei Stufen hatte. 2). Jene beiden Thore, das Menschen- und das Götterthor, wurden als in der Milchstrasse liegend geglaubt; das nördliche Menschenthor lag im Zeichen des Krebses und die Götterpforte oder das südliche Thor im Zeichen des Steinbocks; das eine Thor berührte die Milchstrasse, welche der Tisch der Gatter heisst, von der einen Seite, das andere von der andern. Zwei Hunde bewachten die beiden Thore, 3) welche zwei Hunde, vermuthlich aber nur ein Hund, der Hundstern, der ägyptische Sothis waren. Aus dem ursprünglichen einen Hunde, dem Rundsstern als dem Sternenwächter, sind bei den Aegyptern zwei Hunde, zwei Wölfe oder Schakale geworden, als der Hund auch der Sonne und der Sonnengottheit zum Wächter beigegeben wurde, aus dem Wächter der Sterne zum blossen Wächter der Sonne herabsank. Da die Sonne ein wechselndes Leben zwischen Tag und Nacht, zwischen der Ober- und der Unterwelt, zwischen der oberen und der unteren Hemi-




    1) Prichard, ägyptische Mythologie, S. 177.
    2) Prichard, a. a. O., S. 176, Anm.3; Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Bd. X, S. 687 oben.
    3) Creuzer, Symbolik, III. S. 430 verglichen mit S. 426, Anm. 58.



sphäre, zwischen der Winter- und Sommersonnenwende, zwischen der lichten und der dunkelen Seite des Jahres zu führen scheint, erhielt bei den Aegyptern, wie bei den Indern, mit Rücksicht hierauf die Sonne und der Sonnengott auch zwei Hunde, welche zwei Hunde eben nur das Doppelleben, die lichte und die dunkele Seite der Sonne, des Jahresgottes, des Gottes des Lebens und des Todes oder des Diesseits und des Jenseits andeuten sollen, wie die zwei Gesichter des Janus, die zwei Göttersäulen, die weisse und die schwarze Farbe der deutschen Hel und der ägyptischen geierköpfigen Mut (Mutter, göttlieben Mutter 1)), semit. Racham, der Aphrodite oder Hathor mit der ihr geheiligten Akazie, - wohl auch die zwei Raben des Odhin, - die zwei Götterpferde, zumal wenn dieselben verschieden oder weiss und schwarz gefärbt sind, - die beiden Dioskuren, von welchen der eine unsterblich und der andere sterblich ist u. s. w. 2) Der Hund, Wolf und Seliakal sind daher auch die Hieroglyphen der Sonne, des Sonnengottes und seiner Priester und sollen Gott als den Alles Bewachenden, Erspürenden und Erforschenden, daher auch Richtenden und Bestrafenden bezeichnen. Die Hunds- und Hundesymbolik ist eine durchaus natürliche und einfaebe, sobald man sich nur in die bildliche Denkweise der Urvölker zurückzuversetzen vermag. Dem Hunde tritt bei den Indern die Katze und die Ratte als Symbol der Wachsamkeit zur Seite und namentlich ist dieselbe dem Indra mit dem Sterneilgewande, mit den vielen Augen, dem parsischen Mithra und griechischen Argos, neben dem Dreirüsselephanten beigegeben. 3) Nabb. dem Zendavesta erbaute Ormuzd eine Brücke Tschinewad, die Milchstrasse oder vielleicht auch den Regenbogen, von dem Berge Albors bis zum Himmelsgewölbe. An den Fuss derselben setzte er als Wächter den Hund Sura oder den Stern Sirius im Sternbilde des grossen Hundes am einen Ende der Milchstrasse. Ueber diese Brücke, die Richterbrücke Tschinewad, bei welcher die ankommenden Seelen die drei




    1) Knötel, Cheops, S. 117.
    2) Vergl. Knötel, a. a. O., S. 103 ff.
    3) Müller, Taf. III. Fig. 147.



Todtenrichter Mihr, Crosh und Rhasnrâçt erwarten und richten, 1) indem Rasn-râçt ganz wie im ägyptischen und indischen Todtengerichte auf einer grossen Wage die guten und die schlechten Thaten der Verstorbenen gegen einander abwägt, - müssen alle Seelen, welche in den Himmel eingehen wollen. Die Bösen werden darüber hinabgestürzt in den Höllenschlund Duzakk, der sich unterhalb der Brücke befand und am Beginne des Weltherbstes von Ahrimari geöffnet worden war. 2) Die Auffassung und Verehrung des Sirius als eines die Herden der Sterne mit seinem Alles sehenden und niemals schlafenden Auge treu bewachenden Hundes kann nur bei einem Hirtenvolke, bei dem Urvolke der Menschheit auf den hohen Bergen Asiens aus der sinnenden Betrachtung des nächtlich leuchtenden Sternenhimmels hervorgegangen sein und ist von hier aus entweder von den Aegyptern mit in das Nilland genommen oder noch weit wahrscheinlicher ihnen mit der gesammten Astronomie und Chronologie von den Chaldäern oder Babyloniern, vielleicht auch von Hyksos überliefert worden. Auf dem bekannten babylonischen Denkmale von Tak-Khesan glaubt man eine Hinweisung auf den Thierkreis zu erkennen und deutet den auf dem Denkmale erscheinenden Hund als beim Eingange in den Thierkreis, in die Milchstrasse stehend, um den Eingang zu bewachen und die Seelen zu geleiten. 3) Die ursprüngliche und uranfängliche Anschauung war diese: In dem den strahlenden Nachthimmel betrachtenden Hirten wurde der Gedanke an Gott und an die zu ihm zurückkehrenden Verstorbenen rege; als Seelen- und Todtenweg, als Himmelsstrasse dachte er sich die Milchstrasse; der unter allen Sternen so hellleuchtende und deshalb am nächsten erscheinende Sirius, wie er wirklich der nächste Fixstern ist schien beim Eingange der Milchstrasse, des Götterweges zu stehen und ihn zu bewachen; Sirius ist daher der Wächter des Sternenweges, des Himmels und Diejenigen, welche den Himmelsweg betreten dürfen, ziehen unter




    1) Spiegel, Avesta, II. Einleitung S. LVII ff.
    2) Kruger, Geschichte der Assyrier und Iranier, S. 122.
    3) Furtwängler, die Idee des Todes, S. 322.



seinem Auge und Schutze, unter seinen Strahlen dahin; er ist somit auch der Seelenbeschützer und Seelenführer. Sehr leicht und bald trat der Sirius auch mit dem Monde, mit dem Mondsgotte oder der Mondsgöttin in Verbindung, indem der Mond, noch mehr als der Hundsstern selbst, als der König oder die Königin der, Nacht, des nächtlichen Sternenhimmels und namentlich auch des Sternen- oder des Himmelsweges sich dem Naturmenschen im Anfange der Geschichte darstellen musste. So wurde die reine und keusche, die strenge und unerbittliche Mondsgottheit zum Beherrscher des Todtenreiches, welches Todtenreich aber ursprünglich durchaus im Sternenhimmel und keineswegs unter der Erde war. Die Unterwelt mit dem dieselbe beherrschenden unterweltlichen Gotte oder unterweltlichen Göttin und dem Hunde als Wächter dieser Unterwelt sind erst eine spätere Vorstellung und eine Folge der allgemeinen Herabziehung der himmlischen Götter und des himmlischen Reiches zur Erde. Der Hund, der Hundsstern wurde ebenso natürlich zum Begleiter, zum Gehülfen, Abwäger und Schreiber des Todtenrichters und der Todtenrichterin, als er den Schutz und die Führung der Seelen bekommen hatte, denn, wenn der Mond leuchtet und richtet, leuchtet auch der Hundsstern, begleitet ihn und hilft ihm. Die Aemter und Thätigkeiten des ägyptischen Thot-Anubis, des personificirten Hundssternes, im Todtenreiche, am Nachthimmel sind demnach sehr einfach aus dem nächtlichen Sternenverhältniss des Hundssternes und des Mondes zu erklären. 1) Wie die Nacht göttlicher und himmlischer als der Tag und die Sonne ist, d. h. inniger und tiefer an Gott und den Himmel erinnert lag darin auch die für uns bei dem ersten Anblicke etwas befremdende Veranlassung, dass in Asien und in Aegypten die nächtliche Mondsgöttin eigentlich zur höchsten Göttin wurde und über dem Sonnen- und Tagesgotte, z. B. die Isis über dem Osiris stand. 2) Einer viel spätern Zeit der Menschengeschichte gehört es an, den Sirius auch astronomisch zu betrachten und wirken zu lassen. In Aegypten wurde der




    1) Furtwängler, a. a. O., S. 314 ff.
    2) Furtwängler, a. a. O., S. 314, Anm. 10.



Sirius, die göttliche Sothis, als der Stern der Isis und als Gebieterin der Schutzsterne oder der 36 Decangottheiten, 1) in den fernsten Zeiten der Quell der Himmelskunde, der Zeiteintheilung, der Jahreskunde und das Unterpfand des Jahressegens oder der Ueberschwemmungen des Niles, da diese mit seinem Aufgange zusammentrafen, - also der eintheilende und ordnende, bestimmende und fatalistische Stern. 2) Der Sirius hat eine ähnliche, jedoch allerdings weit weniger allgemeine und culturhistorische Bedeutung wie der Mond, dessen untergeordneter Begleiter und Diener er deshalb ist. Verdoppelen konnte der Sirius sich leicht auch insofern, als er einerseits auf die von der Erde bei der Himmelsstrasse, bei dem Horizonte Angelangenden und andererseits auf die den Himmelsweg Dahinziehenden blickte, ein Janus mit dem Doppelhaupte war. Bei den Indern ging der Blick vor- und rückwärts, das doppelte Haupt, in die zwei Hunde des Todtengottes Yama, die beiden Sâramejau, den çjama (schwarzen) und çabala (buntscheckigen, nach den Scholiasten karbura, gr. Kerberos 3) auseinander, wie bei den Aegyptern in die zwei Schützer des südlichen und des nördlichen Sonnenpfades mit dem Namen Tap-Heru. Im Rig-Vêda heisst es von den beiden Hunden des Yama: "den beiden Runden, o Yama, deinen Wächtern, den vieräugigen, den Pfadhütern, welchen die Menschen bekannt sind, übergib ihn (den Todten)," oder "schläfre die wechselweis gesehenen; nicht aufwachend mögen sie ruhn." - Am Aetna war ein Tempel des Hephästos, dessen Hunde die mit Verbrechen Beladenen, welche sich ihm naheten, zerrissen. 4) In dem Theater zu Smyrna stand Herakles unter dem Namen , mit einem Molosserhunde neben sich. 5)

Aus dem Werthe, welchen der starke und wachsame Hund für die erste Menschheit, für das ursprüngliche




    1) Brugsch in der Zeitschrift d. m. Gesellschaft, Bd. IX. Seite 513 ff.
    2) Creuzer, Symbolik, I. S. 371.
    3) Knötel, Cheops, S. 119.
    4) Welker, II. S. 690 unten.
    5) Welker, II. S. 792.



Hirtenvolk der Menschheit auf seinen an Wölfen reichen Bergen hatte, erklären sich auch die umfassenden und strengen Strafbestimmungen, welche der baktrische Vendidad besonders in Farg. 13 gegen die unangemessene Behandlung der Hunde enthält. So heisst es z. B. Farg. 13, 21 ff.: "Wer von diesen Hunden einen schlägt, welche zum Vieh, zum Dorfe gehören, oder von denen, die aufs Blut gehen, und die, welche abgerichtet sind: dessen Seele geht grauenvoll und krank von dieser unserer Welt hin zur überirdischen, wie ein Wolf, der zu verwunden vermag in einem grossen Walde. Nicht befreundet sich seiner Seele eine andere abgestorbene wegen ihres Grausens und ihres Elendes; nicht befreunden sich ihr die abgestorbenen Runde, die vor Vergehen schützen und die Brücke bewachen, wegen des Grauens und der Schrecklichkeit derselben." Es war daher ganz natürlich und lag in der ganzen Anschauungs- und Vorstellungsweise der weidenden Urmenschheit, den Hund, den treuen Wächter des Menschen und seines Hauses, seiner Heerden auf Erden, auch zum Wächter und Beschützer des himmlischen Hauses und der Himmelsbewohner, der Sterne und der Seelen, der Götter und der Abgeschiedenen zu erheben. Die guten Seelen gelangen unter dem Schutze des Hundes Sura zur Brücke Tschinewad, die bösen werden durch die Höllengeister oder Devs dahin geschleppt, um alsdann gerichtet zu werden. 1) Rhode, a. a. O., S. 93 und 299, vermuthet, dass der Name des Hundes Sura, des Sirius mit dem hebräischen or, ur, Licht, Feuer zusammenhängen möchte, und erinnert zugleich an den indischen Sonnengott Surjas. Die todtenbeschützenden und geleitenden Hunde der Baktrer und Inder sind bei den Aegyptern zum hundeköpfigen Seelenführer Thot-Anubis personificirt 2) und der im ägyptischen Todtengerichte und bei der Todtenwage so thätige Anubis findet in der urasiatischen Hirtenanschauung von dem Hunde seine vollkommene Erklärung, wobei auch ein sehr eigenthümlicher und wichtiger Zug der ägyptischen reli-




    1) Rhode, die heilige Sage des Zendvolkes, S. 197, 235, 298 ff. und 307.
    2) Furtwängler, a, a. O., S. 322.



giösen Symbolik hervortritt. Die Inder besonders und in der spätern höhern und künstlerischen Zeit ganz vorzüglich die Griechen geben den menschlich gebildeten Göttern die Symbolthiere gewöhnlich selbständig bei, wogegen in der Regel die Aegypter und theilweise auch die Inder und die Griechen, die letztern zumal in den ältern Zeiten, dieselben mit dem Körper der Gottheit selbst verbinden, namentlich das Thier der Gottheit auf das Haupt setzen. Es scheinen diese thiergestaltigen Gottheiten von den Babyloniern und Assyriern ausgegangen zu sein (die alten Baktrer durften nach der Lehre des Zarathustra keine Götterbilder haben und hatten daher auch keine eigentlichen Tempel, sondern brannten nur auf Altären Feuer zum Symbole des ewigen Lichtes) und sich von ihnen südlich zu den Indern und westlich durch die Phönicier zu den Aegyptern und Griechen verbreitet zu haben. Den Babyloniern und Phönieiern gehören besonders die Fischgottheiten, die Wasser- und Seeurgethüme an und von ihnen haben sie die griechischen Inseln und die Küstenstädte des Festlandes erhalten, wofür vorzüglich auf Gaedechens Glaukos als die neueste und ausführliehste Schrift über die griechischen Seegotthiten verwiesen wird. Die Griechen haben bei den Götterdarstellungen im Ganzen die Thiergestalt und den Thiercultus überwunden und die Götter in der reinen und erhabensten Menschengestalt dargestellt; die Aegypter vermochten sich nicht auf diese höhere und menschlichere Stufe zu erheben und sind dem Thierdienste, der Thiersymbolik zuletzt ganz unterlegen. Auch viele andere Völker sind über die missgestalteten Thiergötter niemals hinausgelangt, worüber z. B. die Abbildungen bei Vollmer, allgemeines Wörterbuch der Mythologie, und die zu Yukatan in Peru neu aufgefundenen Götterbilder in der Zeitschrift für allgemeine Erdkunde von Neumann verglichen werden mögen. Die religiöse Symbolik, durch alle drei Naturreiche hindurch vom rohen Steine und Holze, von den Blumen und blühenden Bäumen, den Thieren jeder Art, den thiergestaltigen und missgestalteten Menschen an bis hinauf zur reinen und höchsten menschlich-göttlichen Gestalt, - ist der innerste und sicherste Massstab des niederen oder höheren Gottes?





bewusstseins und Gottesbegriffes, überhaupt der Gesammteultur der Völker.

An den Haushund, den ursprünglichen Hund des Hirten und Jägers, schliesst innigst der Haushahn bei den Iraniern sich an und er genoss mit jenem den gleichen Schutz und die gleiche Verehrung, wie Vendidad, Farg. XVIII, 33 ff. darthut. Der Haushahn, welchen nur die übelredenden Menschen Kahrkatâs, Kikeriki nannten und der eigentlich Parôdars heisst, 1) erhebt bei jeder göttlichen Morgenröthe seine Stimme:

"Stehet auf, ihr Menschen, preiset die beste Reinheit, vertreibet die Daêva. Es läuft an euch hin der Daêva Bushyançta-darêgho-gava. Dieser schläfert die ganze mit Körper begabte Welt, wenn sie aufgewacht ist, wieder ein. Langer Schlaf, o Mensch, ziemt sich nicht für dich. Wendet euch nicht von den drei besten Dingen: dem guten Denken, Sprechen und Handeln. Wendet euch von den drei schlechten Dingen ab, dem schlechten Denken, Sprechen und Handeln." 2)

Später spricht der Parôdars zu Denen, die auf dem Lager liegen:

"Freund, stehe auf! Erhebe dich, es tagt. Wer zuerst aufsteht, der kommt in das Paradies. Wer zuerst zum Feuer (dem Sohne) Ahura-mazdas reines Brennholz hinbringt mit gewaschenen Händen, den wird das Feuer segnen, zufrieden ohne Hass, und gesättigt. Bei dir möge sich eine Heerde von Vieh erheben, und eine Fülle von Männern. Möge es nach Wunsch deines Sinnes gehen, nach Wunsch deiner Seele. Wachse, lebe dein Leben die ganze Zeit, so lange du leben wirst." Dies ist der Segenswunsch des Feuers für Den, welcher ihm Brennholz bringt, trockenes, brennendes, altes, wegen des Segens der Reinheit für die Reinen. 3)

Es bedarf wohl kaum der Bemerkung, dass der Hund und der Hahn die Ursymbole der treuen und niemals ermüden-




    1) Vendidad, Farg. XVIII, 33 und 34; Dunker, a. a. O. II. S. 368.
    2) Vendidad, Farg. XVIII, 37 - 42.
    3) Vendidad, Farg. XVIII, 53 - 63.





den Wachsamkeit seien, dass sie bei Tage und bei Nacht den Menschen beschützen und bewachen. Bei den Germanen war der Hahn dem glückbringenden oder dem Wunschgotte Odhin geweiht und das Hahnengesehrei galt für ein glückbringendes Zeichen, womit auch das Sprüchwort zusammenhängt, dass die Morgenstunde Gold, d. i. das Sonnengold im Munde habe. Da die Ostara die Göttin des Jahresmorgens, des Frühlings war und zu ihren Attributen deshalb vielleicht gleichfalls der Hahn gehörte, sind z. B. in Hessen bis auf den heutigen Tag mit dem Osterfeste auch Wettspiele oder Wettkämpfe um Hahnen verbunden. 1) Dass die Hunde bei den Baktern, den Indern, Germanen, Aegyptern, Griechen und Römern das Todtenreich bewachen oder die Seelen der Verstorbenen dahin geleiten, ist dem gleichen Vorstellungskreise eines Urhirtenvolkes entsprungen. In den Vedas gehen zwei vieraugige und buntscheckige Hunde, Sârameyau, als Boten des Yama zu den Sterblichen, um diese zu geleiten. 2) Nach dem Vendidad, Farg. VIII, 38 ff., sollen die durch das Darübertragen von Leichnamen verunreinigten Wege dadurch wieder gereinigt werden, dass ein vieräugiger und buntscheckiger Hund 3, 6 oder auch 9 Mal den Weg geführt wird. Auch bei den Griechen waren Hunde ein Reinigungsopfer, besonders gegen die Anfechtungen der Hekate, und der Hund ist das uralte Opferthier der Hekate, zumal der schwarze. 3) Bei den Makedoniern wurden Hunde zur Lustration des Heeres gebraucht, welches zwischen den zu beiden Seiten des Weges gelegten Stücken des Opfers hindurch marschirte. 4) In dem ägyptischen Todtenbuche, Taf. I, sitzt vor dem Todtenrichter Osiris unmittelbar der Höllenhund, das Vorbild des griechischen Kerberos, welcher Kerberos zugleich nur der indische buntscheckige (Hund), cabala ist. 5) Der Name des Kerberos kommt zwar bei Homer noch nicht vor, jedoch nennt




    1) Mühlhause, Urreligion, S. 167 ff.
    2) Spiegel, Avesta, I. S. 143, Anm. 1.
    3) Welker, a. a. O., II. S. 415 und 416.
    4) Schoemann, griech. Alterthümer, II. S. 327.
    5) Spiegel, Avesta, II. Einleitung S. CXV.



Athene in der Ilia. VIII, 368 "den Hund des graulichen Aïs", welchen Herakles von Erebos und vom stygischen Strome des Entsetzens dem Euristheas habe holen und bringen müssen. Dagegen ist sehr hervorzuheben, dass sich bei der homerischen Unterwelt Spuren der beiden ägyptischen Pforten des Thierkreises finden, 1) was zugleich einen neuen Beweis dagegen bildet, dass die Aegypter den Thierkreis nicht erst in weit späterer Zeit von den Griechen erhalten haben. - Zu Persepolis in dem von dem Könige Dareios erbauten Palaste 2) sind über dem Throne des Königs je sechs Hunde angebracht, welche Hunde, Dunker, a. a. O., II. S. 600 unten, als die Thiere des Ahura-mazda bezeichnet. - Auch bei den Germanen bewacht bellend ein Hund mit buntgefleckter Brust und klaffendem Rachen, der Gamr, den Eingang der Unterwelt, der Hel. "In grossem Hause wohnt sie selbst; Elend (Eljudhnir) heisst ihr Saal; Hunger ihre Schüssel, Gier (sultr) ihr Messer; Träg (Gánglati) ihr Knecht; Langsam (Gánglöt)ihreMagd, Einsturz (fallanda forat) ihre Schwelle; ihr Lager Krankenbett (Kör) und ihr Vorhang dräuendes Uebel (b ikjanda-böl). Rings umher liegen die Wohnungen ihres Gesindes, das sich aus allen Denen bildet, die an Alter oder Krankheiten sterben. Den Sterbenden erscheinen Hels dienende Mädchen mit grausigen Winken und legen ihnen harte und halte Fesseln an. Während sie die Sonne, das Tageslicht sich trauernd verbergen sehen, hören sie schon schwer in den Angeln Hels Pforten erdröhnen. Damit die Seele jene Dornenhaide nicht barfuss zu überschreiten habe, gab man den Todten ein Paar Schuhe ins Grab mit. Von dieser Sitte hiess im Hennebergischen das Leichenbegängniss. Totenschuh und im Norden ein zu solchem Gebrauche verwandter Schuh helskô (Helschuh). Wer in diesem Leben einem Armen ein Paar Schuhe geschenkt hatte, fand sie in jener Welt wieder, wenn er über das Dornen-




    1) Furtwängler, a. a. O., S. 180 ff., 227 Anm. 17, und 324.
    2) Vergl. darüber Weiss, Kostümkunde, S. 293 ff.; Lübke, Geschichte der Architektur, S. 36 ff.



feld wandern mußte; 1) und ebenso fand Derjenige, wel- eher die Dürftigen mit Brod gespeiset halte, dasselbe im Jenseit wieder, um es dem Höllenhunde in den Rachen zu werfen. Wer den Armen auf Erden eine Kuh geschenkt hat, wird nicht straucheln und schwindlig werden, wenn er die Gjallarbrücke überschreitet muss. Denn dort findet er eine Kuh, welche seine Seele über die Todtenbrücke geleitet. Es war daher einst sowohl in Schweden und Dänemark, als in England, Ober- und Niederdeutschland Sitte, beim Leichenbegängnisse eine Kuh hinter dem Sarge her bis auf den Kirchhof mitgehen zu lassen. Diese alte Sitte wurde theilweise bis in die neueste Zeit fortgeübt und dadurch motivirt, dass man dem Geistlichen die Kuh für die Seelmesse oder die Leichenpredigt schenke. Sie war aber bereits in vedischer Zeit vorhanden und legt - wie es Mannhardt scheint - ein nicht unwichtiges Zeugniss für Hella-Hels ehemals himmlische Natur ab." 2) Auf den Bildern der Nehalennia, welche bei den germanisch-keltischen Belgiern verehrt wurde und mit der deutschen Isis, Holda und Burchta identisch zu sein scheint, sitzt neben derselben ein Hund, was nach Wolf, Beiträge zur deutschen Mythologie, I. S. 150, auf die Unterwelt, auf den Gegensatz von Leben und Tod hinweiset. Eckermann, a. a. O., III. 2. S. 263, vergleicht dagegen die Nehalennia mit der britischen Erd- und Mondgöttin Ceridwen und glaubt, dass der Name der Nehalennia, Nehaea von nere, neza, spinnen, nicht ohne Grund abgeleitet werde, denn die Spindel mit Beziehung auf den Tod und die Unterwelt sei ein stetiges Symbol der gallischen Feen. Mag auch die Nehalennia nach ihrer keltischen Seite der briti-




    1) Auch nach dem Glauben in Yorkshire ist es gut, einmal im Leben einem Armen ein Paar Schuhe gegeben zu haben, denn nach dem Tode führt der Weg durch eine lange Ebene, welche mit Dornen und Ginster angefüllt ist, und hat man dieser Pflicht genügt, so steht am Rande der Wiese ein alter Mann mit denselben Schuhen, welche man im Leben verschenkt hat. Also beschuhet, geht man ungefährdet durch Dick und Dünn, ohne Riss und Narben. Vergl. Eckermann, a. a. O., III. 1. S. 24.
    2) Mannhardt, die Götterwelt; der deutschen und nordischen Völker, I. S. 320 vergl. mit 52.



schen Ceridwen 1) zunächst verwandt sein, so stellen sich beide und besonders die erstere dennoch der germanischen Isis und Holda, ja selbst der ägyptischen Isis zur Seite. An die ägyptische Isis erinnert durch Namen und Wesen nicht allein die deutsche Isis, sondern auch die indische Göttermutter Bhavani, indem sie den Beinamen Isi und Isani trägt, d. i. die Frau, gleich Hera und Frouwa. 2) In dem deutschen Ortsnamen Isenberg, Isebuk u. s. w. bezeichnet jedoch zufolge Rochholz, a. a. O., II. S. 300 Anm., Ise, Wasserströmung, Flussgefälle. Durch das Schiff, welches der Nehalennia wie der Ceridwen als Symbol beigetheilt ist, treten dieselben mit den deutschen Wolkengöttinnen in noch nähere Berührung. Wenn eine belgische Steintafel einen Eber mit einem denselben anbellenden Hunde und die Inschrift zeigt: Bellicus Surbur, 3) so möchte dieselbe, wie überhaupt das bei den britischen Kelten so viel gebrauchte Symbol der Eberjagd, als dem Mithrasdienste entlehnt zu betrachten und auf den Kampf des Lichtes und des Guten gegen die Finsterniss und das Böse zu beziehen sein.

Gemäss einer Moselsage beschreibt ein Kind die Unterweltsgöttin, die Mutter, dass sie ein Licht getragen habe und ein weisses Hündlein neben ihr gelaufen sei. 4) Der König im Fahrenberg ruht mit seinen Füssen auf einem Hunde, während ein zweiter vor der Thüre Wache hält. 5) In baierischen Sagen folgt der Hund, welcher gewöhnlich von schwarzer Farbe ist, den drei Fräulein, den drei Normen, oder auch der einen von ihnen, der weissen Jungfrau und Frau; ebenso erscheint er unzählige Male in deutschen und schweizerischen Sagen, sei es, dass er als Hüter eines Schatzes auftritt, oder dass er überhaupt nur geistert. 6) Die Hunde, welche bei den Griechen der Mondsgöttin




    1) Vergl. darüber Eckermann, III. 2. S. 190 ff.
    2) Vergl. Hocker, Stammsagen, S. 139; Quitzmann, a, a. O., S. 117 ff.; Simrok, Mythologie, S. 398 ff.
    3) Ekermann, III, 2. S. 263,
    4) Hocker, Moselsagen, Nr. 51.
    5) Quitzmann, a. a. O., S. 49.
    6) Quitzmann, S. 243 oben; Rochholz, II. S. 27 ff. und besonders S. 38 Anm.



Artemis und Hekate beigegeben sind, haben durchaus ursprünglich keinen Bezug auf die Jagd, sondern auf den Hund oder den Stern Sirius als den Begleiter des Mondes, auf seiner nächtlichen Bahn an dem Himmel und als den Wächter des Himmels- und des Todtenreiches. Die Artemis und die Hekate, von Hunden begleitet, sind die Himmelskönigin, die Königin der Nacht, die Beherrscherin des Todtenreiches, die Venus Urania, die phönicische Astarte und die ägyptische Isis. 1) Pythagoras soll auch die Planeten die Hunde, die Trabanten der Persephone, des Mondes genannt haben, worüber die Nachweisungen und Bemerkungen von Preller, Demeter und Persephone, S. 369, nachzusehen sind. Der griechische Kerberos, ein Sohn des Tyhon und der Schlange Echidna, ein grässliches Ungeheuer, welches bald mit 50, bald mit 100 Köpfen gedacht, selten aber mit mehr als dreien dargestellt wird, bewachte die Schatten der Unterwelt, indem er Keinen, der einmal dahin gelangt war, wieder zurückkehren liess. 2) Auch das Heiligthum des Zeus auf Kreta bewachte ein goldener Hund. 3) Eben so wurden die Rinderheerden des Gerynoeus auf dem okeanischen Eilande Eurytheia von dem Hunde Orthos, d. i. dem bissigen Schäferhunde bewacht.4) Selbst die amerikanisAen Völker kennen einen das Todtenreich hütenden Hund. 5) Bei den Neuseeländern und in Volkssagen des indischen Archipels bewachen gleichfalls Hunde den Zugang zur Unterwelt, welche Hunde Schwartz, a. a. O., Seite 276, auf die Sturmeswolken deuten will. Dass den Himmel des indischen Indra dessen Elephant Airavata bewacht, 6) ist eine spätere, erst in dem Gangeslande bei den Elephanten aufgekommene und daher den Indern eigenthümliche Umgestaltung der ursprünglichen gemeinsamen Vorstellung von




    1) Furtwängler, a. a. O., S. 323.
    2) Vollmer, vollständiges Wörterbuch der Mythologie, unter Kerberos.
    3) Schwartz, Ursprung der Mythologie, S. 146.
    4) Preller, griech. Mythologie, II. S. 148.
    5) Müller, Urreligionen Amerika's, S. 78 ff.
    6) Furtwängler, a. a. O., S. 227.



dem Hunde. Zu den besonderen Ansichten von Braun, deren er manche hat, gehört es, dass er, Geschichte der Kunst, I. S. 84, in dem wachehaltenden Hund des ägyptischen Todtengerichtes die Hathor, die Herrin des Westens und die Göttin der Unterwelt, und in dem Ueberbau, worauf der Hund oder nach ihm die Hathor sitzt, die halbversunkene Pforte der Unterwelt erblickt. Bei den Griechen bewachen auch Skyllen mit Kentauren und andern Ungethümen die Pforten des Todtenreiches, was blosse poetische Fortbildungen und Ausschmückungen des Grundbildes sind. 1) In ganz Armorika herrscht noch aus der keltischen Zeit der Volksglaube, dass die Seelen der Verstorbenen sich im Augenblicke ihrer irdischen Auflösung zu dem Pfarrer von Braspar begeben, dessen Hund sie nach Britannien begleite. 2) In manchen schweizerischen Sagen finden sich auch unverkennbare Spuren von den drei Normen, so in einer Sage des Oberhaslethales, welche Wyss, Reise in das Berner Oberland, S. 715, von dem Greise mittheilt, welchem drei schöne Töchter verflucht worden sind und die der Erlösung harren. Zuerst im Gauligletscher haust das Gauliweiblein und erscheint von einem Hündlein begleitet, oft den Sennen in dem hintern Urbachthal. Zum Zweiten irrt das Aengstlenfräulein an der Aengstlenalp zuhinterst in dem Gentelthal, und von den Hirten gar viele Mal gesehen. Zum Dritten weilt das Gaismaidlein auf den Höhen des schönen Haslibergs, und hat wohl öfter schon einsame Knaben angelockt zum Buhlen. Doch, als noch vor Kurzem (vor 1817) es mit einem stillgearteten Jungen auf den Heuboden einer Scheune steigen wollte, liess es ein paar Gaisfüsse seh'n, und der bangerschrockene Jüngling schlich sich seitab von dannen, weil es ihm nicht mehr geheuer war.

Bei den Griechen wird Zeus Gelchanos dargestellt, einen sitzenden Hahn auf seinem Schosse haltend, welcher Hahn nach einer von Welker, griech. Götterlehre, II. S. 244, für nicht ungeschickt gehaltenen Annahme zum Orakelgeben diente, jedoch vermuthlich hier auf die Sonne




    1) Gaedechens, Glaukos, S. 92.
    2) Eckermann, a. a. O., III. 1. S. 43.



deutet, deren Ankunft er verkündet. Idomeneus aus dem Geschlechte des Helios hat zum Schildzeichen an seiner Statue in Olympia einen Hahn. Der Hahn an dem Helm der Athiene an ihrer goldelfenbeinernen Statue zu Elis deutet auf Kampflust. 1) Auch war der Hahn bei der friedlichen Athene, der Athene Ergane oder Operosa bei Horaz, nach Plutarch das Sinnbild des Fleisses vom frühesten Morgen an. 2) In verwandtem Sinne hiess diese Athene auch Stathmia von dem Richtmasse des Zimmermanns, weil sie Alles gehörig einrichten und vollbringen lehrte. Der Schild des Idomeneus trug das Bild eines Hahnes mit Hinblick auf seine Abstammung von Helios, dem der Hahn geweiht war. 3) Auf einem griephischen Vasenbilde dient auch ein Hahn drei Epheben zum Ziel beim Bogenschiessen. 4) In appulischen Vasengemälden trägt die Kore unter einem Aehrenkranze neben dem ährenbekränzten Pluton auch den Hahn, der der Demeter von Eleusis heilig war. 5) Nach Platon opferte Socrates am Tage seines Todes dem Asklepios einen Hahn, was zufolge Welker, II. S. 745, auf die Gesundheit gedeutet werden kann, die der Weise von dem Aufgehen eines andern Lebens hoffte, wenn er von der Noth des jetzigen Lebens befreit wäre. Es kommen Tempel vor, die zwischen Herakles und Hebe getheilt waren, wie zwischen Demeter und Kore, wie in Rom zwischen Mais und Venus, indem in der einen Abtheilung Hahnen, in der andern Hennen gehalten wurden. 6) Im Reinhart Fuchs, 1943, will der Hahn für sein Weib sterben:

"ezzet mich, und lâzet si genesen!"

Der Hahn ist in der französischen Thierfabel Chanteclers oder Chanteclins, der Hellsingende oder der im Gesang Blinzende (clinant, clignant, clinal); hano von einem alten hanan (canere, singen); er ist praeco diei, , sein




    1) Welker, II. S. 295.
    2) Welker, II. S. 298.
    3) Guhl und Koner, a. a. O., S. 265 unten.
    4) Guhl und Koner, S. 272.
    5) Welker, II. S, 532 unten.
    6) Welker, II. S. 792.



Krähen zeigt die entweichende Nacht an; er heisst auch im lat. Reinardus: horarum custos, tempora tam lucis quam tenebrosa canens. 1)

Mit dem Hahnen einiger Massen verwandt ist der Hase als Gestalt der römischen Grablampen, wie solche Grablampen z. B. in Rheinbaiern neuerlich aufgefunden, worden sind. 2) Da die Alten schon wussten, dass der Hase mit offenen Augen schlafe, wurde er ihnen ein Symbol des leichten Erwachens, des baldigen Wiedererwachens aus dem Tode. Immerhin aber möchten diese Darstellungen selten sein. Auf einem zu Rheinzabern in Rheinbaiern aufgefundenen Lararium, von Säulen getragen, mit den vier Göttern Mercurius, Pallas, Vulcanus und Apollo sitzt auf dem erhobenen Botenstabe des Mercurius ein Hahn 3) und hinter ihm zu seinen Füssen ruht ein Widder. Auch ein kleiner Hahn wurde in Rheinzabern aufgefunden. 4) - Die Priester auf Ceylon, welche den dämonischen Kultus besorgen, die jetzt Da-tschün-tas; (Dajuntas) heissen, oder Tschin, Gian und deren oberster Jacco ist, den die Europäer den Teufel nennen, opfern bei Krankheiten einen rothen Hahn. 5) - Hähne und Hennen in treuester und doch stylgerechter Nachahmung der Natur finden sich auch auf einem kleinern Fries aus den Mauern von Xanthos in Kleinasien im britischen Museum zu London. 6) - In den indischen Dämonentempeln der schwarzen Tulu bei Mangalore in Vorderindien werden noch Hahnen geopfert und zwar, wie es scheint, je fünf. 7)

Nach der Völuspa (Simrok, S. 7) singt unter der Erde in den Sälen Hels der schwarzrothe Hahn. Der Hahn wäre sonach gleich dem Hunde als ein Wächter des Todtenreiches anzusehen. Zufolge Hocker, Stammsagen, S. 32, steht es mit dieser Auffassung in Verbindung, dass bei




    1) Grimm, Reinhart Fuchs, S. CCXXXVI.
    2) Erster Jahresbericht des historischen Vereins für die Pfalz, S. 63, Nr. 4.
    3) Zweiter Bericht des historischen Vereins der Pfalz, Speyer1847, S. 18 und Taf. IV. Fig. 5.
    4) A. a. O., S. 20.
    5) Ritter, Vorhalle europ. Völkergeschichten, S. 122.
    6) Semper, der Stil, I. S. 434 unten.
    7) Graul, Reise in Ostindien, I. S. 179 und S. 185.



dem grossen Todtenopfer zu Lethra Hähne dargebracht wurden und dass das Zauberweib, welches den König Hading in die Unterwelt führte, einen Hahn opferte. Dem Teufel, dem entarteten Todesgott, welcher mit der rothen Hahnenfeder und auch mit dem Hahnenfusse erscheint, wird in vielen Volkssagen ein schwarzer Hahn oder eine schwarze Henne dargebracht. In Baiern wird noch dermalen bei dem Offertorium bei Todtenämtern von Laien ein schwarzes Huhn gleichsam als Todtenopfer hingegeben. In dem Thale bei Quedlinburg musste ehemals alljährlich man einen schwarzen Hahn in die Bode werfen; unterliess man es, so ertrank in demselben Jahre Einer. Die in vielen Theilen Deutschlands und der Schweiz vorkommenden Sagen, dass der Fluss oder der See ein jedes Jahr einen Menschen haben oder verschlingen müsse, beruhen vielleicht auf vordem üblichen und in spätern Zeiten durch Hähne ersetzten Menschenopfern. Die Hähne auf den christlichen Kirchen, welche im J. 925 zuerst in St. Gallen erwähnt werden, 1) sind jedenfalls heidnischen Ursprunges und von der christlichen Kirche herübergenommen, um die sich daran knüpfenden heidnischen Vorstellungen zu verdrängen, wie aus dem gleichen Grunde so häufig auf alten heidnischen Cultstätten Kapellen, Kirchen, Wallfahrtorte und Klöster angelegt, - die kirchlichen Festtage in die heidnischen Festzeiten verlegt, - die heidnischen Götter und Göttinen in die Kirchenheiligen mit aufgenommen wurden u. s. w. Den Christen sollen die Hähne das Symbol sein, dass wachsam sein und früh und spät kämpfen und ringen müsse, wer in das himmlische Reich eingehen wolle; die christlichen Hähne sind weniger die Wächter, als die Führer, Warner und Boten des himmlischen Reiches, - sie sind gleichsam Christus und seine warnenden Lehren selbst. Auf dem künstlichen, das ganze Planetensystem vorüberführenden, nunmehr durch den mechanischen deutschen Künstler Schwilge, französirt gleich dem ganzen Elsass und dem Strassburger Dome Schwilgué, wiederhergestellten Uhrwerke in dem Dome zu Strassburg erscheint um 12 Uhr des Mittags




    1) Pertz, monum. Germ. histor., II. 105.



auch ein Hahn und krähet laut drei Mal wohl in Erinnerung an Petrus, von welchem der Herr verkündet hatte: "Ehe der Hahn krähet, wirst du mich dreimal verleugnen." 1) Besonders oft erscheint der Hahn in den deutschen Sagen von den drei Fräulein (Nornen) und von versunkenen Schlössern, also von der Unterwelt, welche sie bewachen. Der Lintwurm, das sagenhafte Ungeheuer, welches für einen verzauberten. Riesen angesehen werden kann und ein Hauptgegenstand der Heldenkämpfe ist, wird aus dem Eie eines zwölfjährigen Hahnes ausgebrütet und ist gleich den Schlangen Schatzhüter, welche Schätze man ihm besonders im Monat Merz, wo sich die (Gewitter- und Wolken-) Schätze sonnen, entreissen kann. Der Hahn steht hier offenbar in Verbindung mit dem jedes Frühjahr wiederkehrenden Blitz- und Donnergotte Donar, Thôrr und der rothe Hahn ist dieser Gott und sein Blitz selbst, wie auch der spätere Meister Hämmerling und der rothe Teufel mit der rothen Hahnenfeder. Auch in Schweizersagen, z. B. bei Rochholz Nr. 119, kommt der Hahn vor. Auf dem Jensberg im Berner Seelande fand man aus Sandstein wohl erhaltene Kopfbilder eines Hahns und eines Löwen, wie ein Schlangenschnitzbild, welche Jahn, der Kanton Bern, S. 38, als mithrische Denkmale ansieht aus der Zeit der einst dort gelegenen keltisch-römischen Stadt Petinesca, an der grossen Heerstrasse von Aventicum nach Salodurum und Vindonisssa. Bei Rochholz, a. a. O., Nr. 133, kommt der Hahn sogar in Verbindung mit dem Hunde als Schatzhüter vor. Ein Geselle erblickt nämlich im Gewölbe einen Hahn mit feurigem Kamme, der sich auf dem Rücken eines gewaltigen Zottelhundes ausspreizt; der Hund aber kauert knurrend auf einer grossen Kiste, während der Hahn dazu kräht, dass er sich selber fast überpurzelt. Der schwarzrothe Hahn der Unterwelt steht gleich der schwarzweissen Krähe und Hel selbst und deutet auf das doppelte Leben des Tages und der Nacht, des Lichtes und der Finsterniss, des Frühlings und des Sommers, und des Herbstes und des Winters. Der rothe Hahn isf eigentlich der Bote und Verkünder der Morgenräthe des Tages und




    1) Evangel. Matthäi XXVI, 75.



des Jahres, ist die Morgenröthe des Tages und des Jahres selbst. Namentlich aber ist der rothe Hahn in den Sagen gleich der Schwalbe und dem Kukuk der Bote des Frühlings, franz. printemps oder primun tempus, des deutschen Jahres, gr. und lat. ver. 1) In diesem Sinne ist auch Christus besonders als der Bringer eines neuen Lebens und der Erwecker zum Leben aus dem Tode dem Hahne zu vergleichen und deshalb wurden auf den ältesten christlichen Grabsteinen Hahnenbilder eingemeisselt oder auch solche Bilder mit in das Grab gegeben, wie man z. B. bei Winterthur ein solches Bild ausgegraben hat. Auf dem Portale an der Altstädter Kirche zu Pforzheim befindet sich ein Hahn, der zuerst mit einem Löwen kämpft und dann auf einem gefesselten Löwen steht, welches Bild Wackernagel, S. 9, dahin deutet, dass Christus der Hahn sei im siegreichen Kampfe mit seinem Feinde, mit dem, der umhergeht wie ein brüllender Löwe und suchet, was er verschlinge. Wir möchtn diese Deutung als eine ganz richtige bezweifeln und halten es nicht für unwahrscheinlich, dass jenes Bild ein mithrisches sei, darstellend allerdings den siegreichen Kampf des Lichtes (des Parôdars, des Mithra, des Sonneggottes) gegen die Finsterniss und das Böse, welches uralte Bild die mittelalterlichen Bauleute unbedenklich auch bei den christlichen Kirchen beibehielten und anbrachten. Der Löwe wird übrigens auch durch andere Thiere oder Ungethüme vertreten, wie z. B. in der Enge zu Bern keltisch-römische Scherbenstücke aus Siegelerde seit dem Jahre 1843 aufgefunden worden sind, welche in Reliefdarstellung einen Greifen mit einem Hahn zeigen. 2) Auch darf wohl aus der Oeffnung von Mülheim im Kanton Thurgau vom J. 1475 die Bestimmung hervorgehoben werden: "Item, welcher der von Landenberg zehenden inhat, der soll den von Mülheimb ein gugelhan haben." 3) Auch ist der Hahn ein Wappenthier und hier besonders an den gallischen Hahn zu erinnern; die Freiherrn von Güttingen am Bodensee trugen als Helmzier einen goldenen Hahn mit rothem Kamm und Schnabel;




    1) Wackernagel, Epea pteroenta, Basel 1860, S. 7 ff.
    2) Jahn, a. a. O., S. 222.
    3) Grimm, Weisthümer, I. S. 263.



das Wappen der züricherischen Ritter Maness im Hard waren zwei goldene Hahnenköpfe mit rothem Kamm in schwarzem Feld; das Wappen des aus Constanz und St. Gallen stammenden Rittergeschlechts der Blarer hat im Schilde und zur Helmzier einen rothen Hahnen; den Helm der Ritter von Zuckenriet im Kanton St. Gallen zierte ein schwarzer Hahn mit rothem Kamm und rothen Füssen. 1) Wie übrigens der Hahn auf oder in den christlichen Gräbern das Symbol der gehofften Unsterblichkeit, des erwarteten ewigen Morgens und Lebens ist, so sind es nicht nur die Rosen und Blumen, sondern auch die Schlüssel, welche in römisch-helvetischen Gräbern nicht selten gefunden werden. 2) Diese Schlüssel sind ein Attribut des Licht- und Sonnengottes, des Jahresgottes, welcher das Licht hinwegnimmt und wiederbringt, welcher die Thore des Lichtes schliesst und wieder öffnet, wie namentlich der Schlüssel in dieser Bedeutung ein Attribut des römischen Janus gewesen 3) und von ihm vermuthlich auf den christlichen Petrus als den Himmelspförtner übergegangen ist. - Im Berner Oberlande glaubt das Volk durch einen dabei befindlichen weissen Hahn das weidende Vieh zu schützen, dass ihm nicht von den fabelhaften Stollwürmern die Milch ausgesogen wird. 4)

Bei den helvetischen Kelten scheinen nach den Ausgrabungen, die man neuerlich im Kanton Bern in ihren Gräbern gemacht hat, den Verstorbenen nicht blos Pferde, sondern auch Hunde mitgegeben oder diese mit ihnen beerdigt worden zu sein. 5)

Neben der Milchstrasse dient den Urvölkern auch der Regenbogen, um darauf die Götter und die Seelen von dem Himmel zu der Erde herab- und wieder zurücksteigen zu lassen. Da der Regenbogen auffallender ist als die Milchstrasse und auch wirklich die Erde mit dem Himmel zu verbinden, die Erde und den Himmel zugleich zu be-




    1) Vergl. Fr. v. Wyss, über den Ursprung und Bedeutung der Wappen, in den Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. VI. S. 1 ff.
    2) Jahn, der Kanton Bern, S. 411.
    3) Preller, römische Mythologie, S. 157 unten.
    4) Wyss, Reise in das Berner Oberland, S. 424.
    5) Jahn, der Kanton Bern, S. 188, 209.



rühren scheint, möchte das Symbol des Regenbogens das älteste und ursprünglichste, die lichte Himmelsbrücke des Tages sein, während die Milchstrasse der Nacht anheimfällt. In diesem Sinne möchte es zu verstehen sein, dass Gott in der Genesis 9, 8 ff., nach der Sinfluth und nach der Landung des Noah denselben zum Zeichen des Bundes zwischen ihm und der Erde oder den Menschen setzt; der Regenbogen ist das Band des Bundes selbst. In der deutschen Mythologie wird der Regenbogen als die Brücke Bifröst, wörtlich die bebende Rast oder Wegstrecke vorgestellt, welche Himmel und Erde verbindet und über die die Asen oder Himmelsgötter auf- und niedersteigen. 1) Die Brücke, sei es nun der Regenbogen oder die Milchstrasse, hängt übrigens auf das Innigste zusammen mit dem Todten- oder Wolkenstrome und Meere, welche nach den Vorstellungen des Zendvolkes und der Inder, der Griechen und Römer, der Aegypter u. s. w. die Seelen der Verstorbenen durchschiffen mussten, um in das über dem Luftraum und den sieben Planetensphäreil, jenseits des Himmelsokeanos gelegene Lichtreich zu gelangen. Brücke, Schiff und Meer sind aber natürlich verhältnissmässig sehr späte und schon gebildetere Vorstellungen, da, um solche zu fassen, die Urvölker an den Meeresküsten Asiens oder wenigstens an dessen grösseren Strömen angekommen sein und die Schifffahrt kennen mussten. Das Uranfänglichste war ein blosser Steg, eine einfache Leiter, da die blossen Gebirgsvölker zum Herab- und Hinaufsteigen noch kein an-




    1) Simrok, deutsche Mythologie, S. 30; Menzel, Odin, S. 233. Ueber die in Schweizer- und deutschen Sagen nicht selten erscheinenden ledernen und Drahtbrücken, welche auch zu förmlichen Todesbrücken werden, vergl. Rochholz, a. a. O., II. S. 216 ff. Von einer solchen drahtschmalen Höllenbrücke, die dünner als ein Haar, schärfer als die Schwertschneide und mit Dornen auf beiden Seiten besetzt ist, reden auch Juden und Mohammedaner. Das Bild des Lebens als einer Wanderung auf schwankendem und schmalemStege stammt vermuthlich daher. In spätern nordenglischen Liedern, welche man sonst bei der Leichenwache sang, geschieht gleichfalls der Angstbrücke Erwähnung, nicht breiter als ein Draht (the bridge of dread no brader than a thread), über welche die Seele zu schreiten hat, und welche zwischen dem Purgatorium und Paradies liegt. Vergl. Eckermann, a. a. O., III. 1. S. 28.



deres Mittel kennen, und diese Himmelsleiter, Jakobsleiter erscheint bei den Baktern und Indern, bei den Aegyptern und Juden. Mit der Todtenleiter verwandt und nur etwas später ist das Todtenross, auf dem die Verstorbenen in das Todtenreich reiten, so namentlich die Kelten, die Germanen, die Inder u. s. f., wie dieses Todtenpferd Furtwängler, a. a. O., S. 3 - 164 (der zweiten hier stets benützten Ausgabe) ausführlich, gründlich und geistvoll dargelegt hat. Die Pferde, welche bei den indo-germanischen Völkern so oft mit den Leichen verbrannt oder auch beerdigt wurden, sollten sie jenseits tragen, wie alle Grabesgaben auf die andere Welt berechnet und für diese bestimmt waren, das Jenseits nur als das höhere Diesseits gedacht wurde. Der Sterbende trat nur eine Reise nach einem fernen und unbekannten Lande an und wurde reichlich mit Allem ausgestattet, was er dort nach den diesseitigen Begriffen, Bedürfnissen und Neigungen zu bedürfen schien; besonders dem Krieger folgten seine Waffen, sein Pferd, seine Sklaven, Freunde oder Begleiter und selbst seine Gattin in den Tod. Auch die Speisen sowie das Fährgeld in den spätern Zeiten für den Todtenschiffer wurden nicht vergessen; das unbekannte Land, von dessen Rand noch niemals ein Sterblicher zurückgekehrt, ist in aller und jeder Hinsicht nur das treue Abbild des irdischen Lebens, des bekannten Landes; dort wird nur gleichsam in überirdischem oder göttlichem Masse geritten und gestritten, gesungen und getanzt, gegessen und getrunken, gelitten und genossen, wie hier. Wie Gott vermenschlicht, zum Gottmenschen wird, wird auch der Himmel zum irdischen Himmel oder zur himmlischen Erde, denn sonst könnte man ja unmöglich herab- und hinaufsteigen, hinüber- und herüberschiffen, - der Gott und die Göttin mit den Menschen sich verbinden, - die Gottheit mit der Menschheit einen ewigen Bund und Frieden schliessen. Die kindlichste Naturanschauung trifft darin mit der tiefsten Philosophie, das dunkelste Gefühl mit der schärfsten und bewusstesten Speculation und Metaphysik, der Naturalismus mit dem Supernaturalismus, der Materialismus mit dem Spiritualismus zusammen, dass Gott in den Menschen und auf Erden sei





und die Menschen in Gott und in dem Himmel sein solten. Das treffendste Bild dieses göttlich-menschlichen und menschlich-göttlichen Seins ist der bunte Regenbogen; er scheinet in sieben Farben und Strahlen und ist doch nur der Eine Lichtstrahl; das irdische Leben ist die zur Vielheit auseinander gegangene Einheit und der Himmel die die Vielheit wieder aufhebende und einigende Einheit; auf Erden waiden die Schafe und im Himmel die Eine Heerde, und Gott ist der Eine Hirte der Schafe und der Einen Heerde, - der Beherrscher des irdischen und himmlischen Jerusalems, der irdischen Trümmer und der himmlischen Siegesfahne, des schwarzen und des weissen Lammes.

2. Die Sinesen haben sieben mythische Könige, Gesetzgeber und Lehrer. 1) Nach Ritter, Erdkunde von Asien, I. S. 199, war China vor dem Kaiser Schi-Hoangti in sieben Provinzen getheilt. Schon in grauer Vorzeit und wenigstens 1100 - 2390 Jahre vor Christus hatte China ein sehr geordnetes Staatsleben mit vermuthlich sieben und nicht blos sechs Ministerien an der Spitze. 2) Bei den Sinesen auf Java wird die Frau im siebten Monate ihrer Schwangerschaft in sieben Arten von Blumenwassern gebadet. An dem bei denselben Sinesen vierzehn Tage nach ihrem Neujahre oder am 12. Februar gefeierten Feste der Freude (Tjap-Go-meh) müssen nach altem Regierungsgesetze alle verheiratheten Frauen im Mondschein spazieren gehen und dürfen nicht eher wieder heimkehren, als bis sie über sieben Brücken gegangen sind. 3) Einige, und namentlich Ideler, behaupten, dass die siebentägige Woche mit dem siebten Tage, als der Verehrung Gottes geweiht, bei den Sinesen (und selbst bei den Peruanern) uralt sei; wenigstens soll im Schu-king folgende Nachricht enthalten sein: "Am siebten (Wochen-) Tage, der grosse Tag genannt, liessen die alten Könige von China die Thüren der Häuser schliessen; es durfte an diesem Tage kein Handel getrieben und kein Gericht gehalten werden." - Nach




    1) Gfrörer, Urgeschichte des menschlichen Geschlechts, I. S. 232 ff.
    2) Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Band IX. S. 247, und Bd. VII. S. 145 ff.
    3) Obige Zeitschrift IX. S. 815 und 819.



dem Schöpfungsmythus der den Sinesen benachbarten, jedoch nach der Ansicht von Klaproth, Kämpfer, Golowin, Siebold und Andern mit ihnen nicht gemeinschaftlich abstammenden, sondern entweder von den tartarischen Horden des nordöstlichen Asiens oder von den ersten Bewohnern Babylons abzuleitenden Japaner, da ihre Religion eine Art Parsismus oder Lichtdienst ist und wesentlich in der Verehrung der Sonne oder des heiligen Feuers besteht, wurde das aus dem Chaos neugeschaffene Universum zuerst und mehrere Miriaden von Jahren hindurch von sieben aufeinanderfolgenden Göttern regiert. 1) Der in die japanischen Mysterien aufzunehmende Kandidat muss sieben Mal täglich baden. Die holländische Kompagnie auf der Insel Dezima im Hafen von Nangasaki ist auf sieben Personen beschränkt. - Bei den Kirgisen im nördlichen Asien dauern die Trauerfeierlichkeiten bei der Beerdigung eines Häuptlings sieben Tage, worauf am achten die Beerdigung stattfindet. 2)

3. Bei den Indern, d. i. bei den Saindhava oder Anwohnern des Sindhu, des Stromes, zerfiel der Himmel, die Hölle und die Erde je in sieben Theile oder dvîpas, sie zählten also 21 Welten, wovon Müller, Glauben, Wissen und Kunst der alten Hindus, Mainz 1822, Taf. I*, II* und III* Abbildungen gegeben hat. Müller, a. a. O., S. 245, vermuthet, dass die Ammoniter und Moabiter darnach ihrer Hölle, Moloch, Molchon, Melech, sieben glühende Kammern gegeben haben. Der vedische Trita (der persische Thraêtâtônô) erschlägt einen dreiköpfigen Drachen mit sieben Schwänzen. 3) Nach Roth's Vermuthung in der Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Bd. VI. S. 75, zählten die Inder ursprünglich sieben Aditjas, d. h. sieben unverletzliche, unvergängliche, ewige und unantastbare Lichtgottheiten, welche später nach den zwölf Monaten des Jahres auf zwölf Sonnengötter vermehrt wurden und herabsanken. An der Spitze dieser sieben oder zwölf




    1) Wilh. Heine, Reise um die Welt nach Japan, Leipzig 1856, 255 ff.
    2) Ausland für 1860, S. 994 b.
    3) Spiegel, Avesta, I. S. 7.



Lichtgottheiten standen Varuna und Mitra, der Freund, d. i. des ewige Licht der Nacht und des Tages. Varuna ist nach Roth der gemeinsame indogermanische oberste Gott Varuna-Ormuzd-Ouranos. Auch der Koran nennt sieben Höllen. Indien selbst hat sieben heilige Städte 1) und sieben heilige Ströme, und das alte Indien, das Penjab heisst Siebenindien, das Land der sieben Ströme, Hapta-Hendu in den Zendschriften; 2) diese sieben Ströme des Penjab sind die Sindhu mit ihren fünf Zuflüssen und die Jamunâ oder Sarasvatî als siebter Strom. Die Gangâ, die Sarasvatî und die Gôdavari dachte man sich als siebenfache Ströme, d. h. aus sieben Zuflüssen entstehend und nannte sie daher Sapta-Gangâ, Sapta-Sârasvata und Sapta-Gôdâvara. 3) Im Samaveda von Benfey, II. 4, 1, 9, heisst es. "Die siebengeschwisterte schöne Sarasvati." Dem Indus werden sieben Mündungen zugeschrieben, von denen jedoch in späteren Zeiten nur die mittlere schiffbar war; die Meeresbucht an der Nordspitze der Halbinsel Guzerat, welche vom Alexandrinischen Periegeten Barakes genannt wird, enthielt sieben Eilande. 4) Auch hat Indien ein Siebengebirge, worunter am wahrscheinlichsten das nepalesische Siebengebirge zu verstehen ist; 5) dasselbe hing wohl mit der dort herrschenden Vorstellung zusammen, dass die Gandakî und die Kauçiki aus sieben Quell;strömen zusammenfliessen. An das deutsche Siebengebirge oberhalb Bonn auf der rechten Seite des Rheins braucht kaum erinnert zu werden. Bei Hameln liegt ein Dorf Siebenbergen und noch mehr gehört das Land Siebenbürgen hierher. Das nepalesische Siebengebirge war von sieben Fürsten beherrscht. Eben so gehören hierher die Septem Fratres der Römer, eine siebenfache Reihe von Bergen in Mauretanien, hinter dem Abyla, Gribraltar gegenüber, - Septem Aquae, nach Eini-




    1) Lassen, a. a. O., I. S. 165 Anm.
    2) Spiegel, Avesta, I. S. 66.
3) Lassen, a. a. O, I. S. 565 Anm. 2, S. 593 Anm. 2 u. 733 bis 35; Benfey in der Encyklopädie von Ersch und Gruber, Sect. II. Bd. XVII. S. 13.
    4 ) Lassen, III. S. 64 und 65.
    5) Lassen, a. a. O., II. S. 913 und 966.



gen sieben grössere und kleinere Seen im Lande der Sabiner, - Septem Arae, ein Städtchen in Lusitanien, zwischen Olisippo und Emerita, - Septem Maria, beim Herodian die sieben Mündungen des Poflusses, während Plinius darunter Sümpfe im Lande der Atrianer versteht, welche der Po bildete. Ebenso war der Timavus ein Fluss, welcher nach den Angaben der Alten aus sieben oder neun Quellen an der Grenze der illyrischen Japydier entspringt. Ferner sind zu erwähnen die Glashütte Siebenstein im Fürstenthum Corvei, - Siebensiesen im frühern Herzogthum Berg, - der Kreis der sieben Gemeinden bei Primolano in Tyrol, - die sieben vereinigten ionischen Inseln u. s. w. Bei Mone, Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, I. S. 323, wird in einer Urkunde vom J. 1191 ein Ort Sibinhaich, Sibeneich genannt. Das Berner Oberland hat ein Siebenthal. Im Tululande auf der Westküste Vorderindiens bezeichnen noch heute die Eingebornen die ganze Westküste mit Sapta- (Sieben) Concanam, 1) vermuthlich eine Erinnerung und ein Nachklang des nördlicheren Sieben-Indiens. Bei Toghulhatty in derselben Gegend heisst ein Berg die Siebenmeilenspitze (Seven miles top). Nach der Sinfluthsage, welche den Indern mit den arischen Völkern und mit den Semiten gemein ist, jedoch die Aegypter und Sinesen nicht kennen, weshalb die letztern vor der Sinfluth aus dem gemeinschaftlichen Ursitze ausgezogen sein müssen, soll Brahma dem Manu anbefohlen haben, ein Schiff zu bauen und dasselbe mit sieben heiligen Männern und mit Samen und Thieren aller Art zu besteigen; dieses Schiff soll auf einem der Gipfel des Himalaja gelandet und darauf Manu, der indische Noah, zum Stammvater aller Menschen geworden sein. 2) Aus dem Munde, des Gottes Agni, des Gottes des Feuers, gehen sieben Strahlen als seine sieben Zungen und er heisst daher der Siebenzungige, Saptaschiwas, und ist zugleich siebenarmig; er hat sieben Söhne und sieben Brüder, auch sieben Opfer-




    1) Graul, Reise in Ostindien, I. S. 332, Anm. 75, und S. 282.
    2) Wernike, Geschichte des Alterthums, 2te Auflage, Berlin 1855, S. 7; Bunsen, Aegyptens Stelle in der Weltgeschichte, Va S. 140 ff.; Ersch und Gruber, Encyklopädie, Sect. II. Bd. XVII. S. 177 a.



arten. 1) Buddha wird auch dargestellt mit sieben Häuptern. 2) Ebenso wird auf einem Subramanjabild der Gott, d. i. Çiva selbst, sitzend auf einem Pfaue, dargestellt mit sieben Häuptern und mit vierzehn Armen, auf dem Haupte eine vierschossige Weltkrone. 3) Die Inder nehmen auch sieben Bhavanimodificationen an, welche die sieben Mütter, Sapta Mâdara heissen. 4) Die zwei vorgestreckte Fackeln in den Händen tragende Aruni, die Göttin der Morgenröthe, schwebt über einem siebenhäuptigen geflügelten Rosse. 5) In einem Manwantaram oder einer grossen Weltdauer erscheinen vierzehn Indras, mit deren letztem immer eine neue Weltschöpfung beginnt. 6) Surjas (der Himmlische), der Sonnengott, fährt auf einem Wagen, welcher von sieben rothen oder gelben Rossen oder von einem Rosse mit sieben Häuptern gezogen wird. 7) Arunas, d. i. die Morgenröthe, ist der Wagenlenker des Sonnengottes Surjas. Die Inder schreiben der Sonne wie dem Feuer sieben Strahlen zu. Deshalb lautet bei ihnen das Schlussgebet an die Sonne also: "Feuer, sieben sind deine Zunder; sieben sind deine Zungen; sieben sind deine heiligen Weisen; sieben sind deine geliebten Wohnstätten; auf sieben Wegen beten dich deine Opferer an; sieben sind deine Quellen. Begnüge dich mit dieser geläuterten Butter." 8) - Die endlose Schlange, auf deren Ringen der schlummernde Wischnu im Ocean ruht, wird ebenfalls mit sieben Köpfen, die einen Baldachin über Wischnu bilden, dargestellt. Die indische Sage verehrt unter dem Namen der sieben Rishi's die ersten Stammväter oder Patriarchen des menschlichen Geschlechts, die sieben grossen Heiligen als Muster der Weisheit wie als Vorbilder menschlicher Büssungen. 9) Benfey bei Ersch




    1) Müller, Glauben der alten Hindus. S. 435.
    2) Creuzer, Symbolik, I. S. 579.
    3) Müller, a. a. O., Taf. III. Fig. 98.
    4) Müller, S. 595.
    5) Müller, Taf. III. Fig. 146.
    6) Wollheim, Mythologie des alten Indien, S. 191 Anm.
    7) Lassen,III. S. 521.
    8) Wiener Jahrbücher der Literatur, 1818, Bd. II. S.307; Müller, Glauben der alten Hindus, S. 502 Anm.
    9) Dunker, a. a, O., II. S, 90, erste Ausgabe.



und Gruberl Encykl., II. Bd. XVII. S. 182, erklärt die sieben Rhishi's als ursprünglich mit den baktrischen sieben ames çpenhata identisch. Als Gestirngötter wohnen die sieben Rishi's in dem Siebengestirn oder dem grossen Bären und nach ihnen pflegen auch die indischen Könige sieben Minister zu haben. 1) Auch nehmen die Inder sieben Nanu's an. 2) Nach der Vorschrift der von den Brahmanen dem Manu beigelegten Gesetze, VII. 54, soll der König sieben oder acht Minister wählen. Der König, sein Rath, seine Hauptstadt, sein Land, sein Schatz, sein Heer und seine Verbündeten sind nach Manu's Gesetz die sieben Theile des Reiches, die sich gegenseitig unterstützen und erhalten müssen. Die Brahmanen theilen sich in sieben Klassen, welche nach den sieben Rishi's benannt sind; diese sieben Grade der indischen Priester kommen also mit den sieben Graden der ägyptischen Mysterien überein. Die in Bengalen zuerst eingewanderten Brahmanen wollen aus 700 Familien bestanden haben und nennen sich Saptaçati (700 3)). Die alten abendländischen Schriftsteller legen den Indern oft auch sieben Stände oder Kasten bei; bekanntlich berichtet auch Herodot II. 164, dass es in Aegypten sieben Kasten gebe (). - Bei der Weihe des neuen Königs musste derselbe drei oder sieben Mal den Altar umschreiten und erst hierauf bestieg er den von zwei Löwenbildern getragenen Thronsitz; nach der Weihe fuhr er in einem von vier Pferden gezogenen Wagen nach dem Palast zurück. Benfey bei Ersch, a. a. O., S. 226 b, sagt, die Königsweihe habe einfach darin bestanden, dass der Einzuweihende drei oder sieben Mal das heilige Feuer oder ein Gefäss mit geweihtem Wasser umgangen habe, wobei der Oberpriester etwas gerösteten Reis auf sein Diadem streute. Im Mahâbhârata werden auch sieben Fürsten der Kiratâ am Berge lndraparvata erwähnt 4) und ebenso werden darin den Pândava sieben "von verschiedenartigen Bannern erfüll-




    1) Lassen, I. S. 765, 766 und 805, II. S. 274; Dunker, a. a. O., II (1855), S. 103.
    2) Lassen, a. a. O., I. S. 519, Anm. 3.
    3) Ersch und Guber, Encykl., II. Bd. XVII. S. 219 a.
    4) Lassen, a. a. O., I. S. 549.



ten" Heere zugeschrieben, 1) welches letztere auffallend mit den sieben deutschen Heerschilden zusammenstimmt. Vor dem Lingam als dem Symbole des Weltschöpfers und des allerzeugenden Gottes zünden die Brahmanen sieben Lampen an, welche den siebenarmigen Leuchtern der Juden gleichen sollen, die man zu Rom am Siegesbogen des Titus erblickt 2) und welche auch in den jüdischen Katakomben oder Begräbnissstätten zu Rom häufig angetroffen werden. 3) - Die indischen Pagoden haben immer vier Thore, jedes nach einer Weltgegend gerichtet, und über jedem derselben erhebt sich ein Pyramidalbau mit sieben Absätzen. 4) Dem Brihaspati, d. i. dem Herrn des Gebetes, Brahma, wird ein siebenfacher Mund beigelegt 5) und ein siebenzackiger Strahl oder Blitz. Der königliche Oberrichter in Indien darf zu seinem Gerichte nicht mehr als sieben Beisitzer haben. 6) - Bei den indischen Hochzeitsgebräuchen ist der wesentlichste oder derjenige, durch welchen die Ehe eingegangen wird, der der sieben Schritte, indem mit sieben Schritten die Braut in die Ehe treten soll und mit dem siebten Schritte Frau wird. Der Bräutigam führt nämlich die Braut nach einander durch sieben Kreise und spricht: "Möge dich Wischnu leiten einen Schritt, um Nahrung zu erhalten; möge dich Wischnu leiten zwei, um Stärke zu erhalten, drei zu den feierlichen Uebungen der Religion, vier Schritte zum Glück, fünf Schritte zum Zuchtvieh, sechs Schritte zum Reichthum, sieben Schritte zu dem opfernden Priester. Wenn du sieben Schritte vollendet, sei mein Gefährte." Der Freund des Bräutigams (der Brautführer) geht sodann zur Stelle, wo der siebente Schritt vollendet wurde, und giesst Wasser über die Brautleute aus. 7) - Bei dem indischen, sich bis nach Kamboga und Siam, Barma in Hinterindien ausdeh-




    1) Lassen, a. a. O., I. S, 693 Anm. 1.
    2) Müller, Glauben der alten Hindus, S. 319.
    3) Rose, rsp. Spenser Northcote, die römischen Katakomben, Köln 1860, S. 17 und 18.
    4) Baehr, der salomonische Tempel, S. 285.
    5) Zeitschrift d. d. m. Gesellschaft, I. S. 79.
    6) Ersch und Gruber, Encykl., II. Bd. XVII. S. 230 a.
    7) Wiener Jahrbücher, a. a. O., S. 309.



nenden 1) Gottesurtheile der Feuerprobe - seit uralten Zeiten und his heute sind nämlich im indischen Strafprocesse die Gottesurtheile (divja, göttlicher Ausspruch, oder parikshâ, Entscheidung, Untersuchung genannt) sehr gebräuchlich, 2) wie diese Gottesurtheile auch bei den Parsen, 3) bei den Kelten und bei den Germanen gebräuchlich, also wohl ein aus dem gemeinsamen Ursitze Mitgebrachtes waren, 4) - muss der Angeklagte, indem er seinen Blick nach Osten, woher das Licht kommt und wo Gott wohnt, zu richten hat, ein glühendes Stück Eisen sieben Schritte in den mit sieben oder auch mit dreimal sieben Blättern umwickelten Händen über sieben Kreise, die den zu durchlaufenden Raum umfassen, tragen. Die Blätter sind mit sieben weissen Fäden an die Hände festgebunden und nach überstandener Probe muss er sieben Mal die Hände mit Reis waschen, um zu entdecken, ob die Hände kein Brandmal tragen. Aehnlich hat der Angeklagte bei der Giftprobe sieben Gerstenkörner Gift, vermischt mit Butter, zu geniessen. 5) Hatte Jemand in Schuldsachen und ähnlichen Fällen ein Zeugniss abgelegt und es traf ihn innerhalb sieben Tagen danach ein Missgeschick, wie Krankheit, Brand, Tod eines Blutfreundes, so musste er die Schuld und eine Strafe bezahlen. - Die Aermeren, welche sich nicht durch die üblichen Geschenke an den Vater eine Frau erwerben können, erwerben dieselbe durch sieben-




    1) Lassen, IV. S. 407 und 443, 457, und III. S. 364 ff.
    2) Stenzler, die indischen Gottesurtheile, in der Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Bd. IX. S. 661 ff.
    3) Spiegel, Avesta, II. S. LVII und CXII, Anm. 1.
    4) Uebrigens waren oder sind die Gottesgerichte z. B. auch bei den Negern in Benin auf der Westküste von Africa gebräuchlich und bestanden darin, eine Hahnenfeder durch die Zunge zu stechen, Hahnenfedern aus einern Erdklumpen zu ziehen, beissende Kräuter in die Augen zu speien, glühendes Eisen zu halten oder einenFluss zu durchschwimmen, der Jeden Schuldigen in seine Wirbeln fortrisse (Ausland für 1860, Nr. 8, S. 172 a).
    5) Ueber die indischen Gottesurtheile vergl. auch noch Ersch und Gruber, Encykl., II. Bd. XVII S. 230; über die keltischen Eckermann, a. a. O., III. 1. S. 53 ff. SpiegeL im Auslande für 1860, S. 182 b, hält die Gottesurtheile allen indogermanischen Völkern gemeinsam.



jährigen Knechtsdienst bei dem Vater. 1) Der Somatrank, das älteste Hauptopfer bei den Indern, wurde mit Milch von drei Mal sieben Kühen gemischt. 2) Sôma von su, welches ausser der Bedeutung erzeugen, gebähren, in dem Vêda auch die besondere, den Saft auspressen, hat, bedeutet zuerst den Saft der Sômapflanze, welcher, nachdem er mit Molken, Gerstenmehl und einer wildwachsenden Kornart gemischt und gährend gemacht worden ist, eine starke, berauschende Aufregung bewirkt. Dem Trinken des Saftes werden viele Wirkungen zugeschrieben: er gibt Nahrung, Gesundheit, Schutz und Unsterblichkeit und führt zum Himmel. Auch die Götter werden durch ihn erfreut und berauscht, wie Indra, die Marut, die Açvin und Agni; der erste verrichtet, durch ihn begeistert, seine Thaten. Sôma wird aber in dem Vêda zugleich als ein Trank und als Gott des Trankes, wie bei den Parsen und ähnlich bei den Christen das Brod und das Fleisch, der Wein und das Blut des Herrn, dargestellt und ihm nicht nur alle Wirkungen des Opfers, sondern auch viele Eigenschaften eines höchsten Gottes zugeschrieben. Der Name Sôma ist später auf den Gott des Mondes übertragen worden; er bezeichnet die befruchtende und belebende Kraft der Natur, welche sich besonders in den Pflanzen wirksam zeigt; er wird daher der Herr der Pflanze genannt. - Der neugeborne Buddha macht zuerst sieben Schritte nach allen sechs Punkten des Horizonts, d. h. nach den vier Himmelsgegenden, nach oben und nach unten, während unter seinen Füssen Lotusblumen erblühen, und verkündet mit lauter Stimme seine eigene Uebergöttlichkeit und die nahende Erlösung: "Ich der Erhabenste in der Welt; ich bin der Führer der Welt; das ist meine letzte Geburt; ich werde der Geburt, dem Alter, der Krankheit und dem Tode ein Ziel setzen; ich werde den Versucher und seine Heerschaaren besiegen u. s. w." 3)




    1) Ersch, a. a. O., S. 242 b.
    2) Dunker, a. a. O., II. S. 28; Lassen, a. a. O., I. S. 789ff.
    3) Koeppen, Religion des Buddha, S. 77. Die Lehre von einem zu erwartenden Erlöser oder einem zu erwartenden neuen Buddha mit Namen Maitreya, den Çakyamuni selbst verkündet haben soll, ist bei den Buddhisten des Nordens und des Südens gleich aus-



Die Mutter des Buddha stirbt am siebten Tage nach der Geburt des Sohnes. Nach seiner Flucht aus dem älterlichen Hause, um das Einsiedlerleben anzutreten, verbirgt sich Buddha sieben Tage, damit die etwa zu seiner Heimholung ausgesandten Boten ihn nicht finden. Ehe Buddha, d. h. der zu Bûddhi oder der zur vollkommenen Weisheit Gelangte, der Erleuchtete, der Wissende, 1) sich auf die Bitten der Götter entschliesst, das Prophetenamt anzutreten, verbringt er zweifelnd an sieben verschiedenen Stellen sieben Mal sieben Tage. Als nach zwölfjähriger Abwesenheit aus dem väterlichen Hause Buddha dahin zurückkehrt, sandte er seinem Vater die Botschaft voraus, dass sein Sohn ihn in sieben Tagen besuchen werde. 2) Nachdem Buddha gestorben, dauern die Vorbereitungen zur Errichtung des Scheiterhaufens sieben Tage und am siebten Tage entzündet sich der Holzstoss von selbst, indem die Flamme der Beschauung aus der Brust des Leichnams schlägt und den Holzstoss ergreift. Der Sarg ist sieben Mal um die Stadt getragen worden 3) und sieben Tage hindurch dauern die Trauerfeierlichkeiten. 4) Der bei der Nachricht von dem Tode Buddha's schwer erkrankte König Agâtacatru wird dadurch gerettet, dass er erst in sechs mit frischer Butter gefüllte Tröge und in einen siebenten mit kostbarem Sandelholze gefüllten gelegt wird. 5) Als Nigrodha den König Açoka zum Buddhismus bekehrte, soll er erst sieben Jahre alt gewesen sein. 6) Das erste Concil der Buddhisten soll sieben Monate gedauert haben, und als dasselbe sein Werk vollendet hatte, soll die Erde sieben Mal bis in die Tiefe erbebt haben. 7) Sieben unvergängliche Vorschriften soll Buddha nicht lange vor seinem Entschwinden seinen Schülern ge-




gebildet und war gewiss von grossem Einfluss auf die jüdische Lehre von dem kommenden Messias. Vergl. Spiegel, Avesta, I. S. 37.
    1) Koeppen, a. a. O., S. 90.
    2) Lassen, a. a. O., II. S. 74 oben.
    3) Koeppen, a. a. O., S. 116.
    4) Lassen, a. a. O., II. S. 73.
    5) Lassen, a. a. O., II. S. 77 Anm. 2.
    6) Lassen, II. S. 224.
    7) Koeppen, a. a. O., S. 141.



geben haben. Die Buddhisten haben sieben Kleinodien, d. h. sieben kostbare Stoffe, mit welchen die Reliquien und Reliquienbehälter geschmückt werden und vorschriftmassig geschmückt werden sollen; nach einem Verzeichnisse sind diese Kleinodien: Gold, Silber, Lasurstein, Krystall reiche Perlen Diamant und Koralle. 1) Die buddhistischen Könige von Siam führen in ihrem Wappen sieben übereinander gespannte Sonnenschirme und in ihrem Audienzsaale erheben sich zwei siebenfache und zwischen ihnen ein neunfacher Sonnenschirm. 2) Der buddhistische König von Kambodja in Hinderindien, über welchen um 616 nach Chr. berichtet wird, empfing alle drei Tage seinen Hofstaat, indem er auf einem Divan sass, der mit fünf Arten Gewürzen und mit sieben Arten Edelsteinen geschmückt war. 3) Sieben Tage und sieben Jahre, der siebente Tag und das siebente Jahr erscheinen überhaupt in den verschiedensten Anwendungen bei den Buddhisten, so dass die Sieben als die allgemeine Zeit- und Fristenzahl sich darstellt. Die Königin Tishjaraxita erbittet sich von ihrem Gemahl Açoka die Gunst, sieben Tage die königliche Gewalt ausüben zu dürfen, und benützt dieselbe nur, um einem ihr verhassten königlichen Prinzen, welcher ihre Liebeszumuthungen zurückgewiesen hatte, die Augen ausreissen zu lassen. 4) - Auch auf den Münzen der alten indischen Sinha-Könige finden sich sieben Sterne, dargestellt; 5) der mittlere der sieben Sterne ist die Sonne und die Münzträger sollen daher nach Lassen Verehrer der Sonne gewesen sein.

Dass die Inder die siebentägige Woche und die Namen sowie die Verehrung der sieben Planeten, den Thierkreis (Solarzodiakus) und die Bilder und die Namen dieser Bilder der zwölf Zeichen des Thierkreises 6) erst seit dem




    1) Koeppen, a. a. O., S. 541.
    2) Koeppen, S. 548 Anm. 4.
    3) Ersch und Gruber, Encykl., II. Bd. XVII. S. 321 b.
    4 ) Lassen, a.a. O., II. S. 271.
    5) Lassen, II. S. 777 und 78.
    6) Eine Abbildung des indischen Thierkreises ist in Creuzer's Abbildungen zur Symbolik Taf. XXXI enthalten und wird in der Symbolik, I. S. 580 erklärt.



Jahr 170 v. Chr. erhalten und die Griechen die Bilder des Thierkreises erfunden haben, wie Benfey bei Ersch und Gruber, Encyklopädie, Sect. II. Bd. XVII. S. 265 ff. auszuführen versucht hat, 1) ist eine völlig unbegründete und unhaltbare Ansicht, gleich der damit zusammenhängenden weiteren Behauptung von Benfey, dass die 27 oder 28 Mondhäuser, Lunarstationen, naksatra, den Indern eigenthümlich seien. Die sieben Wochentage und die ihnen vorstehenden oder sie durch ihre astralen Einflüsse beherrschenden sieben Planeten und Planetengötter sind durchaus chaldäisch, babyloniseh oder arisch-semitisch, und haben die Griechen und die Inder neben und mit andern Völkern, besonders den Phöniciern und Aegyptern, von den Chaldäern oder Babyloniern, den Semiten empfangen. Lassen, III. S. 83, ist der Ansicht, dass die Eintheilung des Jahres in Wochen und die Benennung der einzelnen Tage derselben nach den sieben Planeten den Aegyptern angehöre, bei ihnen sehr alt sei und von ihnen den Griechen und Römern mitgetheilt worden sei, welche letzteren sie dann während der Zeit der Blüthe des römisch-griechischen, des alexandrinischen Handels den Indern überbracht haben. Auch die Juden, bei welchen im Jahr 63 vor Chr. G. Pompejus bei der Einnahme von Jerusalem sie im Gebrauche fand, würden diese Eintheilung nur von den Aegyptern erhalten haben, wie die Javaner von den Indern. Unter Berufung auf Weber's indische Studien, II. S. 666, behauptet Lassen, dass bei den Indern die älteste Erwähnung der Namen der Wochentage in den Schriften des Varâha Mihira, also erst im Anfange des 6. Jahrhunderts sich finde und dass es gar keinem Zweifel unterliege, dass die Inder sie von den Kaufleuten erhalten haben, die des Handels wegen ihr Vaterland besuchten. Neuerlichst hat sodann gegen Biot (und gegen Lassen) Weber, die vedischen Nachrichten von den naxatra (Mondstationen),




    1) Vergl. auch Holzmann über den griechischen Ursprung des indischen Thierkreises, Karlsruhe 1842; A. W. Schlegel, über die Sternbilder des Thierkreises im alten Indien, in der Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes, I. S. 354 ff.; derselbe in der gleichen Zeitschrift, III. S. 369, de zodiaci antiquitate et origine.



Berlin 1860, darzuthun versucht, dass bei den Indern die Mondstationen (naxatra) früher beglaubigt seien als die sinesischen sieou und dass die letztern die Sinesen von den Indern überkommen haben; die Inder aber selbst sollen nach S. 316 ff. die naxatra aus Westasien, von den Arabern, d. h. doch wohl mit diesen von den Babyloniern erhalten haben, wie wir dieses schon in der ersten Abhandlung des vorliegenden Werkes ausgesprochen. Die eigentliche Ansicht Weber's scheint aber zu sein, dass die Inder von den Arabern nur ihre eigenen umgebildeten Mondsstationen zurückempfangen haben. Die bei allen Völkern erscheinende und so tief eingreifende Siebenzahl und die freilich weniger häufige und nachweisbare Zwölfzahl machen es sogar sehr wahrscheinlich, dass die siebentägige Woche und das zwölfmonatliche Monds- oder auch Sonnenjahr die Urmenschheit in ihren ersten Anfängen oder Grundzügen schon vor ihrer Trennung und Auseinanderscheidung in verschiedene Stämme und Völker gekannt habe, indem sonst unmöglich allen Menschenstämmen und Völkern die Sieben- und die Zwölfzahl gleich heilig sein, bei ihnen den Himmel und die Erde beherrschen könnten. Die vergleichende Wissenschaft der heiligen Zahlen ist deshalb für die Geschichte, die Verwandtschaft und den Zusammenhang der gesammten Menschheit und der menschlichen Völker kaum minder wichtig und belehrend als die vergleichende Sprachwissenschaft. Der Ursitz der menschlichen Kultur ist in Uebereinstimmung mit dem asiatischen Ursitze und Ausgangspunkte der ganzen Menschheit selbst, Mesopotamien, beziehungsweise Babylon und von diesem Centralpunkte, Kreispunkte aus verbreitete sich die Kultur, besonders auch die wissenschaftliche Astronomie, die Planetenwoche und der Thierkreis, nach den vier Gegenden und Theilen des umgebenden Kreises, vorzüglich nach dem östlichen Sina, dem südlichen Indien, (spätern) nördlichen Ninive und Assyrien und westlichen Syrien, Phönicien und Aegypten. Der weltgeschichtliche Gang der Verbreitung der höhern menschlichen Kultur und Wissenschaft, gleichsam das Verbreitungsgesetz ist namentlich der Gang von Osten nach Westen, von dem Oriente nach dem Occidente und im Grossen niemals umgekehrt, indem eben die





Menschheit und ihre Bildung voran- und nicht rückwärts schreiten. Noch neuerlich hat daher Weiss, Kostümkunde, S. 171 ff., vergl. mit S. 194 ff., hervorgehoben und nachgewiesen, dass im westlichen Asien bei den Babyloniern, Assyriern und Phöniciern, theilweise auch Lydiern sich eine gewerbliche Kultur bei weitem früher entwickelt hatte als bei den Aegyptern (und Aethiopiern), so dass dann diese seit ihrer engeren Verbindung mit jenen Völkern sich schnell zu der kostümlichen Pracht erheben konnten, welche die Epoche des neuen ägyptischen Reiches so bestimmt charakterisirt. Bis auf die Zeiten des neuen Reiches und dessen Bekanntschaft mit der verhüllenden Bekleidungsweise, den Hemden der Assyrier und Babylonier, war bei den Aegyptern namentlich der Schurz das allgemeine und wesentlich einzige oder Hauptgewand, selbst bei den Vornehmeren geblieben, wie die noch erhaltenen Denkmale und deren Abbildungen besonders bei Wilkinson, manners and customs of the ancient Egyptians, 6 Bde., im Ganzen, unwiderleglich darthun, auch Weiss in seiner Kostümkunde, S. 33 ff., mit bildlichen Darstellungen ausgeführt hat. Selbst im neuen ägyptischen Reiche oder nach 1600 vor Chr. blieb aber der männliche Theil der niederen, abhängigen und wenig bemittelten Bevölkerung, zu dem auch die Handwerker und Künstler gehörten, fast einzig auf die einfache Schurzbekleidung der früheren Zeit beschränkt. Bei dem weiblichen Geschlechte verhielt es sich ähnlich, nur kamen mehr oder weniger fast durchsichtige Gewänder hinzu. - Dass die astronomischen Beobachtungen der Chaldäer die ältesten seien und namentlich die Zwölftheilung der Sonnenbahn, des Thierkreises ihnen angehöre, wird allgemein namentlich auch von Letronne, auf welchen sich Benfey bezieht, zugestanden und deshalb ist es auch nothwendig und das allein Natürliche und Begreifliche, ihnen die Erfindung der Sternbilder überhaupt und besonders der Bilder des Thierkreises anstatt ihren weit jüngern Schülern, den Griechen zuzuschreiben. Die Eintheilung des Thierkreises in zwölf Theile, die genauere Beobachtung des Himmels und der Bewegung und des Laufes der Gestirne war ja nur möglich und ausführbar mit Hülfe der Sternbilder; die Sternbilder





sind wesentlich die Beobachtung und Theilung des Himmels, - der Bahnen der Sonne, des Mondes und der übrigen Planeten. So alt die letztere bei den Chaldäern und bei den Indern sind, so alt sind auch die Sonnen- und die Mondhäuser oder Stationen, der Thierkreis. Bei den Indern sind z. B. die sieben Rishi und das Siebengestirn, welches mit jenen gleichbedeutend ist, uralt, mithin auch die sieben Planeten. In Ramajana werden die Sternbilder des Krebses (karkat'a) und der Jungfrau (kanja) ausdrücklich erwähnt, wie im ägyptischen Todtenbuche die Sternbilder behandelt werden, und dennoch sollen die Inder und Aegypter die Sternbilder von den Griechen als eine griechische Erfindung bekommen haben. Um dieses glaublicher zu machen, wollte Stuhr den Krebs und die Jungfrau aus dem Ramajana wegkrebsen, euphem. emendiren, was aber selbst Benfey nicht statthaft erachtet, sondern aus noch frühern griechischen Einflüssen und Einwirkungen glaubt erklären zu können. Cassini, Bailly, Gentil und Playair behaupteten, dass es hinduische Beobachtungen gebe, welche länger als 3000 Jahre vor Chr. gemacht sein müssen und einen schon damals erreichten hohen Grad astronomischer Kenntniss beurkunden. Bentley in der nach seinem Tode herausgegebenen Geschichte der Astronomie (history of the astronomy) sagt, dass die von den Hindus vorgenommene Eintheilung der Ekliptik in 27 Lunar-Abtheilungen 1442 vor Chr. gemacht sein müsse. Nach Davis, asiatic researches, vol. II. p. 288, hat der berühmte hinduische Astronom Parasara, nach den von ihm angestellten Beobachtungen zu schliessen, 1391 Jahre vor Chr. gelebt, so dass Björnstjerna, die Theogonie, Philosophie und Kosmogonie der Hindus S. 36, zufolge der von Bentley, la Place und Delambre gemachten Berechnungen den Indern wenigstens schon in der Zeit von 1400 Jahren vor Chr. eine höhere Astronomie glaubt beilegen zu dürfen. Gemäss Björnstjerna sollen auch die astronomischen Tabellen der Inder dieselbe jährliche Variation des Mondes angeben, welche Tycho Brahe entdeckte, eine Variation, welche der alexandrinischen Schule, sowie den Arabern, die den Berechnungen dieser Schule folgten, unbekannt gewesen. Dass unsere sogenannten arabischen Zahlen aus Indien





stammen und von den Arabern dorther uns überbracht worden seien, weiss Jedermann. 1) Der erste Buchstaben oder die beiden ersten Buchstaben eines Wortes, welches irgend eine Zahl bedeutet, wird zur Bezeichnung derselben verwandt, also z. B., da êka eins heisst, ê = 1, da tri drei, tr = 3 u. s. w. Nach Benfey soll der älteste Gebrauch dieser Zahlzeichen in Indien im Jahr 225 nach Chr. erscheinen. Auch um die Algebra haben die Inder, besonders Brahmagupta, der im 6. und 7. Jahrhundert n. Chr. lebte, und Bhashara Acharja, welcher im Jahr 1114 nach Chr. geboren wurde, sich grosse Verdienste erworben und Libri urtheilte von den algebraischen Untersuchungen jener indischen Mathematiker: "dass man trotz unseres occidentalischen Stolzes gestehen müsse, dass, wenn die erwähnten Werke 60 oder 80 Jahre früher in Europa bekannt geworden wären, ihre Erscheinung, selbst nach dem Tode Newton's und während der Lebzeiten Euler's, bei uns den Fortschritt der algebraischen Analysen hätte beschleunigen können." - Die diatonische Musikscala von sieben Tönen ist gleichfalls eine Erfindung der Inder und die sieben Töne hiessen bei ihnen shadg'a, rishabha, gândhâra, madhjama, pank' ama, dhaivata und nishâda, welche für den Gebrauch in die ersten Sylben sha, ri, ga, ma, pa, dha, ni abgekürzt wurden. Als die Perser die indische Tonleiter annahmen, lauteten in ihrer Sprache die sieben abgekürzten Töne: da, re, mi, fa, sa, la, be. Bei den Persern lernten die Araber die Tonleiter kennen und brachten dieselbe von ihnen nach Europa, wo sie von Guido von Arezzo in die europäische Musik (do, re, mi, fa, sol, la, si) eingeführt wurde. 2) - Nach der Stammsage der Bantiker auf Celebes wohnten im Himmel in sieben gleichen Zimmern sieben himmlische Schwestern, gleichsam sieben Schwanjungfrauen, welche zur Erde herabkamen, um sich in einem Brunnen zu baden, wobei der einen von einem Sterblichen das Ueberkleid entwendet wurde, dass sie bei ihm auf der Erde zurückbleiben musste, und mit ihm einen Sohn erzeugte. 3) - Im 16. Jahrhundert besass der König von Siam sieben treffliche weisse




    1) Ersch und Gruber, a. a. O., S. 264.
    2) Ersch und Gruber, a. a. O., S. 299, und S.454ff.
    3) Ausland für 1849, S. 279 b ff.



Elephanten, um deren Besitz der König von Pegu mit ihm einen blutigen Krieg führte. 1) Das ganze Reich von Kamboga war in 21 Provinzen getheilt, die von Statthaltern verwaltet wurden. 2) Der König von Kokhin-China hat sieben Minister. 3) Der Beherrseher von Siam hat sieben Reichssiegel, welche verschiedene Gestalten und Embleme haben; das erste hat die Gestalt eines Löwen, welche Form ohne Zweifel deshalb gewählt worden ist, weil nach indischem Sprachgebrauch sinha, Löwe, einen Mann höchsten Ranges bezeichnet; dieses Siegels bedient sich der Monarch der Siamesen bei Schreiben an fürstliche Personen, der übrigen bei Schreiben, die an Personen niedrigeren Ranges gerichtet sind. 4) Die Talain oder Peguaner werden in sieben Klassen, 5) die Bewohner anderer hinterindischer Reiche, z. B. von Siam , wie auch die Beamten oder Mandarinen sonst nur in fünf Klassen getheilt. 6) - Den merkwürdigen, im Jahre 1344 erbauten und auf sechs Terrassen ruhenden Tempel Boro Budor auf Java glaubt Lassen, a. a. O., IV. S. 512, auf die sieben Buddha beziehen zu dürfen, die nicht nur in Nepâla, sondern auch im westlichen Indien verehrt worden sind; 7) in dem an sie gerichteten Hymnus erhält der erste Buddha den Namen Ginendra, Fürst der Gina, der nach Lassen von Adi Buddha nicht verschieden sein wird, welchem der in Rede stehende Tempel geweiht sein dürfte. - Das bekannte epische Gedicht Râmâjana von Valmîki ist in sieben Kânda oder Bücher eingetheilt, jedoch in der Uebertragung in die Kavî-Sprache auf der Insel Bali in 25, sarga genannte Abtheilungen. 8) Ebenso verdient hier das auch bei dem deutschen Volke in Umlauf befindliche indische alte Fabelbuch: Die Geschichte der sieben Vezire oder Die der sieben weisen Männer Erwähnung; 9) Sindibâd




    1) Lassen, IV. S. 380.
    2) Lassen, IV. S. 406.
    3) Lassen, IV. S. 427.
    4) Lassen, Vl. S. 486.
    5) Lassen, IV. 8. 446.
    6) Lassen, IV. S. 434 und 436.
    7) Lassen, III. S. 314 Anm. 3.
    8) Lassen, IV. S. 526.
    9) Lassen, III. S. 489.



soll dasselbe verfasst haben. - Der grosse buddhistische König Cîlâditja schenkte im 8. Jahrhundert an einer allgemeinen Versammlung den Geistlichen auch sieben goldene Wasserkrüge, 1) welche unwillkührlich an die ähnlichen Wasserkrüge bei Christus mahnen. Als im Jahr 1017 Madmûd von Ghazna mit einem feindlichen Heere vor Kanjâkubga oder Kanog zog, erblickten seine Krieger am Ufer des Ganges sieben hohe Burgen, 2) welchen die Inder das fabelhafte Alter von 40,000 Jahren zuschrieben; Mahmûd nahm sie an einem Tage ein und besetzte darnach die Hauptstadt Kanjâkubga, welche er verwüstete. Auf der Malabar-Küste wird im 8. Jahrhundert von den sieben Kramuka und den sieben Konkana als einer Landeintheilung gesprochen, ohne dass jedoch etwas Näheres darüber angegeben werden könnte. 3) - Im russischen nördlichen Asien gibt es einen Ort, welcher die sieben Paläste (Semipalatinsk) genannt wird. 4) - Der sagenhafte König Viçmâmitra verflucht die bei dem von ihm veranstalteten Opfer nicht erschienenen Vaçishthiden, dass sie zu Asche und nach 700 Generationen als hundefleischfressende Todtengräber wiedergeboren werden. 5) Paulin, voyage aux Indes orientales, I. S. 101, berichtet, dass an Festtagen in den indischen Tempeln eine Fahne von 70 Ellenbogenlängen am Tempelgewölbe aufgezogen werde.

4. Den Babyloniern sollen sieben Fischmenschen die Gesetze, alle Künste und Kenntnisse, namentlich auch die Feldmesskunst gelehrt haben, wornach wohl die babylonische Priesterschaft frühzeitig ihre Lehre und Wissenschaft in sieben heiligen Büchern niedergelegt hatte. 6) Diese Sage von den Fischmenschen oder von dem Fischmenschen Oannes hat bekanntlich zu der gewiss ganz unbegründeten und noch neuerlich besonders von Braun,




    1) Lassen, III. S. 698.
    2) Lassen, III. S. 738.
    3) Lassen, III. S. 994.
    4) Ausland für 1860, S. 991 b.
    5) Rosenkranz, a. a. O., S. 166.
    6) Dunker, a. a. O., I. S. 117 ff.; Braun, Geschichte der Kunst, I. S. 151.



Geschichte der Kunst, I. S. 181 ff., vertheidigten Behauptung Veranlassung gegeben, dass durch ägyptische Schiffe oder über das Meer aus Aegypten den Babyloniern und durch sie den Assyriern ihre ganze Kultur und namentlich auch die Architektur zugebracht worden sei. Darnach betrachtet z. B. Braun, a. a. O., I. S. 167 ff., den Belustempel zu Babylon gleich einer ägyptischen Pyramide nur für das Grab des Belus. Nebucadnezar soll nach Braun die alte Pyramide nur mit ihrem neuesten und besten Stufenmantel bekleidet und ausgebauet haben. Der siebenstufige Belustempel wäre also verwandt dem Grabdenkmale Heft-ten, die sieben Leichname, welches unweit Schîrâz in Iran auf Befehl des Khans Kérim sieben frommen Derwischen errichtet wurde, 1) und dem siebenstufigen. Grabdenkmale des persischen Königs Cyrus, wovon Lübke, Geschichte der Architektur, S. 34, eine Abbildung mittheilt. Der babylonische Belustempel war jedoch ein planetarisches und besonders dem Saturn (Bel) als dem höchsten und fernsten der Planeten geweihtes Gebäude, wie sich solche siebenstufige heilige Gebäude und Pyramiden besonders auch bei den alten Peruanern fanden und vor allen die Pyramide von Pagentla genannt zu werden verdient, wovon die Apostelgeschichte des Geistes, II. S. 9, eine Abbildung gegeben hat. Die sieben oder achtabsätzigen oder stufigen, besonders in Ostasien häufig vorkommenden heiligen Gebäude sollen nur die sieben Planetensphären, die sieben Himmel bezeichnen, durch welche man zum Allerheiligsten, zu der wirklichen Wohnung Gottes über den sieben Himmeln gelangt. 2) Zufolge Braun, a. a. O., I. S. 215, gab es auch sieben planetarische babylonische und assyrische Gottheiten. Nach den Berechnungen der Chaldäer bestand das grosse Weltjahr aus 7777 Jahren und dann kehrten alle Gestirne zu ihrer ursprünglichen Stelle zurück. 3) Von der Woche und besonders von der uralten Trauerwoche, den Adonien, welche letztere auch durch die




    1) Lajard, recheres, S. 300.
    2) Bohlen, das alte Indien, II. S. 105.
    3) Lasaulx, Studien des klassischen Alterthums, S. 40.



christliche Oster- und Trauerwoche hindurchleuchtet, 1) ist schon im Vorgehenden gehandelt worden, weshalb dieselbe jetzt hier nicht weiter berührt wird. - Noch mag hier angereiht werden, dass in dem Gebirge bei Tripoli sieben heilige Kapellen, el Hhararât genannt, liegen. 2)

5. Die Aegypter verehrten sieben heilige Kühe und sieben Jungfrauen waren zur Bedienung des heiligen Bockes zu Mendes bestellt. Nach der Siebenzahl zählten auch die heiligen, dem Thot Hermes beigelegten und daher auch die hermetischen genannten Schriften der Aegypter sieben Theile, wie die der Parsen 21 und die der Babylonier sieben. Vierzehn Bücher zählten auch die christlichen sibyllischen Bücher, 3) deren Grundwerk wohl ursprünglich von einem Juden in Alexandrien um das Jahr 124 v. Chr. in griechischer Sprache verfasst worden war. 4) Der grösste und beinahe vollständige Theil dieser jüdisch-ägyptischen geheimnissvollen Weissagung ist in der christlichen Schrift, Buch III. Z. 97 - 828 ent- und erhalten. Das Grundwerk ist eine mit politischen messianischen Hoffnungen erfüllte Weissagung nach Art oder in Nachahmung der Erythräischen oder der Kumäischen Sibylle. 5) Die jüdische Sibylle wird für die Schwiegertochter Noah's ausgegeben und hat sich mit ihm durch die Sintfluth gerettet. Eine Weissagung dieser durch den einzigen Gott begeisterten und durch ihn getriebenen jüdischen Sibylle ist:

Aber wenn einst sich vollenden die drohenden Worte des Grossen
Gottes gesprochen den Sterblichen, welche den Thurm sich erbauten
In dem assyrischen Lande:
Dann also wird Gott senden vom Himmel herab einen König:
Der wird Jeglichen richten mit Blut und mit Feuer.

Das zweite sibyllische Buch ist um das Jahr 80 nach Christus von einem theilweisen Essäer in Syrien nach Ewald




    1) Brugsch, die Adonisklage, S. 5.
    2) Barth, Reisen und Entdeckungen in Nord- und Centralafrika, I. S. 45 unten.
    3) Ewald, Abhandlung über Entstehung, Inhalt und Werth der sibyllischen Bücher, Göttingen 1858, S. 7 und 98.
    4 )Ewald, a. a. O.,S. 9ff.
    5) Ewald, S. 24.



S. 44 ff. verfasst; die Frommen und deren Frömmigkeit, welche das Gedicht berührt, sind die Essäer. Ewald leitet den Namen der Essäer von dem Syrischen, fromm, ab. Für die Geschichte des religiösen Glaubens der Essäer ist das zweite Sibyllengedicht sehr beachtenswerth. Das dritte Sibyllengedicht ist wieder von einem griechisch gebildeten Juden in Aegypten geschrieben. Die dritte Sibylle wird als eine Schwester der Isis geschildert. Das vierte Sibyllengedicht vom J. 138 nach Chr. ist sodann von einem Christen, Judenchristen oder Nazarän verfasst. 1) Dieser Sibyllendichter war zufolge Ewald, S. 66, wohl der Erste, welcher die Zeiten aller Weltgeschichte der Erscheinung Christus gemäss eintheilte. Jetzt war die Sibyllendichtung zu den Christen gekommen, um schliesslich bei ihnen zu bleiben, ja in den Dienst der grossen und endlich herrschenden Kirche zu treten. 2) Die Judenchristen in Aegypten theilten die Zeit vor der Erscheinung Christi in sieben Zeitalter oder Geschlechter, 3) woran sich später schloss, dass nach sieben nachchristlichen Zeitaltern sich endlich die alten messianischen Hoffnungen erfüllen sollten; 4) nach einem christlichen sibyllischen Gedichte sollen diese sieben Zeitalter auf Bitten der Jungfrau Maria als eine Frist der Reue bewilligt worden sein. - Bei dem Suchen des vermissten Osiris um die Zeit der Wintersonnenwende wurde eine Kuh sieben Mal um den Tempel geführt, weil die Sonne von der Wintersonnenwende im siebten Monat zur Sommersonnenwende gelangt, gleichsam sieben Stufen zu ersteigen, sieben Schritte zurückzulegen oder sieben Reisen zu machen hat. 5) Sieben Tage lang wurde zu Memphis das Fest der Auffindung eines neuen Apis oder das Geburtsfest des heiligen Stiers gefeiert und während dieser sieben Festtage sollten die Krokodille, die Thiere des Seth, unschädlich sein. Die heiligen Weihen oder Mysterien der Aegypter




    1) Ewald, S. 63 ff.
    2) Ewald, 8. 70 ff.
    3) Ewald, S. 66.
    4) Ewald, S. 72.
    5) Prichard, ägypt. Mythol., S, 59 und S. 84 ff.; Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, II. S. 199; Bachofen, Gräbersymbolik, S. 270 Anm. 2.



hatten vermuthlich sieben Grade, drei niedere und vier höhere, ähnlich wie das schottische rectificirte System der Maurer solche sieben Grade und auch die Mithramysterien sieben Grade hatten. Sieben bildet die Grundzahl der ägyptischen Göttersysteme, wozu ein Achter, Esmun, als Vater hinzutritt. Die Isis wird mit sieben Brüsten, oder wie auch die griechische Demeter in ländlichen Idolen mit vielen Brüsten 1) dargestellt und am siebten des Monats Tybi, am 4. Januar wurde das Fest der Zurückkunft der Isis aus Phönicien, wo sie den Osiris gesucht und aufgefunden hatte, gefeiert. Die Mysterien der Isis wurden in Aegypten, wie diejenigen der Demeter zu Athen, nach dem Vollmonde im siebten Monat gefeiert. Am Feste der Isis fand eine allgemeine Reinigung durch ein Bad im Meere statt mit siebenmaligem Untertauchen, 2) Auch sangen an ihrem Feste ihre Priester sieben Töne anstatt des Hymnus zu Ehren des Thot-Hermes, als des Erfinders der mit sieben Saiten bespannten Lyra, des Barbiton, ab. 3)

Sieben oder sechs Mal sieben Tage währten die Reinigungen, welchen die ägyptischen Priester vor den grössern religiösen Festen sich zu unterwerfen hatten. 4) In der Mythe der Isis erscheinen auch sieben himmlische Skorpionen, vermuthlich astronomischer Bedeutung, deren Verhältniss zu dem Sterne der Isis, der Sothis oder dem Sirius, noch unaufgeklärt ist. 5) Sieben Mündungen wurden im Alterthume dem Nil zugeschrieben, also auch der Nil war ein siebenfacher gleich den ähnlichen indischen Strömen. Mittelägypten mit der Hauptstadt Memphis, das Land oberhalb der sieben Nilmündungen oder sieben Nilarme hiess nach Ptolemaeus (der Siebengau), was wieder mit Siebenindien übereinkommt. Dass nach der Sage der getödtete Osiris von Typhon in vierzehn Stücke zerschnitten wird, deutet Eckermann, a. a. O., I. 1. S. 83, dahin, dass der Nil (Osiris) bei seiner Einmündung




    1) Welker, a. a. O., II. S. 470 unten.
    2) Weimarisches Jahrbuch, Vl. S. 320.
    3) Fallou, S. 434.
    4) Prichard, a. a. O., S. 327.
    5) Zeitschrift d. d. m. Gesellschaft, Bd. X. S, 688.



in das ihn verschlingende Meer (Typhon) sich ursprünglich in vierzehn Arme getheilt habe; der Nil hat aber jedenfalls blos sieben Arme. Auf einem Basrelief des Tempels zu Essebuak (wörtlich: die Löwen) werden vierzehn Töchter des grossen Ramses mit ihren Namen aufgeführt; 1) zu dem Tempel führte eine Doppelreihe noch jetzt vorhandener steinerner Löwen. Sechs Mal sieben oder 42 Richter zählte bei den Aegyptern das irdische und das himmlische Todtengericht. In dem Supplementbande der second series of the manners and customes of the ancient Egyptians, London 1841, Taf. 62, gibt Wilkinson eine Abbildung der 42 Todtenrichter und ein eben solche Abbildung hat auch Uhlemann, das Todtengericht bei den alten Aegyptern, Berlin 1854, gegeben. Höchst beachtenswerth ist ferner bei Wilkinson, a. a. O., Taf. 33, eine Abbildung des Leichenbegängnisses eines königlichen Schreibers zu Theben. Voraus gehen hier sieben Männer mit Tragkörben, gefüllt mit Palmenzweigen; diesen folgen sieben Klageweiber, an welche sich der Sargwagen anschliesst, der von vier weissen Kühen und sieben Männern in weissen Schürzen, welche letzteren alle Personen tragen, gezogen wird. Oben an dem Sargwagen befindet sich eine dreifache Lotusblume, so dass also bei der Anordnung des ganzen Leichenbegängnisses die Zahlensymbolik beobachtet und angewandt ist. 2) Eine Abbildung des Kerberos, um dieses bei deser Gelegenheit anzuführen, gibt Wilkinson Taf. 63 und der vier Genien des Osiris im Amentes oder in der Unterwelt Taf. 61. - Siebenzig Tage lang wurden die einzubalsamirenden Leichname der Vornehmeren in Holzessig gelegt, um jeder Fäulniss vorzubeugen. 3) In der mosaischen Völkertafel, Genesis 10, 13, und 14, werden sieben Söhne Mizraim's aufgeführt: Ludim, Anamim, Lehabim, Naptuchim, Patrusim, Kasluchim und Kaphatorim. 4) Der feindliche Typhon, als der beim Mondscheine jagend den von der Isis verborgenen Leichnam des Osiris ent-




    1) Ausland für 1849, S. 120 a unten.
    2) Vergl. auch Uhlemann, a. a. O., II. S. 326 und 327.
    3) Uhlemann, II. S. 316.
    4) Gfrörer, Urgeschichte des menschl. Geschlechts, I. S. 118 ff.



deckt zerschneidet oder zerreisst denselben in zwei Mal sieben oder vierzehn Theile, welche er im Lande umherstreuet, 1) in welcher Mythe nur verborgen liegt, dass der Sonnengott, das schönere, lichtere und reichere Sonnenleben während sieben Monaten todt sei, durch die sieben rauhen Jahresmonate überwunden und getödtet werde, bis es zu neuem Leben sich erhebe. In einer Sage wird ebenso der griechische Dionysos von sieben Titanen in sieben Stücke zerrissen. Nach sieben Monaten der Abwesenheit, des Schlafes und des Todes während des Winters oder auch im siebenten Monate kehren die Sonnengötter, Mithra, Osiris, Apollo, Odysseus, Herakles, die weissen Frauen, 2) zurück, erwachen wieder, werden wieder geboren und wieder gefunden. Die siebentägige Trauerwoche und siebentägigen Trauerfeste sind daher zugleich das Symbol der sieben Grabes- oder Wintermonate. Wegen der Uebereinstimmung, die sich in den diesfälligen Mythen bei den Parsen oder Ariern, bei den Aegyptern, bei den Griechen und bei den Germanen findet, darf die historische Vermuthung aufgestellt werden, dass in dem gemeinschaftlichen Ursitze der Menschheit das gemässigte Klima, ein siebenmonatlicher Winter und ein fünfmonatlicher Sommer geherrscht habe. Nach den Zendschriften soll die erste Auswanderung der Arier aus ihrem gebirgigen und glücklichen Urlande, aus Airyana-Vaêja, durch eine eingetretene Veränderung des Klimas veranlasst worden sein, indem die Dauer des Winters auf zehn Monate stieg und diejenige des Sommers auf zwei Monate in Folge der allmähligen grössern Erkältung und Abkühlung des Erdkörpers herabsank. 3) Dass Welker, griechische Götterlehre, I. S. 431 Anm. 41, in Uebereinstimmung mit Schwenk, slavische Mythologie, S. 148, für die germanische und slavische Mythologie fünf Winter- und sieben Sommermonate annehmen will, halte ich nicht für richtig und glaube, dass mit




    1) Apostelgeschichte des Geistes, I. S. 107; Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, II. S. 160 unten.
    2) Vergl. Hocker, die Stammsagen der Hohenzollern und Welfen, Köln 1857, S. 1 ff.: "Die Sage von der weissen Frau."
    3) Vergl. meine Alpina für 1860, S. LXVI; Vendidad Farg. I. 1 ff.



Hinsicht auf die oben berührten Mythen das Umgekehrte geschehen müsse. Jedenfallg weiss der Vendidad nichts von sieben Sommer- und fünf Wintermonaten, sondern dieselben sind durch spätere Ausleger fälschlich hineingetragen worden. 1) Die Sieben ist ganz unzweifelhaft die Todeszahl, die Zahl des Winters in den Mythologieen des Alterthums, namentlich auch bei den Aegyptern und die Fünf folgeweise diejenige des Lebens, des Sommers und deshalb zugleich das Symbol des ewigen Lebens, der unsterblichen Seele, der Wiederauferstehung von dem Tode und der Unsterblichkeit. Die von Hammer in dem fünften Bande seiner Fundgruben des Orients beschriebenen Darstellungen der Todtenreise und Todtenschicksale des Verstorbenen auf dem Sarge einer weiblichen Mumie im Antikenkabinet zu Wien ist hier von der grössten Bedeutung, indem darin die Siebenzahl als die in den Tod führende, gleichsam als die tödtliche, und die Fünfzahl als die Zahl des ewigen Lebens, als die belebende deutlich genug erscheint. Bei dem Eingange in das Grab auf dem ersten Bilde steht eine Grabsäule mit sieben gestreiften heiligen Binden oder Stolen behangen, eine Art Leichengerüst, wie dasselbe auf griechischen Vasen vorkommt. 2) Auf dem zweiten Bilde bewacht der Kerberos, nach Hammer ein Wolf, in der liegenden Stellung der Sphinx den Eingang zur Unterwelt, neben ihm das Auge des Osiris oder der Vorsehung und die heilige Schlange Uräus als Symbol des Weltengeistes, des Herrn über Leben und Tod. In zehn Bildern, welche je zu fünf den innern und äussern Sargdeckel zieren, erscheint die Seele des Verstorbenen fünf Mal. In dem achten und Hauptbilde wird die gerichtete Seele vor die über vier Stufen thronende Isis, als Beherrscherin der Unterwelt, durch drei Götter (nach Hammer den Osiris, Anubis und Serapis?) geführt und Anubis oder Thot scheint aus der Schreibtafel, die er in der Hand hält, das Ergeb-




    1) Vorgl. Haug bei Bunsen, Aegyptens Stelle, Va S. 106; Spiegel, Avesta, I. S. 61 und 62; Lassen, indische Alterthumskunde, I. S. 526 Anm.
    2) Vergl. auch Apostelgeschichte des Geistes, I. S. 113 ff., woselbst drei Bilder mitgetheilt werden.



niss des Abwägens der guten und der schlechten Handlungen, welches auf dem siebten Bilde dargestellt ist, vorzulesen. Vor der eingeführten Seele steht ein Opferaltar und neben diesem, nach der Seite der Isis eine Cypresse; über dem Opferaltar schwebt, auch der Isis zugewandt, eine fünfblätterige Lotusblume, als Symbol der Auferstehung, indem des Nachts die Lotusblume in das Wasser sinkt und mit der aufgehenden Sonne sich wieder daraus hervorhebt. Auf dem Opferaltare steht ein Trinkbecher oder eine Opferschaale (Hammer meint ein Opferkorb) und liegt ein Brod. Ueber dem Schosse der Isis auf einem wagerechten Stabe befindet sich ein gleiches Gefäss, wie auf dem Opferaltare, mit einem Brode zu jeder Seite. Indem ich einen Trinkbecher bei der Isis und auf Opferaltare annehme, glaube ich, es solle damit auf den Unsterblichheitstrank hingewiesen werden, welcher in dem sechsten Bilde von einer bei dem Baume des Lebens stehenden Göttin, wohl der Isis selbst, der in dem Todtenreiche ankommenden Seele zugossen wird und wodurch diese die Unsterblichkeit mit dem Vergessen ihrer irdischen Gebrechen empfängt. Die Brode bei der Isis und auf dem Altare sind keine gewöhnlichen Opferbrode, sondern Früchte von dem Baume des ewigen Lebens, Götterspeise, Ambrosia. Die drei in das himmlische Reich einführenden, die Unsterblichkeit verleihenden Götter, zwischen denen sich die Seele mit der fünfblätterigen Blume der Unsterblichkeit, das Symbol der unsterblichen Seele selbst, befindet, machen die Wohnung, den Tempel der Isis, zur wahren und einzigen himmlischen Meisterloge, zum Himmel, zum Reiche der Seligen und bestätigen vollkommen alles früher Vorgetragene und Vermuthete.

Nach den deutschen Mythen und Sagen von der weissen Frau, welche unter verschiedenen Namen und Gestalten als Nerthus und Freyja, als Bertha, Berchta und Perchta, die Weisse, Leuchtende und Glänzende im schneeigen Gewande, - als Beatrix, die an Glück und Segen Reiche, als Chrimhilde, Hel, Holla , Holda, die Dunkele, Verborgene, als die Frau vom Rosen- oder Wolkenberge, Todtenreiche, - als Isis u. s. w. erscheint und die grosse Mutter Erde, terra mater, bona dea, die Bringerin alles Lebens





und Todes ist, kann es nicht dem geringsten Zweifel unterliegen, dass bei den Germanen der Winter ursprünglich sieben und der Sommer fünf Monate gedauert habe, weil alle sieben Jahre die Erdgöttin aus der Unterwelt, aus der Hel, aus dem Holdenland (woher Holland 1)) zur Oberwelt zurückkehrt und diese mit Blumen und Schätzen beglücket und segnet. Die Blumen und Blüthen des Frühlings, welche bald zu goldenen Früchten reifen, sind zugleich die Schätze, die in vielen deutschen Sagen von Hunden bewacht werden und welche alle sieben Jahre erscheinen. 2) Im Schlossgewölbe bei Wolfertsweiler liegt ein Schatz verborgen, dessen wegen alle sieben Jahre, wenn die Maiblumen blühen, eine weisse Jungfrau erscheint; sie trägt ein weisses Gewand mit goldenem Gürtel, an der Seite oder in der einen Hand einen Gebund Schlüssel, in der andern einen Strauss Maiblumen. 3) Die Jungfrauen, welche alle sieben Jahre erlöset werden sollen, wie die Melusina z. B., sind die aus der Unterwelt zu befreienden Erdgötter, die von dem Schlafe und den Leiden des Winters zu erlösende Erde selbst. Hakelberg, welcher alle sieben Jahre durch das Land zieht, 4) ist gleich dem im siebten Monat geborenen Lichtgotte Apollo. Sieben Jahre jagt der Greenjette der Meerfrau nach. 5) Alle sieben Jahre zieht der wilde Jäger über die sieben Bergstädte. 6) Das Kloster Muri muss dem Stiefelreiter (Wuotan oder Odhin) als seinen Dienstenlohn alle sieben Jahre ein Paar neue, grossmächtige Stiefel machen lassen 7) und einen prächtigen Schimmel geben. Seiner Schafheerde band dieser Zwerg Stiefeli die schönsten Maienkränze auf. Alle sieben Jahre verbraucht auch der Geist zu Neustadt an der Hard in Rheinbaiern ein Paar bleierne Schuhe




    1) Hocker, a. a. O., S. 25.
    2) Hocker, a. a. O., S. 17.
    3) Grimm, deutsche Mythologie, S. 914; Hocker, Stammsagen, S. 135.
    4) Hocker, S. 18.
    5) Grimm, Mythologie, S. 896.
    6) Simrok, Mythol., S. 251.
    7) Rochholz, Schweizersagen aus dem Aargau, Nr. 377, vergl. mit der Einleitung zu Bd. II. S. XXI ff. und S. 119 Anm.



und legt seine durchgelaufenen auf dem dortigen Bleifelsen aus. 1) Die verbrauchten Schuhe sind wie die durchtanzten Schuhe der zwölf Mädchen und die getödteten zwölf Kinder der Niobe die abgelaufenen sieben Monate des Winters oder die zwölf Monate des Jahres. Die sieben Wintermonate sind der Siebenmeilenstiefel Wuotans 2) und Wuotan selbst ist zugleich der wandernde ewige Jude der Sagen, - viator indefessus bei Saxo Grammat., - Vëgtmr, Gângrâdr, Gângleri, der wegesmüde oder unermüdliche Wanderer in der Edda. 3) Der Wanderjude, der ewige Jäger, der Weltjäger Odhin ruht nur am Weihnachtabend aus, wenn er dann noch auf dem Felde einen Pflug findet: darauf allein darf er ausruhen. Die Wanderungen der Sonnengötter am Himmel durch den Thierkreis und die Milchstrasse werden überall auf die Erde verlegt, so bei Odhin, - bei Zeus, Hermes und Poseidon und bei Herakles, - bei Osiris, - bei dem indischen Brahma und Wischnu, bei dem lithauischen Perkunos u. s. f. Den Namen Buttadeus, welcher dem Ahasverus gegeben wird, will Rochholz auf Buddha deuten, so dass also Buddha-Wuotan stehen würde, wie bei den Indern oder im Sanskrit der Mittwoch, der Wodanstag, nach Buddha auch Budhuveras heisse. Im Heidenhügel bei Sarmenstorf ini Kanton Aargau sollen siebensäulige Opferaltäre sich befinden. 4) In den französischen Alpen ist ein Trank aus sieben verschiedenen Quellen ein untrügliches Heilmittel in den verschiedensten Krankheiten. 5) Das Dorfthier von Lütweil im Kanton Aargau läuft, wenn der Jahrgang recht fruchtbar werden soll, mit seinen sieben Jungen, weissen und schwarzen Katzen, nächtlich herum. 6) Die Königsbank zwei Stunden von Coblenz, welche den Kelten zugeschrieben wird, ist eine heptagonale Platte, welche auf sieben Pfeilern ruht und wobei nach der Vermuthung von




    1) Rochholz, a. a. O., II. S. 120.
    2) Vergl. auch noch Rochholz, II. S. 307 Anm.
    3) Simrok, Mythol., S. 210 und S. 250 ff.
    4) Rochholz, a. a. O., I. S. 32 Anm.
    5) Eckermann, a. a. O., III. 1. S. 77.
    6) Rochholz, I. S. 99.



Eckermann (III. 2. S. 28) die Austrasier ihre Meifelder gehalten haben. "Die Kapelle U. L. Frau zu den sieben Eichen" bei Mullen, im Kanton Bern, bezieht Jahn, der Kanton Bern, Bern 1850, S. 20, auf einen ursprünglichen keltischen Eichendienst. Bei den Kelten durfte allein der König ein Kleid von sieben Farben tragen, um seinen höchsten Rang anzudeuten. 1) Auf keltischen Gefässen, welche im Bieler See aufgefunden wurden, finden sich häufig Gruppen von sieben Sonnendisken und anderen seltsamen astronomisch-symbolischen Zeichen. 2) Im bernischen Archwalde unweit der Grenze des Kantons Solothurn befindet sich die Siebenmatt, eine Feldgemarkung. 3) In der Gegend von Thun liegt das Siebenthal, 4) urkundl. 1175 Septem Valles. Auf dem Schaftansatze einer im Jahr 1847 auf der Einigen-Allmende bei Thun aufgefundenen und sehr schön erhaltenen Lanzenspitze befinden sich als Verzierung sieben gleich weit von einander abstehende Disken mit einem achten, isolirt stehenden Diskus, 5) was an phönicisch-ägyptische Vorstellungen erinnert. Zur Hebung des Schatzes muss sieben Mal hintereinander geniesst werden. Die weisse Frau zu Mannheim sagte den Tod an, der sieben Tage nach ihrem Erscheinen erfolgte; Spörkels Kathrin, eine rheinische Gestalt der Schnee und Unwetter bringenden Wintergöttin, schüttelt ihre 77 Röcke. 6) Bis zum siebten Jahre bleibt Genovefa im Walde u. s. w. Auch ist es noch ein sehr bedeutsamer Zug der Sagen, dass die Hebung des Schatzes oder die Befreiung der Jungfrau oft durch Blumen, besonders durch weisse und gelbe bewirkt worden muss, welche Blumen mit dem gleichen Rechte auf die Frühlingssonne und den Frühlingsblitz, wie auf die weissen und gelben Blumen der Frühlingserde gedeutet werden können, indem die Sonne, die Blitze, die befruchtenden Gewitter und Regen,




    1) Ersch und Gruber, Encykl., I. Bd. XXVII. S.488 b unten.
    2) Jahn, a. a. O., S. 84.
    3) Jahn, S. 111.
    4) Jahn, S. 270 und 288 ff.
    5) Jahn, S. 272.
    6) Hocker, S. 29.



so wie die Blumen des Frühlings unzertrennliche Gesellschafter, die letztern die Zeugungen der erstern sind. 1) Die Sagen selbst localisirten Alles auf der Erde, aber ihren letzten Ursprung und ihre tiefere Erklärung finden sie an dem Himmel, in den Wolken, wie das eigentliche Land der Engel und der ewig grünenden blühenden Rosen nicht in England und nicht in Grön- oder Grünland, sondern nur im Himmel zu suchen ist und nur die Sagen und Mährchen es dorthin verlegen. - Vorzügliche Aufmerksamkeit verdient die Melusine (Ilse oder Else), die Ahnfrau sowohl des Hauses Lusignan, als auch der Grafen von Luxemburg, 2) welche auch alle sieben Jahre erscheint, um zu ihrer Erlösung aufzufordern, in weisser Kleidung und in theilweiser Gestalt einer Schlange, einen goldenen Schlüssel zwischen den Zähnen haltend, mit dem der Kerker der Verwünschten geöffnet und ihr Zauber gelöset werden soll. Diese Melusine ist ursprünglich die erstarrte Winterwolke, welcher der Blitz fehlt, um zur Gewitterwolke werden zu können; diesen Blitz trägt die Frühlingswolke wieder in sich und wenn es blitzet und donnert und der Regen niederströmt, ist der Schatz gehoben oder Melusine erlöset. Die erlösete Melusine ist der Blitz, welcher nun wieder geschleudert wird, und der befruchtende Gewitterregen selbst, weshalb sie halb Weib, halb Schlange, - oder auch nach andern Sagen halb weiss und schwarz ist. 3) Die doppelgestaltige und doppelfarbige Melusine ist die Göttin der Ober- und der Unterwelt, des Lebens und des Todes, des lichten und des dunkelen Theiles des Jahres, - der leuchtende und der schlafende Sonnengott, Siegfried und Hagen. Das Schneekleid der von ihrem Gemahle, dem blühenden Sonnengotte Freyr oder Siegfried verlassenen, der klagenden oder weinenden Freyja und Chrimhilde ist das ursprünglichste weisse Wittwen- und zugleich Todtenkleid. 4)




    1) Vergl. auch Kuhn, die Herabkunft des Feuers, S. 213. Mannhardt, germanische Mythen, S. 153, 204.
    2) Hocker, Moselsagen, Nr. 12.
    3) Hocker, Stammsagen, S. 12 und 18.
    4) Hocker, Stammsagen, S. 29.



Den siebenmonatlichen Winter und zugleich die Siebenzahl als die Zahl der Unterwelt und des Todes beweisen auch die sieben Walküren der Deutschen, 1) indem diese sieben Walküren nichts Anderes als Vervielfältigungen der Freyja, der Erdgöttin selbst sind, welche als Todesgöttin, als weisse Frau, als Persephone sich sieben Monate in der Unterwelt aufhält und dann als Lebensgöttin, zur Oberwelt, zu der trauernden Mutter Demeter zurückkehrt. Die zwölf Walküren, welche sich den zwölf Zodiakalgöttern, den zwölf Asen, den zwölf Aposteln u. s. f. gleichstellen, sind die Freyja als die Herrin des Lebens und des Todes während des ganzen Jahres oder durch alle zwölf Monate. Wie der eine Jahres- und Sonnengott in zwölf Götter auseinandergeht, so auch seine weibliche Seite oder die Erdgöttin. Den sieben Walküren sind die sieben Musen verwandt, welche anstatt der gewöhnlichen Neunzahl der Musen sehr bezeichnend auf Lesbos, der Geburtsinsel des im siebenten Monate gebornen Apollo, erscheinen. 2) Die Siebenzahl und nicht die Neunzahl der Musen ist die ursprüngliche und der Apollomythe entsprechende. 3) Auch in der Travestie des Beilagers des Herakles und der Hebe von Epicharm singen nur sieben Musen das Hochzeitlied. Die sieben griechischen Musen sind die lauen Frühjahrswinde, welche nach dem abgelaufenen siebenmonatlichen Winter, den Apollo nach Delos tragen, d. h. die Erde wieder in Blüthen und Blumen kleiden, denn die Musen tragen ihren Namen von , wehen, stürmen, zunächst im natürlichen und dann im geistigen Sinne. Wie die sieben und die zwölf Walküren nur die Freyja selbst sind, so sind auch die sieben Musen nur ein anderes Bild des Apollo und daher seine steten Begleiterinnen, sein Gefolge. Die sieben Walküren und die sieben Musen können zugleich auch auf die sieben Planetensphären bezogen werden, wie auch der deutsche Hackelberg, welcher alle sieben Jahre herumkommen soll, der Weltjäger heisst, weil er das Weltall, die Welten der




    1) Simrok, Mythol., S. 392.
    2) Preller, griech. Mythologie, I. S. 285.
    3) Vergl. Buttmann (nach Hermann), über die mythologische Vorstellung der Musen, im Mythologus, I. S. 273 ff.



sieben Planeten umjaget. 1) Der höchste Musengesang wäre die Weltharmonie, der Weltaccord, der Sphärengesang. Auch die Lyra des Apollo hat daher sieben und nur sieben , nicht neun Saiten. Nach Schwartz, Ursprung der Mythologie S. 167, ist die Bedeutung der Musen als Windgottheiten ziemlich unzweifelhaft, sie sind die Winde, als die himmlischen Sängerinnen und Tänzerinnen . Diese Musen sind zugleich die singenden weissen Schwäne des Apollo, die weissen Wolken, welche mit ihm im Frühling nach Lesbos ziehen. 2) Der Schwanengesang als Sterbegesang, als Gesang vor dem nahenden Tode ist der Gesang der sich auflösenden weissen Wolken. Wenn die Musen gewöhnlich als begeisternde Quell- und Flussnymphen aufgefasst werden und besonders die Lydier die Musen Nymphen genannt haben sollen, ist dieses insofern richtig, als die Musen ursprünglich Wolkengöttinnen, Göttinnen des himmlischen Wolkenmeeres waren, deren Sitz später nach dem ganz allgemeinen Verlaufe der griechischen Mythologie an die Quellen und Flüsse der Erde verlegt, irdisch localisirt wurde; auf die Weise entstand die Vielzahl der blossen Localmusen, der begeisternden Quellen so mannichfacher Orte. Sehr unmythologisch wäre es, wollte man die olympischen Musen als eine Vergeistigung und Erhebung der irdischen betrachten, wie Buttmann, a. a. O. S. 288, von einer Idealisirung der Musen-Nymphen in die olympischen Musen spricht. Nach dem Gange der Mythologie werden die Götter nicht erst verhimmlischt, idealisirt, sondern humanisirt und localisirt, d. h. von dem Himmel als Menschen unter die Menschen auf die Erde herabgezogen. Den Apollo aus dem Norden zurückbringenden wehenden und singenden Musen, einer anderen Gestalt der dunkeln Wolkenmutter Leto oder Latona, schliesst sich an der römische Gott des Monats April, des das Wachsthum der Pflanzen und die Erde selbst wieder eröffnenden (aperire eröffnen) Monats, indem er auf antiken Denkmälern als mit einer Klapper und Hirtenpfeife hin- und her-




    1) Simrock, Mythol. S. 245.
    2) Schwartz, a. a. O., S. 195.



springender oder tanzender Jüngling dargestellt wird, 1) also offenbar der singende Frühlingswind ist, welcher mit der Klapper, wohl hier der Donner, den Winter vertreibt. Die Klapper erscheint somit in derselben vertreibenden und zurückbringenden Bedeutung bei den Aegyptern, bei den Römern und bei den Germanen und kann gewiss auch noch bei andern Völkern nachgewiesen werden.

6. Nach der griechischen Sage umkreisten bei der Geburt des Apollo auf Delos die sangreichen Schwäne des Pactolus sieben Mal die Insel und noch hatten sie den achten Gesang nicht angestimmt, als der jugendliche Gott an das Licht hervortrat. Der göttliche Knabe bezog nun nach Callimachus die göttliche Lyra mit eben so viel Saiten, so viel Mal die Schwäne zu der Mutter Geburtswehen ihren Gesang angestimmt hatten. Wie Apollo die siebensaitige Lyra erfunden haben sollte, so Pan die siebensaitige Flöte oder Pfeife, die Rohrpfeife (Syrinx). 2) Auch die von dem Mechaniker Ktesibios nach dem Princip der Syrinx erfundene und construirte Wasserorgel (, organon hydraulicum) enthielt sieben Pfeifen theils von Bronce, theils von Rohr, in welchen mittelst Wasser die Luftsäulen in Bewegung gesetzt und so die Töne erzeugt wurden. 3) Die sieben Saiten der Lyra des Apollo oder des Orpheus und die sieben Röhren und Töne der Flöte des Pan bedeuten die pythagoreische Sphärenmusik, d. h. der sieben Planeten liebliches, obwohl uns unhörbares Einklingen in Akkorden, indem sie ihre Reigen an dem Himmel tanzen. Die siebensaitige Lyra der Weltharmonie, angefertigt. aus einer Schildkrötenschaale und zwar bei den Griechen von Hermes, tragen auch die indischen Gottheiten, besonders die Saraswadi, die Gemahlin Brahma's und Wischmi's; Brahma und Wischnu sind also die Meister der Sternen- und Sphärenharmonie und Musik. 4) Auch, die im parsischen Gottes-




    1) Mülhause, die Naturreligion, der alten Deutschen, S. 143.
    2) Furtwängler, Idee des Todes, S. 473; Guhl und Koner, a. a. O., S. 226.
    3) Guhl und Koner, S. 232.
    4) Müller, Glauben, Wissen und Kunst der alten Hindus, S. 426 Anm.



dienste noch heute gebräuchliche Flöte möchte ursprünglich nur eine siebenlöcherige Flöte gewesen sein. 1) Die keltische Lyra hatte nur fünf Saiten, wohl weil dabei die Sonne und der Mond nicht berücksichtigt waren. - Apollo hiess zugleich der am siebenten Tage Geborne, oder auch 2) und der siebente Monatstag war bei den Griechen ihm geweiht. 3) Zu Delphi galt der siebente Tag des Monats Bysios, Pysios oder Pythios, welcher in den Anfang des Frühlings um die Zeit der Tag- und Nachtgleiche fiel, für den Geburtstag des Apollo. 4) Apollo und Artemis wurden nach einer Legende bei Pausanias in Sikyon wegen der Seuche durch sieben Jünglinge und sieben Jungfrauen versöhnt. 5) Zu Korinth wurden der Burggöttin () Hera sieben Knaben und eben so viele Mädchen geweiht und mussten ein Jahr lang in ihrem Tempel dienen. 6) Minos soll dem von ihm eroberten Athen die Busse auferlegt haben, alle acht Jahre sieben Knaben und sieben Mädchen nach Kreta zu senden, wo sie in das Labyrinth eingesperrt und dann dem Minotauros, dem Baal Moloch geopfert wurden, bis Perseus diesen tödtete. 7) Zeus nimmt zur siebenten und letzten Gemahlin die Hera. 8) Bei dem Dolichos oder langen Laufe in den Wettläufen zu Ehren des olympischen Zeus zu Olympia mussten die Läufer sieben Mal das Stadion oder die Rennbahn, welche eine Länge von 600 olympischen Fuss hatte, durchlaufen. 9) Aus der Odyssee ist die lnsel Dreispitz () bekannt, die man später auf Sicilien deutete. Da weideten dem Helios sieben Heerden von je 50 Kühen und sieben Heerden Lämmer, jede zu 50 Stück, die sich nicht vermehren und vermindern. Aristo-




    1) Spiegel, Avesta II., Einleitung, S. LXXVI.
    2) Creuzer, Symbolik, II. S. 144.
    3) Bachofen, Gräbersymbolik, S. 275.
    4) Schoemann, a. a. O., II. S. 28.
    5) Welker, griech. Götterlehre, II. S. 397 und 378; Bachofen, a. a. O., S. 278.
    6) Schoemann, a. a. O., II. S. 457.
    7) Preller, griech. Myth., II. S. 196 ff.
    8) Welker, a. a. O., II. S. 248.
    9) Schoemann, a. a. O., II. S. 457.



teles deutete die sieben Mal 50 Rinder als die Tage, die gleichzähligen Schafe als die Nächte des Mondjahres. 1) Bei den Indern sind die 50 Jahreswochen die 50 Töchter des Gottes Dakscha. 2) Auch Nereus hat nach Hesiod, Pindar und Sophokles 50 Töchter mit der Okeanine Doris erzeugt. 3) - Die Mondsgöttin Medea hatte von dem Argonauten Jason sieben Knaben und sieben Mädchen geboren. 4) Auch die Niobe, die Gemahlin des Amphion, des Gründers von Theben, hatte diesem sieben Söhne und sieben Töchter geboren; die kleinasiatische Niobe hatte nur sechs Söhne und sechs Töchter, 5) die sechs lichten und sechs dunkelen Monate des Jahres. Theben, die Stadt der Sieben, 6) hatte sieben Thore und wurde von sieben argivischen Helden belagert; nachdem diese gefallen waren, wurden ihre Leichnahme auf sieben Scheiterhaufen verbrannt. 7) - Im trojanischen Kriege trägt der griechische Held Aias einen ungeheuren Schild von sieben Häuten (), welche Art Schilde bei den alten Griechen überhaupt nicht ungebräuchlich war. 8) Dem Orest und dem Sonnenhelden Herakles wird die Grösse von sieben Ellen () beigelegt. Ares wird bei Homer in der Iliade so gross geschildert, dass er sieben Hufen Landes bedeckt; in einer isländischen Sage scheinen zwei Männer so gross, dass sie von Fünfen den Raum einnahmen. 9) Sieben Kyklopen, sieben Kentaurinen, - sieben achäische Heroen, - sieben Thetissprösslinge mit Achill als dem siebenten und vollendetsten Sprössling u. s. w. waren. An dem Morde Agamenmons sind sieben Personen betheiligt, wie in Persien die sieben Stammfürsten unter der Anführung des Dareios den falschen Smerdes ermorden. - Wie zufolge Götte, das delphische




    Preller, a. a. O., I. S. 291.
    2) Müller, a. a. O., S. 441.
    3) Preller, I. S. 344.
    4) Preller, II. S. 217.
    5) Preller, II. S. 268.
    6) Kanne, allgemeine Mythol., S 39.
    7) Preller, Il. S. 252.
    8) Guhl und Koner, a. a. O., S. 265.
    9) K. V. Bonstetten, neue Schriften, II. S. 300.



Orakel, S. 181, die alten Araber sieben gekrönte Dichter hatten, deren Gedichte zwischen den Teppichen der Kaaba hingen, so zählte Griechenland sieben Weise, nämlich (nach Röth, a. a. O., II. S. 100) Thales in Milet, Bias in Priene, Pittakos in Mitylene, Solon in Athen, Periander in Korinth, Chilon in Sparta und Kleoboulos zu Lindos auf Rhodos. Sieben sind auch die hochverständigen rhodischen Heliaden, wie sieben Plejaden ( für , Tauben) und Hyaden als die sieben Töchter des Atlas sind, 1) welche nach Pindar fünf oder sieben Jahre (Monate) von dem Jäger Orion verfolgt werden, bis sie und den Orion Zeus an den Himmel versetzt, dass sie dort das Jahr abtheilen sollten. Ebenso wurde die Bärin (), d. i. der grosse Bär, von den römischen Landleuten unter dem Bilde einer Tenne gedacht, auf welcher sieben Dreschochsen (septem triones) herumgehen. 2) Siebenjährig, , (siebenmonatlich) ist die apollinische Chäriklea (d. h. Apollo selbst), deren Liebesroman Heliodor in den Aethiopica erzählt. Nach der Ermordung des Agamemnon herrschte der Mörder Aegisthos (der Winter) sieben Jahre lang im goldreichen Mykene, bis im achten Orestes aus Athen zurückkehrte und den arglistigen Mörder seines Vaters sammt der mitschuldigen Mutter Klytämnestra tödtete. 3) Sieben Jahre weilt Odysseus auf der Insel Ogygia bei der Okeanine Kalypso wie in einem Venusberge und in ähnlicher Weise irrt Menelaos sieben Jahre mit der wieder gefundenen Gattin Helena umher, als er nach der Zerstörung Troja's in die Heimath zurückkehren will. Da Odysseus zuletzt die Insel Ogygia und die Kalypso auf einem Flosse, das er selbst gezimmert hatte, verlässt, erblickt er nach einer Fahrt von 17 Tagen die Insel der Phäaken; die Fahrt von 17 Tagen ist hier wohl nur eine andere Wendung des siebenjährigen Inselaufenthaltes. Dass die Leiche des Achilleus während 17, diejenige des Hektor während neun Tagen ausgesetzt wurde, muss nur als eine Umgestaltung der alten Trauerwoche angesehen werden. Der thebanische blinde Seher Thire-




    1) Preller, I. S. 311 ff.
    2) Preller, I. S. 315.
    3) Preller, II. S. 319.



sias der erblindete und erstorbene Sommer soll sieben Menschenalter gelebt haben. Sieben Tage regnet es nicht auf Thera. Als der berühmte Sagenheld Meleager sieben Tage alt war, traten die Mören zu dessen Mutter Althäa und sprachen: "Dann wird dein Kind sterben, wenn jenes auf dem Heerde brennende Scheit von der Flamme verzehrt ist." 1) Plutarch (de solert. animal. cap. 35) nennt den Eisvogel (), dessen Personification die Plejade Alkyone ist, das weiseste und von den Göttern geliebteste unter den Seethieren, denn für den brütenden Eisvogel machen die Götter um die Zeit der Wintersonnenwende das ganze Meer wellenlos und unbewegt, dass alsdann die Menschen im strengsten Winter furchtlos sieben Tage und sieben Nächte das Meer durchschiffen können; wie in ähnlicher Weise während der siebentägigen Geburtsfeier des Apis (des Osiris) zu Memphis die Krokodille nicht schaden. Die ägyptischen Baukünstler Trophonios und Agamedes, die Erbauer der ältesten (ägyptischen) Tempelanlagen zu Delphi, belohnte Apollo dadurch, dass er ihnen am siebenten Tage nach vollendeter Arbeit, als sie noch in der vollen Festfeier begriffen waren, einen sanften Tod sandte. 2) Hier ist mythisch der Winter als der Erbauer des Tempels und der Wohnung des Sommers, des sommerlichen Apollo gedacht und der Erbauer stirbt allmählich im siebenten Wintermonate, indem der fünf Monate lebende Sommer oder Apollo geboren wird. So werden auch die Plejaden, die römischen Vergelien (das Büschelgestirn, griech. , die gedrängte Sterngruppe), welche bei ihrem Aufgange in der Mitte des Monats Mai dem Zeus die Taubenbotschaft der nahenden Ernte bringen, bei ihrem Untergange zu Ende des Monats Oktober zu Regenbringern (Hyaden), zu Bringern der Winterstürme und zugleich nach der dodonischen Sage als sieben dodonische Nymphen zu Pflegerinnen des Dionysoskindes, welcher zum starken Sonnenhelden erwachsen ist, wenn sie selbst im kommenden Frühling als die Plejaden wiedererstehen. Eine der Hyaden, die Erdgöttin Dione, ist




    1) Preller, II. S. 206.
    2) Preller, II. S. 347.



die Gemahlin des dodonischen Zeus und die Mutter des jedes Jahr neugebornen und wieder erschlagenen oder zerrissenen Dionysos; nach Gerlach, Dodona, S. 20, trägt Dodona auch seinen Namen von der Dione, wie sie selbst wohl nur nach Dionysos benannt ist. - Zu Pellene in Achaja wurde der Demeter Mysia ein siebentägiges Fest gefeiert. 1) - An den Anthestarien zu Athen bestand der feierlichste Act des ganzen Festes darin, dass die Gattin des Archon Basileus, die Königin, unter Hülfe von 14 vereideten Frauen, die Ehrwürdigen oder genannt, dem Dionysos angetrauet wurde. 2) - Hesiod in den Tagwerken heisst die Trauben vor dem Keltern zehn Tage unter der Sonne und fünf im Schatten auslegen. Die Oschophorien zu Athen sollte Theseus zu Ehren der naxischen Ariadne und des Dionysos am 7ten Pyanepsion bei seiner Rückkehr aus Kreta gestiftet haben. 3)

7. Rom, die ewige Stadt, ruhte auf sieben Hügeln und hatte eben so viele heilige Unterpfänder ihres Glückes und ihrer Fortdauer, nämlich den konischen Stein, den thönernen Jupiterwagen von Veji, die Asche des Orestes, das Scepter des Priamus, den Schleier der Helena, das vom Jupiter vom Himmel herabgeworfene Schild oder Ancile und das Palladium. Sieben Mal drei oder 21 Tribus hatte Rom, 4) ebenso Septemviri epulonum. Mummius hatte drei Mal sieben Schilde nach Korinths Zerstörung zu Olympia geweiht. Sieben süsse Küsse (septem savia suavia) verspricht Venus Demjenigen, der ihr die entlaufene Psyche zurückbringen sollte. In dem alten Rom musste der Leichnam sieben Tage lang ausgestellt werden und wurde erst am neunten Tage beerdigt. 5) Sieben Eier und sieben neptunische Delphine, Symbole der Zeugung, der zeugenden Natur- und Wasserkraft, waren im römischen Circus auf einem von zwei oder vier Säulen getragenen Gerüste oder hohen Baum aufgestellt und darnach wurden sieben Umläufe der Wettrennenden (septem metis




    1) Welker, a. a. O., II. S. 506.
    2) Welker, II. S. 647.
    3) Welker, II. S. 650.
    4) Bachofen, Gräbersymbolik, S. 70.
    5) Preller, römische Mythol., S. 480.



certamen omne peragitur, in similitudinem hebdomatis reciprocae - der sieben Planetensphären - sagt davon Cassiodor) um die zwei Meten, die Sonnen- und Zeugungssäulen oder Phallen, zugleich gezählt, indem nach jedem vollendeten Umlaufe ein Ei herabgenommen wurde, bis alle sieben Eier herabgenommen und damit das Wettrennen beendigt war. Die Eier waren den Castoren oder Dioskuren, den aus dem Eie gebornen Zwillingsbrüdern des Lebens und des Todes, des Tages und der Nacht, des Morgens und des Abends, geweiht und zu ihrer Ehre nach Tertullian in dem Circus aufgestellt (ova honori Castorum attribuunt). Die Pferde waren auch Symbole Neptuns, des schnell dahineilenden Wassers und im Angesichte des Tiberflusses flogen sie im Circus dahin. Die circensischen Spiele oder Wettrennen mit den Eiern, den Delphinen und den Meten am vorüberrauschenden stürmenden Flusse stellten also den gemeinsamen Grundgedanken dar von dem ewigen, mit der höchsten Schnelligkeit erfolgenden Kreislaufe des Lebens und des Todes nach dem planetarischen Weltgesetze. Die bei der circensischen Pompa gebräuchliche Lyra hatte auch sieben Saiten und sieben war die höchste Zahl der neben einander gespannten Pferde (septem equi). Severus hatte beim Circus ein Septizonium erbauet. 1) - Der Stern, welchen die Tausend ihrem Führer Garibaldi neuerlichst schenkten, hat sieben Strahlen; in der Mitte ist ein blaues Feld von Email, auf dem die symbolische Trinacria vorgestellt ist, von einem dreifarbigen Bande umgeben. - Nach einer rabbinischen Thierfabel soll dem Kaiser Titus eine Fliege durch die Nase in das Gehirn gekrochen sein und ihn sieben Jahre geplagt haben; Andere erzählen dieses von Nimrod. 2) - Auf römischen Denkmalen finden sich häufig Darstellungen der Gottheiten der sieben Wochentage, wie z. B. das Antiquarium zu Speier drei solcher Steine besitzt. 3)

8. Indem wir zu Deutschen, d. i. thiudisks, die




    1) Bachofen, a. a. O., S. 221 ff.
    2) Grimm, Reinhart Fuchs, S. CCLXXXII.
    3) Erster Jahresber. des historischen Vereins der Pfalz (Speyer 1842), S. 41, woselbst zugleich Taf. II. Fig. 3 die Abbildung eines solchen Steines mitgetheilt ist.



deutlich Redenden oder die Redenden schlechthin, also genannt vielleicht im Gegensatze zu dem slavischen, über ganz Osteuropa verbreiteten Njemec (Stummer), wenn nicht die Deutschen nur die einheimischen Leute, Volksgenossen, gentiles, von thiuda, diota, gens, keineswegs von Tuisco, sind, 1) übergehen, muss zunächst das lateinische Gedicht des Scholasticus Rudolf von Radegg, im Kloster Einsiedeln, Cappella Heremitarum (Einsiedler-Kapelle) oder Gesta Johannis abbatis Heremitarum (Johannes von Schwanden, Abt in Einsiedeln, und seine Zeit) aus dem Anfange des 14ten Jahrhunderts berührt werden, indem in dessen zweitem Buche die damaligen sieben priesterlichen Conventherren zu Einsiedeln unter weitläufigen astronomischen Erörterungen mit den sieben Planeten verglichen werden, worauf in Buch III. ein breites Lob der Siebenzahl (commendatio hujus septenarii numeri) folgt. P. Gallus Morel zu Einsiedeln hat das Gedicht mit einer Einleitung und mit Anmerkungen in dem Geschichtfreund, Mittheilungen des historischen Vereins der fünf Orte Lucern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, X. (Einsiedeln 1854) S. 170 ff., aus der einzigen vorhandenen Handschrift des 15ten Jahrhunderts zum grösseren Theile, diplomatisch genau abdrucken lassen. lm Abdrucke ist das Lob der Siebenzahl leider übergangen worden. - Auch gehört hierher, dass am Niederrhein, wenn im Monat Februar Schneegestöber und Regenschauer mit Schneegestöber und Sonnenblicken wechseln, gesagt wird: "Spörkels (der Februar heisst nämlich auch Spörkel, nach Henninger ohne Zweifel von den Spurcalien) Kathrin schüttelt ihre 77 Röcke," was an das Bettmachen der Frau Holle erinnert, die vor Fastnacht mit den Spinnerinnen nicht fertig wird. - Nach Tacitus Germ. 1 hat die Donau, welcher Name gleich demjenigen des Rheines oder vielmehr Reines aus dem Keltischen stammt und den (Fluss) von raschem Laufe bezeichnet, 2) sieben Mündungen. - Auf einem Zueignungsbilde einer Handschrift der Homilien Gregors aus




    1) Diefenbach, a. a. O., S. 191.
    2) H. Schweitzer, Bemerkungen zu Taeitus Germania, Zürich 1860, S. 4.



dem 11ten Jahrhundert in der Bibliothek zu Bamberg an Kaiser Heinrich II. (1002 - 1024), welches Bild Jaeck, viele Alphabete und ganze Schriftmuster vom VIII. bis XVI. Jahrh. aus den Handschriften der öffentlichen Bibliothek zu Bamberg, Heft 1 Bamberg 1833, in einem Zinkabdrucke mittheilt, - sitzt der das Buch für die Bibliothek zu Bamberg aus den Händen eines Benediktiners empfangende Kaiser mit einer dreifachen Krone, worin sieben Nadeln oder Stifte, je drei auf den beiden Seiten der dreistufigen Krone und einer in der mittleren Spitze der Krone, stecken. - Der mythische angelsächsische König Vôden erzeugt mit seiner Gemahlin Frealâf sieben Söhne. 1) Die Angelsachsen in England hatten ein Siebenreich mit sieben Fürsten gegründet. - Sieben Jahre lang, d. h. die sieben Wintermonate hindurch verfolgt der deutsche Wodan mit dem wilden Heere ein geisterhaftes Weib mit langen schneeweissen Brüsten, die von dem Sturmwinde dahingetriebene weisse Wolke, die Windsbraut. 2) Auch begegnet uns die Siebenzahl in alten Räthseln, z. B. bei Keller, Fastnachtsspiele S. 558, und daraus im weimarischen Jahrbuche, V. S. 346. Hier spricht der Frager:

Sag mir, welcher vogel hat kein kragen
und welcher vogel hat kein magen?
Sag, welcher vogel kat kein mut
und welcher Vogel hat kein plut,
und welcher vogel hat kein zungen?
welcher vogel seugt seine jungen
und welcher vogel hat keine gallen?
Wie mag dir das von mir gefallen?

Darauf wird geantwortet:

Nu merk, der strauss hat kein magen,
so hat die muck kein kragen,
so hat die eul kein freud und mut,
so hat die pin furwar kein plut,
so hat furwar der storch kein zungen,
ein Fledermaus seuget ihre jungen,
so hat die turteltaub kein gallen.
Wie tut dir hie mein kunst gefallen?




    1) Mannhardt, germanische Mythen, S. 153.
    2) Mannhardt, a. a. O., S. 111 und 140.



Nach der Pariser Handschrift der deutschen Liederdichter hatte der Minnesänger von Trostberg als Wappen einen blauen Schild, worin ein silberner siebenspitziger Stern mit einem rothen Kreise in der Mitte. Ferner begegnen uns in Deutschland vor Allen die sieben Churfürsten, die sieben Grossen oder Stammfürsten des persischen Reiches, die sieben Minister der chinesischen, persischen und indischen Könige, welche nach der goldenen Bulle ihren Eid auf das Evangelium Johannis ablegen müssen. Grimm, Rechtsalterthümer, S. 213, führt an, dass nach den Kenningar sieben eine Sögn (curia?) bilden; nach der lex Salica gehören sieben zu einem convivium, zu einer Gilde, zu einer Loge; ebenso müssen nach dem salischen und ripuarischen Gesetze sieben Schöffen und sieben Rachimburgen sein (septem scabini ad omnia praeesse debet); zurgehörigen Besetzung des Vehmgerichtes waren sieben Vehmrichter oder Freie erforderlich; 1) am Gerichtsplatze stehen sieben Eichen nach der Zahl der sieben Richter. Nach dem Sachsenspiegel I. 3. wird das ganze deutsche Volk in sieben Heerschilde, die sieben Abtheilungen des persischen Volkes, eingetheilt und so wie der Heerschild mit dem siebenten schliesst, so geht auch die Sippe oder die nach dem Gesetze zur Erbschaft berufene Blutsverwandtschaft mit der siebenten zu Ende. Die diesfälligen Bestimmungen des Sachsenspiegels lauten: "Origines weissagte hiebevor, dass sechs Welten sein würden, die Welt zu einem Jahrtausend angenommen, und in dem siebenten würde sie untergehen. Nun ist uns kundig aus der heiligen Schrift, dass mit Adam die erste begann, mit Noa die andere, mit Abraham die dritte, mit Moses die vierte, mit David die fünfte, mit Gottes Geburt die sechste. In der siebenten sind wir jetzt ohne gewisse Zahl. Nach derselben Weise sind die Heerschilde ausgelegt. Den ersten hat der König; die Bischöfe und die Aebte und Aebtissinen haben den andern; die Laienfürsten den dritten, seit sie der Bischöfe Mannen geworden; die freien Herren den vierten; die schöffenbaren Leute und Mannen




    1) Winzer, die deutschen Bruderschaften des Mittelalters, S. 144 oben.



der freien Herren den fünften; ihre Mannen den sechsten. - Gleichwie aber die Christenheit an der siebenten Welt keine Beständigkeit kennt, wie lange sie stehen werde, also weiss man auch nicht bei dem siebenten Heerschild, ob ihm Lehnrecht oder der Heerschild zukommen möge." - Wer an Grund und Boden sieben Schuhe vor und hinter sich hat, muss in der Gerichtsversammlung erscheinen; die gerichtlichen Fristen betragen häufig sieben oder vierzehn Nächte, indem die alten Deutschen gleich den Indern 1) und gleich dem Avesta 2) nicht nach Tagen, sondern nach Nächten zählen; die vierzehntägige Frist, wie überhaupt die Vierzehnzahl, z. B. der Schöffen, ist nur eine Verdoppelung der siebentägigen und wird mit einem Zusatz- oder Zugabstage zur fünfzehntägigen; 3) auch die Kelten zählten nach Caesar de B. G. VI, 18 nach Nächten; die ahd. Woche: "acht Tage", auch franz. "huit jours", ist bei den Kymren wythnos f. d. i. Achtnacht, bei den Angelsachsen, mit anderer Zahl, seofonniht engl. sevennight, und in altdeutschen Gesetzen gelten Formeln, wie "super noctes septem". 4) Vielleicht darf auch dahin gezogen werden, dass nach Jona 2, 1 der Prophet Jona drei Tage und drei Nächte im Leibe des Fisches zubrachte. - Nach der Offnung von Burgau bei Grimm, a. a. O., I. S. 301, gilt, was der Vogt sagt, gleich der Aussage von sieben Zeugen. Mit sieben Zeugen muss man namentlich gegenüber einem Eide 5) beweisen, daher übersiebenen für mit Zeugen beweisen oder überführen; es gab sieben Frieden, für Haus, Weg, Ding oder Gericht, Kirche, Wagen, Pflug und Teich; Friesland zerfiel noch im 10. Jahrhundert in sieben Landschaften; in Friesland gab es sieben Strassen, vier Wasser und drei Landstrassen; Hennegau hatte sieben Landstrassen des Königs, wovon vier mit rothen und drei mit schwarzen Steinen gepflastert waren; das Hundsding soll nach




    1) Lassen, indische Alterthumskunde, I. S. 587 Anm. 2 und S. 824 Anm. 4.
    2) Spiegel, Avesta, II. Einleitung S. XCIII.
    3) Grimm, Rechtsalterthümer, S. 217 unten.
    4) Diefenbach, Origines Europaeae, Frankfurt a, M. 1861, S. 185.
    5) Grimm, Weisthümer, I. S. 48.



dem Ravensburger Weisthum der Probst alle sieben Jahre besetzen; in einem Mährchen bei Panzer, Beiträge I. Seite 193, schlägt ein Held mit einer, Haselgerte dem Drachen sieben Köpfe ab; den Sarg nennen die Dichter das Haus von sieben Füssen; nach der Nibelungenklage 1200 wird von den Landleuten ein grosses, gemeinsames Grab gegraben, sieben Speerschäfte weit und sieben Speerschäfte tief; die angelsächsischen Könige hatten sieben Stammväter, welche Brüder und sämmtlich Söhne des Wodan oder der Freyja waren; bei der Krönung des Kaisers Maximilian II. zu Frankfurt a. M. im Jahr 1562 war dessen Sitz sieben Stufen höher als die übrigen Sitze, wie überhaupt die Ehrensitze sieben Stufen zu haben pflegten; bei den päbstlichen feierlichen Mahlen nahm der Pabst einen solchen Ehrensitz ein. 1) Ebenso gehören hierher die bekannten sieben Wunder der Welt (septern miracula mundi), obwohl dieselben schon dem Alterthume angehören, aber durch das ganze Mittelalter herab bis auf die Gegenwart sich im Redegebrauche erhalten haben; die Mönche des 8. und 9. Jahrh. zählten zu diesen Weltwundern auch das Absterben und Aufblähen des Pflanzenreiches und erblickten darin ein Bild der Auferstehung. 2) Auch darf wohl hierher gezogen werden das Siebengestirn, wie schon der jüdische Prophet Amos aus dem Anfange des 8. Jahrhunderts v. Chr. 5, 8 unzweifelhaft nach chaldäischem Vorgange von dem Ewigen rühmt:

"Der geschaffen hat Siebengestirn und Orion
und umwandelt in Morgenlicht den Todesschatten,
und den Tag verdunkelt in Nacht:
Er ruft die Gewässer des Meeres, und giesset sie über der Erde Fläche,
Ewiger ist sein Name."

Eine Frist von sechs Wochen, eine sog. sächsische Frist, ist eigentlich eine solche von drei Mal vierzehn Tagen. 3) Opferbare Thiere, - Thiere, welche geopfert (offerri)




    1) Winzer, die deutschen Bruderschaften, S. 154.
    2) Welker, a. a. O., II. S. 514.
    3) Grimm, Rechtsalterthümer, S. 821; Waitz, Verfassungsgeschichte, I. S..57; Kraner, a. a. O., S. 236 ad. cap. 18.



werden dürfen, sind vierzehnjährige. 1) - Im flämischen Reinaert wird dem kranken Löwen als Thierkönig,von dem Fuchs als Arzt die Leber eines siebenjährigen Wolfs zur Wiedererlangung seiner Gesundheit verordnet. 2) Im Reinhart 86 ff. heisst es:

dicke wir vernomen hân,
daz sich erscheinet, daz ist wâr
manec troum über siben jâr,

Der endlich am königlichen Hofe des Löwen erschienene und als Arzt von Salerno zurückkehrende

Reinhart sprach vil manec dorn
hät mich in den fuoz gestochen
in disen siben wochen.

Der junge Wolf rühmt von dem alten:

du kanst sô mangen alten list,
ich bin des worden inne,
daz die siben sinne
beschlossen alle sint in dir.

Eine deutsche Sage erzählt: Einst ging Christus mit einigen seiner Jünger an einem Bäckerladen vorbei und bat um Brod; der geizige Bäcker aber schlug es ab, jedoch die Bäckersfrau und ihre sechs Töchter gaben jede ein Brod her; dafür wurden sie als Siebengestirn an den Himmel versetzt, der Bäcker aber ward in einen Kukuk verwandelt, der so lange das Siebengestirn am Himmel sichtbar ist, seinen Namen rufen muss. 3) Diese Thierfabel ist vielleicht in Griechenland entstanden, wo mit dem Aufgange des Sirius, bei uns um die Johanniszeit, der Kukuk verstummt und unsichtbar wird. 4) - Der Isländer Harald Hildetant liess sieben Jahre voraus dem schlangenäugigen Sigurd die Schlacht ansagen; 42,000 Krieger fielen im grossen Zweikampf auf Bravalla's Haide, bis der alte ehrwürdige Harald über Leichenhaufen fiel, die




    1) Grimm, Weisthümer, I. S. 424 unten.
    2) Grimm, Reinhart Fuchs, S. CLIII.
    3) Ausland für 1860, S. 948 b.
    4) Aristot. hist. anim. 6, 7.



seines Wagens Pferde deckten. 1) Da gab Sigurd das Zeichen zum Abzug und der Krieg war zu Ende. - Sieben Jahre musste der deutsche Knappe dienen, bevor er zum Ritter geschlagen werden konnte. Die alten Friesen führten sieben Seeblätter im Schilde; Hs Simon von Bodman soll sieben Werkschuhe gemessen haben. Auch in der katholischen Kirche ist die Siebenzahl häufig und neben den Christusbildern mit sieben Sternen oder mit einer beliebigen Anzahl von Sternen über dem Haupte und mit sieben Schafen zu seinen Füssen erscheinen auf mittelalterlichen Bildern zuweilen Christus und die Maria dargestellt, das Haupt von sieben Tauben umgeben, zur Bezeichnung der sieben Gaben des heiligen Geistes, der sieben christlichen Kardinaltugenden im Gegensatze zu den sieben Todsünden oder sieben Hauptlastern. Ebenso anerkannte die katholische Kirche seit dem 12. Jahrhundert sieben Sakramente, nämlich die Taufe, die Firmung, die Eucharistie oder das Abendmahl, die Busse, die letzte Oelung, die Ehe und die Priesterweihe; der Priesterweihen sind sieben: zum Ostiarius, Lector, Ecorcisten, Akolythen, Subdiacon, Diacon und Priester. Ferner sind siebenarmige Leuchter in den Kirchen des Mittelalters sehr gewöhnlich. Auf Christus als den guten Hirten darf man beziehen, wenn bei Jeremia, dem überhaupt das Bild von dem göttlichen Hirten und von der Menschheit als der Heerde Gottes sehr geläufig ist, 3, 15 der Ewige spricht:

Und ich will euch Hirten geben nach meinem Herzen,
Die sollen euch weiden mit Einsicht und Weisheit.

Jeremia 10, 21 droht der Ewige Juda, dass seine ganze Heerde werde zerstreuet werden, denn die Hirten sind unvernünftig geworden und nach dem Ewigen fragen sie nicht. Als die Völker von Norden her erobernd und zerstörend über Juda hereinbrechen, ruft Jeremia 18, 20:

Wo ist die Heerde, die dir befohlen war,
deine herrlichen Schafe?

ebenso 23, 1:

Wehe den Hirten, so die Schafe meiner Weide zu Grunde richten und zerstreuen!




    1) K. V. Bonstetten, neue Schriften, Kopenhagen 1799, II. S. 183 und 255, 282.



Tröstend spricht Jeremia 31, 10:

Höret des Ewigen Wort, ihr Heiden,
und verkündet es auf den Inseln in der Ferne:
Sprechet, Der Israel zerstreute, wird es sammeln,
und es hüten, wie ein Hirt seine Heerde.

Ezechiel 341 20 ff. wird gesagt: "Darum spricht so der Herr, der Ewige zu ihnen, Siehe, da bin Ich selber, und ich richte zwischen den fetten Schafen und den magern Schafen. Weil ihr mit Seite und Schulter dränget und mit euren Hörnern alle die schwachen stosset, so will ich meinen Schafen helfen, dass sie nicht mehr zum Raube seien, und will richten zwischen Schaf und Schaf. Und ich will einen Hirten über sie setzen, der sie weiden soll, meinen Knecht David, der soll sie weiden und ihr Hirte sein. Und ich der Ewige will ihr Gott sein, und mein Knecht David soll Fürst in ihrer Mitte sein: Ich, der Ewige, habe es geredet. - - - Ja, ihr meine Schafe, Schafe meiner Weide, Menschen seid ihr: Ich bin euer Gott! ist des Herrn, des Ewigen Spruch." - Bei Micha 2, 12 verpricht der Ewige:

Sammeln will ich dich, Jakob, ganz,
schaaren zu Hauf den Ueberrest Israels,
zusammen ihn bringen wie Schafe in die Hürde:
Wie eine Heerde inmitten ihrer Trift;
sie werden lärmen vor Menschenmenge.

Derselbe Prophet Micha sagt 5, 4:

Sollte Assur in unser Land kommen,
ja sollte er unsere Paläste betreten;
so stellen wir auf wider ihn sieben Hirten
und acht Merischengebieter.

Diese sieben Hirten sind wohl gleichbedeutend mit den sieben Augen des Ewigen als den Sinnbildern der schützenden Vorsehung, welche Sacharja 3, 9 im Geiste auf einem Steine abgebildet sieht 1) und wovon Sacharja 4, 10 erklärt, dass sie die ganze Erde durchschweifen. - In Psalm 110 heisst es:




    1) Vergl. Bunsen, Bibelwerk zu dieser Stelle.



Unser Leben währet siebenzig Jahr,
und wenn's hoch kommt, so sind es achtzig Jahr,
und was köstlich darin erschien, war doch nur Müh' und Eitelkeit.

Nach Ktesias hatte man im alten Hochasien magische Ringe, aus 77 Edelsteinen zusammengesetzt, welche Ritter, Vorhalle europäischer Völkergeschichten, S. 126, die ältesten Rosenkränze nennt. Mit dem alten asiatischen Glauben an die magische Kraft der Gemmen und Edelsteine bringt es Ritter auch in Zusammenhang (S. 128), dass die orphischen Fragmente den Eingeweihten vorschreiben, mit dem durchleuchtenden Krystalle in der Hand (), dem Zeichen der Reinheit und Keuschheit, sich dem Tempel der Gottheit zu nahen, um erhört zu werden. Indessen hatte dieser symbolische Gebrauch bei den Griechen zunächst wohl nur die Bedeutung der weissen Handschuhe und Schürze der Maurer, wie ähnlich der weisse Elephant vorherrschend und durchgängig in allen Legendenbildern und Wandgemälden, selbst in den Sculpturen und Ornamenten der Buddhatempel, z. B. zu Carli bei Bombay, erscheint. 1) Auch heisst der Berg Meru oft der weisse Elephant. Wenn in dem bekannten und oben weiter besprochenen Freimaurerverhöre von den Maurern gesagt wird, dass sie auch den Weg, die Kraft des Abrak zu gewinnen, verbergen, 2) möchte damit nur bezeichnet sein, dass der alte orientalische Edelsteincultus 3) und der Glaube an die magischen Kräfte der Edelsteine auch in die mittelalterlichen Bauhütten oder wohl noch früher in die römischen Baucorporationen eingedrungen war. Der Weg oder die Kunst, die Kraft des Abrak zu gewinnen, kann nichts sein, als die Edelsteine, worunter besonders der azurblaue Sapphir mit seinen goldenen Kiesspunkten (die Sterne im Himmelblau genannt; stellae, pyrites, Sa-pyr, Sap-phir?), derLapis Lazuli, welcher das Ultramarin gibt und den Epiphanius den königlichen Stein nennt (regius aureis punetis varius ), sich auszeichnete, so zu schleifen und zu fassen, dass sie die ihnen zugeschriebenen




    1) Ritter, a. a. O., S. 120.
    2) Krause, Kunsturkunden, I. 1, S. 27.
    3) Ritter, Erdkunde, II. S. 554, und derselbe, Vorhalle, S.124ff.



magischen Kräfte besassen und zu magischen Zwecken, besonders als Talismane, gebraucht werden konnten. Die Maurer waren gewiss selbst weniger abergläubisch, als dass sie dem Aberglauben, dem Zauberglauben jener Zeiten dienten und daraus ihren Vortheil zogen, wodurch sie aber selbst in den Verdacht der Magie und Nekromantie geriethen. Dass der Edelsteincultus schon zu den Römern und den römischen Baucorporationen eingedrungen war, ist deshalb höchst wahrscheinlich, weil nach dem Berichte des Plinius durch den Sieg des Pompejus über den König Mithridates am Pontus die Römer zuerst mit den (indischen) Edelsteinen und Perlen bekannt geworden waren und eine grosse Beute derselben nach Rom brachten. 1) Aus dem erbeuteten Schatze des Mithridates an Perlen und Edelsteinen erhielt der capitolinische Jupiter zu Rom ausser unzähligen andern Kostbarkeiten, ein ganzes Museum aus Perlen (museum margaritarum), das Brustbild des Siegers aus Perlen und überdem noch 33 Kronen aus Perlen, als Weihgeschenk. Auch bei den Griechen waren nach Ritter sicher die Edelsteine nicht ohne mythologische Bedeutung, welche im hieratischen, vielleicht auch im äginitischen Style vorkommen. Im Orient wurde besonders der Rubin zu den Augen der Kolossalbilder der indischen Statuen am Ganges gebraucht. In den ältesten, sogenannten milesischen Gräbern (tumuli) am Bosporus wurden Rubinen als Augenzierde der Schlangen auf schweren, massivgoldenen Armspangen ausgegraben; 2) ganz auf gleiche Weise eingefasst, machten sie das einzige Ornament goldener Lingams auf der Insel Java aus, die man dort aus den Tempelruinen in den ältesten Zeiten ausgegraben hat. Ritter vermuthet auch, dass auf dem Gipfel des Adamspik auf Ceylon, einem berühmten buddhistischen Wallfahrtsorte wegen des dort befindlichen Abdruckes des Fusstrittes (Parabat 3)) des Buddha, welchen Gipfel zugleich das dem Buddha ausschliesslich geweihte Rhododendron mit seinen wunder-




    1) Ritter, Erdkunde, II. S. 500, 814 und 896.
    2) Ritter, Vorhalle, S. 229 und 30; vergl. mit desselben Erdkunde, II. S. 618 ff.
    3) Ritter, Erdkunde, I. S. 693; derselbe, Vorhalle, S. 334 ff.



herrlichen purpurrothen Blüthen umwuchert, das Heiligthum mit drei grossen rothen Hyacinthos gewesen sein möge, von dem Kosmos Indicopleustes wie von einem Wundersteine erfuhr, dass er in der Berglandschaft auf dem Tempel beim Sonnenglanze weithin strahle und erglänze. Wer den himmelblauen Sapphirus trug, sollte nach der Ansicht der Buddhisten über Trug und Neid erhaben sein und Gleiehmuth der Seele in jeder Gefahr erlangen; durch diesen Stein öffnen sich verschlossene Pforten und Wohnungen, er erwirbt die Versöhnung der Gottheit und Erhörung des Gebetes, er dient den Frieden zu vermitteln; er dient mehr als irgend eine andere Gemme der Necromantie, aber wer ihn tragen will, muss ein reines und keusches Leben führen. Der Sapphir wurde später die Hauptzierde palästinischer, byzantinischer und römischer Kirchen, Kanzeln, Bischofsstühle, Heiligenbilder u. s. w., wie Epiphanius von einem Tempel des Bacchus in Indien erzählt, zu welchem 365 Stufen aus Sapphir als Symbole der 365 Jahrestage geleitet haben. Die Edelsteine hatten somit im orientalischen wie in dem occidentalischen Kultus eine ausserordentlieh heilige Bedeutung und diese Bedeutung, die Kraft des Abrax, ihnen zu geben und abzugewinnen verstanden auch die Maurer, indem sie Abraxe anfertigten. Uebrigens vergleiche auch noch über die indischen Edelsteine und Perlen Lassen, indische Alterthumskunde, III. S. 304 ff. vergl. mit S. 12 ff.; Paulin, 11. 204 ff.

Der indische Edelsteinkultus zeigt sich weiter in den Attributen, womit die einzelnen Götter ausgestattet und geschmückt werden. So trägt Vischnu an einer seiner vier Hände den magischen Ring Sudarsun mit hellem Glanze und um Brust und Schulter ein Gehänge (Kosathemuk), das wie der Ring Licht gibt und mit demselben den Himmel des Vischnu, Beikend genannt, erleuchtet. 1) Ebenso tragen fast alle indischen Gottheiten den Schmuck der Perlen um Hals und Brust, auf dem Haupte oder an der Krone, in der Hand oder an den Armen u. s. w. Vischnu ist zugleich ein lichtstrahlender blauer Jüngling und die Pfeile von seinem Bogen Saran, welche gleich dem Ge-




    1) Ritter, Vorhalle, S. 198.



schoosse Apollons niemals fehlen, kehren von selbst in die Hand ihres Gebieters zurück. Auch der Fusstritt des Buddha, Brabat oder Siri-pade (parvat im Sanskrit ist heiliger Berg, - pad, pado im Sanskrit heisst Fuss), welcher nach den genauesten Angaben Davy's 5' 4'' lang und 2 ½' breit ist und womit Ritter, a. a. O. S. 334 ff., den von Herodot IV. 82 gemeldeten Fusstapfen des Herakles am pontischen Gestade in einem Felsen beim Flusse Tyres (Dniester), den Fusstapfen des Herakles in Japygia bei Pandosia, 1) sowie die heiligen Fusstritte Christi auf dem Berg Tabor am obern Jordan, den Fusstapfen in der Kapelle Santa Maria delle Plante (Planta pedis) und anderwärts vergleicht, selbst davon abzuleiten geneigt ist, ist mit einem Metallrahmen und mit Edelsteinen, zumal Rubinen, eingefasst. - In dem Kalidasa beigelegten Melodram Urwasi und der Held vermag nur der aus Lakschmi's Fussfarbe entsprossene Edelstein, der Vereinigungsstein, den Zauber zu lösen und die verzauberte und geliebte Urwasi in ihrer wahren Gestalt dem Könige Pupurawas zurückzugeben.

Hier dein Antlitz, beleuchtet
Von dem funkelnden Licht des Steines nah an der Stirn,
Gibt dir den Liebreiz des Lotos,
Der erglüht in der jugendlichen Sonne!

spricht der König, indem er den Edelstein an Urwasi's Stirn befestiget. 2) Mit Urwasi auf immer vereinigt, erflehet der König von Indra die Gnade:

Glück und Wissenschaft mag künftig,
Sei das Bündniss auch noch so schwer,
Für sie, die stets im Streit leben,
Guten zum Frommen einig sein.
Jeder besiege sein Mühsal!
Jeder erschaue Segen nur!
Jeder finde, was ihm lieb ist!
Jeder jedenorts freue sich! 3)

Von dem Göttlichen wird bei Rosenkranz in dem Drama Prabodha-Chandrodaya, S. 53, gesagt, dass sein Licht-




    1) Ritter, a. a. O., S. 351.
    2) Hirzel, Urwasi und der Held, S. 134.
    3) Hirzel, a. a. O., S. 164.



glanz, sein Leuchten dem Krystalle gleiche, der niemals sich verändert, und in diesem Leuchten der Krystalle lag also ihr mystisches Wesen. - Die katholischen Kirchen haben im Innern häufig auf jeder Seite 7 Pfeiler und 7 Fenster, im Dome zu Regensburg 5, im Dome zu Strassburg 9. Ebenso führen zum Hochaltare 5, 7 oder 9 Stufen und mindestens 3; sie richten sich nach der bei dem Kirchenbaue befolgten Grundzahl. In der Stiftskirche zu Berchtesgaden steigt man aus dem Schiff in das Chor auf 7 Stufen, 2 beim Lettner, 5 bei den Chorstühlen. Im Münster zu Freiburg erhebt sich der Chor auf 9 Stufen (4 und 5). Die meisten Kathedralen haben auch 7 Glocken. 1) Auch zum Sanctuario des ausgegrabenen Isistempels zu Pompeji führten sieben Stufen. 2)

Die sieben Planeten leuchteten auch den alten Maurern und beurkunden durch sich schon, besonders aber in Verbindung mit der Sonne und dem Monde, das hohe Alter, den vorchristlichen oder heidnischen Ursprung der Maurerei. Wer nur jemals mit geistigem Auge die manrerische Tapis betrachtete und an deren Spitze die Sonne und den Mond, die sieben Sterne leuchten sah, - wer ferner die durch die sieben Sterne bestimmten sieben Stufen des Altares, die zur Bildung und Erhaltung einer gerechten und vollkommenen Loge erforderlichen sieben Mitglieder, die sieben Schritte und Jahre des Meisters, die wohl ursprünglich sieben Beamten der Loge u. s. w. erwägt, wird auch zugestehen, dass diese maurerische Symbolik und mit ihr die Freimaurerei selbst nur dem höchsten heidnischen Alterthume angehören könne. Die neun Sterne, welche oft an der Stelle der nur sieben Sterne vorkommen, 3) sind entweder eine blosse missverstandene Neuerung der neuern Zeiten - und dieses ist in Vergleichung mit allen übrigen maurerischen Gebräuchen, Symbolen und Ritualen das einzig Glaubwürdige - oder müssen mit den neun treuen Gesellen des Hiram in Zusammenhang gebracht werden. Wenn Grävell meint, es seien sieben oder neun Sterne,




    1) Fallou, S. 217.
    2) Fallou, S. 219.
    3) Graevell, a. a. O., S. 181.



nachdem nach den Statuten des einen oder des andern maurerischen Systems sieben oder neun Brüder zu einer Loge erforderlich seien, ist hiermit nicht das Geringste erklärt, denn diese Statutenbestimmung ist selbst eine blos abgeleitete, eine blosse Folge, weshalb der oberste Grund dargelegt werden muss und dieser ist der Gestirnglaube, die Planetenverehrung des ganzen Alterthums. Nach der der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts angehörendeu Halliwell'schen Urkunde soll ein Lehrling sieben Jahre lernen, da er diese Zeit zu einer tüchtigen Ausbildung gebrauche. Die am 21. November 1724 von der englischen Grossloge niedergesetzte Armenkommission bestand aus sieben Mitgliedern. 1) Das Directorium der grossen National-Mutterloge der preussischen Staaten zu Berlin besteht aus sieben Brüdern. Das maurerische Alter von sieben Jahren ist in den indo-germanischen Rechten das Alter der Kindheit und der Unzurechnungsfähigkeit. Der Parse in Indien kann bis zu seinem siebenten Jahre nichts Uebles thun; thut er etwas, fällt die Schuld davon auf seine Eltern. Mit dem aus 72 Fäden bestehenden und nicht aus schwarzer Wolle anzufertigenden Kosti wird der Parse in Indien im siebenten Jahre und in Kirman im zehnten bekleidet. 2) Der Vendidad, Farg. VI. 125, schreibt vor, man solle sechs Monate lang die jungen Hunde, sieben Jahre lang die Kinder beschützen; nach dem gleichen Gesetze erhalten die Runde ihr eigenes Brod, wenn sie zweimal um sieben Wohnungen laufen können. Auf Malabar wird der junge Najer, der Kriegersohn, vom siebenten Jahre an in die Ring- und Fechtschule geschickt, 3) und nachdem er die 18 Waffenübungen erlernt, wird ihm von seinem Lehnsherrn ein Schwert mit den Worten umgegürtet: "Schütze Brahminen und Kühe." Bei den Römern galt der Mensch bis zum siebenten Jahre als verstandloses Kind (infantiae proxumus) und ähnlich war es bei den alten Deutschen, 4) da-




    1) Keller, Geschichte der Freimaurerei in Deutschland, Giessen 1859, S. 79, oben.
    2) Spiegel, Avesta I. S. 9 und II. S. XX ff.
    3) Graul, Reise in Ostindien, I. S. 231 und S. 340 Anm. 80.
    4) Grimm, Reichsalterthümer, S. 410 ff.



her es in den Gesetzen des Mittelalters häufig heisst: "gewachsen ze siben jâ'ren tagen." Die sieben Jahre sind mithin die anni discretionis, anni intelligibeles; mit ihnen erlangen die Kinder Willensfähigkeit, Erkenntniss. Bei den Deutschen wurden mit dem siebenten Jahre die Kinder von der Mutter genommen und von Männern erzogen; von dem siebenten Jahre fängt das Kind an zu lernen. Kinder unter sieben Jahren lässt die deutsche Volkssage auf folgende Art prüfen: es wird ihnen ein Apfel und ein Goldstück vorgehalten, greifen sie nach dem Apfel, kann ihnen ihre That noch nicht zugerechnet werden. Mit vierzehn Jahren wurden die Jünglinge bei den Deutschen mündig und mussten daher dem Herrn schwören 1) und auch zu Gericht geladen werden. 2) Bei den Römern wurden mit zwei Mal sieben Jahren die Pubertät oder Reifheit des männlichen Geschlechts und mit zehn Mal sieben Jahren das Greisenalter, senectus, bestimmt, welches von sämmtlichen persönlichen Lasten und Aemtern (muneribus personalibus) befreiete. Auch nach dem Landbuche von Davos in Graubünden S. 21 sind siebzigjährige Männer vom Gemeinwerk befreiet. Bei den Indern hört die religiöse Pflicht zu gottesdienstlichen Handlungen und besonders zur Darbringung von Opfern mit der Nacht Bhîmarathî, d. i. mit der siebten Nacht des siebten Monats des 77sten Lebensjahres auf. 3) Man vermuthet, und zwar namentlich Huschke, dass bei den alten Etruskern, einem gleichfalls arischen Volksstamme, das ganze Menschenalter in zwölf Siebenheiten, gewiss in symbolischer Beziehung auf die zwölfgetheilte Sonnenbahn und die Bahnen der sieben Planeten, zerlegt worden sei. Die sieben Jahre der Kindheit, die vierzehn Jahre der männlichen Reife, die 21 Jahre der Volljährigkeit und die 70 Jahre des Greisenalters des römischen Rechtes müssten somit auf die gemeinsame etruskische Quelle zurückgeführt werden. Nach dem Sachsenspiegel I. 42 ist man mit 21 Jahren zu seinen Tagen




    1) Grimm, Weisthümer, I. 3. 34. 38. 64. 169. 170. 202. 284. 278. 311. 369. 373. 395. 424. 434.
    2) Grimm, a. a. O., I. S. 226
    3) Wollheim, a. a. O., S. 196.



gekommen, d. h. volljährig, und ebenso nach dem ältern und jetzigen französischen Rechte. - Die maurerischen sieben Kardinaltugenden sind: Weisheit, Stärke, Schönheit, Sanftmuth, Bruderliebe, Hülfeleistung und Treue. Auch ist die in der alexandrinischen Schule entsprungene und durch das ganze Mittelalter herrschende Eintheilung der Wissenschaften in sieben Hauptzweige, in die sog. sieben freien Künste, artes liberales, nämlich Grammatik, Dialektik, Rhetorik, Musik, Arithmetik, Geometrie und Astronomie nach dem bekannten Denkverse:

Gram loquitur, Dia verba docet, Rhe verba ministrat,
Mus canit, Ar numerat, Ge ponderat, As colit astra.

in die maurerischen Kunsturkunden aufgenommen. 1) Zur Rechtmässigkeit der Gesellengerichte der Brüderschaften müssen noch heute sieben Personen erscheinen, zwei Meister, zwei Altgesellen und drei andere Genossen. 2) In dem Examen des fremden Gesellen nach dem Handwerksgebrauche zu Altenburg haben die Maurer sieben Worte und siebenfach ist der Gesellengruss; 3) Krause vermuthet, dass aus den sieben Anfangsbuchstaben der sieben freien Künste ein Erkennungswort gebildet gewesen sei. Die zehnte Pflicht der Yorker Constitution schreibt für die Lehrlinge der Baukunst sieben Lehrjahre vor, die gemeine deutsche Steinmetzordnung aber nur fünf. 4) - Nach der Halliwell'schen Urkunde hat der babylonische Thurm sieben Meilen hoch die Sonne beschattet. 5) - Die im Jahre 1736 am Andreastage in der St. Mary's Kapelle zu Edinburg gegründete schottische Grossloge hatte sieben Grossbeamte, 6) und bestimmte als Tag ihrer jährlichen Hauptversammlung den Andreastag oder 30. November. Auch mag hierbei erwähnt werden, dass es zu Edinburg Sitte ist, den Grundstein zu allen öffentlichen Gebäuden durch die Grossmeister und die Grossbeamten in feierlicher maurerischer




    1) Krause, Kunsturkunden, I. 1. S. 201 und II. 1. S. 133 ff.
    2) Fallou, Mysterien der Freimaurer, S. 70.
    3) Krause, II. 2. S. 261 und 62.
    4) Holdmann, a. a. O., S. 227.
    5) Findel, Geschichte der Freimaurerei, I. S. 105.
    6) Heldmann, a. a. O., S. 432.



Procession legen zu lassen und zu legen. Nach den von der schottischen Grossloge angenommenen sog. alten Pflichten können in der Hauptstadt Edinburg und ihren Vorstädten nicht weniger als 21 Brüder und auf dem Lande nicht weniger als sieben Brüder eine Loge errichten. 1) Von der schottischen Grossloge ist namentlich die Maurerei in Schweden und Dänemark ausgegangen. Nicht fünf Grade, wie Heldmann S. 565 oben angegeben hat, sondern sieben hatte das rectifieirte schottische System nach den Beschlüssen des Wilhelmsbader maurerischen Kongresses vom J. 1782, indem zwischen dem schottischen Meister und dem Ritter der heiligen Stadt (dem historischen oder vielmehr symbolischen Tempelritter) der Novize und über dem kriegerischen Ritter der geistliche Ritter (eques professus) stand, welcher siebte und letzte Grad wegen seiner Geistlichkeit oder katholischen Färbung in protestantischen Ländern wohl niemals viel bearbeitet und ertheilt wurde. Dieser siebte Grad des rectifleirten schottischen Systems erscheint als ein zeitliches oder vorübergehendes Zugeständniss an das gleichzeitig bestandene und kämpfende System der Clermont'schen Cleriker (nach Heldmann, S. 562, ohne allen Zweifel - ? - der Jesuiten). Die nordamerikanischen sog. ritterlichen Grosslager (Grand Encampment) beweisen doch sicher, dass man nicht der Jesuiten zu Thorheiten bedürfe. - Nach Fallou, a. a. O., S. 71 unten, sprachen in jeder Kreishütte bei den Quartalsitzungen die sieben ältesten Meister als Schöppen das Recht und der Jungmeister besorgte als Schaffner die Aufwartung. Die Gesellengerichte der Handwerksmaurer bestehen aus zwei Meistern, zwei Altgesellen und drei andern Gesellen, welche wenigstens drei Jahre gewandert sein müssen. Die Zahl 7 ist zur Rechtsbeständigkeit der Beschlüsse durchaus unerlässlich. 2) - Die Prüfung des von Anderson entworfenen Konstitutionenbuches der neu-englischen Grossloge wurde durch einen Grosslogenbeschluss vom 27. Dezember 1721 einer Commission von vierzehn Brüdern übertragen. Die Royal-Arch-Maurerei hat sieben Grade.




    1) Heldmann, S 434.
    2) Fallou, a. a. O., S. 76.